Aw: Hilfreiche Literatur
Hallo,
ich habe auch noch ein paar bisher ungenannte Werke beizusteuern, die mir geholfen haben:
Wenn man noch ganz neu ist und es gerne sauber strukturiert mag, erst einmal überhaupt auf der Suche nach einer Methodik ist und die Grundlagen erlernen will, dann empfehle ich:
Writing Fiction for Dummies von Randy Ingermanson, Peter Economy
Wenn man Probleme mit der bildhaften Sprache hat, dann helfen die Bücher:
Garantiert Schreiben lernen von Gabriele L. Rico (allerdings hätte ein Drittel des Buchs ausgereicht, um die Methode trotzdem in allen Facetten darzustellen)
und Word Painting: A Guide to Writing More Descriptively von Rebecca McClanahan.
Einen guten Werkzeugkasten stilistischer Elemente liefert:
Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben - Handbuch für Autoren, Journalisten, Texter von Roy Peter Clark.
Außerdem kann ich den Blog und die Ratgeber von Stefan Waldscheidt (www.schriftzeit.de) empfehlen, da gibt es Unmengen Beispiele aus Filmen und Büchern für das, was man machen sollte oder besser doch nicht.
Erst vor einiger Zeit bin ich auf etwas gestoßen, das für mich wirklich nachhaltig die Erfahrung des Schreibens verändert hat, was Struktur und Aufbau betrifft. Nachdem ich bereits länger großer Fan des universellen Erzählmusters der Heldenreise bin (Hierzu lesenswert Der Heros in tausend Gestalten von Joseph Campbell oder Die Odyssee des Drehbuchschreibers von Christopher Vogler), habe ich etwas gefunden, das m.E. nach eine revolutionäre neue Erzähltheorie ist - obwohl sie gar nicht mehr so neu ist:
Dramatica dramatica.com. In der Theorie geht darum, wie man die wesentlichen Elemente einer Geschichte - Genre, Thema, Plot und Charaktere - so verbindet, dass sie ein organisches Ganzes ergeben und die intendierte Aussage des Authors bestmöglich unterstützen. Ich habe mich bereits seit einigen Monaten mit der Theorie beschäftigt, die einem zugegebenermaßen nicht so ohne Weiteres ins Ohr träufelt. Obwohl die - wirklich umfangreiche - Theorie kostenlos ist, habe ich mir schließlich auch die Software zugelegt, die ein mathematisches Abbild der Theorie ist, und es einem erlaubt, anhand bestimmter Parameter optimale Kombinationen der dramaturgischen Elemente zu erzeugen.
Das klang für mich zu Beginn auch alles etwas nach Erzählkabbala oder Schreiben nach Zahlen, ist es aber nicht. Es beschränkt auch die Kreativität in keinster Weise, eigentlich eher im Gegenteil. Als Ergebnis könnte man z.B. eine sog. Storyform erhalten, wie sie Romeo und Julia zugrunde liegt. Allerdings kann man diese Storyform auch völlig anders encodieren, und so West Side Story schreiben. Trotzdem sind beide Geschichten von der inneren Struktur identisch, weil wesentliche Parameter einer Geschichte identisch belegt sind (Beispiel: Story Outcome ist Success, weil die verfeindeten Familien/Gangs sich versöhnen (das originäre Ziel), Story Judgement ist Bad, weil Romeo/Tony als Hauptcharakter sein persönliches Ziel verfehlt). Und beides sind ja zweifellos großartige Werke, die also irgendetwas richtig gemacht haben müssen; bei denen nicht nur die sprachliche Ausdruckskraft des Authors überzeugt, sondern auch alle Elemente in einer stimmigen, sich gegenseitig unterstützenden Gesamtkomposition vereinigt sind.
Ich habe aufgrund dessen einige radikale Plotänderungen meines Romanprojekts vorgenommen und dies hat genau die Stellen ausgebügelt, bei denen ich mich vorher gefragt habe, warum zum Teufel sich beim Schreiben keine Gänsehaut eingestellt hat. Außerdem macht die Theorie einige tiefe Aussagen über Charaktere, die weit über die Allgemeinplätze dreidimensionaler Figuren hinausgehen.
Wenn man die Theorie einmal sehr praktisch bei der Arbeit erleben will, dann empfehle ich die Film- und Buchanalysen auf der Webseite und das Buch eines Drehbuchschreibers hierzu: Dramatica for Screenwriters: How to Get the Most out of Dramatica Pro & Write Great Scripts von Saldaña-Mora
So, ich höre jetzt mal auf, bevor die Begeisterung noch ganz mit mir durchgeht . Würde mich freuen, wenn die Informationen jemandem helfen.
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