Beim Schreiben von Dialogen stoße ich immer wieder auf eine Frage, die ich mir mit Recherche bisher nicht selbst eindeutig beantworten konnte, und hoffe nun auf eure Hilfe.
Folgendes Szenario:
Ich schreibe meine Geschichte aus der Perspektive des limitierten Erzählers. Mir ist bewusst, dass ich, um Redebegleitsätze zu vermeiden, eine Handlung des Sprechers dem Gesprochen vorausgehen oder nachstellen kann und dass dies dann in dieselbe Zeile gehört.
(“Keine Ursache.” Er zuckte mit den Schultern.)
Schwierig wird es für mich dann wie in diesem Beispiel:
**»Schon gut. Jungs dürfen das.«
Ihr Lächeln beruhigte ihn.
»Also, was ist es, was du mir zeigen willst?«
**
In diesem Fall ist SIE die Sprecherin des ersten Satzes. Sie unterstreicht ihre Worte mit einem Lächeln. ER (meine Perspektivperson) ist daraufhin beruhigt und wechselt das Thema.
Bei der Handlung zwischen dem Gesprochenen bin ich mir absolut nicht sicher, ob es hinter die erste wörtliche Rede oder vor die zweite gehört. Denn obwohl sie die Handelnde ist, passiert ja etwas mit meiner Perspektivfigur.
»Schon gut. Jungs dürfen das.« Ihr Lächeln beruhigte ihn.
»Dann also, was ist es, was du mir zeigen willst?«
Ich meine, so ist es klar: Sie sagt ihre Meinung und er erkennt in der Mimik Verständnis, also muss er nicht weiter darauf eingehen.
Vielen Dank für eure Antworten!
Also gibt es da möglicherweise keine eindeutigen Regeln, wem so eine Handlung, die beide miteinbezieht, zuzuordnen ist. Da ist Umschreiben im Zweifelsfall wohl das Mittel der Wahl.
@Ulli Es geht in diesem Dialog um Schweißflecken auf dem T-Shirt, die das Mädchen auch im Hochsommer um jeden Preis vermeiden will.
Ich würde es, im Gegensatz zu @Waba, genau anders herum machen:
»Schon gut. Jungs dürfen das.«
Ihr Lächeln beruhigte ihn. »Dann also, was ist es, was du mir zeigen willst?«
Meine Begründung: ‘Ihr Lächeln beruhigte ihn’ ist SEINE Perspektive und leitet die zweite wörtliche Rede ein.
Letztlich gibt es da aber wohl kein Richtig oder Falsch.
Genau wie @PeRo hatte ich es zunächst auch. Aber beim Drüberlesen kam ich dann doch nochmal ins Grübeln. Super, nochmal vielen lieben Dank an alle. Das hat mir weitergeholfen ^^
und @Waba : Hiermit wurde dir ein offizieller Darfschein von meiner Charakterin ausgestellt.
Kommt zwar etwas spät, aber ich halte es genau wie PeRo, aus denselben Gründen.
Alles, was eine Person sagt, denkt oder fühlt, packe ich in einen Absatz, sobald dann eine andere Person etwas sagt, denkt oder sonstwie aktiv wird, gehts in eine neue Zeile.
Für mich ist es so am übersichtlichsten und auch am besten lesbar.
Hier in diesem Fall ist es zwar IHR Lächeln, was ihn beruhigt, aber ER hat diese Empfindung -->‘Ihr Lächeln beruhigte ihn. »Dann also, was ist es, was du mir zeigen willst?«’
Diese beiden Elemente gehören zusammen, seine Empfindung leitet seine wörtliche Rede ein.
Ich glaube, das ist wirklich nur rein auf den Kontext des Textes zu klären. Wie soll der Satz fließen? Wie ist die Nähe des virtuellen Erzählers zur sprechenden Figur? Würde ein Absatz nur einen formalen Aspekt berücksichtigen oder soll er im Kontext des Texts etwas bewirken?
Jose Saramgo ht das für sich recht einfach gelöst, in dem er a) in fast allen Romanen auf Satzzeichen verzichtet, und den Text vor und nach einem „gesprochenen“ Textteil einfach anschließt, am liebsten durch Beistriche. Wenn man sich mal dran gewöhnt, sich eingelesen hat, entsteht dadurch in mnchen Passagen eine berauschende Litanei, eine Atemlosigkeit zwischen zwei Gesprächspartnern, die sich nach „echt“ anhört. Am stärksten habe ich das bei ihm im Roman „Das steinere Floß“ so empfunden.
Ich schweife ab, wie meist
Absatz oder nicht ist für mich eine Frage des Atems und des Rhythmus.