Ja, ich weiß, dass es zu diesem Thema bereits viele Threads gibt, ich möchte trotzdem eure Meinung dazu hören.
Hintergrund:
Meine Protagonistin kommt aus einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein und auch wenn die Nordlichter denken, sie sprechen hochdeutsch …nee, es werden viele Worte benutzt, die im Rest der Republik für Stirnrunzeln sorgen.
Ich lasse niemanden Plattdeutsch reden, aber bestimmte Begrifflichkeiten gehören einfach in den Norden und zur Sprechweise der beteiligten Personen. Deshalb wollte ich in der Fußnote diese Begriffe übersetzen.
Was denkt ihr darüber ? Unnötig ? Störend für den Lesefluss ? Übersetzung lieber in den Anhang ?
Ich mag es, wenn ich einen Glossar am Ende des Buches finde. Hat keinen Hinweis als Fußnote am Wort selbst (das stört mich, außer bei Verweisen auf Studien etc.), sondern wirklich nur das „Wörterbuch“.
Regionale Ausdrücke (bei mir schwäbisch) übersetze ich in einer Fußnote, aber nur wenn sie ganz heftig sind. Ein oder mehrere undefinierbare Ausdrücke in einem Satz stören den Lesefluss genauso, wenn der Leser aus Hamburg ein schwäbisches Wort nicht einmal ansatzweise versteht. Alles andere, was erklärungsbedürftig ist, landet im Glossar am Ende
Fußnoten in Romanen sind extrem unbeliebt, kann ich aus Erfahrung sagen. Aber persönlich sind sie mir lieber als Endnoten oder Glossare; Endnoten schlage ich so gut wie nie nach (zumal sie oft kapitelweise durchnummeriert werden, was es noch umstä#ndlicher macht, sie zu finden), und Glossare entdecke ich meistens erst, wenn ich mir eh schon zusammengereimt habe, was die unbekannten Wörter wohl bedeuten mögen.
Dialekt verwende ich zwar nicht, aber immer wieder fremdsprachige Einwürfe, um Lokalkolorit zu schaffen. Ein etwaiges Verständnisproblem löse ich dabei, indem ich jeweils nur sehr kurze Sätze oder einzelne Begriffe verwende und die dann entweder von einer anderen Figur „übersetzen“ lasse oder in einem Nebensatz „erkläre“. Möglichst so, dass es nicht den Lesefluss stört oder womöglich aus der Szene wirft. Meistens ist es auch gar nicht nötig, ganz genau zu wissen, was da gesagt wird, es reicht, wenn man den Sinnzusammenhang erkennt.
„Salût“, grüßte sie.
Für meinen Geschmack kann man auch (sparsam!) durchaus Sätze direkt übersetzen: Sie sagte: „Kalós irthate.“ Schön, dass Sie gekommen sind. Ja, fand ich auch …
Ja, das finde ich auch immer schade, wenn ich ein Glossar erst am Ende entdecke.
Ich habe das Problem in meinem Buch mit einer einzigen Fußnote auf der ersten Seite gelöst, die ungefähr folgenden Wortlaut hat:
„XY [Protagonist] wird zurechtkommen, ohne solche Begriffe zu kennen. Ab jetzt gibt es keine Fußnoten mehr, aber für Interessierte auf den letzten Seiten ein Glossar.“
Mein Glossar umfasst stolze 66 Begriffe und 3.098 Wörter. Ich habe mir die „fröhlichen Wörterbücher“ vom Tomus-Verlag ein wenig zum Vorbild genommen. Und vor allem die super Idee von RalfG, meine Protagonisten Kommentare zu den Begriffen abgeben zu lassen. Ganz so witzig ist es mir natürlich nicht gelungen, aber meiner ersten Testleserin gefiel mein Glossar gut.
Da ich mit Karl May groß geworden bin, stören mich Fußnoten gar nicht.
Ich habe selbst einen historischen Kriminalroman geschrieben, dessen Handlung in Deutsch-Südwestafrika spielt. Um das „Flair“ zu erzeugen, braucht man die korrekten Begriffe. Diese lassen sich manchmal gut im Text, z. B. in Form eines Dialoges, erklären, aber manchmal stören diese Erklärungen den Textfluss oder zerstören ihn sogar. In diesem Fall verwende ich bei der ersten Erwähnung eines solchen Begriffes auch Fußnoten.
Ich habe damit kein Problem, will ich damit sagen. Was andere da denken, ist jedermanns eigene Sache, aber ich glaube nicht, dass ein Roman, der Fußnoten verwendet, deshalb ein schlechter Roman ist.
Ich habe in meinen Karl-May-Büchern (über 70 Bände vom Karl-May-Verlag) keine Fußnoten. Habe jetzt extra 4 davon kurz durchgeblättert, damit ich nichts Falsches schreibe.
Nur die Fußnoten sind „schlecht“ (etwas störend), nicht der Roman.
Habe jetzt zwei Bücher aufgeschlagen und in beiden Fußnoten. „Old Shurehand 1“ und „Menschenjäger“.
Vielleicht liegt es nicht am Autor, sondern am Verlag. Ich habe die Bücher aus dem Karl May Verlag Bamberg und dem Tosa Verlag.
Also, kurz zusammengefasst: Die ersten Bücher, die ich als Kind gelesen hatte, waren Old Shurehand 1 und 2. Die strotzten nur so von Fußnoten.
Wahrscheinlich habe ich deshalb nichts dagegen und empfinde sei als ganz natürlich. Es waren meine ersten Leseerlebnisse.
PS: Heutige Ausgaben kenne ich nicht. Es ist schon 40 Jahre her und die Bücher waren noch von meinem Vater. Also kann es durchaus sein, dass die Fußnoten in moderneren Ausgaben inzwischen in den Text integriert sind.
… auch Fred Vargas verwendete gelegentlich Fußnoten.
Sparsam eingesetzt sind sie jedenfalls besser, als den Leser mit geteilter Aufmerksamkeit im Unklaren zu lassen, denn irgendwie arbeitet unser Kopf an unbekannten Begriffen weiter. Ein Gang zum Bücherregal, in dem das Lexikon steht, oder zu Wikipedia ist sicher weitaus störender.
Ja. Ich finde so etwas störend, da ich beim Lesen immer zunächst zu den Fußnoten schaue und so aus dem Lesefluss gerissen werde (bei fiktiven Geschichten).
Besser dann einen Anhang damit füllen. Oder einfach weglassen. Die Lesenden werden schon aus der Handlung heraus verstehen, was gemeint ist … oder selbst googeln.
Ja, ein gutes Beispiel hier im Forum sind die Fußnoten von @Huselkuv
(Zitat: *Es handelt sich um einen weit entfernten Cousin von Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper. Das schwarze Schaf in der Familie, das unerschütterlich an Qualität glaubt…)
Huselkuv hat in dem Thread „Versuch“ einen Erzählstil, bei dem ich ohnehin nicht in einen Lesefluss hineinkomme, sondern mir einzelne Sätze und Ideen „auf der Zunge zergehen lasse“. Dazu passen die humorvollen Fußnoten perfekt.