Ich Würde Gerne Schreiben

[Fluke]

Hallo ihr Lieben

Bin neu hier und wollte mal aus dem Fenster meines kleinen Schreibzimmers in die große Welt der Autoren blicken.
Als Einstieg lass ich mal ein kurzes, selbsterklärendes Gedicht von mir mit dem Titel „Ich Würde Gerne Schreiben“ hier und hoffe, dass jemand darüber stolpert.
Vielen Dank schon mal fürs Lesen und das Feedback. Ich freue mich auf einen regen Austausch spannender und interessanter Texte jeglicher Art.

Schönen Abend und schönes Wochenende
Fluke

Ich Würde Gerne Schreiben

Ich würde gerne schreiben. Doch über was?

Keine Ideen. Kopf sagt: „Ach, lassen wir das.“

Ich würde gerne schreiben. Aber worüber?

Wenn ich’s nur wüsste. Kopf sagt: „Lassen wir’s lieber.“

Ich würde gerne schreiben. Doch Gedanken, die ziehen,

Wild ihre Bahnen, als würden sie fliehen.

Als würden sie fliehen in endlose Weiten.

Hinterlassen ein Wirrwarr aus voll leeren Seiten.

„Voll leere Seiten? Ja, was jetzt genau?

Voll oder leer?“, fragt mich mein Kopf, die Klugscheißersau.

„Ein Paradoxon“, spricht er neunmalklug.

„So wie: »Ich lüge gerade.« Ein großer Unfug!

Denn, wenn ich löge, würde ich ja die Wahrheit sagen.

Was wiederum eine Lüge wäre. Noch Fragen?“

„Jetzt lass mich mal denken!“, schrei ich ihn an.

Bevor Herr Scheiß-Kluge-Sau erneut sprechen kann.

Ich würde gerne schreiben. Worüber? Mittlerweile egal.

Statt Konzentration alles nulldimensional.

Und während ich denke, zweifle und grübel,

Merke ich, fliehende Gedanken, gar nicht so übel.

Denn vielleicht habe ich es nur falsch interpretiert.

Und das, was gerade wirklich passiert,

Ist gar keine Flucht, sondern Erkunden.

Sie drehen gespannt in der Welt ihre Runden.

Ist gar kein Wirrwarr, sondern gibt Sinn.

Freie Gedanken, ein echter Gewinn.

Hoffnungsvoll mutiere ich zum Dirigent‘,

Dessen Orchester Noten nicht kennt.

Aber das Chaos klingt dennoch unglaublich sortiert.

So dass ich einfach nur lausche. Gespannt, was passiert.

Ich rufe im Geiste: „Los ihr Gedanken!

Springt über Flüsse, Häuser und Schranken.

Brecht alle Regeln, erforscht alle Ritzen!

Lasst Gewitter toben aus Gedankenblitzen!

Malt bunte Welten, verliert und findet euch wieder.

Spielt bitte noch mehr chaotische Lieder.“

Und letztlich kommen alle Gedanken wieder zu mir,

Doch liegt da noch immer das voll leere Papier.

Ich würde gerne schreiben. Worüber? Ich weiß es nicht!

Mein Kopf flüstert sanft: „Gedankengedicht…“

[Alex_Sassland]

Willkommen im Forum!
Hier findest Du viele Anregungen, um die fliehenden und zurückgekehrten Gedanken dann doch noch auf dann nicht mehr leere Seiten zu bannen, viel Austausch und, wenn gewünscht, auch konstruktive Kritik.

Mir hat Dein Gedicht gefallen (ich fand mich durchaus auch selbst darin wieder) - bis auf den Kraftausdruck, auch noch zweimal …

[Fluke]

Danke für deine Zeit und deine Perspektive, Alex.

Ich habe auch überlegt, ob ich den Ausdruck so benutzen soll. Es wäre ja durchaus möglich gewesen, den Moment auch weniger direkt zu beschreiben. Bin dann aber zu der Entscheidung gekommen, dass es so doch am besten zeigt, wie ich persönlich mich in solchen Situationen manchmal fühle und dass der Kopf in dem Moment dann nicht mein bester Freund ist.

[Pferdefrau]

Moin und herzlich willkommen!
Tolles Gedicht! Und ich glaube, die Seiten werden nicht lange leer bleiben …

[nathschlaeger]

Guten Morgen!

Das bedrängende Gefühl, schreiben zu wollen, ja, zu müssen, aber kein Thema zu haben, das kenne ich nur zu gut. Die Hand muss in Bewegung bleiben, meint Natalie Goldberg, und Mann, hat die gute Frau recht!
Sehr geholfen haben mir Peter Handkes „Beobachtungen“. Eine Methode, bei der man handschriftlich Notizbücher mit Alltagsbeobachtungen vollkritzelt. Vorteil: Die Hand bleibt in Bewegung, die Beobachtungsgabe wird geschärft, man wird zur Kamera, die das Leben beobachtet und nicht wertet.
Man muss nicht mit einem Roman anfangen, nicht mit einer Novelle oder einer Kurzgeschichte. Man gibt einfach einem Bedürfnis nach, und durch dieses Nachgeben bereichert man sein Leben, den Alltag, man verleiht den Beobachtungen Wert.

Peter Handke: Das Gewicht der Welt

Liebe Grüße!
Peter