Gemeinsam schreiben

Mit folgendem Roman-Rezept habe ich ganz hervorragende Erfahrungen gemacht, und zwar beim letzten Nanowrimo. Der Ansatz ist wie folgt: Man setzt sich (virtuell) zusammen und startet ganz von vorn. Die Figuren sind neu, sie entstehen für das Projekt. Die Welt ist neu, sie wird mit mehr als zwei Nadeln gestrickt. Als Gerüst dient eine leidenschaftslose Vorlage, ein leerer Plot, den es zu füllen gilt. Sobald das geschafft ist, schreibt jeder eine festgelegte Anzahl Kapitel aus der Sicht einer Figur. Dadurch bleibt etwas Luft für den individuellen Erzählstil.
Mich würde interessieren, ob jemand von euch so etwas (Ähnliches) schon einmal gemacht hat? Wenn ja: hat es geklappt? Würdet ihr es wieder tun? Wenn nein: was wären Gründe für euch, es auszuprobieren?

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Nein. Bisher habe ich nur kürzere Schreibsessions gemacht. Das hieß bei uns „Schreiben gegen die Zeit“. Es gab ein Thema und man setzte sich eine Stunde lang virtuell zusammen und schrieb eine Kurzgeschichte zu dem Thema. Dann wurden alle Geschichte gepostet und jeder hat Rückmeldungen gegeben. Mit negativer Kritik wurde aber sparsam umgegangen, weil man in einer Stunde nicht viel überarbeiten kann.

Ich würde so etwas aber nicht mehr wieder machen. Je länger ich schreibe, umso wichtiger ist mir das Planen. Und das kann ich nicht unter Zeitdruck. Und ich bin mittlerweile auch allergisch dagegen geworden, unfertige Texte vorzuzeigen. Ich habe zwei Schreibfreundinnen, mit denen ich unfertige Versionen besprechen kann, wenn es um Plotfragen geht. Dann wird aber nicht der Text kritisiert, sondern als Basis genommen, um weitere Ideen zu finden. Die Ideen selbst bereiten mir keine Probleme. Aber manchmal muss ich jemanden fragen, ob sie plausibel sind.

Ich denke, diese Idee, die du da beschreibst, ist gut geeignet, Ideen zu finden und ins Handeln, sprich ins Schreiben, zu kommen. Beides bereitet mir aber überhaupt keine Probleme, sodass ich keine Leute dafür brauche. Ich hätte nur ab und zu gerne eine Rückmeldung, ob diese oder jene Idee wahrscheinlich ist und zu der betreffenden Figur passt. Das können aber nur ausgewählte Freunde beantworten, die meine Geschichte und meine Figuren in den Grundzügen kennen. Ansonsten arbeite ich lieber allein.

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Ich habe so etwas auch noch nie gemacht. Klingt aber nach einem interessanten Konzept. Ich würde es wahrscheinlich gerne mal ausprobieren, einfach aus Neugierde, wie andere Autoren so schreiben/arbeiten. Gemeinsame Schreibprojekte habe ich durchaus schon mit anderen angefangen, aber die sind leider alle eher weniger am Schreiben interessiert gewesen, sobald die grobe Idee stand, und nach den ersten paar Seiten ausgestiegen.
Mit Leuten zusammenzuarbeiten, die auch tatsächlich schreiben wollen, stelle ich mir wiederum auch als eine gewisse Herausforderung vor, weil die Ideen des einen dem anderen wahrscheinlich ja nicht immer gefallen werden. Keine Ahnung, wie konfliktfähig (sozusagen) ich da selbst wäre, aber das wäre höchstens ein Grund mehr, es mal auszuprobieren. :grin:

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Ja, ist eine Weile her, aber war eine interessante Erfahrung und die Geschichte war auch schön.

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An Schreibgruppen habe ich auch schon teilgenommen und (wie das bei dir auch anklingt), da kam kein Wir-Gefühl auf. Ob das daran lag, dass man eher zum Vergleichen der Texte neigt oder der Stil einfach zu unterschiedlich war (auch, weil jeder sich eben hervortun wollte, mit einzigartigem Stil), keine Ahnung. So ein Projekt meine ich gar nicht. Ich möchte diese Art von Gemeinsam-Schreib-Gruppe auch nicht nutzen, um Ideen zu generieren. Ideenfinden ist, wie du auch sagst, kein Problem. Man kann das auch trainieren. Es ist auch nicht gedacht, um ins Schreiben hineinzukommen, sondern eher, ins Schreiben und Fertigstellen zu kommen. Das Projekt läuft eine begrenzte Zeit und dann sollte die Geschichte vollständig sein.

Hauptsächlich sollte eine Gemeinschaft entstehen, die durch das entstehende Buch verbunden ist. In einer Gruppe, wie ich sie meine, würden Welt und Figuren der neutrale Boden sein, auf dem sich die Autoren begegnen. Die Geschichte steht an erster Stelle. Deshalb gibt jeder sein Bestes, um Kontinuität und Logik innerhalb der Geschichte zu verbessern. Meiner Erfahrung nach ist die Kritikfähigkeit dadurch erhöht. Es ist möglich, das Talent der anderen zu bewundern, ohne sie als Konkurrenten wahrzunehmen. Ist natürlich auch chaotischer :joy:

Tja, die Ideen :sweat_smile: man kann ja auch abstimmen. Gerade bei den Protagonisten und dem Hauptplot ist es wichtig, dass alle beides voll unterstützen. Deshalb kann man erst anfangen, wenn alle einer Meinung sind. Dafür muss jeder etwas opfern, das befreit aber auch. Noch schlimmer ist aber wahrscheinlich das Genre, oder? Ich freue mich, dass du so neugierig auf meine Frage reagierst! Was für ein Genre hast du bisher genutzt, wenn du ein Projekt mit anderen gestartet hast? (Bei mir ist es nach chaotischer Abstimmung eine manga-inspirierte Fantasy-Romanze geworden.)

Das freut mich für dich! Habt ihr die Geschichte vermarktet oder darüber nachgedacht, sie zu vermarkten?

drüber nachgedacht haben wir, aber noch nicht umgesetzt.

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Mein Genre ist definitiv Fantasy. Selbst, wenn Magie (oder Vergleichbares) nicht direkt im Vordergrund steht, landet irgendein Element davon doch immer wieder drin. Auch die gemeinsamen Projekte waren Fantasy (Mal abgesehen von einem Absurde-Dialoge-Zwischen-Zwei-Professoren-Projekt, das ich mit einer Freundin in der fünften (?) Klasse auf regelmäßigen Straßenbahnfahrten angefangen habe), da waren wir uns als „Co-Autoren“ ohne Frage immer einig. Ein anderes Genre würde mir vermutlich auch sehr schwer fallen (außer Science-Fiction, da könnte ich mich vielleicht noch reindenken)

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Da würde ich mir lieber eine Aktivität aussuchen, die besser geeignet ist, um Gemeinschaft zu fördern, z.B. Vereinssport oder einen Spieleabend.
Schreiben eignet sich eher als Tätigkeit für einen allein, finde ich.

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