Gedanken beschreiben

Immer wieder habe ich das Problem, dass ich nicht weiß, wie man Worte in Gedanken fasst. Ich habe sogar Bücher gelesen, deren Inhalt mich überhaupt nicht interessiert, (na ja, manche schon, aber erst wenn ich darin gelesen hab), um herauszufinden, wie andere das machen. Leider musste ich feststellen, dass das offensichtlich wahllos, einmal so und einmal so, gemacht wird. Gibts da keine Regelung?

Ich hab hier mal einen Textauszug von einem Manuskript. Kann mir einer sagen, ob das mit dem einfachen Hochkomma als Gedanken gelesen werden kann oder so?


Ein Abschleppfahrzeug rangierte auf der Straße.

‘Die werden jetzt den Mercedes verladen’, dachte Uwe und drückte seine Nase gegen die Scheibe, so konnte er ein Stück weiter nach links sehen. Das weiße Zelt war abgebaut. Die Leute der Spurensicherung hatten ihre Fahrzeuge umgeparkt und standen jetzt direkt vor dem Fenster und bis zum Ende der Straße.

‘Wie lange hab ich eigentlich geschlafen’, dachte er. Am Waschbecken schaute er kurz auf seine Armbanduhr, die dort auf der Ablage vor dem Spiegel lag. Sie zeigte 7:30 Uhr. ‘Hm’, dachte er, ‘um etwa 4:00 Uhr hab ich mich hingelegt. Dann habe ich dreieinhalb Stunden geschlafen.’

Im Gegensatz zu den Leuten von der Spurensicherung, war das ganz schön lange, fand Uwe, denn die waren immer noch da.


Aw: Gedanken beschreiben

Formatiere es doch erstmal so, dass Du selbst sehen kannst, ob es Dialoge oder Gedanken sind.

Spätestens nach der zweiten oder dritten Revision sind diese Stellen wahrscheinlich sowieso

nicht mehr da. Und falls sie im finalen Werk noch drin sind, wird Dir Dein Verlag bestimmt

einen Vorschlag machen.

Aw: Gedanken beschreiben

@Füllwort

Danke. Habe keinen Verlag, publiziere nur eBooks. (Bisher)

Ich hatte angenommen, weil hier doch sicher viele Autoren sind, die bereits massenhaft Bücher veröffentlicht haben, mir sagen würden, wie sie das mit den (Gedanken) schreiben, aber offensichtlich schreibt niemand (Gedanken).

Mittlerweile hab ich in Büchern einiger meiner Lieblingsautoren gesehen, dass dort Gedanken, eigene oder die von anderen, gar nicht gekennzeichnet sind.

Aw: Gedanken beschreiben

Diese Kennzeichnungen sind auch gar nicht notwendig, vor allem wenn sich aus dem Textfluss von ganz allein das Verständnsi des Lesers einstellt, was nun Gedanke ist oder nicht.

lg/Peter

Aw: Gedanken beschreiben

Aktuell schreiben tatsächlich weniger Leute Gedanken, als das früher der Fall war. Die neue Sau

im Dorf heißt: “Zeigen statt Erzählen”.

Üblicherweise wählst Du ja Deine Erzählperspektive nach den Anforderungen Deiner Geschichte,

aber der allwissende Erzähler (!) ist deshalb gerade nicht so gefragt, wie das noch zu Zeiten

von Frank Herbert der Fall war.

Was die Art der Darstellung angeht, kannst Du auch einfach verschiedene Dinge testen. Fett

oder kursiv sind zum Beispiel auch schon mal dagewesen. Frag einen freien Lektor u/o Deine

Testleser, was für sie eindeutig erkennbar ist.

Aw: Gedanken beschreiben

Fett für Gedanken geht gar nicht, kursiv schon eher. Meistens ist es aber nicht nötig.

Obiges Beispiel würde ich etwa so schreiben:


Ein Abschleppfahrzeug rangierte auf der Straße.

Die würden jetzt den Mercedes verladen. Uwe drückte seine Nase gegen die Scheibe, so konnte er ein Stück weiter nach links sehen. Das weiße Zelt war abgebaut. Die Leute der Spurensicherung hatten ihre Fahrzeuge umgeparkt und standen jetzt direkt vor dem Fenster und bis zum Ende der Straße.

Wie lange hatte er eigentlich geschlafen? Am Waschbecken schaute er kurz auf seine Armbanduhr, die dort auf der Ablage vor dem Spiegel lag. Sie zeigte 7:30 Uhr. Hm, dachte er, um etwa 4:00 Uhr hab ich mich hingelegt. Dann habe ich dreieinhalb Stunden geschlafen.

Im Gegensatz zu den Leuten von der Spurensicherung war das ganz schön lange, fand Uwe, denn die waren immer noch da.


Am besten orientiert man sich übrigens als Autor an … anderen Romanen! :smiley:

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Aw: Gedanken beschreiben

Ich mach es so wie AndreasE. Das nennt man “Erlebte Rede”. Einfach mal den Begriff googeln. Dann bekommt auch auf die anderen Arten der Gedankendarstellung (z. B. Indirekte Rede).

LG

Jens

Aw: Gedanken beschreiben

Hm, so wie AndreasE das beschreibt, isses meiner Ansicht nach- am Blausiebelsten. Allerdings mache ich es jetzt so, wie nathschlaeger das beschreibt, weil mir Kursivschrift nicht so liegt. Wenn klar zu erkennen ist, das jemand denkt, wie…

Ich dachte, der spinnt doch! schreibe ich die normalen Satzzeichen. Ansonsten wie beim Gespräch…

“Der spinnt doch wohl”, hatte ich gedacht, weil der so seltsames Zeug redete.

Danke für eure Hilfen.

Phil.

Aw: Gedanken beschreiben

Passend zum Thema habe ich diesen Artikel gefunden:

marcusjohanus.wordpress.com

Vielleicht findet man für sich den passenden Tipp.

Aw: Gedanken beschreiben

Hallo,

zu diesem Thema habe ich mir für meine Schreibe vor einiger Zeit auch auch Gedanken gemacht [sic] und für mich einige Regeln aufgestellt, wie ich das handhaben möchte. Dabei habe ich den Begriff des Mikro-Perspektivwechsels geprägt für den Fall, dass man erlebte Gedanken wiedergeben möchte, im Unterschied zu erzählten Gedanken. Mikro-Perspektivwechsel sind für mich solche, wo zwar dieselbe Figur im Erzählfokus bleibt, aber die „Kameraposition“ wechselt (der Leser erfährt die Gedanken nicht nur sondern denkt sie quasi selbst). Um den Leser wegen des zwar geringen, aber eben doch spürbaren (Mikro-)Perspektivwechsels nicht zu verwirren, benutze ich Kursivschrift in diesen besonderen Fällen zur optischen Abgrenzung, so wie ich auch echte Perspektivwechsel (Figur wechselt) optisch mindestens durch eine neue Szene (besser sogar ein neues Kapitel) deutlich machen würde. Vielleicht interessiert es ja auch andere, daher kopiere ich meine gefundenen Weisheiten einfach mal in diesen Beitrag. Ja, ich weiß: TL;DR :roll_eyes:

**Regeln: **

  • Niemals echte

Perspektivwechsel innerhalb einer Szene (d.h. von einer Figur zur anderen) machen*] Mikro-Perspektivwechsel sind dagegen erlaubt für die Wiedergabe von erlebten Gedanken (d.h. man behält den Erzählfokus auf ein- und derselben Figur bei, aber die „Kamera“ wechselt die Position. Entweder von Außensicht auf Innensicht (3. Person, Zeitform beliebig → 1. Person, Zeitform immer Gegenwart oder von Innensicht (1. Person, Zeitform beliebig) auf erlebte Innensicht (1. Person, Zeitform immer Gegenwart, ähnlich Bewusstseinsstrom)] Da bei Mikroperspektivwechseln die Kameraposition und ggf. auch die Zeitform wechselt, ist dies optisch durch Kursivschrift zu kennzeichnen, um den Leser nicht zu verwirren] Mikroperspektivwechsel zu erlebten Gedanken (1. Person Gegenwart) werden vom Leser abnehmend stark wahrgenommen in der Reihenfolge: 3. Person Vergangenheit, 3. Person Gegenwart, 1. Person Vergangenheit, 1. Person Gegenwart

Beispiel: 3. Person Vergangenheit, kein Mikro-Perspektivwechsel


Absicht: Alle Gedanken werden erzählt und verwenden dieselbe Perspektive wie der Haupttext (hier: nahe 3. Person und daher auch dieselbe Zeitform, hier: Vergangenheit). Man kommt der Figur nahe, aber selbst die Mikro-Perspektive wechselt nicht:

Einundzwanzig … Er konzentrierte sich darauf, die Schultern entspannt zu lassen, nicht den Mund zu verziehen und, vor allem, nicht den Blick abzuwenden. Was sollte er ihr antworten? Die Wahrheit etwa? Nein, auf keinen Fall. Zweiundzwanzig … Er ließ die Lider zucken, krümmte sich dabei beinahe unmerklich, wie es ein Mann tun würde, der unheilbar krank ist, dies jedoch vor seiner Umgebung zu verstecken versucht. Dreiundzwanzig … »Ich habe dich nie betrogen.« Ein leichtes Schütteln des Kopfes. »Nie.«

Ihre eben noch zornige Miene erodierte zu einer Maske aus Scham, Selbstekel und dem offenkundigen Wunsch nach Vergebung.

Scheiße, war er gut.

Beispiel: 1. Person Vergangenheit, kein Mikro-Perspektivwechsel


Absicht: In der 1. nahen Person ist man zwangsläufig bereits sehr nahe an der Figur. Wenn man keinen Mikro-Perspektivwechsel machen möchte, bleibt man in derselben Perspektive und Zeitform und verwendet daher keine Kursivschrift:

Einundzwanzig … Ich konzentrierte mich darauf, die Schultern entspannt zu lassen, nicht den Mund zu verziehen und, vor allem, nicht den Blick abzuwenden. Was sollte ich ihr antworten? Die Wahrheit etwa? Nein, auf keinen Fall. Zweiundzwanzig … Ich ließ die Lider zucken, krümmte mich dabei beinahe unmerklich, wie es ein Mann tun würde, der unheilbar krank ist, dies jedoch vor seiner Umgebung zu verstecken versucht. Dreiundzwanzig … »Ich habe dich nie betrogen.« Ein leichtes Schütteln des Kopfes. »Nie.«

Ihre eben noch zornige Miene erodierte zu einer Maske aus Scham, Selbstekel und dem offenkundigen Wunsch nach Vergebung.

Scheiße, war ich gut.

**Beispiel: 3. Person Vergangenheit, starker Mikro-Perspektivwechsel

Absicht:** Einen deutlichen Mikro-Perspektivwechsel kann man machen, wenn man aus der zwar nahen, aber dennoch letztlich Außensicht der 3. Person in die 1. Person innerhalb der Gedanken wechselt. Hierbei ändert sich ggf. auch die Zeitform. Man springt quasi live in den Kopf der Figur zur damaligen Zeit:

Einundzwanzig … Er konzentrierte sich darauf, die Schultern entspannt zu lassen, nicht den Mund zu verziehen und, vor allem, nicht den Blick abzuwenden. Was soll ich ihr antworten? Die Wahrheit etwa? Nein, auf keinen Fall. Zweiundzwanzig … Er ließ die Lider zucken, krümmte sich dabei beinahe unmerklich, wie es ein Mann tun würde, der unheilbar krank ist, dies jedoch vor seiner Umgebung zu verstecken versucht. Dreiundzwanzig … »Ich habe dich nie betrogen.« Ein leichtes Schütteln des Kopfes. »Nie.«

Ihre eben noch zornige Miene erodierte zu einer Maske aus Scham, Selbstekel und dem offenkundig verzweifelten Wunsch nach Vergebung.

Scheiße, bin ich gut.

Noch deutlicher wird dies, wenn die Gedanken in Form der inneren Selbstansprache ausgeführt werden, etwa mit Was antwortest du ihr? oder Scheiße, bist du gut.

**Beispiel: 1. Person Vergangenheit, mittlerer Mikro-Perspektivwechsel

Absicht: **Aus der 1. Person heraus ist der Mikroperspektivwechsel zwar weniger deutlich, aber besonders bei Zeitformwechsel kann es zu Verwirrung kommen, daher auch hier Kursivschrift der unmittelbar erlebten Gedanken anwenden:

Einundzwanzig … Ich konzentrierte mich darauf, die Schultern entspannt zu lassen, nicht den Mund zu verziehen und, vor allem, nicht den Blick abzuwenden. Was soll ich ihr antworten? Die Wahrheit etwa? Nein, auf keinen Fall. Zweiundzwanzig … Ich ließ die Lider zucken, krümmte mich dabei beinahe unmerklich, wie es ein Mann tun würde, der unheilbar krank ist, dies jedoch vor seiner Umgebung zu verstecken versucht. Dreiundzwanzig … »Ich habe dich nie betrogen.« Ein leichtes Schütteln des Kopfes. »Nie.«

Ihre eben noch zornige Miene erodierte zu einer Maske aus Scham, Selbstekel und dem offenkundigen Wunsch nach Vergebung.

Scheiße, bin ich gut.

**Beispiel: 1. Person Gegenwart, schwacher Mikro-Perspektivwechsel

Absicht:** Die schwächste Form eines Mikro-Perspektivwechsels ergibt sich aus der Perspektive der 1. nahen Person in der Zeitform Gegenwart heraus. Möchte man jedoch auch diese geringfügige Verschiebung der Mikro-Perspektive deutlich machen, so erfolgt dies ebenfalls durch Kursivschrift:

Einundzwanzig … Ich konzentriere mich darauf, die Schultern entspannt zu lassen, nicht den Mund zu verziehen und, vor allem, nicht den Blick abzuwenden. Was soll ich ihr antworten? Die Wahrheit etwa? Nein, auf keinen Fall. Zweiundzwanzig … Ich lasse die Lider zucken, krümme mich dabei beinahe unmerklich, wie es ein Mann tun würde, der unheilbar krank ist, dies jedoch vor seiner Umgebung zu verstecken versucht. Dreiundzwanzig … »Ich habe dich nie betrogen.« Ein leichtes Schütteln des Kopfes. »Nie.«

Ihre eben noch zornige Miene erodiert zu einer Maske aus Scham, Selbstekel und dem offenkundigen Wunsch nach Vergebung.

Scheiße, bin ich gut.

**Beispiel: 3. Person Vergangenheit, nur partieller Mikro-Perspektivwechsel

Absicht:** Die Mikro-Perspektivwechsel lassen sich auch pointiert einsetzen, wie in diesem Beispiel, um den Zählvorgang zu betonen und die Spannung zu erhöhen:

Einundzwanzig … Er konzentrierte sich darauf, die Schultern entspannt zu lassen, nicht den Mund zu verziehen und, vor allem, nicht den Blick abzuwenden. Was sollte er ihr antworten? Die Wahrheit etwa? Nein, auf keinen Fall. Zweiundzwanzig … Er ließ die Lider zucken, krümmte sich dabei beinahe unmerklich, wie es ein Mann tun würde, der unheilbar krank ist, dies jedoch vor seiner Umgebung zu verstecken versucht. Dreiundzwanzig … »Ich habe dich nie betrogen.« Ein leichtes Schütteln des Kopfes. »Nie.«

Ihre eben noch zornige Miene erodierte zu einer Maske aus Scham, Selbstekel und dem offenkundigen Wunsch nach Vergebung.

Scheiße, war er gut.