Hallo,
ich schreibe gerade an einer Mischung aus Science Fiction und Fantasy. Konkret ist das der Dritte Band, welcher sich, auf Basis der Kritiken zu Band I und II auf 2 Hauptcharaktere konzentrieren soll. Zum Hintergrund: Prinzessin Meris, die aus einer Zivilisation, welche 25% der Galaxie beherrscht, stammt, strandet auf einem unterentwickelten Planeten und arbeitet vorläufig als Heilerin (und später Beraterin des Königs) während sie auf den Frühling wartet um ein Gebirge zu einer Evakuierungsstelle zu überqueren. Was haltet ihr von den folgenden ersten Kapitel?
LG
Konrad
Meris zügelte ihren Rappen, ließ Serfs Stute aufholen. Noch immer schlummerte die Kraft des Alten in dem prächtigen Hengst.
Er sprang ab, hob sie mit höfischer Galanterie hinab in das Feld kobaltblauer Kornblumen. Wie schnell war doch der Frühling über das kahlgraue Land gekommen.
Lachend lief sie voraus, zog ihn an der Hand hinein ins saft ansteigende Blütenmeer. Keine zehn Meter vor der Hügelkuppe machte sie halt, ließ sich fallen, ohne seine Rechte loszulassen. Sie spürte sein Gewicht, als er auf ihr zu liegen kam, seine Finger unter ihrer Weste, die Lippen in den ihrigen vergrub.
„Nicht so schnell.“ Sie warf Serf ab, legte sich auf ihn. Sie rollten lachend den Hügel hinunter, bis die Schwerkraft ihnen im dichten Gras ein Bett fand. Meris schloss die Augen als ihre Lippen sich wieder zu einem Kuss vereinigten, presste sich an ihn.
„Mein König!“
„Meine Kaiserin!“
Ein anschwellendes Beben riss sie aus ihrer Umarmung. Der Lärm von Maschinen drang hinter der Hügelkuppe hervor. Meris richtete sich auf. Serf wollte sie zurückhalten.
„Komm!“ Sie versuchte, ihn auf die Beine zu ziehen.
„Bleib bei mir.“ Ihr geliebter Prinz konnte sie nicht gehen lassen.
„Komm mit!“ Sie stakste den Hügel hinauf, knüpfte sich Bluse und Weste zu. Er holte sie an der Kuppe ein, packte sie am Arm.
„Bitte. Ich liebe Dich.“
„Ich weiß.“ An seiner Brust prangte ein Emblem. Ein Elb, ein Mensch und ein Zwerg. „Kommt mit mir.“
„Ich kann nicht mit Dir gehen!“ Serf wandte sich um, pfiff nach seiner, neben ihrem Rappen grasenden Stute.
Meris hörte nicht mehr, schlenderte die restlichen Meter zum Hügelkamm. Zu ihren Füßen teilte sich das Blumenmeer unter schwarzen Stiefeln. Sie schloss die letzten Knöpfe ihres Uniformjacketts. Gleich war sie an der Spitze.
Tosender Jubel brandete ihr entgegen.
So weit das Auge reichte, war die ganze Ebene voller Soldaten. Ihre Waffen schwankten wie das Gras im Wind, als sie ihre Waffen zum Salut erhoben. Über ihnen schwebten Jäger und Landungsschiffe in Formation. Millionen, die bereitstanden auf einen Befehl hin, die Galaxis zu unterwerfen.
„Lang lebe die Kaiserin!“ Die Luft bebte vom Klang ihrer Stimmen.
Ein roter Teppich schlägelte sich den Hügel hoch und endete vor ihren polierten Stiefeln. Elessin kam herauf, kniete nieder, bot ihr auf einem samtenen Polster ein Schwert dar.
Das Schwert.
Das Zeremonialschwert des Hauses Sanguovit, Zeichen der Herrschaft der Kaiser Mereahs, seit die Welt noch jung war. Sie zögerte, sah zu Serf zurück.
„Lang lebe die Kaiserin!“ Erscholl es aus Millionen Mündern zugleich.
Meris ließ den Zeigefinger über die mit Gold und Schildpatt intarsierte Scheide gleiten.
„Nehmt ihr an?“ Rief der Admiral, auf dass die Männer ihn hörten. Anstatt einer Antwort zog sie das Schwert, streckte die gleißende Klinge zum Himmel.
„Lang lebe die Kaiserin!“ Die Ebene erbebte vom Jubel und Stampfen von Millionen.
„Lang lebe die Kaiserin!“ Am Firmament enttarnten sich Trägerschiffe in Formation.
„Lang lebe die Kaiserin!“
Als sie sich umwandte, war Serf verschwunden.
Meris fuhr mit einem Fluch aus dem Schlaf auf.
„Nel! Niri!“ Die beiden Katzen auf ihrer Decke machten keine Anstalten der Maus nachzusetzen, die soeben gegen ihre Nase gelaufen war.
Anstatt der Öllampe zog sie ein Plasmaschwert unter dem Kissen hervor, tänzelte auf Zehenspitzen über den eisigen Boden zum erloschenen Kamin. Tanzte sie? Eine Berührung der gleißenden Klinge genügte, um das Feuerholz in Brand zu setzen. Die beiden Katzen strichen erwartungsvoll um ihre Beine. Meris steckte das Schwert weg, hob Nel, ein schwarzweiß geschecktes Weibchen in ihren besten Jahren hoch und presste einen Kuss auf die flache Stirn.
„Lass uns tanzen!“ Sie drückte das Tier an ihre Brust, wartete, bis die Musik in ihrem Kopf einsetzte. Eine Verbeugung nach rechts, ein Schritt, eine angedeutete Drehung. Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei. Sie erreichte den Schrank am anderen Ende des Raums. Nel sah fragend zu ihr auf. Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei. Sie beschloss die Bewegung mit einer Drehung, neigte sich, mit ausgestrecktem Bein die Balance haltend, bis ihre Stirn fast den Boden berührte, richtete sich mit einem Sprung auf. Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei.
Noch vor wenigen Wochen hätte sie jeden ausgelacht, der ihr unterstellte, sich jemals nach Mereahs Bällen zu sehnen. Die leeren Gespräche, die Oberflächlichkeiten beim Tanz - Zeitverschwendung. Die Blicke der Männer, die eine Prinzessin plötzlich als Frau sahen – uninteressant.
Abendliche Empfänge boten ihr bestenfalls Gelegenheit zur Analyse ihrer Gegner und Spielfiguren.
Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei.
Wäre er doch bei ihr gewesen. Gemeinsam über den spiegelglatten Boden schweben, ihre Rechte an seiner Schulter, seine, an das Schwert gewöhnten Hände an ihrer Taille.
Meris sprang, Nel eng an sich gedrückt in die Luft. Doch da war niemand, der sie mit einer galanten Geste absetzte, niemand, der ihre Landung auf den Zehenballen in eine Drehung wandelte, während das Lichtermeer der hundert Kristalllüster über ihr rotierte. Niemand außer einer Katze, die sich verzweifelt gegen ihr Gewand stemmte, bis sie das Tier in die Sicherheit eines Lehnstuhls entließ.
Der Saal verblasste und die Kälte des Granits ließ sie erschaudern. Den Steinboden zu ihrem Bett mit wenigen Pirouetten überwindend, schob sie ihre nackten Beine unter die Decke.
Wofür hatte sie sich das Rasiermesser ausbedungen? Ihre Schenkel, spielglatt nach endloser Fummelei mit der Waffe eines Kochs, würden noch lange keine fremden Hüften umschließen.
Sie war allein, in einem riesigen, von Spitzbögen gekrönten Zimmer, dessen stinkende Teppiche sie als erstes in den Schneesturm hinaus verbannt hatte.
Elben hatten ohne Mörtel so präzise Stein in Stein gefügt, dass nicht einmal die obligatorischen Mäuse dazwischen Platz fanden. Von der, im Laufe der Jahrhunderte durch einen menschlichen Zimmermann ausgebesserten Tür, konnte man das nicht behaupten. Ein Haufen abgetragener Kleider unter der Schwelle hielt wenigstens den Wind draußen. Im Sommer konnte man die Tür, sie ging auf einen überdachten Gang hinaus, offenlassen, genoss, von der Einsamkeit der obersten Etage des westlichen Wachturms, einen Blick über die blühende Steppe.
Meris hatte, von ihren beiden Katzen abgesehen keine Gesellschaft. Besucher kamen selten, und wenn, waren es die üblichen drei.
Garion, dessen Kräuterkunde mit dem Herbst erschöpft war, der sein immer gleiches Wissen wiederkäute, bis er einsah, dass sie seiner Gegenwart eher bedurfte als seiner Weisheit.
Tan, der die Tür offenließ und umso kürzer angebunden sprach, je mehr Zeit sie mit Serf verbrachte. Sie hatte mehrmals versucht, ihn in ein längeres Gespräch zu verwickeln, doch war sein Interesse daran mit der Hoffnung auf raschen Beischlaf verflogen.
Was eine Frau nicht alles wisse, hatte er betont, nachdem sie ihm anhand einer Skizze die Funktion einer elbischen Magazinarmbrust erläutert hatte. Dabei war das königliche Archiv voll technischer Risse, nach mereahanischem Konstruktionsstandard, welche die Schmiede der Menschen nicht mehr zu deuten verstanden.
Am Folgetag hatte sie ihm aus dem Gedächtnis ein dreidimensionales Explosionsdiagramm gezeichnet, woraufhin er eine Woche später mit einem Prototypen wiedergekommen war, dessen aus minderwertigen Stahl gefertigter Lademechanismus nach einer Salve gegen die gegenüberliegende Bastei zerbrach. Seitdem waren seine Besuche selten, bestenfalls hatte er sie zu seinem Vater eskortiert, der in Ermangelung eines Taschenrechners, auf ihre Fähigkeit, mehrstellige Zahlen korrekt im Kopf zu multiplizieren zurückgriff. Wenigstens bildete sie sich durch die Rechenübungen ein halbwegs vollständiges Bild der wirtschaftlichen Lage Jerburgs.