Wenn du aus Sicht eines Erzählers schreibst, der Gestiken und Geräusche beobachtet und dann interpretiert und erklärt, dann will ich als Leser automatisch den Erzähler kennenlernen, und versuche, mich in den Erzähler hineinzuversetzen. Ich frage mich, wer da als Erzähler das Reh bemitleidet, und ob dieser Beobachter/Erzähler wohl als nächstes gejagt wird.
Anbei mein „Triptychon“ zu dem bisherigen: (achtung, nicht immer nur „streichelnd“)
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„Was bisher geschah“. Die bisherigen Antworten sind doch alle richtig und treffen letzten Endes genau das Thema, auch wenn du es so nicht auf den ersten Blick erkennst. Es spielt keine Rolle, ob ich mich in eine völlig fremde Rasse, einen Serienkiller, eine Nonne oder eine Katze hineinversetzen will. Es wurden viele Autoren und Beispiele genannt, die diese Hürde meistern. Wenn Du noch weitere Beispiele brauchst, an denen Du Dich orientieren kannst, lies Der weiße Hai, Cujo, Warrior Cats, jeden Katzenkrimi oder sogar einen Schafkrimi, den Du finden kannst. Jedes dieser Bücher enthält zumindest teilweise oder sogar ganz eine völlig fremde Spezies-Perspektive. Also - es geht. Nicht alles davon hat mir gefallen, aber Millionen anderen Lesern schon…
Die Frage bleibt: was macht einige dieser Geschichten interessant und andere nicht? -
„Die nüchterne Betrachtung deines Werkzeugkastens“. Es steht und fällt mit deinen Skills. Süßkind schafft es selbst Düfte in Worte zu fassen, Lovecraft beschreibt aus dem Wahnsinn heraus das Nicht-Beschreibbare. Und da sind wir wieder bei der Geschichte. Was hast Du zu erzählen? Das kannst nur Du Dir beantworten. Dein Textauszug ist für mich eher nicht so überzeugend. Ein wenig, wie ein Splatter-B-Movie - aber eben nicht mehr. Ich liebe Horror und Fantasy - aber „drastisch“ allein ist längst zu wenig. Die Jagd-Szene (wenngleich nur exemplarisch) ist die Kopie einer Kopie einer Kopie… (nicht böse gemeint - aber in ähnlicher Form schon 100x gelesen und gesehen). Und da sind wir beim Thema. Warum hast Du diesen Auszug gewählt? Wenn es unbewusst war, weil es der Höhepunkt des Projektes war - arbeite noch einmal daran…
Auf ein anderes Werk übertragen: was machen die Morlocks, wenn der Zeitreisende gerade nicht da ist? Haben sie Spiele, Rituale… Ängste / Hoffnungen? Was ist interessant an der GESCHICHTE? Die Tatsache, dass das Monster aus dem Keller Krallen hat kennt jeder - das reicht aber noch nicht für das wertvollste, das ich als Leser geben kann: meine Lesezeit. -
„Dein Training“. Nachdem ich eben so brutal ehrlich war - Du hast mit der „Perspektive“ auch einen echten Endgegner gewählt. Mach Dir doch bisherige Forenergebnisse zu Nutze, um zu sehen, ob Du das kannst. Im letzten Winter gab es einen Papyrus-Wettbewerb zu dem Thema „Perspektive“. Die Aufgaben und Ergebnisse sind hier auf der Seite. Viele gute Beiträge sind dabei - lies sie. Von mir sind auch ein paar dabei. Schreib doch zu jeder Aufgabe 1-2 DinA4 Seiten und Du siehst, ob es Dir liegt. Ja, eine Fleißaufgabe. Aber ein perfektes Sparring für den Endgegner…
Vielleicht sollte man erstmal klären, wie der Begriff ‚Monster‘ überhaupt definiert ist. In meinen Augen wäre es ein vernunftbegabtes Wesen (Egal wie es aussieht und welcher Spezies es angehört), dass grundlos ‚böse‘ handelt, also seinen Mit-Wenauchimmern absichtlich Schmerz und Leid zufügt und daraus eigenes Vergnügen zieht.
Aus Sicht von Wesen ohne Vernunft zu schreiben, gibt mMn nicht so sehr viel her, wie soll man damit eine interessante Story bestreiten?
Ist ja auch vollkommen in Ordnung. Und ich bin auch vollkommen auf deiner Seite das der Text nun nicht der beste war. Er sollte eben mehr die Verständigung untereinander aufzeigen und den „Erzähler“ der es verständlich macht.
Also von daher Danke schon einmal für die Tipps und Anregungen.
Das ist in der tat ein Problem. Denn den Begriff „Monster“ nutzen wir (Menschen) ja vorrangig, wenn eine Person, oder Wesen sich außerhalb der von uns etablierten Regeln von Ethik und Moral aufhält, oder aber ein „Bestialisches“ äußeres aufweist.
Egal ob es sich dabei um Personen wie Hannibal Lecter geht, Josef Mengele, oder etwa ein Charles Manson. Sie werden als „Monster“ betitelt, auch wenn sie klar Menschen sind.
Tiger, Löwen, Krokodile, Warane, … können als „Monster“ bezeichnet werden…
Wesen aus der Phantasie der Leute, ob nun „Frankensteins Monster“, Dracula, der Werwolf, Aliens…
Eine konkrete Definierung, ab wann etwas ein „Monster“ ist, ist praktisch unmöglich.
Die Möglichkeiten etwas oder jemanden ein Monster zu nennen dagegen mehr als Vielschichtig.
Ich weiß nicht mehr welcher Geschichte das war, aber dort hatte der Antagonisten auch den Protagonisten ein „Monster“ genannt, weil der Protagonist die Tyranei des Antagonisten beenden und der Bevölkerung Freiheit schenken wollte…
Aber das zeigt eben auch das Personen, die einfach nur gegen das vorherrschende System agieren eben „Monster“ genannt werden können.
Wann würde ich ein Buch faszinierend finden, wenn „der, die, das Böse“ erzählt?
- Wenn mir ein „Monster“ so verhasst rüberkommt, dass ich intensiv hoffe, jemand möge ihn schnappen. Doch immer wieder erweist sich dieses Monster als zu clever, zu smart. Oder es kann, weil es genau an keine Regel und Fairness halten muss, allen Fallstricken entwichen. Aber das, der, die Böse MUSS doch gestoppt werden. Da würde ich mit Faszination dran bleiben.
- Der, die, das Böse versucht beständig monströses zu schaffen. Und wie durch beständigen Zufall erweist sich im monströsen Geschehen jedesmal irgendwie der Keim von etwas Gutem. Das würde mich zutiefst erfreuen.
- Das Monster lässt mehr und mehr in sich blicken. Und siehe da: jeder Schritt erweist sich als die monströse Konsequenz aus dem, was ihm oder ihr andere „Gutmenschen“ angetan haben. So wird die Suche nach der Schuld auf den Kopf gestellt. Das würde mich zutiefst nachdenklich machen.
- Diese „böse“ Person begeht Schreckliches. Und dann wieder … und vielleicht erneut. Und so nach und nach entwickelt sich vor den Augen der Leser ein dahinter stehender Plan, NOCH viel Schrecklicheres zu verhindern.
Vielleicht gibt es weitere Varianten. Ich habe erst gerade den Threadauftakt gelesen … und dann musste ich hier schreiben. Wer weiß, was da alles steht. Jedenfalls ist mir das spontan eingefallen.
Menschen sind selten gut oder schlecht. Wir Menschen vielseitig, widersprüchlich, bunt, mehrdimensional, eine Mischung aus klug und dumm, rational und emotional, talentiert und hoffnungslos unbegabt, und … und … und …
Deswegen sind die scheinbar Guten auch immer irgendwo das Gegenteil und die vermeintlich Bösen auch immer irgendwo genau das nicht.
Und deswegen sind für mich schablonenhafte Schubladen die traurigsten Weltsichten, um Antworten zu geben. Und in meinen Augen sprechen die einfachen Antworten oder Einstellungen jedem von uns viel von dem ab, was uns ausmacht.