Erst mal fertig schreiben. Das allein ist schon eine gewaltige Herausforderung. Meine Erfahrung: Wenn der Plot eine gewisse Detailtiefe unterschreitet, fängt das Buchpersonal an, einen eigenen Willen zu entwickeln. Immerhin lerne ich die Figuren dadurch besser kennen. Trotzdem kann deshalb die Geschichte auf einen Irrweg geraten. Gutes, gründliches Plotten spart unglaublich viel Zeit.
Vielleicht ein Grund dafür, dass dein Thriller sich zu einer Mordsliebesgeschichte verwandelt. Da bricht sich offenbar was ungeplantes Bahn?
Du schreibst mit vielen Details. Überleg dir bei jedem Detail, ob es die Geschichte voran bringt. Wenn nicht, lass es weg. Andererseits, welche Details könnten wichtig sein, sind aber gar nicht beschrieben? Der Anfang des ersten Kapitels: Wo sitzt Lena? In einem Büro. Aha. Dass dieses Büro Teil einer Universität ist, erfährt man andeutungsweise erst im zweiten Absatz. Immerhin, statt eines runderen Bildes bekommt man eine Playlist(, die später welche Rolle spielt?).
Ich wette, nach deinem fünften Kapitel siehst du das erste Kapitel mit ganz anderen Augen. Dann war es nämlich schon eine ganze Weile im Abklingbecken. Je länger, desto mehr Abstand wirst du haben und so entschiedener kannst du den Text von unnötigem Ballast befreien.
Bonne Chance!
Das Kapitel hat eine gekonnte Balance zwischen Charakterentwicklung, Spannungsaufbau und emotionaler Tiefe. Die Erzählweise zieht mich unmittelbar in die Handlung hinein und erzeugt sowohl Nähe zu den Figuren als auch eine fesselnde Atmosphäre. Freue mich, wenn es weiter geht!
Verbesserungsvorschläge:
Beginne mit einer kleinen Andeutung des kommenden Konflikts für eine schnellere Einstiegsdynamik – etwa ein vages Unbehagen oder eine unterschwellige Bedrohung, die sich durch Lenas Gedanken zieht.
Straffe diese Beschreibungen (Der Bücherstapel und die Überforderung werden mehrfach betont.), um die Erzählung flüssiger zu gestalten, und konzentriere dich auf einzigartige Details, die Lenas Emotionen verdeutlichen. Gelegentlich könnten Beschreibungen präziser und weniger umfangreich sein, um das Tempo zu erhöhen. z. B.: „Julian zog sein Handy aus der Tasche und las eine Nachricht.“
ja und wie DU DICH entwickelst. Du schriebst ja, dass du bisher „nur“ wissenschaftlich geschrieben hast. Vllt merkst du ja auch erst beim Schreiben, was dir selber auch mehr Spass macht zu erzählen. Wenn ich das richtig interprätiere, hast du die Story im Kopf, also schreib einfach so weiter wie es dir am meisten Spass macht
von dem was ich bisher von @Bommel gelesen habe, zweifel ich da keine Sekunde dran wenn es den Roman in digitaler Form gibt, hast du auf jeden Fall mindestens einen Käufer…
Ich habe den Anfang des Kapitels noch einmal umgeschrieben - jetzt ist liegt direkt zu Beginn ein Schatten auf der Geschichte.
Ich bin noch einmal komplett durch den Text gegangen und habe mir in einer Konversation einen Gegenstand rausgesucht (einen Kugelschreiber) der die emotionale Komponente der Protagonistin widerspiegelt - sie spielt der damit, er fällt herunter, sie arrangiert ihn auf dem Tisch, je nach Inhalt des Gesprächs.
An einigen Stellen habe ich die Beschreibung gerafft und an anderer gestrichen.
ich finde es gut geschrieben, hatte gleich Bilder dazu im Kopf und es fühlte sich „echt“ und nicht gekünstelt an.
Einen Kritikpunkt habe ich: teilweise habe ich mir mit dem Lesefluss schwer getan. Das lag aber nicht an deiner Schreibweise, sondern an der Art, wie du Absätze setzt. Hier bei sowas hätte ich mir zum Beispiel weniger Fließtext und nach dem Dialog einen neuen Absatz gewünscht:
»Hast Du schon gehört?« Elvira Silberbach schwebte in ihrer weiten Bluse durch die offene Bürotür wie ein weißes Segelschiff. Lena lächelte beim Anblick der Lehrstuhlsekretärin. Elvira begann jede ihrer Plaudereien mit »Hast Du schon gehört?« Sie verteilte Klatsch und Tratsch so geschickt, als wäre es Konfetti auf einem Kindergeburtstag.
Aber das ist nur mein Geschmack und momentan lese ich viel Cormac MacCarthy - der liebt Absätze. Leg das also nicht auf die Goldwaage.