Ich schreibe an einen Fantasyroman und brauche dringend kostruktive Kritik. Zögert nicht mit ehrlichen Meinungen. Sie können mir nur helfen. Hier ist schon einmal der Prolog:
Prolog
Die Zukunft hat viele Namen: Für die Schwachen ist sie
das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte,
für die Mutigen die Chance.
(Victor Hugo)
In den steinernen Katakomben herrschte eine unnatürliche Stille. Nicht einmal das Wasser, das von der Decke tropfte, schien ein Geräusch zu erzeugen. Durch diese unerträgliche Ruhe tappte Konuk, der erst vor wenigen Tagen zum Heilerschüler ernannt worden war. Die Tradition der Elfen verpflichtete den jungen Elfen dazu, nach seiner Ernennung die Dimension der Träume zu betreten, um Elyn zu bekommen. Ein Zeichen, das die Götter seine Dienste wertschätzten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie Konuks Bitten nicht erhört. Missmutig sprang der junge Heilerschüler über eine Steinsäule, rutschte dabei auf dem feuchten Moos aus, dass sie bedeckte. Unsanft landete er auf den Boden und rappelte sich schimpfend auf. Waren die allwissenden Götter nicht in der Lage, ihm das Elyn auf einen einfacheren Weg zu geben?
„Mäßige deine Gedanken, Junge. Es ist nie ratsam, die Götter zu verspotten.“
Die Stimme drang so unvermutet in Konuks Ohr, dass er erstaunt den Kopf hob.
„V- Verzeihung …“,
dem jungen Elf war nicht klar, was er dazu sagen konnte. Auf dem Elyn wurde man nicht vorbereitet. Man nahm die Prophezeiungen so, wie sie kamen. Ihm war nicht einmal klar, mit wem er sprach. Die Götter waren schon vor vielen Zeitaltern verschwunden, nur ihre Stimmen waren geblieben.
„Ich - ich bin Konuk.“, der Heilerschüler straffte die Schultern. Bei dem Elyn dürfte man keine Angst zeigen. Die Götter verweigerten Feiglingen das Elyn und wenn das geschah, wäre Konuk ein Geächteter, „Ich bin hier, um das Elyn von den Göttern zu empfangen. Und ich werde euren Prophezeiungen lauschen. Erst dann – gehe ich wieder.“
Ein Gelächter schien gleichzeitig aus allen Winkel der Katakomben zu dröhnen. Es klang nicht wie das Lachen eines Menschen. Eher wie das misstönende Krächzen einer Krähe.
„Du hast Mut, mein Reich zu betreten. Wenn du ein Mensch wärst, würde ich dich auf der Stelle töten.“
Konuk schluckte schwer. So sprach kein Gott. Wer auch immer das Wort an ihn richtete, war weder ein Mensch, noch ein Gott. Es war etwas ganz anderes. Dennoch beabsichtigte Konuk nicht, aus der Traumdimension zu fliehen. Er war mitten im Elyn und konnte nicht ohne eine Prophezeiung gehen, egal woher sie kam.
„Ich könnte dich natürlich auch den Launen meiner Kinder aussetzen. Sie sind immer hungrig. Gegen frisches Fleisch haben sie nie etwas auszusetzen.“
Konuk schaute sich um. Kleine, gemeine Augen blitzten aus dem Dämmerlicht heraus. Ein lautes Krächzen war zu hören. Krähen. Wie viele es waren, vermochte der Heilerschüler nicht zu sagen.
„Ich – ich werde nicht von hier zu verschwinden. Nicht bevor ich eine Prophezeiung von den Göttern bekommen habe.“
Ein kalter Windhauch strich über Konuks Gesicht.
„Hier gibt es keine Götter.“, etwas schlürfte langsam auf ihn zu, „Die Mächtigen interessieren sich nicht mehr für diese Welt. Dennoch beweist du Mut, an diesen Ort zu erscheinen. Und Mut gehört belohnt. Nun gut, du sollst deine Prophezeiung bekommen.“
Die Stimme stieß ein leises Zischen aus und die Krähen flogen aus dem Dämmerlicht heraus. Schlagartig war Konuk von flatternden, schwarz gefiederten Leibern umgeben. Es wurde dunkel um ihn herum.
„Meine Kinder und ich sind so alt wie Lamyra selbst. Doch sie sind mehr als Krähen. Sie sind ein Teil von mir. Sie sind meine Augen. Die Vögel sehen die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.“ Ein leises Scharren war zu hören, „Das Heute ist voller dunkler Schatten. Es wird Zeichen geben, mein Junge. Eine Dunkelheit wird kommen, wie sie diese Welt noch nie gesehen hatte. Es wird eine Finsternis sein, gegen die selbst ich machtlos bin.“
„Wirklich? Was sind das für Zeichen?“
Konuk rümpfte die Nase. Er sehnte sich nach seinen Mentor Jinpa. Der uralte Elf hätte gewusst, wie man die richtigen Fragen bei einer solchen Prophezeiung stellte. Konuk war dagegen für einen Elfen jung und unerfahren, ahnte jedoch, dass er eben die falsche Frage gestellt hatte. Ein lautes Krächzen ertönte. Eine große Krähe streifte Konuks Gesicht, ihr Gefieder war seltsam feucht und stank so intensiv nach Würmerfraß, dass der junge Heiler würgte, „Bitte, ich – ich muss es wissen …“
„Ein weiser Wolf wird erscheinen. Sein Heulen ist das Einzige, was die Dunkelheit vertreiben kann. Er wird zu euch kommen und ihr dürft ihn nicht abweisen. Macht ihn zu einen von euch. Nur denn wird euer Volk in Sicherheit sein. Weist ihr ihn jedoch ab …“
Konuk erschauderte, nachdem er das Geräusch von scharfen Krallen hörte, die leise über den Steinboden kratzten. Gab es in der Traumdimension Ratten? Er wollte nicht darüber nachdenken. Er wollte auch nicht mehr in dieser Ruine sein, die etwas Böses an sich hatte.
„Werden sowohl die Elfen, als auch jede andere Kreatur in Lamyra zugrunde gehen. Niemand wird leben, wenn der weise Wolf nicht überlebt.“
Eine Gestalt kroch aus dem Dämmerlicht heraus. Sie war krumm und buckelig, mit fransigen Auswüchsen auf dem Rücken. Konuk machte auf den Absatz kehrt und rannte davon.
Ich darf nicht hier sein, dem jungen Heiler schoss dieser Gedanke durch den Kopf, als er durch die verfallende Ruine rannte, ich habe mein Elyn bekommen, doch um welchen Preis? Das ist nur ein Traum! In Wahrheit liege ich in meinem Bett und träume bloß. Ich muss nur aufwachen … nur wach werden. Etwas anderes zählte nicht mehr. … Konuk rannte los, sprang über die herabgestürzten Steine, glitt immer wieder aus, stürzte und rappelte sich auf. Sein Körper schmerzte, doch der junge Elf ignorierte es. Eine Woge grauenvolle Bilder kam über ihn. Konuk sah brennende Leichen, von Hunger und Krankheit zerfressende Menschen, Wesen, die ihre Hände flehentlich in den Himmel reckten. Das waren zu viele Visionen auf einmal. Nur das Heulen des weißen Wolfes kann die Dunkelheit vertreiben. Das war Konuks letzter Gedanke, bevor die stinkende Dunkelheit ihn umhüllte …