Das Würstchen hat mich nicht losgelassen…für Euch, liebe Anachronica und liebes Pütchen, nun die Fortsetzung: :))))…Viel Spaß und an alle Frohe Weihnachten und einen besonders fleißigen Weihnachtsmann…
Heiße Weihnachten Teil 2
Ich bibbere, im Eimer ist es eiskalt. Zu später Stunde hallt „Satisfaction“ und „Born in USA“ durch Müllers Garten, Nachbarn singen lauthals mit und tanzen. Bei „Highway to Hell“ drehen alle nochmal auf, dann wird es abrupt still. „Lasst uns reingehen, morgen ist Heiligabend“ , sagt Mama Müller mit schwerer Zunge und räumt ein wenig auf.
„Maaama, hier ist noch ne Wurscht“, ruft der jüngste Müller und hält mich mit seinen kleinen, klebrigen Fingern triumphierend hoch. „Klausi, nein, die ist schlecht, kannste wegschmeißen.“ Mir wird kodderig. Aber Klausi ist mein Freund, obwohl ich den Namen schrecklich finde, denn er flüstert mir zu: „Du siehst doch gut aus“ und nimmt mich heimlich mit in Haus. Platsch, ich lande im Gemüsefach des Kühlschranks. Neben mir liegen viele braune Exemplare, kleine, große, dünne und dicke. Alle haben eine pralle Haut, auf die ich ein wenig neidisch bin.
Heiligabend. Der Tisch ist festlich gedeckt und ich liege mit den knackigen anderen in einer großen Schüssel. Vorher wurden wir in warmem Wasser gebadet. Herrlich. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber alle ignorieren mich. Die Schüssel ist leer und ich bin traurig. Müllers Tochter Ida schaut mich angeekelt an. „Was ist das, Bitteschön?, fragt sie und schaufelt ihre veganen Fischstäbchen hinunter. Klausi reagiert schnell. „Das ist meine“ ruft er und legt mich auf seinen Teller. Echt lieb, der Kleine. Er flüstert mir zu: „Ich heb dich für Mäxchen auf“. Keine Ahnung, wer Mäxchen ist, aber ist mir im Moment schnuppe.
Klausi wird hibbelig, die Bescherung steht bevor. Der Baum strahlt, die Müllers strahlen. Eine Schallplatte wird aufgelegt. „Stille Nacht“. Ich zucke kurz zusammen, dann freue ich mich für Klausi, er bekommt seine heißbegehrte Ritterburg. Ida hält einen überdimensionalen, knallbunten Pullover in der Hand und hat ihre neuen Kopfhörer auf. Mama Müller schaut in ihr Paket und wird rot. Ida reißt ihr das winzige, spitzenbesetzte Dessous aus der Hand und ruft begeistert: „Mensch, Papa, das hätte ich dir nicht zugetraut“. „Ich mir auch nicht“, murmelt Müller Senior und guckt betreten. Mama Müller haucht ein „Danke, Schatz“ und flüstert: „Ich freue mich ja, aber das passt mir nie im Leben“.
Draußen klopft es an die Scheibe. „Juhu„ noch eine Bescherung“, ruft Klausi begeistert. Er schiebt die verlegen guckenden Nachbarn in das Wohnzimmer. Meier, im Weihnachtskostüm, brummelt etwas von einer Verwechslung. „Eierlikörchen und Bockbier?“, fragt Müller. Die Stimmung ist bestens. Ich höre die beiden Frauen laut lachen. Nachbarin Meier hält entzückt ihr Dessous in der Hand und Mama Müller ist glücklich über ihre Bücher von Leonie Swann. „Die musst du unbedingt mal lesen, so herrlich witzig“, sagt sie und fuhrwerkt mit dem Finger in dem Gläschen rum, um den Rest der gelben Köstlichkeit rauszuholen.
Klausi schaut aufgeregt den beiden Männern zu. Papa Müller sitzt einträchtig mit Papa Meier am Fernseher und probiert ein neues Spiel aus. „Mäxchen muss nochmal raus, machst du das bitte, Klausi?“ „Orrr, jetzt? Nagut, aber nur ne kleine Runde“ ruft er, schnappt mich, und ehe ich mich besinnen kann, kommt uns der Nachbarshund schwanzwedelnd entgegen. „Da, Mäxchen, habe ich für dich aufgehoben, du sollst auch ein schönes Weihnachten haben“ höre ich, dann ist alles schwarz.