Ich habe eine alte Idee von 2022 wieder aufgegriffen: und zwar aus einem angefangenen Fantasyroman einen Historischen Fantasyroman zu machen. Das Setting ist Mittelalter. Kennt sich jemand in diesem Genre aus und kann mir vielleicht ein paar Tipps geben? Ich habe noch nie einen Roman mit historischen Hintergründen geschrieben. Was muss man dabei beachten? Müssen alle Fakten stimmen oder bleibt auch etwas Raum für Fantasie? Das würde mich mal interessieren.
Wichtig ist die Sprache. Auch das Setting sollte passen…Also keine moderne Technik usw. Klar kannst du auch eine mittelalterliche Fantasy Welt erschaffen. Du könntest auch, wenn es dystopisch wäre, eine mittelalterliche Welt mit übergebliebenen Errungenschaften gestalten. Blödes Beispiel: Die Erde wurde vor 100 Jahren dahingerafft, z. B. durch einen Virus. Reste der Technik sind über, aber nicht viel, da kaum Menschen, die sie bedienen können usw.
Die Grafentochter Magdalena soll an ihrem 16. Geburtstag verheiratet werden, was ihr nicht gefällt. So entschließt sie sich für eine spontane Flucht. Grafensohn Eckbert, der zu Besuch ist, bekommt dies mit. Doch anstatt Magdalena zu verraten, schließt er sich ihrem Vorhaben an, da auch er sich zu jung zum Heiraten fühlt. Es beginnt eine spannende Abenteuerreise für die beiden. Eine Reise ins Ungewisse. Eine Reise zu sich selbst.
Der Titel lautet übrigens: „Jenseits der Mauern - der Weg in die Freiheit“
Vorher hieß er „Kingdom Chronicles“ (zu Deutsch: Königs-Chroniken).
Das habe ich aber geändert, weil es mir nicht gefallen hat!
Das Setting bietet viele Möglichkeiten für künstlerische Freiheit. Je früher die Geschichte startet, umso mehr, da aus dem frühen Mittelalter authentische Aufzeichnungen fehlen, viele Ereignisse erst viel später niedergeschrieben wurden, dies dann häufig aus kirchlicher Sicht, da dann zunächst Mönche über Wissen und Möglichkeiten verfügten. Am besten findest du eine Tonalität unter Ausschluss moderner Wortschöpfungen, die dann einzuhalten ist.
Meine Geschichten spielen in einem fiktiven mittelalterlichen Setting. Verstehe ich dich richtig, dass du auch zuerst ein fiktives Setting hattest, nun aber die Geschichte ins historische Mittelalter verlegen möchtest?
Dann sollten die Fakten schon stimmen. Wo du von ihnen abweichst, solltest du es bewusst tun, weil es Sinn ergibt für deine Geschichte. Und das dann dem Leser vielleicht auch erklären.
Du fragst nach Ratschlägen und mein erster wäre, dir mal den Youtubekanal von Geschichtsfenster anzusehen. Ein wahre Fundgrube wenn es um das Alltagsleben im Mittelalter geht. Welche Lichtquellen gab es, wie sahen Fenster wirklich aus, was wurde gespielt, worüber wurde gelacht etc
Manchmal sind es die scheinbar unbedeutenden Kleinigkeiten, die helfen, ein authentisches Feeling zu vermitteln.
Was die Sprache betrifft, versuche ich immer ein Gleichgewicht zu finden. Wenns zu modern klingt, reißt es den Leser aus der Geschichte raus. Wenns zu angestaubt und schwülstig klingt, findet er vielleicht gar nicht erst rein.
Das bisher Geschriebene soll bleiben, es soll nur noch mit ein paar historischen Fakten angereichert bzw. ergänzt werden! Danke für den Tipp mit Youtube. Da schau ich heute Abend mal rein!
Die Sprache ist zwar wichtig, allerdings sollte sie schon für uns „moderne“ Menschen angenehm lesbar sein. Die Bauern haben rauer, fluchender, derber geredet… und kurze Sätze. Da ging es um „Heute regnets“ oder „Knecht, tu dies“, „Sohn, pflüg das Feld“, „Weib, sorg für Essen“. Frauen haben mehr geredet, sie waren es ja auch, die auf dem Markt verkaufen mussten - und außerdem reden sie sowieso viel, das hat sich nicht geändert bis heute. Adlige waren viel geschwollener, vor allem aber arroganter unterwegs, schließlich muss man sich vom Pöbel abheben.
Ich habe in meinem Mittelalter eine eigene Welt angelegt, mir aber sehr, sehr viel aus den Geschichtschroniken von Städten, Regionen oder auch Ländern zusammenrecherchiert. Kannst du machen, musst du aber nicht. Und wie @KaePie schon sagte: es muss einfach stimmig bleiben.
So, jetzt will ich es aber wissen, @KayGee . Würde das sprachlich passen?
Der Büttel stößt mich in einen Raum und ich falle hin. Direkt vor die Stiefel des Schulzen.
„Wer bist du, Weib“, herrscht er mich an, „was willst du?“
„Ich bin Leonores Dienerin und bitte um Gnade für sie.“
„Die Dienerin also.“
„Ja, Herr.“
„Die Dienerin einer Hexe.“
„Sie ist keine Hexe!“
„Man sah sie das Herz eines Kalbes essen, das sie vorher getötet hat.“
„Sie tötet keine Kälber!“
„Man sah sie aber!“
„Dann beweist es doch!“, schreie ich ihn an.
Er schlägt mich ins Gesicht, ich taumle, mein Mund füllt sich mit Blut.
„Ich habe hier nichts zu beweisen“, sagt er, „ich habe Recht zu sprechen. Und solches habe ich nach bestem Wissen und Gewissen auch getan. Das Urteil wird vollstreckt!“
Ich werfe mich ihm vor die Knie, weine, flehe, bitte, aber er weicht nur zurück.
„Du bist nicht ihre Dienerin“, sagt er, „du bist ihr Schlafweib, ihre Buhle. So kommt zu Teufelsanbetung und Viehraub auch noch Sodomie dazu!“
„Herr, ich bitte Euch! Acht Kinder hat Euch Euer Weib geboren, bei jedem einzelnen war sie dabei und rettete ihr Leben! So habt doch Gnade!“
Er gibt dem Büttel ein Zeichen und der geht weg. Dann sieht er mich an und sagt: „Meine Gnade ist das Urteil. Hundert Hiebe mit der Peitsche und nicht einer weniger.“
„Hundert Peitschenhiebe, Herr? So seht sie euch doch an, sie wird keine dreißig überleben!“
„Vielleicht. Vielleicht doch. Ich könnte sie aber auch dem Pfaffen lassen. Der baut für sie den Scheiterhaufen. Ist dir das lieber, Hexendienerin? Oder den Soldaten in Krumau? Soll ich sie dorthin schicken? Da ist der Scheiterhaufen besser! Nein, es bleibt dabei, die Peitsche. In einer halben Stunde.“
Jepp, genau so! Richtig schön zu lesen und trotzdem angepasst. Schöne Geschichte, ich fürchte nur, dass der Schulz noch auf die Idee kommt, seine Willkür auszudehnen und die Dienerin mit auspeitschen lässt. Immerhin ist sie ja seiner Meinung nach eine Buhlin… Tja, das waren harte, böse Zeiten… Gefällt mir gut!