Emotionen beim schreiben?

Ich hab heute sehr intensiv an meinem Buch gearbeitet.
Bin beim schreiben weit abgedriftet und die Geschichte entwickelt sich in eine sehr seltsame Gegend.
Irgendwann musste ich tatsächlich aufhören, da mich das echt mitgenommen hat.
Ich bin ein gestandener Mann und trotzdem hatte ich den berühmten Kloß im Hals.
Wie tief taucht ihr ab,vwenn ihr schreibt?

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Ich schreibe mal so zwischendurch und lasse mich von allem möglichen Kram ablenken und poste nebenher noch hier was im Forum und … dann kommt die Stelle, die mich alles vergessen lässt. Ich höre nichts, sehe nichts und tauche. Dabei kommen die besten Sachen heraus. Eigentlich sollte man sich irgendwo einsperren und dort mit seiner Geschichte verbringen. Ich hätte einen solchen Raum. Da funktioniert auch das Internet nicht. Man könnte sich nicht verleiten lassen. Aber da fühle ich mich so einsam. Vielleicht teste ich das mal aus, wenn ich nicht mehr weiterkomme.

1 „Gefällt mir“

Nicht so tief. Meistens hab ich vieles schon ausgearbeitet und es geht in erster Linie um das Umsetzen.

Nur ein paar wenige Male hab ich mir tief in der Nacht nach 2-3 Gläsern Rotwein und schon etwas müde mir meinen Text nochmal gegeben. Und dann kam mir der Gedanke „Aber wäre es nicht krass, wenn da jetzt irgendwie Blablabla geschehen würde?“

Das hab ich dann auch gleich umgesetzt und irgendwie hat mich die Idee umgehauen. Ich halte nix von Alkohol beim Schreiben, auch wenn Hemingway zB dafür berühmt ist. Gleichzeitig muss ich sagen, dass das eine der besten Ideen waren, die mir je gekommen ist.

Sonst schreib ich eher analytisch. Ich weiß, worauf ich hinaus will und arbeite das dann ab. Die Umsetzung und das Schreibgefühl ist nicht ganz so kalt, wie es sich jetzt anhört :sweat_smile:

2 „Gefällt mir“

Emotionen als Mann? Warum denn nicht - auch beim Schreiben!

Mir ist das bei einem Kapitel meines Romans passiert. Dort hat sich einer meine Protagonisten von einem sehr guten Freund verabschiedet - vermutlich für immer. Als ich das Kapitel fertig hatte und noch einmal durchgelesen habe, war ich ziemlich ergriffen. Das ist mir bis dahin noch nie passiert. Doch ich denke, dass ich dann die beabsichtige Stimmung getroffen habe.

3 „Gefällt mir“

Oh, mitunter sehr tief. Bei meinem ersten Regionalroman (der, wie ich schon schrub, auch manche meiner eigenen Erlebnisse verarbeitet) war es manchmal ein sehr heftiger Kloß im Hals.

4 „Gefällt mir“

Ganz platt: Wer keine Gefühle empfindet, kann sie m.E. auch nicht glaubwürdig transportieren. Texte sollen Leser doch mitnehmen auf eine Reise – ohne authentische Emotionen des Verfassers ist das kaum möglich. Eigentlich traurig, dass wir uns unserer Gefühle nur schamvoll bewusst werden. Nur Lachen gelingt ohne Reue. Also, Mut zu Halsklößen, Luftnot beim Abtauchen, Vergessen von Raum und Zeit und ungezügelten Tränenfluten!

10 „Gefällt mir“

Fast alles, was ich schreib, is irgendwie emotional. In meinen Gschichtln geht’s imma um Gefühle – ob Angst, Leidenschaft, Hunger, Gier, Lust, Nervenkitzel oder diese düstere Faszination vom Unbekannten. I steh drauf, die Abgründe der menschlichen Psyche auszukratzen und die Leut in Welten zu zieh’n, wo Spannung, Verführung und Geheimnisse auf’n Tanz bitten.

3 „Gefällt mir“

Na klar. Wenn in „Zwei Tomboys“ Annabelle Nora fragt, ob ihre Oma auch ein Tomboy gewesen sei und die dann kapiert, dass sie nicht am Tod ihrer Mutter Schuld ist, wenn in „Hurenkinder“ Gabi und Robert erfahren, wie schwer Christoph von seinem Vater misshandelt wurde, oder wenn in „Krabraya Devushka“ Lea die Tür öffnet.
Dann treibts mir auch die Tränen in die Augen. Immer wieder. Obwohl ich diese Geschichten geschrieben habe und kein anderer. Blöd? Vielleicht. Aber ganz sicher mit ein Grund, warum ich schreibe.

3 „Gefällt mir“

Ehrlich? Ich lache … Ich heule … Ich bin endtraurig, wenn ich jemanden „erledigen muss“ … Das dauert sogar ein paar Tage - kann dann nicht sofort weiterschreiben.
Bin wütend - im Namen von „…“. Bin verliebt … Bin alles mögliche. Will meine Figuren retten und weiß, dass das dramaturgisch nicht funzt.
Ich fühle alles mit … Schrecklich und schrecklich schön - je nachdem.
Kopfkino total :face_holding_back_tears::fairy:

8 „Gefällt mir“

@Ho.Ro
Ich kann sagen, dass mich das ebenso einfangen kann, wie dich. Mir geht es so, wenn ich nicht nur aus meiner Vorstellungskraft schreibe, sondern eine bestimmte (schlimme) Situation selbst erlebt habe. Denn dann identifiziert man sich damit. Diese Gefühle können echt und intensiv sein, so als wäre ich wieder mittendrin; dann bin ich gerührt oder traurig oder „am Boden zerstört“.

Doch nach meiner Erfahrung ist so etwas auch eine echte Chance. Denn unangenehme/schmerzhafte/beängstigende Erlebnisse auf kreative Weise zu betrachten, ganz ohne Wertung, ohne Fragen und mit „sicherem Abstand“ kann sehr hilfreich sein. (Nicht nur emotional und nicht nur für dich)
Außerdem, je intensiver deine Gefühle sind, umso anschaulicher kannst du sie ausdrücken.
Ich tauche oft sehr tief und „wache“ dann auf, weil ich rasenden Hunger habe und die Blase drückt.

3 „Gefällt mir“

Manchmal genauso tief wie du.

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Um ganz offen zu sein: mitunter sehr tief! Im Seitenwind 23 hab ich bei der „Begegnung mit dem Weihnachtsmann“ die Krebserkrankung meiner Frau bearbeitet. Da hatte ich tatsächlich Tränen in den Augen - auch wenn ich hier häufig als Kasper rüber komme…

5 „Gefällt mir“

Darf man die lesen?
Link?

Und … Umarmungssmiley (weiß nicht, ob es eines gibt) …

Nur so - von Kasper zu Kasper …

Vielleicht ist das Schreiben deswegen wichtig für uns und viele hier .?.

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Klar. Sie ist im Archiv Seitenwind 2023 in der Bonuswoche zu finden. Der Titel war „Weihnachtsfunken“.
Ich alter blöder Mann bin zu analog, um einen Link erstellen zu können.
Wenn du sie nicht findest, maile ich sie dir gerne.

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Dank dir, hat geklappt.
Ja, hm, wow …

Einen lieben Gruß :fairy::dizzy:

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