Ich arbeite so, dass ich zuerst sehr detailliert plane:
Ich schreibe mir den gesamten Ablauf Szene für Szene auf –
teilweise bis zu 20–30 Szenen, alles flüssig, aber noch nicht ausgeschrieben.
Jede Szene steht einzeln als Rohfassung in der Planung.
Erst wenn mehrere Kapitel so vorbereitet sind,
fange ich an, die Kapitel wirklich auszuformulieren und auszuschreiben.
Mich würde interessieren:
Arbeitet ihr ähnlich, oder eher genau andersherum
(zuerst schreiben, später strukturieren)?
Ja, ich plotte ebenfalls und zwar mit der Schneeflockenmethode: erst nur die Kapitelüberschriften und ein Satz, was darin passiert, dann etwas mehr Inhalt, dann noch mehr und erst danach formuliere ich aus. Früher habe ich einfach drauflosgeschrieben, bin aber dann nie fertig geworden oder irgendwo ewig hängengeblieben. Das vorab-Plotten hat mir ermöglicht, bei einem „Hänger“ einfach an einer anderen Stelle im Buch weiterzumachen, zu der ich gerade Lust oder eine Idee hatte.
Am Ende funktioniert es aber für jeden anders. Man muss die Methode finden, die für einen selbst funktioniert, da gibt es kein generelles richtig oder falsch.
Danke für den Einblick
Ich plane ebenfalls vorab, aber sehr szenenorientiert.
Ich schreibe mir den Ablauf und die Gefühle der einzelnen Szenen auf, bevor ich ausformuliere – so verliere ich meinen roten Faden nicht und kann später flüssig schreiben, ohne den Kern der Geschichte zu verwässer
Das heißt ich plane alle Bücher 70.000 Wörter und innerhalb dieser Wortzahlen gibt es Meilensteine. D.h grobe Ziele, welche die Protagonisten erleben. D.h vielleicht 5 bis 7 Meilensteine im Buch.
Zusätzlich betreibe ich Mikro Plotting: ich plane in Mindmap artigen Stichpunkten die nächsten 500 bis 1000 Wörter.
Dazwischen gibt es halt Raum für viele Freiheiten, dass klappt für mich am besten.
Ich schreibe chronologisch. Also immer vorwärts und nicht an verschiedenen Stellen gleichzeitig.
Interessant, danke fürs Teilen
Dein Ansatz mit Meilensteinen und Mikro-Plotting klingt sehr strukturiert.
Ich selbst plane weniger wortgebunden, dafür stärker szenen- und gefühlsorientiert. Mir ist wichtig, dass jede Szene ihren Platz und ihre Wirkung hat, bevor ich sie ausformuliere – so verliere ich den roten Faden nicht.
Geschrieben wird bei mir dann ebenfalls chronologisch, wenn die Planung steht.
Am Ende ist es spannend zu sehen, wie unterschiedlich Wege zum fertigen Buch aussehen können.
Mir ist aufgefallen, dass mir während der Handlung Einfälle kommen a la: was, wenn Protagonist A jetzt das täte? Darauf kann ich dann eingehen.
Meine ersten vier Bücher habe ich „einfach losgeschrieben“ und erst im letzten Viertel des Buches überlegt „Wie um Himmels Willen bekomme ich die offenen Fäden wieder glaubhaft zusammen?“ Das hat mehr Zeit gekostet als man glaubt. Bei der Überarbeitung habe ich dann rückwirkend Hinweise nach vorne verstreut, damit es alles glaubwürdig wirkt.
Irgendwo hieß es, die Schrotflinte in Kapitel 1 muss in Kapitel 3 abgefeuert werden. Bei mir war es dann so, dass in Kapitel 3 eine Schrotflinte vorkommt, die ich rückwirkend verstecken und einbauen musste.
Mit den Meilensteinen und den Mikroplotten hat sich die Überarbeitung deutlich reduziert, da sich die wichtigsten Kernthemen bereits glaubhaft entwickeln. Trotzdem entstehen noch Handlungsstränge, die nicht geplant waren - aber plötzlich gut in die Szenerie passten.
Mikroplotten hilft bei mir den Output hochzuhalten a la „Ich weiß was ich schreibe, bevor ich es schreibe“ das kostet jedes Mal 5 bis 10 Minuten, hilft aber trotzdem enorm.
(Schreibe vom Handy, daher die vielen Korrekturen)
Ich plotte nichts. Ich habe am Anfang eine Idee. Dann lege ich einfach los. Was in der Geschichte passiert, weiß ich anfangs nicht genau, ich lasse meine Protas einfach machen und gucke sozusagen dabei zu. Nur wenn sie zu weit übers Ziel hinausschießen, muss ich als Autor eingreifen.
Ebenphalls.
Ich habe mein ganzes Berufsleben geplant und Pläne umgesetzt. Kranke, Krankheiten und Krankenschwestern taten trotzdem, was sie wollten. Jetzt sind es eben die Protas. Und weils mich nicht mehr stört, lass ich sie mal machen und schreib nur mehr ihre Irrtümer auf.
Ich hab bei meinen ersten beiden Projekten schwerst nicht geplant. Endete dann nach 20K im Nirgendwo. Dann hab ich sie grob eingenordet, es plotten zu nennen, wäre gelogen. Ich setze seitdem bei meinen Projekten Wegmarkierungen.
Sobald ich Geschriebenes habe, kann ich damit arbeiten. Herausfinden, worum es geht. Kapitel umstellen. Streichen. Neue schreiben. Die Flinte vom Showdown am Anfang an die Wand hängen.
Was ich aber immer vorab genauestens kenne: meine Figuren. So kann ich sie anfangs in die Achterbahn setzen und anschnallen. Wenn sie sich vor dem Looping abschnallen, läuft etwas falsch, das kann ich dann noch unterbinden. Da zumindest ich weiß, dass ein Looping vorkommt, muss die Story entsprechend darauf zuführen.
Ich schreibe also ein grobes Manuskript, damit die Figuren laufen, kann und muss aber immer neue Schienen legen, bevor der Looping erreicht wird, um das Bild der Achterbahn überzustrapazieren. Insgesamt hab ich so sieben MS abgeschlossen. Nr. Acht läuft.
Hallo,
nachdem ich anfangs mit dem " einfach drauf los schreiben" ziemlich auf die Schnauze gefallen bin und Logikfehler, lose Enden … sich bei der Überarbeitung als richtige Zeitfresser entpuppt haben, plotte ich inzwischen sehr detailliert. Hier meine Methode:
Grundüberlegungen: Zu mir passt am besten der klassische Fünfakter. Dabei sollen im Schnitt 350 Normseiten zustande kommen (wünscht sich mein Verlag so). Ein Kapitel hat dabei ungefähr 2500-3000 Wörter. Durch diese Eckdaten kommt folgende Aufteilung zustande:
Exposition, ca. 7-10 Kapitel
Komplikation ca. 15-20 Kapitel
Peripetie ca. 4-6 Kapitel
Klimax ca. 6-8 Kapitel
Auflösung ca. 2-4 Kapitel
Dann lege ich mir im Papyrus Organizer ein entsprechendes Grundgerüst für die Kapitel an. Zur Übersicht vergebe ich vorerst entsprechende Kapitelnamen: römische Zahl für den Akt/arabische Zahl für das Kapitel in diesem Akt, z.B. III/2 → das wäre dann das 2. Kapitel der Peripetie …
Jetzt lege ich pro Kapitel 3 Szenen an. jede Szene bekommt einen entsprechenden Namen, z.B.: III/2-3 → Dritter Akt (Peripetie) zweites Kapitel, die dritte Szene …
Jetzt bekommt jede Szene noch folgende Punkte (hinterlege ich im Datensatz „Meine Szenen“ unter „Zusammenfassung“ → erscheint dann automatisch im Organizer in der Spalte „Überblick“,
ZEIT: (…weil der Papyrus Zeitstrahl und ich keine guten Freunde sind )
ORT: (wo die Szene spielt)
ERZÄHLER: (aus welcher Perspektive, daraus ergibt sich dann meist auch gleich der Handlungsstrang)
ZIEL: (was will ich mit dem Kapitel erreichen … z.B. Einführung Figur XY, emotionale Wirkung des Verbrechens, Hinweis auf irgendwas , Twist/Wendepunkt …
HANDLUNG: (ein bis maximal drei Sätze zur Handlung der Szene)
Wenn das alles steht, beginne ich erst mit dem eigentlichen Schreiben. Dabei gehe ich nicht zwingend chronologisch vor, sondern beginne mit den Szenen, deren Handlungen in meinem Geist und Notizbuch am meisten ausgereift sind, oder worauf ich einfach gerade Lust habe.