Huhu,
ich sitze gerade mit Corona zuhause - ja, nach 3 Jahren, hat es nun auch mich erwischt - und hab daher viel zu viel Zeit zum Denken.
Aber was da in meinem Kopf passiert ist etwas ⊠befremdlich⊠Lest selbst und sagt mir, ob ich alleine bin mit diesen Gedanken
Wir schreiben oder lesen ein Buch. Irgendwann werden wir dabei unterbrochen und driften zurĂŒck in die reale Welt.
Habt Ihr euch in diesem Moment schon einmal gefragt, was in so einer Situation mit den Protagonisten passiert? Egal in welchem Genre, die Handlung stoppt fĂŒr sie in diesem Moment. Wir leben in der realen Welt weiter, doch was passiert zwischenzeitlich in dieser anderen Welt?
Nehmen wir zum Beispiel ein ganz normales Buch, meinetwegen einen Krimi. Die Handlung spitzt sich gerade zu, der Mörder steht kurz davor, sein grausiges Werk zu vollbringen, das Opfer beginnt allmĂ€hlich zu ahnen, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Es versucht vielleicht gerade noch der Situation zu entkommen, doch der Mörder steht schon bereit. Die Szene spitzt sich immer mehr zu, die Angst und die Spannung bauen sich auf. Der Mörder teilt mit uns unter UmstĂ€nden seine intimsten Gedanken, denkt an das, was er im Begriff ist zu tun. Und dann schlieĂt sich das Buch.
Was passiert nun? Steht fĂŒr unsere Protagonisten die Zeit still? Sind sie in diesem Moment, in diesen GefĂŒhlen gefangen? Verdammen wir sie zu endloser Panik, bis wir endlich dazu kommen, weiterzulesen? Und wenn ja, was passierte, wenn der Lesende nicht weiterliest; wenn er das Buch verliert oder es ihm nicht spannend genug oder zu spannend war?
Diese Vorstellung, dass, in dem Moment, in dem wir aufhören zu lesen, diese Welt einfriert, die Protagonisten in ihrer Situation gefangen bleiben; warten, dass es endlich weitergeht, ist Ă€uĂerst irritierend.
Oder ist das SchlieĂen des Buches wie ein Pausenknopf? Unterhalten sich die Protagonisten ĂŒber Gott und die Welt und warten wie im Theater auf ihren erneuten Einsatz?
Was passiert dann erst, wenn wir ein Buch schreiben? Wenn der Handlungsstrang sich noch nicht voll entwickelt hat? Schweben unserer Figuren im Nebel der Ungewissheit und ĂŒberlegen möglicherweise selbst, wie es weitergehen könnte?
Man stelle sich folgenden Dialog vor:
Mörder: Na super! Und jetzt???
Opfer: Was weiĂ denn ich? Bringst Du mich nun um oder nicht?
Mörder: Keine Ahnung. Ich mag Dich so als Person eigentlich. Mir wÀr jetzt lieber nach einem Bier und was zum Essen.
Opfer: Essen? Oh ja, das wÀr jetzt klasse. Chinesisch oder eher italienisch?
Mörder: Beides gut.
In dem Moment kommt der Autor wieder dazu, die Figuren ĂŒbernehmen die Handlung und gehen essen. Ist das dann der Twist, von dem viele Autoren nicht wissen, wo er herkommt?
Was meint ihr dazu?