Glossar zum Liebesroman - wie am besten formulieren?

Hallo,
mein heiterer Liebesroman spielt an einem sehr exotischen Urlaubsort, an dem vieles auftaucht, was dem Leser fremd sein wird. Mein männlicher Protagonist ist dort ebenfalls fremd, deshalb habe ich die wichtigeren Sachen in der Erzählung auf die Weise eingeführt und erklärt, dass er mit der Sache (heitere) Erfahrungen macht und ihm, wenn nötig, von anderen etwas erklärt wird.
Unwichtigere Sachen, die eher der Atmosphäre als der Handlung dienen, tut er einfach ab mit Gedanken wie “Das sah ja aus wie …, was es wirklich war, wollte er gar nicht wissen” oder “Was war das denn? Egal, für heute hatte er schon genug Fragen gestellt.” Das macht es natürlich für den Leser schwieriger, im Glossar nachzuschlagen, denn den Suchbegriff habe ich gar nicht verraten. Andererseits liest man einen heiteren Liebesroman ja nicht für die Bildung, wen interessiert da schon das Glossar?]

Am Ende des Buches wird es ein Glossar geben.
Ist es besser, wenn das Glossar so aussieht wie ein Auszug aus einem Fremdwörterlexikon, also zu jedem Begriff eine sachlich-kurze Definition? Oder ist es schöner, wenn ich versuche, das Glossar amüsant zu gestalten?
Falls amüsant, welche Möglichkeiten gäbe es da? Vielleicht nachträgliche Kommentare des Protagonisten zu jedem Begriff, oder etwas ganz anderes?

1 „Gefällt mir“

Wenn du von vornherein davon ausgehst, dass keinen das Glossar interessieren wird - warum willst du dann unbedingt eins schreiben?
Ich kann nur für mich sprechen, aber ich würde es tatsächlich nicht lesen. Und der Roman muss auf jeden Fall auch ohne Glossar verständlich sein - sonst klappen viele Leser das Buch zu.

Wenn sie für den Roman unwichtig sind, würde ich sie auch nicht erwähnen, sondern die Atmosphäre lieber mit Dingen füllen, die für den Leser nachvollziehbar sind. Und mit wichtigen Dingen.

Aber warum stellst du nicht einfach mal einen kleinen Auszug in den offenen Lesezirkel?
So im Allgemeinen herumzureden, dürfte wenig zielführend sein. Du kennst den Text, wir nicht. Wie sollen wir dir da raten?

2 „Gefällt mir“

So weit ich weiß, gibt es tatsächlich noch gar keinen Roman, der an diesem Schauplatz spielt. Mein großes Alleinstellungsmerkmal möchte ich jetzt nicht im Internet preisgeben.

Ihr lest - im Gegensatz zu mir - vielleicht viel Science Fiction oder Fantasy, deshalb kennt ihr vielleicht Beispiele für kurzweilige und amüsante Glossare, dachte ich.

Ich komme leider nicht so viel zum Lesen, wie ich möchte. Zumindest nicht privat.
Aber das Ganze erinnert mich an diese Diskussion zu Fußnoten im Roman, die wir gerade hatten. Manche Leute meinen, Fußnoten seien besser als ein Glossar, weil man dann nicht dauernd blättern muss.
Ich denke immer noch, dass der Roman ohne solche Zusätze verständlich sein sollte. Ich möchte auch nicht auf einem Tablet hin- und herschalten zwischen Fuß- oder Endnoten und dem Haupttext. Das würde mich voll aus dem Lesefluss reißen.

3 „Gefällt mir“

Kerstin Gier: Vergiss Mein Nicht und die Liebe Geht Durch Alle Zeiten-Reihe.
Sie schreibt witzige Personenverzeichnisse, die man nicht braucht, um die Romane zu verstehen, aber eine nette Zugabe sind, als Ausklang; die Praline zum Kaffee nach dem Digestif nach dem Käse nach dem Dessert…:smiley:

5 „Gefällt mir“

Ja, da sind wir uns völlig einig.
Ein Beispiel dafür, was ich meine, könnte ein Abendessen zu zweit sein. Die Dame hat gekocht, und für die Handlung des Romans ist wichtig, wie sich die Beziehung entwickelt und worüber die beiden sich unterhalten. Eine heitere Note, die jeder Leser nachvollziehen kann, sind die Überlegungen des Herrn, wie er mit den unbekannten Dingen auf seinem Teller umgehen soll. Dass er die zart aufkeimende Beziehung nicht mit “Igitt, was ist das denn?” belasten will, sondern das Zeug todesmutig schluckt.

Für den interessierten Leser könnten die Zutaten im Glossar genau aufgelistet sein.

Bei Bartimäus gibt es Fußnoten, in denen die Dinge erklärt werden, die für den Leser unbekannt sein dürften, also das ganze magische Zeugs. Aus Sicht des Dämonen, der eine ganz eigene Art zu sprechen hat. Die hab ich tatsächlich auch gelesen, nachdem ich gemerkt hab, dass es halt nicht einfach nur so Standarderklärungen sind.
Im Glossar hätte ich sie vermutlich auch gelesen, vorausgesetzt, der erste Beitrag darin hätte mich direkt angesprochen, eben durch den einzigartigen Charme in diesem Fall.
Also mir als Leser ist es egal, ob Glossar oder Fußnote. Wenn sie interessant umgesetzt sind, zum Lesen einladen und mir nicht nur reine Hintergrundinformationen liefern, die ich am Ende des Buchs gar nicht mehr brauche, dann lese ich sie auch. Sie sollte eben ein hm, … ein kleines Extra beinhalten, etwas, was mich bewegt, noch ein kleines bisschen länger in dieser Welt zu verweilen, obwohl die Geschichte längst vorbei ist.

4 „Gefällt mir“

Hallo @Corinna,

wenn du dich für ein Glossar entschieden hast, würde ich in deinem Fall mit dem heiteren Liebesroman nicht einfach nur trockene Definitionen herausgeben. Wenn der Leser unbedingt wissen will, was man unter “Belgatie” versteht, die du in Kap. 3 erwähnt hast, hat er es wahrscheinlich schon gegoogelt, bevor er zum eigentlichen Glossar kommt. Von daher sind m. E. amüsante Definitionen besser.

Mögliche Umsetzungsvarianten wären - wie du schon selbst schreibst - sachliche Definition, ergänzt von Definitionen/Kommentaren deiner Protas, die ihrem Charakter entsprechen. Um ein Klischeebeispiel zu bringen: Sie ist hoffnungslos romantisch, er eher sachlich-pragmatisch, dann könnte der Eintrag so aussehen:
*Corotagu: in der Landessprache “Goldener Streifen”, der Hauptbadestrand von Rokkomané
Eva: Traumhaft schöner, weißer Sandstrand. Die Sonnenaufgänge und das Meeresrauschen sind einfach unvergesslich!
Adam: Überlaufene Touristenfalle. Ständig wollen einem einheimische Händler irgendetwas andrehen und der Sand setzt sich in jeder Ritze fest. Und ich meine in jeder.
*
Eine andere Möglichkeit wären ungewöhnliche Erläuterungen aus einer ungewöhnlichen Perspektive (Jemand aus dem Mittelalter beschreibt einen Staubsauger, ein Engel/Teufel/Geist versucht zu verstehen, was er gerade sieht). Beispielsweise hat deine Protagonistin eine Katze, die im Anhang aus ihrer Sicht die Definitionen gibt:
*Damenepilierer: Rattengroßes, schnurrendes Ding, das Frauchens Fell von den Beinen frisst. Ansonsten langweilig, reagiert nicht einmal, wenn man es mit den Pfoten vom Waschbecken schubst.
*
Oder du als Autorin selbst gibst diese ungewöhnlichen, verblüffenden Erklärungen, die nicht falsch sind, aber den Leser überraschen. Dann ist ein Glossar ein nettes Add-On, was den Leser - wie @Kady schon sagte - zum Ausklang noch einen Moment in deiner Welt bleiben und im besten Fall noch einmal herzlich lachen lässt.
*
*

9 „Gefällt mir“

Da es sich nicht um ein Fachbuch handelt, halte ich ein Glossar für nicht notwendig.
Die Geschichte sollte auch ohne Nachschlagen im Glossar funktionieren. Ein kurzer Satz zur Erläuterung in der Art “… stieg immer im The Equiptment, dem einzigen 5 Sterne Hotel in der Stadt ab”, genügt i.d.R. als Information für den Leser. Möchte der Leser Z.B. wissen ob es das Hotel gibt, oder näheres zum selben erfahren, kann er eine Suchmaschine seiner Wahl oder ein Lexikon im Internet befragen.

Aktuell lese ich “Liebe in Zeiten des Hasses”. Unendlich viele Personen und Orte tauchen auf. Viele sind mir bekannt, einige nicht. Ich lese sie ohne weiter zu hinterfragen, es stört meinen Lesefluss nicht und ich verstehe die Geschichte trotzdem. Will ich mehr über eine Person oder einen Ort erfahren befrage ich das Internet.
(IMHO)

Gruß vom linken Niederrhein

Klaus

2 „Gefällt mir“

Au ja! DANKE! Die Idee ist der Hammer, das werde ich versuchen, hoffentlich kommen mir genug Ideen.
Jetzt hast du mir viel zusätzliche Denkarbeit eingebrockt, aber das macht Spaß! :smiley:

3 „Gefällt mir“

Mir wurde schon öfter gesagt, dass ich anderen Leuten Arbeit mache, aber noch nie so begeistert :smiley:

6 „Gefällt mir“

Ich möchte mich noch einmal ganz herzlich bedanken, @RalfG
Es sind sieben (!) Seiten Glossar geworden, mit vielen Dialogen zwischen den Erklärungen, und ich hatte soooo viel Spaß!

6 „Gefällt mir“

Gerne.
Aber jetzt bin ich neugierig. Dürften wir wohl ein Kostpröbchen davon lesen?

1 „Gefällt mir“

So gut wie dein “Corotagu” ist keine meiner Ideen, aber hier ist die gewünschte Kostprobe:

**Senfindianer **– Erzählung aus „Der Ölprinz“ von Karl May. Auf Seite 464 in Band 37 der gebundenen Ausgabe vom Karl-May-Verlag
Sie: Als Kind habe ich für Winnetou geschwärmt.
Er: Nicht für Old Shatterhand? Ich wollte als Kind so sein wie Old Shatterhand.

2 „Gefällt mir“

Sehr geile Idee

1 „Gefällt mir“

Ich habe noch eine Kostprobe.
Wochenlang habe ich überlegt (oder vor mir hergeschoben zu überlegen), wie ich bloß “Notation” erklären soll.
Und dann war es plötzlich ganz einfach:

**Notation **– Notation ist die Benennung von Gegenständen durch das Festhalten (qualitative und quantitative Repräsentation) von Dingen und Bewegungsverläufen in schriftlicher Form mit vereinbarten symbolischen Zeichen.
Sie: Hä? Und das soll jetzt eine Erklärung sein?
Er: So steht es bei Wikipedia.

5 „Gefällt mir“

Die Idee hatte ich auch gerade: Ein Mehrteiler. Der erste Teil ist dein Roman, der zweite Band ein universeller Radgeber.
Die Heldin kocht: Rezept in Band zwei. Die Heldin macht Urlaub: Reiseführer in Band zwei. Die Heldin hat Sex: Kamasutra in Band zwei. Die Heldin ist krank: Hausmittel und Erste Hilfe in band zwei.

Du verstehst, worauf ich hinaus will? Das Konzept könnte aufgehen, wenn es richtig aufgemacht ist. Ob die Käufer findest, steht auf einem anderen Blatt.

Vielleicht noch ein kleiner Vorschlag:
Sie: Du meinst wie diese Kassensymbole, die in Kaufhäusern von der Decke hängen?
Er: Du denkst auch immer nur ans shoppen!

3 „Gefällt mir“