Anbei eine Kurzgeschichte in Reiseberichtform. Bin gespannt, ob ihr erratet, um welches lustige Volk es sich bei den Feiernden handelt!
Gruß
Super Girl
(Ohne Überschrift, die würde sonst zu viel verraten!)
„Immer rein in die gute Stube! Gut seht ihr zwei aus!“ Mit diesen Worten wurden mein Vater und ich von Ramhaz begrüßt. Der lustige Mann mit der braunen Zipfelmütze ließ es sich nicht nehmen uns mit einer herzlichen Umarmung auf der Skihütte willkommen zu heißen. Ihm folgten drei weitere Zipfelmützenträger. Loko, der mir schelmisch zuzwinkerte, Aydin, die meinen Vater umarmte sowie Zarzak, der sogleich einen Begrüßungsschnaps austeilte.
Wir hingen unsere dicken Pelzmützen an die vorgesehenen Haken, dann verstauten mein Vater und ich unser Reisegepäck. Das Holz unter unseren Füßen knarzte, als wir die Eichenholztreppe nach oben gingen. Mein Vater und ich hatten uns Wechselwäsche und Proviant für die nächsten Tage mitgebracht, die wir auf der Hütte verbringen würden.
Unsere Gastgeber erwarteten uns bereits. Aydin stand, tüchtig wie immer, in der Küche und bereitete das verspätete Mittagessen zu. Ihre Hände wischte sie sich an der grünen Küchenschürze ab, dann schüttelte sie meinem Vater und mir nochmals kräftig die rechte Hand. Dabei stieg mir ein Geruch von heißen Würsten und frisch gebackenem Brot in die Nase.
Wir begrüßten die übrigen Herrschaften, die bereits im Esszimmer Platz genommen und uns nicht im Eingangsbereich begrüßt hatten. Den hinkenden Humarak, den bulligen Ottawa und dessen Vater, der von allen nur Spikes gerufen wurde. Spikes und mein Vater begrüßten sich mit Schulterklopfen, da sie sich von früheren Kneipenabenden kannten.
Dem verspäteten Mittagessen folgte ein gemütlicher Hüttenabend mit Spiel und Spaß. Da ich von vorangegangenen Hüttenbesuchen wusste, dass die anderen gerne bis in die späten Nachtstunden feierten und es obendrein im Bettenlager sehr kalt war, blieben wir überwiegend in der vom Holzofen beheizten Essensstube. Wir spielten Kartenspiele und tranken mehrmals auf Humarak, der sein achtzigstes Lebensjahr erreicht hatte. Dabei floss reichlich Bier.
Am nächsten Morgen, nach einem üppigen Frühstück, kamen nächsten Gäste an. Mit Videlix, Jorin und Feifer, den jüngsten Burschen im Bunde, verstand ich mich prächtig. Ich schüttelte jedem von ihnen kräftig die Hand, so wie es bei den Zipfelmützenträgern der Brauch war. Daraufhin erzählte mir Jorin, dass er als gelernter Koch für den Abend ein Überraschungsmenü für den Geburtstagsjubilar zaubern würde. Dabei sollten ihm Videlix und Feifer zur Hand gehen.
Nach einem herzhaften Mittagessen, es gab Bratkartoffeln mit Speck und gerösteten Zwiebeln, schloss ich mich einer Gruppe für eine Winterwanderung an. Wir tauschten unsere Zipfelmützen mit unseren Pelzmützen und den dicken Wintermänteln. Da es draußen geschneit hatte, war diese zusätzliche Wärme dringend nötig. Mein Vater, Ramhaz, Loko und ich machten uns mit Wanderstöcken bewaffnet auf den Weg. Ich verabschiedete mich von Jorin, der eifrig Zutaten in eine Suppenschüssel gab.
„Bis später dann. Aber ein bisschen Bewegung muss sein!“, rief ich ihm zu. „Immerhin gibt es später noch ein deftiges Abendessen, wie ich euch Hobbyköche kenne!“
Dies bestätigte Jorin mit einem Kopfnicken.
Von der Aussichtsplattform des Rennberghauses aus konnte man direkt auf die Berglandschaft blicken. Somit wurde unser anstrengender Aufstieg entsprechend belohnt. Da Loko, Ramhaz und ich unbedingt in der Rennbergstube einkehren wollten, fügte sich mein Vater nur widerwillig der Mehrheit. Wir gönnten uns einen cremigen Kaffee. Ich mit Milch, mein Vater ohne Milch.
Nach dieser guten Stärkung wanderten wir zurück. Auf halber Strecke stellte Loko fest, dass er seine Wanderstöcke in der Rennbergstube vergessen hatte. Deshalb kehrte ich mit ihm zurück, während die anderen auf uns warteten. Von Loko erfuhr ich im Gespräch unter vier Augen, dass er die Stöcke mit Absicht zurückgelassen hatte, denn er wollte mir ein Geheimnis anvertrauen. Über eine Bodenluke in der Rennbergstube konnte man durch ein Splingloch in eine andere Zone dieser Welt gelangen. Nur Loko und der Wirt der Rennbergstube wussten davon. Und jetzt auch ich. Ich versprach Loko, dieses Geheimnis für mich zu behalten, erst dann kehrten wir, dieses Mal mit Lokos Wanderstöcken zur Gruppe zurück.
Bis zum geplanten Überraschungsmenü am Abend mussten wir uns die Zeit vertreiben. Loko und ich hatten uns in ein Nebenzimmer verkrochen und tauschten Geheimnisse miteinander aus. Dabei erfuhr ich, dass es in dieser Welt noch mehr Splinglöcher gab. Da Loko mittlerweile wieder seine Zipfelmütze trug, kramte er in der Innentasche dieser Mütze und faltete einen vergilbten Zettel auseinander. Es war eine Karte, auf der sämtliche Splinglöcher dieser Welt verzeichnet waren. Zu meiner Überraschung reichte er mir die Karte. Obwohl wir unter uns waren, flüsterte er: „Ich bin im Besitz eines exakten Duplikats dieser Karte. Du kannst die echte Karte ruhig behalten!“ Er zwinkerte mir zu, ich zwinkerte zurück.
Wie gut, dass die anderen so sehr in ihre Gespräche vertieft waren, dass sie unser Fehlen gar nicht bemerkten. Die Zeit verging dann plötzlich wie im Flug. Natürlich unterhielt ich mich auch mit den anderen Herren. Insbesondere Jorin, Feifer und Videlix löcherte ich mit Fragen rund um das Thema Ernährung.
Als ersten Gang kredenzten die Köche uns eine deftige Rinderbrühe mit Fleischeinlage. Der Hauptgang bestand aus kleinen Krautwickeln, Entenfleisch und Kürbismus. Der dritte Gang wurde schließlich als Nachspeise gereicht. Hier bekamen wir gebackene Äpfel mit Nüssen und einer süßlichen Soße, die nach Vanille duftete. Das Überraschungsmenü schmeckte herrlich.
Im Anschluss an das leckere Essen gab es eine große Feier zu Ehren des Geburtstagsjubilars. Es wurden zünftige Lieder gesungen, zu dessen Rhythmus ich mitwippte. Der bullige Ottawa wurde ständig von seinem Vater zum Bier holen ins Bierlager geschickt. Ich löste ihn nach einer Weile ab, denn der Arme tat mir irgendwie leid. Er war genau wie der hinkende Humarak nicht gut zu Fuß.
Es floss reichlich Bier, ich hingegen war mittlerweile auf Wasser umgestiegen, da ich nicht so viel Alkohol vertrug. Spikes verschüttete nach dem gefühlt siebten Bier das achte über seinen Klamotten. Meinen Vater hätte es auch beinahe getroffen, wäre er nicht rechtzeitig zur Seite gesprungen. Daraufhin musste sich Spikes umziehen und eine Hose seines Sohnes borgen. Der Jubilar hielt eine Ansprache und fiel dabei beinahe vom Stuhl, auf den er geklettert war, um sich den nötigen Respekt zu verschaffen. Alles in allem war es ein gelungener und lustiger Abend.
In der Nacht studierte ich die Karte von Loko. Ich beschloss noch während unseres Urlaubes dem Geheimnis der Splinglöcher auf den Grund zu gehen!