Hallo, ich schreibe an einem historischen Roman über eine bekannte Fabrik, beginnend 1840 - 1995 über 3 Generationen. So weit so gut. Das Ende soll aktuell in 2024 angesetzt sein. In der Zwischenzeit (von 1995 bis heute) ist aber nicht so viel passiert, dass es sich lohnen würde, darüber zu schreiben. Aktuell gibt es neue Entwicklungen und da bin ich auf die Idee gekommen, als Klammer den Einstieg mit einem Archivfund 2024 zu gestalten. Die Finderin taucht durch das Material in die historische Geschichte ein. Sie schreibt sie auf und veröffentlicht das Buch bei der Einrichtung des Outlets der Fabrik Ende 2024. Ist das zu konstruiert? Nennt man so etwas auch Flashback? Was meint Ihr dazu?
Danke für Eure Tipps.
:slightly_smiling_face
Weiß nicht so recht - Flashback ist für mich, wenn eine Figur (auch ein echter Mensch), oft wie aus heiterem Himmel, eine Art Sturz in die Vergangenheit erlebt und Ereignisse / Erlebnisse noch einmal durchlebt / durchleben muss.
Ich habe einmal ein Buch von Hohlbein gelesen (Töchter des Drachen), da wird einer Überlebenden eines zerstörten Dorfes (Fantasy Setting) eine Geschichte erzählt, die Geschichte ist dann das Buch sozusagen, unterbrochen mit kurzen Sequenzen. Er hat das geschickt eingefädelt, denn später stellt man fest, dass die Erzählerin in der Geschichte auftaucht.
Die Rahmenhandlung ist hier sozusagen eine Kulisse, um die eigentliche Geschichte zu erzählen. Witzig, die Überlebende ist dann die Protagonistin des zweiten Teils.
Einen Flashback nennt man das unwillkürliche und plötzlich auftretende Erinnern an ein bislang verdrängtes traumatisierendes Ereignis (häufig gewaltbesetzt), einschliesslich der damit verbundenen ursprünglichen Emotionen, Gedanken und Handlungsimpulsen.
Das, was du in deiner Geschichte meinst, könnte möglicherweise ein „Rollback“ sein - die Wiederherstellung eines alten Systems (in Politik und/ oder Wirtschaft). Vielleicht ist es aber auch nur eine Art Firmenbiographie. Aber was hat das mit der Verkaufsstelle von veralteten Waren (einem Outlet) zu tun? Seltsame Worte sie benutzt, die junge Padawan.
@Geschichtldrucker, danke für Deine Info. Es ist ein Roman, der sich an der Entwicklung der Fabrik orientiert. Die offizielle Zeit der Fabrik endet in den 1990ern. Danach handelte man nur noch mit dem Namen. Dieser wurde jetzt wieder verkauft, die neue Besitzerfamilie gibt dem Namen und seinem Produkt wieder einen neuen Sinn und eine Berechtigung am Markt. Aber in neuer Verkaufsform (in einem eigenen Outlet) mit dem Bezug zur Geschichte. Ich möchte den historischen Roman einbetten in die aktuelle Entwicklung. Da fand ich die Idee, dass eine Nachfahrin beim Ausräumen der alten Fabrik ein Archiv findet. Dann startet die historische Geschichte. Was ja nur eine Fiktion sein kann, über die Fakten und Funde der damaligen Zeit hinaus. Bis sie am Ende in der Gegenwart, diese Geschichte aufschreibt und zur Eröffnung des Outlets im Jahr 2024 als Buch herausbringt. Ich mache mir nun Gedanken, ob das zu konstruiert erscheint und absurd klingt?
Das klingt gar nicht konstruiert, sondern komplett glaubwürdig und alltäglich.
Ich wuchs in einer Arbeitersiedlung in Niederösterreich auf. Über 100 Jahre wurde der Ort dominiert von einer grossen Seilweberei, mit allen politischen und ökonomischen Querelen des 20. Jahrhunderts. 1990 wurde die Fabrik, die zeitweise 1000 Menschen Arbeit bot geschlossen und weitgehend demontiert - nur die Fabriksgebäude blieben über. Für die Arbeitenden bedeutete das eine Riesenzäsur und die Gegend hat sich bis heute wirtschaftlich nicht davon erholt.
2000 begannen ehemalige Arbeitende ein Werksmuseum zu errichten und die wechselvolle Geschichte der Fabrik aufzuarbeiten, auch ihre Rolle in der NS-Zeit, in der sie sowohl mehr als 300 Zwangsarbeiterinnen als auch eine Gruppe von Widerstandkämpfer beherbergte. Ein Historiker aus Wien schrieb 2010 seine Masterthesis über die Zwangsarbeiterinnen und diese wiederum war 2020 die Grundlage für meinen Roman „Eine von denen“.
Konstruiert war da gar nix dran, @biene63 . Es ist das echte Leben, das solche Geschichten schreibt. Meine und deine.
@Tapio, danke für Deine Antwort. Ja das hört sich so ähnlich an, wie ich es mir überlegt habe. Das beruhigt mich zu wissen, dass man es auch so aufziehen kann, ohne dass es unglaubwürdig und zu verworren erscheint. Gerne melde ich mich wieder, wenn ich (recht bald) mit meinem Rohentwurf fertig bin. Ich suche nämlich noch Lesebuddies ![]()