Ich finde, dass jedes Buch sein persönliches Lesealter (personenabhängig) hat. Manche Bücher, die ich als Jugendliche doof fand, finde ich jetzt großartig. (zB. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins).
Gib Tod in Venedig vielleicht nochmal eine Chance
Habt ihr euch schon mal einen Plot für euer Leben gemacht und vielleicht für eure Kinder gleich mit?
Was die Frage soll? Nun ja, wenn ihr es mal gemacht habt, dann könnt ihr euch jetzt fragen, warum es nicht funktioniert hat. Die Antwort könnt ihr euch auch selber geben:
Weil sich das Leben nicht planen lässt. Punkt.
Man muss das Leben leben, es erleben, es auf sich zukommen lassen und auf Ereignisse angemessen reagieren.
Oft wird es einem später zwar so vorkommen, als habe man Abschnitte darin geplant, aber bei genauer Analyse und genug Ehrlichkeit zu sich selbst wird man sich eingestehen, dass es der Wind der Zeit war, der einen dorthin gebracht hat, wo man steht.
Was das mit dem Schreiben zu tun hat?
Viel. Das Schreiben impliziert das, was man ist, was man erlebt hat, wovon man träumt.oder wovor man sich fürchtet. Das Schreiben ist wie das Leben, es lässt sich nicht planen, wenn es gut werden soll.
Erfolg gründet auf Intuition, genau wie das Leben. Man kann sich überlegen, wie man vorgeht, man kann sich eine Strategie zurechtlegen, die einem hilft die Orientierung zu behalten, aber man kann die Intuition durch nichts ersetzen. Da helfen auch keine schlauen Ratgeber etwas. Meist sind die wie Horoskope. Irgendwas kann man immer auf sich selbst anwenden, aber zur Wahrheit sollte man es nie erhöhen.
Deshalb hier mein „Ratschlag“ zum Schreiben: Folgt eurer Intuition und schaut, was dabei herauskommt. Ein besseres Erfolgsversprechen wird euch niemand geben können. Denn so ist nunmal das Leben: Diffus und unergründlich.
Viel Erfolg.
Naja, ich habe schon einige Bücher angefangen zu lesen, die offensichtlich nach dem Motto geschrieben waren: „Ich schreib mal drauflos und schau mal, was mir dabei so einfällt“. Das mag dem jeweiligen Autor beim Schreiben Freude gemacht haben (jedenfalls so lange, bis ihm nichts mehr einfiel), aber für mich als Leser waren solche Bücher in den meisten Fällen keine Freude.
Dass das Leben „diffus und unergründlich“ sein kann, muss ich hinnehmen, bei meinem Hobby, dem Lesen, brauche ich das nicht.
Ich zitiere mal Edgar V. Cossart:
„Anders als das Leben, sollte Fiktion Sinn ergeben.“
Wenn ich mich beim Schreiben so treiben lassen würde, wie ich lebe, dann würde nicht viel bei rum kommen!
Ich denke, es gibt einfach verschiedene Schreibtypen. Aber um wirklich ein Bauchschreiber zu sein, sollte man die Plotttheorien gut kennen. Sonst wird es Murks.
Zitat: „Anders als das Leben, sollte Fiktion Sinn ergeben.“
Oh-ha, in meinen Ohren klingt dies wie das Eingeständnis am Leben gescheitert zu sein.
Aber auch das ist diffus, weil es in alle Richtungen interpretierbar ist.
Nein, es geht nur darum, dass im Leben viele Zufälle passieren. In Geschichten gibt es aber ein zu viel an Zufällen, das ist dann irgendwann nicht mehr spannend. Wenn immer, wenn der Prota ein Problem hat, zufällig die Lösung klingelt, wird es unglaubwürdig. Die Lösungen müssen im Rahmen der Story Sinn ergeben, sich aus der Story ergeben. das ist im Leben ganz anders.
Meiner Meinung nach ist ein Plan für eine Geschichte/Erzählung schon sinnvoll, da er eine Struktur und einen Ablauf vorgibt, an den man sich halten kann, oder wenigstens orientieren. Im Einzelnen kann man sich ja beim Schreiben auf seine jeweilige Intuition verlassen und danach gehen, was einem gerade entsprechend der jeweiligen Logik der Erzählung, der Figuren und der Handlung als passend und konsistent erscheint. Man muss den Plan nicht im Detail ausarbeiten, kann es aber, wenn es einem hilft und Klarheit verschafft.
Ich bin auch Fan, wenn gängige Plotttheorien gebrochen werden. Das kann gut funktionieren! Allerdings ist es auch da besser, die Theorien sind bekannt, sodass nicht alles, was eine Geschichte lesbar macht, verloren geht.
Wie Pamela Anderson sagte: Smokey Eyes ODER knallrote Lippen, man muss alles dosieren.
Ich denke auch, dass viele Bauchschreiber mehr Theorien kennen, als sie aufzählen können. Beim Lesen anderer Geschichten lernt man das irgendwie.
Ich denke, die Endfassung eines guten Romans muss eine gewisse (geplante) Struktur haben.
Für die erste Rohfassung kann es sinnvoll sein, ungebremst draufloszuschreiben und der Kreativität freien Lauf zu lassen. Die einen planen zuerst und schreiben danach, die anderen schreiben zuerst los und bringen später in der Überarbeitung die Struktur ins Buch.
Aus Lesersicht wünsche ich mir dann, dass nur fertig überarbeitete und ausgefeilte Bücher veröffentlicht werden.
Ich bin auch der Drauflosschreiber und schreibe intuitiv. Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht und gestalte, das hatte jemand schon so formuliert,
intuitiv einen Plot. Irgendwann komme ich damit aber an Grenzen. Dann kommt die Struktur. Ich vergleiche das mal mit einem Wurm der Stück für Stück ein Skelett bekommt und dann noch Flügel, eine glitzernde grüne Haut und siehe da…auf einmal ein Drache ist.
Erst plotten und dann fantasieren klappt bei mir nicht. Da bin ich nicht frei genug.
… aber wenigstens der Titel hatte Potential, James Bond Konkurrenz zu machen!! Was hätte daraus werden können … eine ganze Thrillerserie: „Tod in Rom“, „Tod in Paris“, „Tod in Hinterkleinmeringen“ etcetera …
„Das Schreiben ist wie das Leben, es lässt sich nicht planen, wenn es gut werden soll.“
Hm. Dem widersprechen allerdings nicht wenige gut geplante und sehr erfolgreiche Bücher, oder nicht? Frau Rowling zum Beispiel hatte ihre H.P.-Bücher extrem gut geplant, was man als Leser auch spürt.
„Weil sich das Leben nicht planen lässt. Punkt“ - damit stimme ich auch nicht überein. Natürlich kann man Pläne für sein Leben machen, vernünftigerweise tut man das auch. Dass einem dabei oft genug das Schicksal, der Zufall, Unvorhergesehenes, Glück, Pech und andere Menschen einen Strich durch die Rechnung machen, gehört dazu. Natürlich kann man sich auch planlos durchs Leben treiben lassen. Mag gelingen, vor allem wenn man stinkereich ist Ich würde übrigens auch kein Haus bauen, das nicht gut geplant ist, kein Auto kaufen, das nicht gut geplant wurde.
Was Bücher anbetrifft: ich denke, es gibt sowohl gut geplante Bücher, die sehr schlecht sind. Als auch schlecht geplante Bücher, die sehr gut sind. Als Autor muss man vermutlich vor allem herausfinden, wo man selber steht - welche Herangehensweise am ehesten zum gewünschten Ergebnis führt.
Sehr interessanter Abschnitt.
Ich störe mich nicht im Geringsten an dem „Empor, empor…“ im Gegenteil. Es weist auf die politischen Entwicklungen hin, und vielleicht auch auf Fabians Streben möglichst alles davon journalistisch zu verarbeiten.
Mein Tipp: Bleib erst mal dabei. Die Passage, in der ich bereits erfahre, dass Fabian keine Illusionen mehr hat (bezüglich politischer Belange) ist hier nichts, dass ich schon wissen will. Seine Strebsamkeit (empor, empor…) sollte hier nicht schon relativiert werden.
Einen Plot voran zu bringen kann auch heißen, dass man seine Figuren nicht zu viel „erklärt“. Zeig uns seine desillusionierte Haltung zum Beispiel durch die Fragen im Interview.
Und ich würde dir echt empfehlen, nicht zu viel deinen literarischen Vorbildern nahe kommen zu wollen. Du bist Du! Vorbilder sind toll, ihre Stile mögen begeistern. Aber lass dich nicht verleiten, sie als das Ziel zu betrachten. Deine Geschichten mögen inspiriert sein, aber es sind DEINE Geschichten.
Liebe Pütchen,
danke für deine Antwort! Es freut mich, dass dir der Abschnitt gefällt. Ich habe das Empor, empor! nun gestrichen, aber es hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Fabian ist ein Journalist, der einerseits idealistisch ist, andererseits aber auch angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen und der politischen Lage keine großen Illusionen mehr hat. Also ambivalent. Ich muss tatsächlich aufpassen, dass ich nicht zu viel ÜBER die Figuren spreche, sondern sie mehr aus sich heraus sprechen und handeln lasse, da hast du einen Punkt. Ich schreibe gern Absätze, in denen ich über meine Figuren und ihre Vergangenheit, Ängste und Schwächen oder Gedanken sinniere, aber ich glaube, man müsste das geschickter machen und dem Leser eher indirekt vermitteln. Nur weiß ich da manchmal noch nicht, wie diese indirekte Vermittlung am besten funktioniert. Meine Kapitel sind übrigens meist recht kurz, so 2 bis 3 Seiten.
Viele Grüße
Florian
Fabian.pdf (201,5 KB)
Ich lade hier für alle, die einen Ausschnitt aus meinem Romanprojekt lesen wollen, den ersten (bisherigen) Teil meines Romans hoch. Es würde mich interessieren, ob es dazu Anmerkungen gibt, oder Änderungsvorschläge. Was ich mir überlege ist, ob ich die Liebesgeschichte zwischen zwei Männern stattfinden lassen soll oder zwischen Mann und Frau (in der zweiten Option wäre der christlich-soziale Politiker der Mann und der Journalist Fabian eine Frau). Ich hänge allerdings an der Kombination Fabian und Jan, auch wenn ich weiß, dass ich mit einer männlich-männlichen Liebesgeschichte mit politischem Hintergrund wahrscheinlich eher in einem queeren Verlag bzw. Verlagsprogramm meinen Platz finden könnte als anderswo, wenn überhaupt ein Verlag darauf aufmerksam würde. Ich will auf jeden Fall solange an der Geschichte schreiben und feilen, bis der Text veröffentlichungsreif ist, und deshalb würde ich mich über ein paar Kommentare freuen, wie es euch bisher gefällt.
Liebe Grüße
Florian