Hist. Roman: Fußnoten oder Nachtrag?

Ich sitze derzeit an meinem ersten historischen Roman. Der beruht auf belegten Fakten, an denen sich auch der fiktive Teil der Handlung orientiert.
Auf Fußnoten würde ich gerne verzichten, da diese den Lesefluss stören. Stattdessen möchte ich am Ende der Geschichte Infos zu realen Personen, Orten und Ereignissen als Addendum anhängen. Vielleicht sogar mit einer Zeittafel.

Ist das bei Romanen üblich? Oder sollte ich darauf lieber verzichten und für die recht umfangreichen Infos besser auf meine Website verweisen?

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Die Frage ist schwierig. Das Erste, was mir einfiel war: Ich möchte kein Buch lesen und parallel dazu ins Internet gehen, um Informationen zu bekommen. Wenn ich ein Buch lese, liege ich auf der Couch oder sitze in meinem Schaukelstuhl und will nix anderes halten als das Buch und einen Becher Kaffee oder Tee.

Aber warum sind diese Infos nötig, wenn du sie nicht im Roman einbauen kannst? Bei meinen eigenen Recherchen, die wirklich aufwendig und umfangreich waren, habe ich versucht, so viel wie möglich einzuarbeiten. Alles andere half mir nur selbst beim Schreiben, um eine Stimmung gut einzufangen oder Personen richtig darzustellen.
Ich glaube, ich fände den Anhang am Besten. Fußnoten hasse ich auch. :slightly_smiling_face:

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@KayGee … ich hab ein bisschen Sorge, dass es in Info-Dump ausarten könnte und die Erzählung unnötig belastet. Mehr als 400 Seiten möchte ich nicht füllen. Das könnte eng werden, mit all den Zusatzinfos.

Absolute Zustimmung!

Ich lese eigentlich zu wenige ernsthafte historische Romane, um wirklich beurteilen zu können, was „üblich“ ist.
Was mir gelegentlich begegnet ist, sind

  • hinten angehängte Landkarten. Eine Zeittafel habe ich auch gelegentlich in einem Roman gesehen.
  • ein Glossar, natürlich!
  • eine Liste mit Quellenangaben (seltener)
  • ein Nachwort, in dem der Autor aufzählt, an welchen Stellen er etwas frei erfunden hat, und sich quasi dafür rechtfertigt und entschuldigt (vor allem bei Bibelromanen, in denen die biblische Geschichte stark ausgeschmückt wurde)

Ich denke, es wäre total im üblichen Bereich, die Infos, die du zu Personen, Orten und Ereignissen geben willst, einfach einzeln und alphabetisch im Glossar aufzuführen.

Wenn du längere Geschichten zu verschiedenen Ereignissen anhängen möchtest, wäre das vermutlich eher unüblich. Also, wenn ich als Leser ein 400-Seiten-Buch kaufen würde, und der Roman darin schon nach 230 Seiten enden würde, und dann 170 Seiten lang nur noch Anhänge kämen, wäre ich am Ende vielleicht nicht ganz glücklich mit dem Kauf. :wink:

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du glaubst nicht wirklich, dass ich einen ernsthaften historischen Roman schreiben kann. Oder?

Das Schöne ist, dass die echte Geschichte zuweilen so kafkaesk ist, dass ich sogar bei den historischen Fakten ständig lachen muss. Weinen, auch manchmal.

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Ich glaube, dass du einen außergewöhnlichen Stil hast. Aber du hattest ausdrücklich danach gefragt, was „üblich“ ist.
:face_with_peeking_eye:

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Ich meine, dass alles richtig ist, was du für richtig hälst.
Anmerkungen zu Personen, Orten und gewissen histrischen Ereignissen habe ich auch schon am Anfang eines Buches gefunden.

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Du sprichst mir aus der Seele. Deshalb denke ich, dass man entweder die Info gut in die Geschichte einflechten kann oder rauslässt.
@Neri nun bin ich aber interessiert, warum du dich selbst auf 400 Seiten eingrenzt? Stört das nicht deinen Schreibfluss?

Nein. Zudem liegen meiner Entscheidung praktische Überlegungen zugrunde.

  1. ein Buch für 29.90 Euro lässt sich leichter verkaufen, als eins für 49.90 Euro.
  2. Die Käuferinnen und Käufer werden auch nicht so schwer schleppen müssen.
  3. Ich möchte Leserinnen und Leser weder mit der Geschichte, noch mit dem gebundenen Buch erschlagen.
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Leichter ist gar kein Ausdruck. Wer hat schon 50,- € für ein Buch übrig?

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Menschen, die in meinem Buch ein Satussymbol sehen :wink: … es geht schließlich um Kunstgeschichte. Das macht schon was her.

Ich kann dir nur Antworten was ich als Leser bevorzugen würde.
Es kommt drauf an: Ist der Anhang für Leser die vielleicht mehr über die Historischen Gegebenheiten wissen wollen? Oder braucht der Leser die Infos um deinen Roman zu verstehen?
In ersten Fall würde es darauf ankommen wie umfangreich der Anhang ist. Sind es relativ wenige Seiten können die Infos am Ende des Buches kommen, ansonsten eher Webseite mit Hinweis oder Link im Buch.
Im zweiten Fall muss ich sagen weder noch. Beim Lesen will ich weder im Internet suchen noch im Buch hin und her Blättern müssen. Die Infos die der Leser braucht sollten auch im Roman stehen.

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du hast genau die wichtigste Frage angeschnitten, die mich derzeit beschäftigt.
Es geht um moderne Kunst und moderne Kunst lässt sich schwer erklären. Was ich mir vorstelle, ist eine Geschichte, die dem Bild „Femme a la mandoline“ ähnelt (ich weiß nicht mal genau, ob es von Picasso oder von Braque ist. Beide haben um 1910 nahezu identisch gemalt; manchmal sogar beide am selben bild.)
Meine Geschichte setzt sich ebenfalls aus Fragmenten zusammen, die in Summe ein überaschendes Bild abliefern. Das müssen und können sich Leserinnen und Leser selbst aus den Einzelteilen zusammensetzen. Dabei sollen aber auch die Einzelteile jedes für sich eine eigene Geschichte erzählen.

Mir fällt sofort der historische Romanthriller von Umberto Ecco „Im Namen der Rose“ ein. Dort waren in meiner Ausgabe alle Fußnoten am Romanende aufgeführt. Es waren viele, sehr viele. Bei meinem damaligen Interesse hätte ich mir die zur jeweiligen Seiten unten gewünscht, um das ständige Blättern zu vermeiden. Aber ich glaube, dass dürfte eher selten bei anderen Lesern so gewünscht gewesen sein.
Aber extra auf eine Webseite zu gehen um zu lesen wäre gar nicht mein Ding.
Dennoch: aus wirtschaftlicher Überlegung spart es natürlich Druckkosten beim Buch. Es kommt also auch etwas auf die Menge an.
Bei vielen EDV- oder Tutorialbüchern gibt es einen Code für eine Webseite, wo man eingeladen wird, sich Übungen oder Zusatzinfos herunterzuladen, wenn man das Thema für sich vertiefen will. Vielleicht erweckt dieses „Bonus-Angebot“ sogar das Gefühl von einem Buchmehrwert. Wir Menschen sind ja nicht nur rational aufgestellt. Wenn dort in Deinen Fall ein PDF zum Downloaden hinterlegt wäre, könnte sich der weiter interessierte Kunde/Leser überlegen, ob er es sich ausdruckt, auf Tablet/Handy parallel lesen will oder unbeachtet lässt.
Dann wäre dieser Druckkostenteil nicht mehr im Buchpreis einzukalkulieren, der Leser könnte sich überlegen, wie er diese Informationen für sich selbst nutzen will und ob er es lieber in Papier- oder Digitalformat vor sich haben möchte.
Das sind meine spontanen Überlegungen dazu.

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Auf keinen Fall Fußnoten! Das zerstört den Lesefluss und man kommt sich wie in einem Sachbuch, statt wie in einem Roman vor. Ich lese viel historische Romane (und schreibe sie auch). Üblich ist (und ich finde das auch am besten), am Ende ein Kapitel „Historische Anmerkungen“ oder ähnlich anzufügen. Dort und nur dort, solltest du erklären, was Fakten sind und was reine Fiktion. Allerdings bitte auch das im Erzählstil und nicht Sachbuchartig. Was zusätzlich geht, sind Tafeln, Bilder oder Tabellen, also z.B. Stammbäume, Charakterlisten, Karten.

Mein Kapitel „Historische Anmerkungen“ startet zum Beispiel so:

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@writers_headroom Du hast das sehr gut umgesetzt.Verrätst du mir, wie umfangreich deine Anmerkungen in dieser Form gworden sind?

Andreas Eschbach verwendet in seinem Buch „Der Jesus-Deal“ vor seinen Kapiteln gelegentlich ein paar „Fundstücke“ aus der Presse. Allerdings sind die höchstens eine Seite lang.

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Kauf das Buch, da erwirbst du günstig eine Vorlage! Haha, nein, im Ernst:
Es sind 6 Seiten in diesem Stil, dazu kommen noch 3 Seiten Charakterlisten in denen auch vermerkt ist, ob es eine historische Person ist:
image

Dann noch je eine Seite zu den hethitischen/griechischen/ägyptischen Göttern, die in dem Buch erwähnt werden 8sie treten natürlich nicht auf, denn es ist ja keine Fantasy, aber sie gehören eben zur Kopfwelt der Protagonisten:

Und 2 Seiten zu den Orten, die im Buch vorkommen, inkl. ihrer heutigen Bezeichnungen:

Das ist alles hinten im Buch. Ganz vorne habe ich eine Karte.

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Das habe ich vor. Dein Buch steht weit oben auf meiner liste. Zuvor sind aber noch ein paar Biografien an der Reihe, die ich für meine Recherche lesen muss.

Das empfinde ich als perfekte Lösung. So kenne ich es aus div. Historischen Romanen. Wenn der Leser in die Hintergründe einsteigen will, kann er es am Ende des Romans tun. Das wird bei einer glaubwürdigen Geschichte der Fall sein.