Ich benutze Papyrus Autor nun seit knapp einem halben Jahr ( bisher bin ich ein stiller eifriger Mitleser in diesem Forum), und muss sagen, ich bin wirklich begeistert von diesem Programm.
Nachdem man sich einmal eingearbeitet hat, d.h. Lesefaulheit vor der Dokumentation überwindet, werden einem viele Dinge abgenommen die beim Schreiben schnell hinderlich wirken können.
Nun zu meiner Frage:
Wenn man z.B. für einen SCiFi-Roman Handlungsorte mit der Hilfe von diversen astronomischen Publikationen etc. recherchiert hat, und die Protagonisten sowie die Handlung in dem Werk an einem entfernten Ort in der Milchstrasse spielt, sollte man dann die “offiziellen wissentschaftlich bekannten” Namen und Bezeichnungen verwenden ? Oder sollte man lieber Fantasienamen verwenden ?
Ich denke mir, dass manche Leser vielleicht einen Faktencheck durchführen.
Ich kenn’ das meist so, dass man den Nomenklatur-Namen einmal kurz erwähnt und dann mit “… besser bekannt als …” einen selbstgewählten Fantasie-Namen einführt.
Wenn die Handlung auf einem fremden Planeten spielt, kommt es doch darauf an, von welcher Sicht diese Handlung spielt.
Aus irdischer Sicht würde ich schon die offiziellen Namen benutzen. (Wenn es nicht gerade nur Nummern sind. Dann sollten schon richtige Namen benutzt werden)
Aus der Sicht von “Eingeborenen” müssten schon andere Namen her.
Die kurze Erwähnung der Nomenklaturnamen habe ich ebenfalls überlegt. Ich werde diese Vorgehenweise mal “durchprobieren” und dann einmal gegenlesen lassen.
Ich würde mir überlegen, ob der Ort tatsächlich wichtig ist, oder nicht. Wenn es ein rein fiktiver Roman ist, der im Weltraum spielt, dann würde ich Fantasie-Namen nehmen. Damit ist dann auch klar, dass eine menschenähnliche Rasse nicht unbedingt mit der Menschheit verwandt sein muss, und lässt dir mehr Freiraum zu. Ausserdem kannst du Orte und Planeten “verschieben” ohne dass es zu Fehlern kommt. Denn eins ist klar… wenn du irgendwo Angaben zu der Geschwindigkeit eines Raumschiffes hast, wird irgendjemand die Distanzen überprüfen und kontrollieren, ob die Reisezeit stimmt
Wenn der Roman aber andererseits im bekannten Universum spielen soll (z.B. auf einer Marsbasis), dann solltest du wohl die bekannten Namen nehmen. Das hat den Vorteil, dass du benötigte Angaben einfacher recherchieren kannst, du dich aber auch innerhalb der Fakten bewegen solltest.
Hier mal völlig außerhalb von Papyrus eine Antwort als eingefleischter SF Fan.
Ich fand und finde es immer “cool”, wenn ich merke, dass ein Autor Recherche betrieben hat und selbst eine fremde Rasse in einem durchaus bekannten System ansiedelt.
Gibt einen extra “Kick”, finde ich, man merkt, dass der Autor wirklich seine Materie - vor allem eben das “S”, also das “Science” von Science Fiction, beherrscht.
Aber ich bin auch Naturwissenschaftler und Logiker und daher vielleicht besonders “spitz” auf solche Sachen …
Lese ich einen Roman, welcher die bekannten Bezeichnungen für die Handlungsorte benutzt, dann schaue ich immer gerne in diversen Listen und Datenblättern nach.
Liegt vielleicht daran, dass die Astronomie ein Hobby von mir ist.
Allerdings ist mir dabei oft aufgefallen, dass einige Autoren ihre Recherche nur halbherzig betrieben haben, nur um authentisch zu wirken. Wenn der Leser soetwas vorgesetzt bekommt, ist das zumindest enttäuschend.
Bei der Namenswahl kommt es auf den Blickwinkel an.
In der nahen Zukunft mit der Erde als Mittelpunkt bieten sich die tatsächlichen Namen an.
Ein Sternenimperium mit der Erde als Mittelpunkt in weiterer Zukunft wird in der Basis wohl die alten Katalogbezeichnungen verwenden, ergänzt um neue. So wird es Sterne geben, die nur von anderen Planeten sichtbar sind. Wiederum werden systemische und gebräuchliche Namen nebeneinander geben.
Ein Beispiel:
Wir nehmen einen Planeten im Pferdekopfnebel, dessen Stern nur von einem besiedelten Planeten namens Himalaya sichtbar ist.
Im Katalog der Erde könnte der Stern Him3078-4477 heißen. Als erster untersucht Raumkapitän Thomas Hoffmann im Jahr 3232 das System und entdeckt, dass der vierte Planet bewohnbar ist. Der Planet heißt also gemäß Imperiumsvorschrift: Pferdekopfnebel-Hoffmann3232-Delta.
Der Erstsiedler heißt Martin Meier, sodass er als besiedelter Planet einen neuen Namen bekommt. Pferdekopfnebel-Hoffmann3232-Meier. Im Alltagsgebrauch brechen sich die Einwohner und ihre Nachbarn nicht die Zunge, sondern sagen: Pfehome.
Nach dreihundert Jahren entdeckt man in einem Winkel des Planeten intelligente Eingeborene mit eigener Sprache, die ihre Welt Quiqui nennen.
Damit hast du fünf mögliche Namen für den selben Planeten. Weitere pseudohistorische Umbenennungen sind möglich: Sankt Petersburg/Leningrad. Bombay/Mumbay, Kongo/Zaire, etc
In ferner Zukunft werden die alten Kataloge überholt und vergessen sein.
Wenn eine Geschichte auf einem fremden Planeten spielt, der nichts mit der Erde zu tun hat, würde ich nicht die Erdnamen verwenden - wohl aber Daten wie die Konstellationen.
Ich finde es grausam, wenn in einer Geschichte auf einer fremden Welt auf einmal Bezug zur Erde genommen wird - sowas reißt mich maximal aus der Geschichte raus. Wenn ich eine Geschichte lese, tauche ich in ihr ein und werde gedanklich z.B. zum Einwohner des dort beschriebenen Planetens. Wenn dann auf einmal Bezug zur Erde genommen wird, werde ich wieder zum Erdenbürger und baue wieder Distanz auf.