Eigentlich ist es nur ein Klick, nicht mehr und nicht weniger. Ein Off-Button der den Computer runterfährt. Technisch zumindest nichts anderes und doch so viel mehr. Am Sonntag. Am Sonntag wird sie abgestellt. Ich weine schon heute leise als er es mir sagt.
Oh, damit habe ich nicht gerechnet, als ich eben mal kurz bei der Community vorbeischauen wollte.
Das klingt nach einem ganz furchtbaren Ereignis.
Wenn es das ist, was in dem Text angedeutet ist, kann ich Deine Verzweiflung nachvollziehen und bin in Gedanken bei Dir.
Man darf unendlich traurig und auch verzweifelt sein.
Mit betrinken kann ich nicht dienen.
Ich reagiere mit völliger Abstinenz auf Krisen. Auch, um den Kopf frei zu halten und Kontrolle zu behalten. Aber es geht nicht um meinen Umgang damit.
Wichtig ist, dass Du jetzt nicht allein bist. Es würde mir besser gehen, wenn Du Freunde oder Familie um Dich hast. Geht das?
Solltest Du den Eindruck haben direkte Hilfe zu brauchen, möchte ich Dich bitten die 116 117 zu wählen. Das ist der hausärztliche Bereitschaftsdienst. Die können direkt bei Dir vor Ort helfen und/oder Hilfe vermitteln.
Ahhh Mist, kann ich nicht löschen (vermutlich weil ich es vorhin kurz nach dem Schreiben versucht habe aber dann so ein komisches Loch entstanden ist)…
Da liegt noch die Story über Hilda auf meinen Desktop. Hilda, die Opernsängerin. Die einmal die Tosca gab und nie wieder aus der Rolle stieg. Die alle Wahnsinnigkeiten der Psychiatrie der 70er und 80er Jahre erlebte . Und überlebte. Die mit einer Axt Katzenfutter einkaufen ging. Das sie dann selber aß. Die den Chefarzt mit einem Blick zum Schweigen bringen konnte. Die mit 72 Jahren einen Polizeiwagen zerlegte. In Handschellen! Deren Mamma-Ca perforierte. Die keine Schmerzmedis wollte, weil ihr lieber Herr Jesus am Kreuz auch keine bekam. Die mich lehrte, dass nicht alles möglich ist und dass genau das sinnvoll ist. Bei deren Begräbnis nur die Stationsärztin und ich waren.
Ja, diese Story auf meinen Desktop. Die seit einem Jahr wartet, fertiggeschrieben zu werden. Und deren Ende ich nicht schreiben möchte, weil ich nicht zugeben will, dass ich Hilda nicht retten konnte, damals 1992. Ich dummer grüner Junge. Damals wie heute.
Aber sie muss fertiggeschrieben werden, diese Geschichte. Sonst war Hildas Sterben umsonst.
Ihr werdet sie demnächst lesen.
Ihr Leben war natürlich nicht umsonst. Und bei dem Tod ist es, glaube ich, für medizinisches Personal (zumindest bei empathischem medizinischem Personal) bei manchen Patienten so, dass man sich fragt - hätte ich irgendetwas tun können um es zu verhindern oder zumindest das vorherige Leiden zu lindern. Und gerade bei psychiatrischen Patienten sind die Schicksale häufig so drastisch, dass man denkt man hätte mehr tun können/ müssen/ sollen (siehe exulzeriertes Mamma Ca oben - das passiert ja erst wenn man es lange ignoriert hat/ keine diesbzgl. Therapie zugelassen hat oder es niemandem gezeigt hat und im Palliativzustand keine Schmerztherapie zu wünschen ist auch sehr hart). Und auch wenn wir aus diesen Verläufen lernen, hat Hilda auf alle Fälle eine Geschichte verdient. (Und auch wenn der Gschichtldrucker diese schon im Herzen trägt, möchte ich sie doch sehr gerne lesen.)
Ich habe lediglich auf diesen Satz reagiert. Wobei auch das so nicht stimmt. Dass Hilda eine geschriebene Geschichte verdient hat stelle ich überhaupt nicht in Abrede. Ich wollte den umgekehrten Aspekt beleuchten: Ihr leben und Sterben wird nicht erst durch die geschriebene Geschichte sinnvoll. Jedoch mögen andere durch das Aufschreiben davon profitieren, wodurch ein „Mehrwert“ (entschuldigt, das klingt so nüchtern) entsteht.
Bei solchen Situationen empfinde ich es als schwierig, etwas „sinnvolles“ zu sagen. Meistens sage ich gar nichts, aber hier hat es mir unter den Nägeln gebrannt.
Ich versteh dich vollkommen, @Marc. Aber profitieren oder einen Mehrwert (im marxschen Sinn, denn anders macht das gar keinen) wollte ich dadurch sicher nicht entstehen lassen.
Wie ich es verstanden haben wollte ist, dass es keinen Sinn macht, ihre Geschichte nicht zu schreiben.
Ich muss dir widersprechen. Marx ist nicht der einzige Massstab wenn es um Wert(voll) geht. Es gibt noch andere, wertvollere Werte. Einen hast du gefunden.
Du widersprichst mir gar nicht. Der ökonomische Begriff des Mehrwerts wurde aber von Charley himself erfunden.
IÜ sei dir sicher: ich habe mehr als nur einen Wert gefunden. Viel mehr.