Gedicht "Einsamkei"

Einsamkeit
I wollt’ in’s Kaffee geh’n zum ratsch’n
leider muaß i fahr’n, denn i konn kam hatsch’n
Ah, do hint’n, der Tisch is no frei.
I setz’ mi kam nieda, kommt scho d Bedienung herbei.
Koana setzt se zu mia zu am Schmä.
I iss auf mein Kuacha, trink’ aus mein Kaffee.
Kellnerin zoin, i schleich wieda hoam in meine vier Wänd.
Jetzt sitz i do und foit meine Händ.
Du liaba Gott, host me leicht vagess’n,
i war so gern mit wem beinanda gsessn.
Do werd mir bewusst, de Ander’n gehts genau a so.
Sie sitz’n do, ob Frau ob Mo.
Sehnsüchtig schaun’s in’d Rund’n,
ham koan Gesprächspartner gfund’n.
I denk, do muaß ma wos doa,
denn schließlich, sitzt koana gern alloa.
A blau’s Bleamal an’s Revers,
des sogt da, geh setz di doch her,
i möcht’ gern mit Dir red’n.
I glab, des gfreiat an Jed’n,
der einsam und alloa is dahoam,
nachdem sei Patner is gstoam.
A für olle Ander’n war des richtig,
denn beinand sitz’n, des is wichtig.
12.6.2018

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Sehr schön.

Leider viel zu wenig beherzt. Seit Corona sowieso. Dabei ist es so einfach, ein paar nette Worte miteinander zu wechseln. Ganz unverbindlich.

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Gfoid ma wiaglich guad!

Mundart, vor allem die eigene, hat was besonderes. Ich war überrascht sowas hier zu finden!

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Danke liebe Suse. Wie machst Du das, wenn Du Essen gehst oder in ein Cafe, setzt Du Dich da einfach an einen besetzten Tisch oder suchst Du Dir einen freien Tisch? Ich lernte leider, dass man sich an einen besetzten Tisch nicht hinsetzt und die anderen Leute machen es genau so. Leider

Danke für Dein Lob, lieber Beeman. Ja , ich schreibe halt so wie es mir einfällt. Ich bin in München geboren und aufgewachsen. Du weißt bestimmt auch, dass Die Bayern sagen: Mia san ma mia und schreb’n ma uns Uns.
Liebe Grüße

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Je nachdem, wer an einem besetzten Tisch sitzt, frage ich, ob ich mich dazusetzen darf.

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Mal etwas in Mundart - eine schöne Abwechslung!
Gerne gelesen.

Gruß,
misc

Danke lieber misc, es freut mich, dass Dir mein Gedicht gefällt.
Mit lieben Grüßen

Auf einer Alm in den Bergen, wage ich das auch aber nicht in einem guten Restaurant. Ich bin vom alten Schlag, ist Erziehungssache.
Liebe Grüße Irene

Hallo Irene,

Jaja, wir Bayern sind manchmal schon ein etwas arrogantes Volk :slight_smile: :stuck_out_tongue_closed_eyes:
Aber „Lem und lem lassn“ ist schon eine gute Einstellung.

Auf Deine Frage an @Suse möchte ich auch gerne antworten, wenn ich darf…

Nein, ich würde mich nicht an deinen Tisch setzen, wenn du alleine im Cafe sitzt. Ich würde mich nicht mal trauen zu fragen. Denn was weiß ich denn schon, ob du nicht mit fünf weiteren Damen verabredet bist und ich ziemlich fehl am Platz wäre!
Man weiß ja nicht, ob sich jemand nach Gesellschaft sehnt oder lieber allein sein mag.
Also würde ich dir freundlich zunicken, falls sich unsere Blicke träfen und mir dann einen eigenen freien Tisch suchen.

Eigentlich schade, gell?

Andererseits empfinde ich es in den letzten Jahren immer schwieriger, mit fremden Menschen eine Unterhaltung zu beginnen. So auch kürzlich bei einer Bahnfahrt nach München. Die einen ziehen sich schnell zurück, wenn man sie anquatscht. Und Andere, denen man nur kurz freundlich zunickt, setzen sich gleichungefragt neben dich und quatschen dich dann voll, hören aber selber nicht mal zu wenn du selbst was sagst. Das war vor Corona schon und ist jetzt noch schlimmer…

Servus,

Alex

Lieber Alex, danke für Dein ausführliches Schreiben. Ich habe einst ganz anders gelebt und zusammen mit meinem Mann, jährlich ein großes Grillfest gefiert, mit sehr vielen Gästen. Alles vorbei der Einsamkeit zu entfliehen, schreibe ich nun Bücher und hier Beiträge.
Ich habe damals den Vorschlag, mit dem blauen Blümchen am Revers gemacht. Hier hatte ich in einem Cafe ein Treffen, mit einer Dame, einem Herren und dem Fernsehen Bayern 3. Durfte an die Tür eine Reklame mit blauem Blümchen kleben (20 cm groß). Als das Fernsehen wieder weg war, nahm der Cafe-Besitzer, die Reklame wieder ab.
Da verging mir die Lust, weiter zu machen.
Pfüate Gott,
Irene

Übrigens, in der Bahn quatsche ich schon mein Visavis an und habe oft recht nette Unterhaltung dabei. Leider fahre ich sehr selten mit der Bahn, denn ich bin meist, mit meinem PKW unterwegs.
Liebe Grüße,
Irene

Hallo @Lyrikfan11,

als ich dein Gedicht und danach dem Gedankenaustausch in diesem Thread folgte, erinnerte ich mich an meine vielen alleinigen Café-Besuche, und ich dachte mir: Irgendwie geht es mir manchmal ähnlich. Oftmals habe ich mich in Cafés allein wohlgefühlt, manchmal trank ich Kaffee, einen Ingwer-Tee oder ein Glas Wein, schrieb dabei und zehrte von einer Atmosphäre aus gedimmten Lichtern, chilliger Musik und einem Stimmenschwarm, der die gute Laune überschwappen ließ.

Ich erinnere mich noch gut an ein Ereignis im letzten Sommer. Der jungen Bedienung war neben dem Tisch, an dem ich schrieb, ein Glas zu Boden gefallen, das in tausend Scherben zersprang.
„Vielleicht bedeutet das ja was Gutes - vielleicht bringt das Glück“, sagte ich. Ich hatte etwas Nettes zum Besten geben wollen, um die Kellnerin aufzumuntern. Hätte ich ihren bebenden Körper und ihr rot angelaufenes Gesicht nur eine Sekunde länger auf mich wirken lassen, hätte ich mir womöglich auf die Lippe gebissen und geschwiegen. Aber es war zu spät. Nach meinen Worten stemmte die Kellnerin die Hände in die Hüften.
„Das bringt garantiert kein Glück“, keifte sie mit zitternder Stimme. „So viel kann ich Ihnen sagen!“. Dann fegte sie die Scherben zusammen.
In dem Moment kreuzte sich mein Blick mit dem einer Frau, die alleine an einem Tisch auf der anderen Seite des Cafés saß. Wir lächelten uns an und zuckten gleichzeitig mit den Achseln. Die Frau hatte ein warmes Lächeln und ich hätte sie gerne gefragt, ob ich mich zu ihr setzen dürfte, doch dies war nur ein flüchtiger Moment, mein Mut war bereits verflogen.

Im Freundeskreis, oder wenn ich Workshops moderiere, habe ich keine Hemmungen, mich selbstbewusst auszudrücken, aber wenn ich alleine unterwegs bin, kann ich erstaunlich schüchtern sein, vor allem, wenn es darum geht, Frauen anzusprechen.

Vielleicht wäre es eine gute Idee, einige Tische in Cafés für Gäste zu reservieren, die offen dafür sind, andere Menschen kennenzulernen.

Mir hat dein Gedicht sehr gefallen, auch wenn ich teilweise mit dem Dialekt Probleme hatte – besonders freue ich mich über den Gesprächsverlauf, den dein Gedicht ausgelöst hat. Literatur verbindet Menschen, es ist sehr schön, das mitzuerleben.

Ich wünsche dir zahllose kreative Momente, die du im Alltag mit Gleichgesinnten teilen kannst.

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Danke Lieber Sebastian_Domke, Ich habe tatsächlich zu schreiben angefangen um nach dem Tod meines sehr geliebten Mannes, keine Dummheiten zu machen. Die Schreiberei, brachte mich wieder auf die Beine.
Ich sitze momentan, über meinem 6. Buch, das ein Thriller werden soll.
Ich bin damit nicht nur beschäftigt, sondern es macht mir auch Spaß.
Mit lieben Grüßen, Irene

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Bei uns wird gerade ein Park umgestaltet. Im Zuge dessen wurde eine rote Bank aufgestellt. Ich wusste erst nicht, was das bedeutet und habe mich erkundigt. Eine rote Bank bedeutet, dass man offen für neue Begegnungen und Gespräche ist und man sich gerne dazu setzen darf um einen kleinen Schwatz zu halten. Eine schöne Idee, wie ich finde. Ein extra Tisch im Café wäre auch eine schöne Idee.

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Tolle Idee mit der roten Bank. Kannte ich auch noch nicht.

Liebe Silla, da hast Du wohl recht. Ich bin meines Alters wegen schon sehr allein. Ich komme mir oft flüssiger vor, wie Wasser, nämlich überflüssig.
Dir ein schönes wochenende
Irene

@Lyrikfan11, ich habe allergrößten Respekt vor deinem Weg, einen so schweren Verlust zu verarbeiten. Mir hat das Schreiben nach Krisenerfahrungen auch geholfen, wieder in die Balance zu kommen. Ich sitze im Moment an meinem ersten Buch, mir macht das Schreiben auch sehr viel Spaß.
LG Sebastian

Liebe @Silla,

von der roten Bank höre ich zum ersten Mal, schön, dass es so etwas gibt.

Lieber Sebastian, danke für Deine nette Antwort. Ich habe immer schon gerne geschrieben. Viele meinten, dass sich meine Briefe so schön lesen. Deshalb getraute ich mir, ein Buch zu schreiben.
Dir aber weiterhin viel Freude und Erfolg beim Schreiben.
Liebe Grüße, Irene

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