Ich will nichts weniger als einen Bestseller schreiben. Was natürlich nicht geht. Bestseller oder nicht entscheidet sich lange nachdem geschrieben wurde. Also, ich wünsche mir, dass ich welche geschrieben habe und demnächst stellt es sich heraus, ob das stimmt. Gestern habe ich den Titelschutz auf den Weg gebracht und Ende der Woche den Druck. Dann geht es los mit der Presse und einer Leserunde.
Der Anspruch an mich selbst ist, besser zu sein als 99% der anderen. Weil heute ja gefühlt jeder Leser auch schreibt, müsste es strenggenommen 99,9% heißen, aber das würde niemand verstehen und käme nur arrogant rüber. Mein Anspruch? Die Leser sollen sich totlachen (an den lustigen Stellen); sie sollen sich die Augen ausheulen (an den traurigen); sie sollen den Ganghebel und das Gaspedal suchen, wenn sich meine Protagonisten ins Auto setzen und Krämpfe kriegen, wenn ich über das Menstruieren schreibe.
Ob ich über etwas Langweiliges schreibe, oder etwas Interessantes, der Leser soll gleichermaßen gefesselt sein, einfach aus dem Grund, weil man lesen muss, was ich schreibe. Man soll sich dem nicht entziehen können! Ähnlich dem Grundsatz, dass es keine gute oder schlechte Publicity gibt, sage ich, dass eine keine Stellen im Buch gibt, die überflüssig oder notwendig sind. Scheißegal – alle müssen sich lesen, dass man nicht aufhören möchte. Die schnittigen genauso wie die zähen. Man muss nur interessant genug schreiben, dann bleiben die Leser auch dabei, wenn der Lektor sagt, das wäre überflüssig.
Diese Unterteilung in Sachen, die die Handlung voranbringen oder nicht, von wem kommt denn diese Scheiße? Die Handlung ist völlig nebensächlich, wenn man so schreibt, dass sich der Leser nicht entziehen kann. Wir sind doch hier nicht in einem Effizienzwettbewerb, wer schafft es, am schnellsten, die Geschichte zu erzählen? Wir sind Literaten, wir wollen Leute begeistern und nicht eine Story möglichst effizient herunterrasseln. Wir wollen fesseln und mitreißen. Also ich will.
Mein Anspruch? Ich bin ein verkanntes Genie und will (am besten noch zu Lebzeiten), dass viele Leute sich von mir anstecken lassen. Von meinen Büchern, Geschichten und Erzählungen. Mein Anspruch, meine Ziele ändern sich öfter mal, also muss das in einem Jahr nicht mehr dasselbe sein. Doch jetzt **muss **es einfach klappen! Eine mitreißende Geschichte, ein sympathisches Cover, einen Pressemann an meiner Seite, Dazu fünfmal Socialmedia auf einmal aus dem Boden gestampft, eine Webseite und ich spreche das Hörbuch mit Profi-Equipment ein. Das Einzige, was noch sein könnte, dass ich nicht gut genug bin, nicht gut genug schreibe. Nicht gut genug geschrieben habe. Das weiß ich spätestens an Weihnachten.