Wie entwickelt Ihr Eure Figuren, treibt sie voran? Sagt Euch die Arbeit mit Enneagramm-Typen etwas, z. B. von Jens Becker?
Hi,
Mir nicht. Ich mixe mir die Charaktere aus meiner Lebenserfahrung heraus zusammen.
Ich schreibe drauf los und alles was mir einfällt landet in den Charakterkarten.
Meine Charaktere entwickeln sich beim Schreiben und aus meiner Lebenserfahrung, ich nutze keine Typen-Stereotypen (hoffe ich jedenfalls).
Um was handelt es sich denn da? Ich kenne das auch nicht.
Meine Figuren entwickeln sich, nachdem ich weiß, was ich in etwa ausdrücken will. Da man ja schon eine Menge Menschen im Leben gesehen hat, baut sich das dann nach und nach auf. Die Figuren sind das Allerwichtigste, meine Meinung, denn nur daraus entstehen die Geschichten. Gute Figuren zu erfinden, ohne zu übertreiben, ist gar nicht so einfach.
Reale Personen sind idR. Mischtypen. Ich kenne niemand, der wirklich genau in eines der Muster passt.
Die Eigenschaft, die dir zu einer bestimmten Person spontan zuerst einfällt, würde ich als „Leitsymptom“ betrachten, also diesem Typ zuordnen.
Für das Schreiben kann die Beschäftigung mit Enneagrammtypen hilfreich sein, weil du dadurch so etwas wie einen „roten Faden“ bekommst. Auch wenn man eine „Gruppe“ beschreibt, wie zB. „Team“ aus verschiedenen Persönlichkeiten kannst du damit wahrscheinlich eine interessante Mischung kreieren.
Ich persönlich nutze es nicht. (Ich wusste auch bisher nichts davon) Wenn ich mir Persönlichkeiten ausdenke, ist es für mich, als tritt jemand in mein Leben. Ich lerne ihn kennen, erlebe ihn, sehe wie er reagiert, sich verändert, was er sagt und tut. Er wird mir so vertraut, dass ich ganz sicher weiß, was zu ihm passt und was nicht. Seine Entwicklung ist ein Prozess, an dem ich teilhabe und der dennoch Überraschungen bereithält.
Also mein Fazit: Sich mit Enneagrammtypen zu beschäftigen, kann sinnvoll und interessant sein. Ich würde mich jedoch nicht davon leiten lassen.
Mit „Entwicklung“ meinst du wahrscheinlich, wie man sich Charaktere ausdenkt.
Ich beginne mit einem Namen, einem Gesicht und einem Platz in meiner Geschichte.
Es gibt ein Gerüst (ich weiß ja schon ein bisschen, wie er in die Story passt) an dem ich sein Temperament, seine Charakterzüge festmache. Alles Andere entsteht im Lauf der Geschichte.
Ich gebe ihm auch eine Vergangenheit, denn die ist wichtig, für sein Verhalten/ Erfahrungen/ Gefühlswelt.
Zuletzt überlege ich mir das „Drumherum“, also:
Wie würde er sich kleiden, welches Auto fahren, wäre seine Wohnung eingerichtet, ordentlich, chaotisch usw. Hätte er ein Tier? Welches? Was wäre sein Hobby? Was isst er gern?
Diese Dinge kommen wenn überhaupt nur am Rande der Geschichte vor. Aber sie runden den Charakter für dich ab.
Bei Hauptfiguren denke ich mir auch gern etwas „typisches“ aus, eine Eigenart in der Sprache, Bewegung, eine Marotte oder Angewohnheit.
Mir sagt diese Methode auch nichts.
Oft habe ich eine lose Vorstellung meiner Charaktere zu Beginn der Geschichte, das heißt, wie sie aussehen und grob, wie sie sich tendenziell verhalten. Das ist anfangs alles sehr vage. Mit der Zeit verselbstständigen sie sich und entwickeln sich im Laufe der Handlung von alleine weiter, ich fülle meine Charakterbögen daher auch erst nach und nach aus, wenn sich die Vorgeschichten und Charakterzüge deutlicher herauskristallisieren.
Ich mache das auch so. Ich habe aber auch mal versucht Charaktere mit z.B. Skorpion, Aszendent Zwilling mit Mond in der Waage zu erschaffen und mich an den daraus resultierenden Charaktereigenschaften zu orientieren. Fand ich interessant und für die Erstellung unterschiedlicher Charaktere echt hilfreich, damit ich nicht gefahrlaufe, dass sich die Charaktere zu ähnlich werden. Die Enneagramm-Tpen könnten in dieselbe Kerbe hauen. Ich finds spannend. Danke ür den Tipp.
PS: Ja, manche Leute halten Astrologie für Unsinn. Geschenkt. Es geht hier um die Erstellung fiktiver Charaktere
Vor ein paar Tagen habe ich angefangen, mich mit Enneagrammtypen zu beschäftigen. Das Thema finde ich persönlich recht interessant, besonders da ich auf meinem Charaterbogen meinen Charakteren einem gewissen Stereotyp zuordne.
Klar, es bleibt natürlich nicht beim Stereotyp, sondern entwickelt sich weiter. Ein zusätzlichen „Leitfaden“ mit dem Enneagramm zu haben finde ich ganz gut. (Anfangs habe ich eine grobe Idee, einen Umriss quasi und aus dem entsteht dann mehr.) Ich bin allerdings auch ein Mensch, der sehr gerne plant (egal ob Geschichten, Charaktere oder Welten) und liebe meine diversen Bögen zum Erstellen von jenen. Alles, was mich aus meiner Komfortzone bringt, was Schreiben angeht, nehme ich gerne zu Orientierung.
Ansonsten entwickelt sich die Figur, je mehr ich vom Plot erarbeitet habe und je nachdem wie weit ich im Charakterbogen bin.
Die Kehrseite bei Themen wie Enneagramm, MBTI (Myers-Briggs-Typenindikator, Big Five (OCEAN-Modell), DiSC, HBDI & Majors PTI ist, dass ich zu gerne alle Möglichkeiten ergründe, wie meine Figuren innerhalb dieser Parameter drauf wären und ob ich aus einer Methode noch etwas Zusätzliches herausziehen kann, was den Charakter vielschichtiger, interessanter o.ä. machen könnte.
Wie gesagt, ich plane viel zu gerne und kann mich damit zu lang aufhalten.
Zum Leben erwachen die Charaktere ohnehin erst beim Schreiben, wenn ich sie zeichne und natürlich innerhalb meiner Vorstellung.
Vielen Dank für Eure Rückmeldungen!
Ich hab manchmal Probleme mit den Dialogen. Grade in meiner aktuellen Geschichte, wenn ich sie immer mal wieder ein paar Tage zur Seite gelegt hab, fällt mir das auf.
Auch wie die Protas sich weiter entwickeln sollten/könnten. Irgendwie überkam mich dann immer mal wieder so ein Bauchgefühl, dass Aussagen, Handlungen und Reaktionen manchmal nicht wirklich authentisch geworden sind. Um eben auch das bestimmte Ziel in dieser Geschichte zu erreichen.
Dazu muss ich sagen, dass ich umfangreicher zu Plotten begonnen hab, da ich aus gesundheitlichen Gründen immer wieder mal größere Pausen einlegen muss. Um dann den Faden nicht zu verlieren und den Einstieg wieder leichter zu finden. Dabei sind mir eben die Enneagrammtypen quasi „über den Weg gelaufen“.
Ich könnte es googeln, aber mich würde hier an dieser Stelle wirklich interessieren, was das ist. Nur kurz und knapp.
Das Enneagramm ist ein Modell der menschlichen Psyche, das neun verschiedene Persönlichkeitstypen beschreibt. Diese Typen sind in einem Kreis angeordnet und durch Linien verbunden, die die dynamischen Beziehungen zwischen den Typen darstellen. Jeder Typ hat seine eigenen charakteristischen Muster von Denken, Fühlen und Handeln, die sowohl positive als auch negative Aspekte umfassen können.
Das war kurz und knapp
Ich danke dir. Wieder etwas dazugelernt.
Es ist aber, glaube ich, nichts für mich.
Das Enneagramm hat keinen wissenschaftlichen (phychologischen) Hintergrund, sondern beschreibt gewisse Stereotypen. Wie der Kämpfer, der Helfer, der Reformer, der Denker u.a . Aufgeschlüsselt nach „Ihre Eigenschaften, ihre Vermeidung, ihre Entwicklungsstufe.“ Anhand dieser Anordnung (sich gegenüber) sieht man sofort Reibungspunkte.
In der modernenen Filmbranche wird das gerne eingesetzt, weil man ‚schnell Menschen in Schubladen‘ stecken muss, und man das Gefühl haben soll „Den Charakter habe ich verstanden!“, obwohl man ihn erst seit 40 Minuten kennt. (Dieser Charakter wird Hilfe immer ablehnen, weil er so ist!)
Das kann man ganz gut in Netflix Serien beobachten. Protagonisten dort unterscheiden sich häufig deutlich voneinander „Die Stille, die Quatschlise, der Paniker, der Holzkopf“ → ich finde das manchmal anstregend, da die Zwischentöne verloren gehen, welche in Wahrheit die Menschen ausdrücken.
In einem Buch kann man das sicherlich auch einsetzen, allerdings empfiehlt es sich zu schauen, dass wir Leute nicht wirklich in Schubladen stecken. Wir haben in Büchern mehr Zeit sie auszuarbeiten, aber wenn es um Nebendarsteller geht, die einfach nur eine Rolle spielen (Der pedantische Parkwächter), kann man das sicherlich gut nutzen. Oder es aus dem Kopf hinpfeffern
Genau das mache ich auch … ich lasse in jeder Figur etwas von mir selbst zurück.
Frei nach dem Motto:
Wer bin ich … und wenn ja, wie viele …
Für mich sind Enneagrammdinger und ähnliches so etwas wie Gehilfen, die ja Sinn machen können.
Finde es nützlich, es schon mal gehört zu haben.
Allerdings entsteht bei mir die gesamte Story, inkl. Charaktere ganz anders. Ich träume mir die Geschichte so lange zusammen, bis ich sie wie einen Film vor mir sehe. Dann schreibe ich …
Zuerst habe ich eine IDEE, grobe Story, wichtige Charaktere, dann entwickelt sich das Stück für Stück in meinem Kopf. Das klappt auch Kapitelweise, wenn ich weiß, worauf ich in etwa hinaus möchte.
Es kann sehr anstrengend sein, bin meist total groggy. Doch es kommen dafür coole Charaktere und Hammerstorys dabei raus - die zugegebenermaßen „gut“ geschrieben werden müssen. An den Stellen greife ich aufs Handwerk zurück, auf Erfahrungen und tausche mich mit Kollegas aus.
Hallo Silberfeder,
persönlich schaffe ich keine Charaktere nach Enneagramm-Typen, sondern arbeite umgekehrt mit diesem Modell. Das heißt ich erschaffe sie so, wie ich sie haben will und ordne sie DANN einem der Typen zu. Das hilft, dass sie authentisch bleiben und ohne zähe Erklärung im Text erkennbar sind. Anhand des passenden Enneagramm-Typens kannst du dich dann beim Schreiben oder Überarbeiten fragen: Würde die Figur das wirklich so sagen, so handeln, sich so verhalten …
Man könnte auch nach dem BIG 5 Persönlichkeitmodell arbeiten , dass tatsächlich Anwendung findet.
Dort wird jeder Mensch in den Faktoren : (Achtung vereinfacht)
Offenheit (Neugierde vs. Traditionell)
Gewissenhaftigkeit (organisiert vs. Chaotisch)
Emotionale Stabilität (gelassen vs. Reizbar)
Verträglichkeit (kooperativ vs. Egozentrisch)
Extravision (gesellig vs. reserviert)
In verschiedenen Graduierungen aufgeschlüssel, wobei dieses Modell nicht wertet. Also eine Seite ist weder gut noch schlecht. Z.b. "Der Anführer " wäre z.b gesellig und risikofreudig (extravision hoch) aber in der (verträglichkeit niedrig) auf sich bezogen und kämpferischer, wettbewerbsorientierter. .
Das ist etwas sperriger, lässt aber viel mehr Nuancen zu.
Aber nutze ich das? Nein, wenn dann nur unbewusst. In Dialogen kann man darauf achten, dass sich innere Einstellungen in der Sprache ausdrücken.
Cooooole Nummer und genial dargebracht -YEAH!!!
Kannte ich nicht.
Danke
Und nun ja, was heißt Charaktere?
Auf frängisch: Leud hald …