Formatstil eines Erzählers

Ich bin in meiner Fantasygeschichte einen eigenwilligen Weg gegangen. Ein Historiker meldet sich nach 50 Seiten zu Wort und gibt an, die Geschichte der Schattenkriege aus Interviews und historischen Dokumenten zu einem interessanten Werk zusammengestellt zu haben. Dazu spricht er die Leser auch immer persönlich an. Soweit sind das einfach Dinge, die eben so sind und die wir nicht diskutieren müssen.

Ich brauche diese Figur gelegentlich. Sie tritt eher selten auf und erklärt einige Zusammenhänge auf Meta-Ebene.

Lange Zeit verwendete ich für diese Figur Kursivschrift. Nun habe ich Wege gesucht, um ohne einen Schriftartenwechsel ihr noch eine individuellere Note zu geben. Mein Ziel war es, dass der Leser sofort sieht, um wen es geht. Einen Schriftartenwechsel könnte ich in der E-Book-Version nicht darstellen. Ich möchte beides aber etwa gleichgeschaltet haben.

Meine aktuelle Lösung ist eine etwas veränderte Zeilenhöhe, Flattersatz und eine leichte Sperrung. Dieser Erzähler sagt nie besonders viel. Der Stil funktioniert auch im E-Book - zumindest im Kindle. Wenn es ein alter Reader nicht darstellen kann, geht die Welt nicht unter.

Ich fühle mich nun hin- und hergerissen. Mir gefällt dies hier besser als Kursivschrift, die ich eher sparsam und für andere Dinge einsetze. Und wenn dieser Erzähler mal auf ein Buch oder einen sperrigen Eigennamen verweist, steht mir für ihn dann auch noch Kursiv zur Verfügung.

Was ich bei der veränderten Zeilenhöhe natürlich nicht mehr garantieren kann: Dass die Zeilen rechts und links immer auf gleicher Höhe liegen. Alle Überschriftenstile, Leerzeilen und Übergänge sind daraufhin ausgemessen. Nur dieser selten auftretende Erzählertext würde hier in seltenen Fällen zu Verschiebungen führen … können.

Nun wird sicher eh niemand mit dem Lineal schauen, ob die Zeilen auf der linken und rechten Buchseite in einer Flucht sind. Nehmen wir mal an, der Typ würde alle 20-100 Seiten mal auftreten - im Durchschnitt vielleicht alle 50 Seiten. Würde euch ein solcher Stil stören?

Ich habe mein Layout für Teile, Kapitel und Abschnitte neu erarbeitet und würde gern in diesem Layout die beiden bereits veröffentlichten Bände mit dem neuen dritten Band optisch neu ausstatten.

Jeder Band ist bei mir nochmal in Teile unterteilt. Ihr seht im folgenden PDF den Beginn des Teils „Sterben“ mit dem Erzähler und danach die Überschrift des ersten Kapitels dieses Teils mit dem folgenden normalen Schriftsatz für Standardtext.

Bin für jede Meinung offen.

Mooyan.icb.pdf (72,9 KB)

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Auf keinen Fall.
Schwierig war es aber immer, dass ich solche Einschübe gerne schnell „überlesen“ habe, um die Story weiter zu verfolgen. Das ist aber mein „Leserproblem“.
Ich schaue mir das gern an.

So. Kurze Meinung (unqualifiziert & subjektiv):
Nimm Kursivschrift.

Warum? Bessere (deutlichere) Abgrenzung zum Haupttext. Mehr nicht.
Alternativ die „Erzählerteile“ als seperate Seite gestalten, bevor das nächste Kapitel weitergeht.
Aber kursiv wäre meine Wahl.

Hilft das?

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Klar, hilft das. Ich habe ja gefragt, weil ich mal andere Ansichten dazu hören möchte.

Ich habe mich inzwischen auch gefragt, warum ich von der Kursivschrift abgekommen bin. Im Printsatz hebt sich Kursivschrift wunderbar ab. Ich lese aber seit Jahren nur noch E-Books und Print ist für mich so ein Nebending. :slight_smile:

Im Kindle jedenfalls ist die Amazon-Irgendwas-Schrift, die ich halt am besten lesen kann, eine groteske Schriftart ohne Serifen. Deren Stil ist wie bei fast allen serifenlosen Schriften nicht so klar abgehoben wie im Print. Ich nehme den Unterschied beim Lesen kaum wahr. So kam ich zur aktuellen Lösung.

Ich schließe mich @michel an. Um es auf gut Wienerisch zu sagen: Die Zeilenhöhe haut ma des Aug ausse. Der eigentliche Text sieht ja fast schon aus, wie eine Fußnote dazu. (Vielleicht nur auf dieser Seite, vielleicht bin ich aber auch noch von manchen Arbeiten meiner Studys traumatisiert)

Wenn du nicht kursiv schreiben willst, kannst du den Text des Erzählers nicht einrücken? Eine anderen Schrift benutzen? Eine andere Farbe ?

Hm. Schwere Entscheidung.

Ich bin auch Team kursiv.
Und eine eigene Seite für den Erzähler.

Dann wird es wohl doch kursiv werden.

Der nimmt mir zu sehr auf den vorherigen oder folgenden Abschnitt Bezug, um ihn eine Seite abzusetzen.

Klar. Mein Problem dabei ist das E-Book. Ich suche einen Stil, der sich dort gleichermaßen einfügt und erkennbar ist. Wahrscheinlich muss dann wohl Kursiv ausreichen.

Sonst hatte ich mit verschiedenen Einrückungen herumprobiert. Auch auf der rechten Seite. Aber alles wirkt nach einer Nacht darüber schlafen nicht professionell.

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Ich lese gerade Owen Meany auf dem EBook. Owen soll eine sehr auffällige/ nervige Stimme haben, die den Leuten in seiner Welt sehr prägnant auffällt. Der Autor hat das so gelöst, indem er immer wenn Owen spricht alles in Großbuchstaben geschrieben hat. Das fand ich anfangs komisch, aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt.

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Großschrift ist ja umstritten. Ich verwende sie aber hemmungslos, wenn Charaktere sich anschreien oder herumbrüllen.

Für diese Erzählstimme habe ich bereits damit experimentiert. Vollkorn verfügt auch über eine (richtige) Kapitälchenschrift. Doch beides wirkt bei mehrzeiligem Erzähltext sehr sperrig.

Ich verwende daher Großschrift für Schreien und Kapitälchen nur auf der Überschriftenebene „Kapitel“ und setze im EPUB Großschrift ein, weil die dort künstlich erzeugten Kapitälchen sonst eine unregelmäßige Strichstärke haben.

Guck, so siehst das aus. Wirkt erst komisch, dann gewöhnt man sich dran. Also immer wenn er spricht/ nicht schreit/ vielleicht spricht er auch sehr laut :thinking: ? , wird alles groß geschrieben.

Wie schon geschrieben: Ich verwende das auch. Die Kapitälchen verwende ich während der Edit-Phase, damit ich Groß- und Kleinschreibung berücksichtigen kann. Obwohl ich fast am Überlegen bin, es im Print so zu lassen.

Aber für einen Erzähler, der mal so einen Abschnitt am Stück spricht, wirkt diese Schriftart sehr sperrig und in mir sträubt sich alles, es so zu lesen. Darum passt Großschrift auf diesen Anwendungsfall nicht und Kapitälchen leider auch nicht. Es wirkt dann irgendwie wie ein russischer Text. Die haben ja meiner Erinnerung nach nur für a und e andersartige Kleinbuchstaben und verwenden sonst einfach nur optisch verkleinerte Großbuchstaben als Kleinbuchstaben. Das wirkt auf meine Augen sehr bürokratisch und bremst mich richtig beim Lesen.

Da habe ich dich falsch verstanden.
Ja, sieht sperrig aus, aber wenn es einen bestimmten Grund hat, dann hat es auf jeden Fall seine Berechtigung. Es fällt zumindest auf :wink::wink:

Nein, gar nicht. Ich kenn da eine extrem tolle Figur, die ausschließlich in Großbuchstaben spricht. Aber zu jedem, dem sie begegnet nur ein einziges Mal. (Enkelin und Lehrling mal ausgenommen)

Einer meiner Lieblingsromane. So eine herzzerreissend schöne Geschichte. Ich liebe Owen!

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