Ganz ehrlich: Hier würde ich, fände ich solche Alternativlösungen am Ende eines Buches, erstmalig mein Gesetz alles zu lesen, brechen.
Das Lied von der Glocke
Möchtest du gern all die verworfenen Strophen lesen, die Schiller einst produzierte, um sein Gedicht zu schreiben? Ich nicht, denn Schiller hat gefeilt und gefeilt, er hat sein Herzblut reingesteckt, er hat es auf den Punkt gebracht. Er hat geschrieben und verworfen, damit die Leser hinterher ein perfektes Produkt haben. Kaum ein Leser (außer vielleicht Autoren und Germanisten) interessiert, was alles von dem Lied nicht veröffentlicht wurde.
Verzeih, wenn ich dir zu nahe trete, aber du bist nicht Schiller. Zu glauben, Leser interessierte, wie dein Roman zustandekam, wie deine Gedanken ablaufen, der Entstehungsprozess, zeugt von unerschütterlichem Selbstbewusstsein. Du kannst froh sein, wenn dein Buch überhaupt Leser findet. Das meine ich gar nicht abwertend, aber es ist eine Tatsache, dass Neuautoren es schwer haben. Selbst die mit Verlag.
Mein Vorschlag wäre, dich hinzusetzen und alles, aber auch alles zu geben, um ein glänzendes, herhausragendes Buch auf den Markt zu bringen. Wenn du hunderttausend verkauft hast, dann stell uns (oder besser deinen Lesern auf Social-Media) diese Frage noch einmal. Vorher klingt das … ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Vorher ist das schräg. Wie ein Musiker, der tausend Autogrammkarten drucken lässt, bevor er sein erstes Konzert gespielt hat.
tl/dr Die Leser, die Zusatzmaterial interessiert, findest du im niedrigsten Prozentbereich.
Ob ‚die Menschen‘ ein Interesse daran hätten, kann man so pauschal wohl gar nicht sagen. Für die meisten Belletristikgenres wollen die Leser eine stimmige Story, die sie gut unterhält und sie zum Schluss mit einer gewissen Befriedigung zurücklässst. Nicht mehr und nicht weniger. Ob alternative Szenen da einen echten Mehrwert bieten - keine Ahnung, hier bei dem Äpfel-Beispiel würde ich das Buch mit dezentem Gähnen zuklappen.
Gut möglich, dass es einen kleinen Kreis gibt, den so etwas brennend interessiert, allzu groß dürfte der aber nicht sein.
Mein Reflex war: Ja, nette Idee, so machen YouTuber es ja auch gern einmal, zeigen, was alles schief gegangen ist, bis der Clip stand. Das könnte dem Zeitgeist entsprechen. Dann las ich den Kommentar von @Endgegnerin und bin umgeschwenkt.