Hallo ihr Lieben!

Ich bin einer dieser Menschen, die behaupten können, schon zu schreiben, seit sie schreiben können. Mein erstes „Buch“ habe ich mit 7, in ein paar zusammengeklebten Schulheften, geschrieben. Rückblickend war ich wohl ein großer Fan unzusammenhängender Drachengeschichten. ^^
Meinen ersten Roman habe ich mit 15 beendet und schäme mich furchtbar, wenn ich ihn jetzt lese und daran denke, wie viele Freunde und Verwandte ich von meinem schriftstellerischen Genie überzeugen wollte, indem ich sie zwang ihn zu Lesen. :rofl:
Ich habe ein Buch mit 20 beendet und dachte Schreiben zu können. Mit 25 war ich mir sicher kaum noch etwas dazulernen zu können und jetzt mit 29, weiß ich dass ich im Grunde keine Ahnung habe was ich tue.
Ich habe über 100 Bücher begonnen. Habe 7 beendet und keines davon würde ich veröffentlichen. (Mit dieser einen Ausnahme in Form der Teilnahme an einem Amazon- Wettbewerb). Also habe ich mich hinein gekniet. Habe gelesen und gelesen und noch mehr gelesen, dann recherchiert und geforscht, mir erreichbare Ziele gesetzt und einen Plan entworfen.
Gelandet bin ich bei meinem momentanen Projekt und zum ersten Mal weiß ich, dass es ein Buch ist, das ich veröffentlichen will.
Ich habe es durchgeplant und dann in einem Monat 120 000 Worte geschrieben, die nicht alle schlecht sind. Jetzt stehe ich vor der Herkules- Aufgabe, diesen Text in Form zu bringen. Zu kürzen. Zu straffen. Zu perfektionieren. Und ich liebe es! Es bringt mich zur Verzweiflung, aber ich liebe es!

Danke, dass ich hier ein Teil der Community sein darf. Ich freue mich auf einen anregenden Austausch!

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Ha, das mit dem “ersten Buch mit 7” kenne ich. O.k., ich war 11, als ich es versucht habe, aber ich habe ebenfalls drei Schulhefte zusammengeklebt und dachte, ich müsste das Buch jetzt nur noch mit Inhalt füllen … Und geschämt habe ich mich auch. Leider habe ich das angefangene Manuskript dann weggeschmissen.
Das Einzige, was man Dir sagen kann: Bleib dran! Es braucht viel Übung. Gut schreiben zu können ist ungefähr so schwer wie ein Instrument auf Konzertniveau zu beherrschen. Und das erreicht man nur durch Übung!

Willkommen und viel Spaß im Forum!

LG

Pamina

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Mein Anfang lag bei gerade mal 7 Jahren. Da habe ich es geschafft lesen und schreiben zu perfektionieren und eine Gruselgeschichte geschrieben. Es folgten etliche Geschichten und Werke, von denen viele in der Schublade liegen und von Zeit zu Zeit zum Vorschein kommen, um zu sehen wie ich mich verbessert habe. Auch wenn die längst Zeit die Korrektur bedeutet, ist diese doch irgendwie auch die Spannenste und erfüllenste. So langsam sieht man sein Baby heranwachsen.
Hier wirst du bestimmt viele Ideen sammeln können, die dir helfen und die meistens von uns beißen nicht:))

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Hey Hallo,
willkommen und viel Spaß hier!

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Und denen, die beißen würden, hat man längst alle Zähne gezogen. Mir geht es aber auch regelmäßig so, dass ich ältere Sachen von mir aus Versehen wieder lese, und es ist nicht gerade angenehm. Beschämend, dass man das andere Leute hat lesen lassen und sich eigentlich wie ein Autor vorkam. Ich möchte mal wissen, mit welchen Alter/Kenntnisstand diese Phase endet.

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Es wäre sicherlich sehr schlimm, wenn diese Phase enden würde. Weil das Stillstand bedeuten würde.

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Das ist sicher sehr, sehr weit verbreitet. Man kann fast sagen, eine Binsenweisheit. Aber ist es wirklich so? Kann es nicht auch sein, dass nach dem ständigen Verbesserungsprozess auch mal ein Innehalten stattfindet? Ein Ausleben und Ausnutzen des erreichten Kenntnisstands? Wäre das nicht auch denkbar? Hat man es zu sprachlicher Perfektion gebracht, was kommt dann danach? Ist es nicht so, dass nach der Pefektion, nur mehr die Manieriertheiten kommen? Bei einigen großen Schriftstellern könnte man das vermuten. Ich will irgendwann auf Basis des erreichten Könnens mir mehr Gedanken um den Inhalt als die Sprache machen.

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Perfektion ist bei der Schreiberei (überhaupt in der Kunst & im restlichen Leben) ja eine sehr subjektive Angelegenheit. Perfekt ist im geometrischen Sinn ein Würfel mit exakt gleichen Kantenlängen, bei den meisten anderen Dingen wirds schon schwierig.
Man entwickelt sich ständig weiter, das lässt sich wohl kaum vermeiden, weil man ständig Neues erlebt und diese Erfahrungen auch ins eigene Schaffen einfließen; ob es damit besser wird, bzw. wer soll das beurteilen oder wie, sei dahingestellt.
Die Gefahr der Manieriertheit, die du ansprichst, sehe ich genauso, die kann man ja oft gerade in der Kunstszene wunderbar beobachten, sowohl unter den Künstlern als auch bei den Kritikern.
(“Man beachte die gestochene Schärfe der Ellipsen, die die Prägnanz dieses Textes aufs sinnbildlichste untermauern, wenden wir uns jetzt der Frage zu, was will uns der Autor damit sagen?”)
Oh ja, LK Deutsch und etliche Semester Germanistik hinterlassen ihre Spuren würg. :wink:

Wenns in der Schreiberei ‘perfekt’ läuft, bilden imho Sprache und Inhalt eine gemeinsame Einheit, bei der sich beide Komponenten so ergänzen, dass es einfach Spaß macht, den Text zu lesen, dass er natürlich fließt, nicht gewollt oder gewaltsam auf Anspruch getrimmt wirkt, und/oder dass einem als Leser einfach nur der Unterkiefer runterklappt und man sich fragt, wie zum Geier man bloß so eine geniale Ausdrucksweise zustande kriegt.

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Das wird jetzt vermutlich kitschig, also Verzeihung im Vorhinein :wink:

Technisch und sprachlich sehr gut zu sein ist nur ein Teil des Schreibens. Für mich sind wir als Schriftsteller vor allem mentale Schauspieler. Wir müssen unsere Geschichten im Geiste leben, bevor wie sie zu Papier bringen können. Dazu müssen wir tief fühlen. Wenn wir über Wut schreiben, müssen wir wütend sein. Wenn unsere Protagonisten traurig sind, müssen wir für sie weinen. Wenn die Spannung steigt, muss unser Herz schneller schlagen. Man muss sich voll und ganz auf die Geschichte einlassen. Eine große emotionale Spannbreite haben. Es gibt ja dieses Zitat, das Schreiben mit dem Öffnen einer Vene auf Papier zu vergleichen ist. Das ist absolut richtig. Du kannst perfekt formulieren können, aber wenn du deine Geschichten nicht spürst, kann selbst die perfekte Prosa, deine Leser nicht zum Fühlen bringen.

Ja, wurde kitschig :smiley:

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und wie fühlst du dich ein, wenn du einen Thriller schreibst und darin einen serienmordenden Psychopathen ins Rennen schickst? :wink:

Aber es stimmt schon, je besser man sich in seine Charaktere einfühlen kann, desto authentischer werden sie. Ob man ein beschriebenes Gefühl dann in diesem Moment auch selbst erleben muss, um es überhaupt beschreiben zu können, halte ich für etwas übertrieben.
Mich nervt es aber, wenn für Gefühlsregungen immer und immer wieder dieselben, restlot ausgelutzschten Klischees herhalten müssen.

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Ich fühle mich mörderisch :wink: . Tatsächlich habe ich einen Kurz- Thriller im Rahmen eines Amazon- Wettbewerbes veröffentlicht, in dem die Hauptprotagonistin eine Mörderin ist. Er heißt „Ich bin ein guter Mensch“. Selbst die Mörder haben eine eigene Art zu denken und ihre Taten zu rechtfertigen.
Du hast recht, wenn alles immer nur sentimental und gefühlsbetont ist, nervt mich das auch. Trotzdem lebe ich meine Geschichten immer mit. Wie du sagst, es ist authentischer, wenn man in das Gefühlsleben der Protagonisten eintaucht. Wenn ich eine Szene schreibe, bei der ich meine Leser zum Weinen bringen will, muss ich das selbst auch fühlen. Das sind dann die Momente, wenn mein Mann ins Zimmer kommt, indem ich schreibe, mein tränenverschmiertes Gesicht sieht, einen langsamen strategischen Rückzug antritt und dann mit Taschentüchern und Schokolade wieder kommt. :laughing:

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Wie und was jetzt, @Yoro ? Du hattest noch nie das Gefühl, mit 'ner ordentlichen Wumme im Anschlag einfach nur um dich ballern zu wollen? Meine Theorie: Wer tatsächlich noch niemals in so einem mentalen Zustand war, würde vielleicht auch keinen Massenmörder-Thriller schreiben (wollen). Jedenfalls nicht mit perspektivisch tiefgehenderem Fokus auf eben diesen Mörder. Etwas anderes ist es, wenn die Mordtat nur objektivierend in den Blick genommen wird.

Ein interessanter Fall in diesem Zusammenhang ist der im letzten Jahr erschienene großartige Roman Schwindende Schatten von Antonio Muñoz Molina. Im Kern erzählt er die Geschichte des Mörders von Martin Luther King (die Grundlage dafür war ein jahrelanges akribisches Studium des ausufernden FBI-Aktemmaterials über James Earl Ray). – Erstaunt hat mich dabei, wie der Autor zwischen diversen Gefühls- und Denkzuständen oszilliert, wenn es um diesen Mörder geht. Einerseits spürt man deutliche Reserve gegenüber seinem Rassismus usw. Andererseits gelingen Molina einfühlende Beschreibungen von inneren Zuständen (die ja imaginiert sein müssen; also aus irgendeinem mimetischen Impuls erwachsen sein dürften!) – etwa Rays Lissabon-Aufenthalt betreffend --, daß es einem regelrecht den Atem nimmt!
Der Autor verschweißt das Ganze mit noch zwei anderen Erzählebenen, eine ihn selbst und sein Schreiben betreffend (sowie sein Verhältnis zu Lissabon, wo er schon einmal, am Anfang seiner Schriftstellerkarriere einen Roman schrieb [A.M.M.: [I]Ein Winter in Lissabon]) und andererseits auch noch mit der Einnahme einer “Innenschau” Martin Luther Kings.
Wenn man das hört, mag es sein, daß einem spontan das Urteil zufliegt: Unmöglich! – Tatsächlich hat es A.M.M. aber geschafft, das sehr, sehr eindrucksvoll zusammenzu bringen; und ich vermute, daß dabei der Jazz und sein Rhythmus eine entscheidende Rolle spielten, denn immer wieder läßt sich M.M. auf das schöne Spiel ein, den Text – sozusagen – im ganz eigenen Flair, in der ganz eigenen tonality von Jazzstücken, die den ganzen Erzählraum umfassen, gewissermaßen swingen zu lassen, womit vielleicht technisch wie auch inhaltlich eine Klammer generiert wurde, die die ansonsten eher heterogenen Ebenen ineinanderfließen läßt, daß es fast schon einem Wunder gleicht.
Für mich war der Höhepunkt der Lektüre der Schluß, weil er dort Martin Luther Kings letzte Minuten aus der Innenperspektive nachzeichnet, also direkt vor dem Mord, ohne daß M.L.K wußte, gleich ermordet zu werden. Das ist ganz großes Kino, weil M.M. nicht nur das lit. Terrain der Darstellung geradezu souverän beherrscht, sondern auch noch eine – wie auch immer gewagte – inhaltliche Pointe einbaut, die Gehalt und Form so miteinander verschmelzen lassen, daß es wahrlich kaum noch überboten werden kann.

Mein Punkt ist: Ganz sicher ist A.M.M. schlicht und ergreifend unfähig, sich in einen Mörder wie Ray “einfühlen” zu können. Daß es ihm trotzdem gelingt, ein sehr eindrückliches Bild von ihm zu zeichnen, liegt daran, daß er eben imaginative Momente eingebaut hat und die Mörderfigur dergestalt aus dem Status einer bloßen Protokoll-Figur herauskam. Und darin besteht eben m.E. ein Teil der Kunst: Dort, wo der “reale Blick” oder die Berichte anderer oder die Protokolle zu dürftig geraten, entzündet die Imagination (samt der Kunst, sie ihn Schrift gießen zu können) jenes Feuerwerk, das dann doch – ästhetisch vermittelte – Lebendigkeit aufleuchten läßt. Will sagen: Man muß nicht wirklich “Massenmördergefühle” haben, um einen solchen lit. angemessen auf’s Romantapet bringen zu können. – Es bedarf mimetischen und ästhetischen Vermögens. Wenn man das hat, ist Authentizität gewahrt … eben die Authentiziät des entsprechenden Kunstwerks, denn eine andere gibt’s, Gefühlszuständer anderer Menschen betreffend, ja sowieso nicht (man muß sich dazu ja nur Wittgensteins Käferschachtel-Gleichnis’ aus den PU entsinnen!) …

Viele Grüße von Palinurus und schönen Dank – auch an @J.T.Plein --, für diese Anregung zum Nachdenken und … Aussprechen …

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Doch, na klar, ich würds aber nicht tun. Deswegen denke ich, dass sich ein richtiger Mörder nochmal anders fühlen muss.

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Wie schön, daß du es so klar aussprichst! Darauf wollte ich mit dem Hinweis auf Schwindende Schatten hinaus. Wer wähnt, James Earl Rays Innenleben mit Anspruch auf … ähm … “Wahrheit” wiedergeben zu können – ja, wer das auch nur versuchen würde --, hat den letzten – und vermutlichen auch vorletzten Glockenschlag wohl nicht vernommen. Oder noch nie etwas von Adornos unsagbarem Wort aus den Minima Moralia gehört, das besagt: Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein.

Gruß von Palinurus

Ich glaube, in Theologie und Philosophie galten eher Kreis und Kugel als perfekt …

LG
Pamina