Hallo in die Runde.
Ich hätte gerne ein paar Rückmeldungen zu der Frage, ob der Einstieg gelungen ist. Band 1 ist geschrieben, in dem Band geht es um Nishtavar, der sich auf eine lange Reise begibt, um ins Gebirge seiner Vorfahren zu gelangen. Unerwartet erhält er einen Dolch, der einem Führer einer Attentätergilde gehört hat. Durch einen Zufall wurde der Dolch erkannt und die Gilde informiert. Band 2 setzt da an, wo sie ihm auf der Spur sind.
Die Welt ist eine Fantasy-Welt, die auch auf der Erde etwa im 14. Jahrhundert spielen könnte.
Mir geht es um Spannung, Verständnis für die Situation und die Entwicklung im Einstieg.
Ich bin gespannt auf Eure Kommentare.
Edit zum besseren Verständnis: In der Geschichte geht es viel um Wahrnehmung, die auch über den eigenen Körper hinausgeht. Wie das funktioniert und wie man das übt, wird im ersten Band erklärt.
Ein Auszug aus Band 1, wo ein Kriegermönch ihm das erklärt:
*Eine Weile liefen Sie schweigend nebeneinander her. *
*„Wie habt Ihr wahrgenommen, dass die Wachen hinter uns waren?“, fragte Nishtavar. *
Kanzai blieb stehen und sah ihn an. „Weißt du, wenn du lange genug Erfahrungen sammelst und darum bemüht bist, die Umgebung wahrzunehmen, dann blicken nicht nur deine Augen in die Welt und horchen nicht nur deine Ohren, auch dein Bewusstsein achtet auf alles, was um dich herum geschieht. Viel weiter, als unsere Sinnesorgane das vermögen. Wenn du es lange genug trainierst, dann kannst du die feindlichen Absichten von Menschen und Tieren schon auf mehrere hundert Fuß hinweg wahrnehmen und entscheiden, ob du dich ihnen entgegenstellen oder lieber ausweichen möchtest.“
Kapitel 1
Er wusste, wo sie waren. Mit geschlossenen Augen spürte er ihnen nach. Ihre feindliche Absicht verriet sie. Nishtavar zog sich ganz vorsichtig im Lagerhaus hinter gestapelten Holzkisten zurück. Sie waren gut. Keinen Laut vernahm er. Zwei von ihnen waren jetzt vor dem Tor und hielten Wache. Drei durchstöberten im Hafen jeden Winkel. Vermutlich wollten sie ihn aufschrecken und zur Flucht zwingen. Dann würden sie ihn erwischen.
Lautlos setzte er den Rucksack ein Stück weiter weg. Er zog seinen schweren Dolch und steckte ihn behutsam in seinen Wanderstab. So leise wie möglich, verriegelte er den Metallring, der die Klinge im Stab festzog. Nun hatte er zumindest seinen Speer zur Hand. Entschlossen griff er an seinen Gürtel im Rücken und zog zwei Wurfmesser heraus. Daraufhin ging er in die tiefe Angriffsposition und wartete.
Nishtavar ließ seine Gedanken los. Er wusste, wenn er sich auf seine Angreifer fokussierte, dann würde er sie zu sich führen. Daher lauschte er, weitete seine Wahrnehmung aus, aber vermied es, sich mit den Attentätern zu beschäftigen.
Im Speicher war es stockfinster. Es hatte viel geregnet, Wolken verdeckten die Sterne am Himmel. Die Laternen waren längst gelöscht worden, und die Stadt lag in tiefem Schlaf. Das nutzten seine Gegner aus. Nun konnten sie sich offen in ihrer schwarzen Meuchelmörderkluft in den Straßen bewegen. Regungslos wartete Nishtavar darauf, ob jemand das Lagerhaus betreten würde.
Nachdem er erfahren hatte, dass Mörder aus der Gilde der Attentäter nach ihm suchen würden, weil er einen wertvollen Dolch eines gefallenen Anführers bei sich trug, hatten Mendes und er die Nächte in verschiedenen Herbergen verbracht. Je mehr sie sich bewegten, umso schwerer waren sie zu finden. Sein Begleiter hatte in den ersten Tagen dafür gesorgt, dass sie in der Stadt versteckte Lager mit Wasser und Nahrung angelegt hatten. Dazu hatten sie Unterschlüpfe eingerichtet und eine kleine Karte gezeichnet. Nishtavar war davon ausgegangen, dass bestenfalls eine Handvoll der Gildenmitglieder in der Stadt verstreut auftauchen würden, aber er und sein Partner hatten sich getäuscht. Keine zehn Tage, nachdem der Mann in der Taverne, der sie für ein Attentat anheuern wollte, seine Drohung ausgestoßen hatte, kamen sie ganz offen zum Stadttor hereingeritten. Mendes hatte den Anführer erkannt. Als er damals von der Gilde angeheuert werden sollte, hatte der Mann schon Aufträge erfüllt und war einer der Unteranführer gewesen. Mendes war so freundlich, Nishtavar noch zu informieren, bevor er sich aus dem Staub gemacht hatte. Seitdem hatte Nishta in keiner Herberge mehr geschlafen und sich in die verborgenen Schlupfwinkel zurückgezogen. Es war der letzte Rat, den sein Begleiter ihm gegeben hatte: Verstecken und aushalten, bis das rettende Schiff ankommen und ihn mit nach Katamanges nehmen würde.
Ein leichtes Prickeln fuhr über seine Haut. Der Speicher hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Nishtavar spürte, wie sie sich von drei Seiten näherten. Das Lagertor lag auf der Hafenseite, wo bereits mehrere von Ihnen Wache bezogen hatten. Hinter ihm hörte er, wie jemand versuchte, die Bretter zu lösen. Auch an den Seitenwänden wurde gedrückt und gezogen. Das Lagerhaus war stabil gebaut, Nishta hatte sich vor Tagen schon davon überzeugt, dass man durch keine Wand eindringen konnte. Der Lagermeister hatte die große Tür zum Hafen hin mit zwei Schlössern verriegelt. Hier kam man nur mit Gewalt hinein und der Lärm würde die Anwohner im Hafenviertel wecken. Nishtavar verhielt sich still und lenkte seine Aufmerksamkeit ganz auf sich selbst. Sie durften nicht spüren, dass er sich hier versteckt hielt.
„Brechen wir die Tür auf?“, flüsterte es an der linken Seite.
„Wozu, wenn wir nicht, ohne etwas aufzubrechen, hineingelangen, steckt der Junge da sicher nicht drin.“
„Er muss hier irgendwo sein. Unsere Späher haben ihn heute Mittag im Hafen gesehen.“
„Oben im Dach ist eine kleine Luke. Willst du hochklettern und nachsehen?“
„Wartet auf mich.“
Nishtavar lauschte. Es nahm jemand Anlauf, sprang gegen die feste Holzwand und stieß sich nach oben ab. Dann vernahm er leises Kratzen. Einer von ihnen war auf dem Dach. Nishta blickte hinauf und suchte die Luke. Verflixt, dachte er. Sie war direkt über ihm. Vorsichtig bewegte er sich an den Kisten entlang. Sie waren alle verschlossen. Hinter ihm waren die Holzkisten gestapelt. Ohne ein Geräusch zu verursachen, tastete er mit den Händen nach einer Lücke, die breit genug war, um sich dazwischen zu zwängen. Seitlich an der Wand standen sie nicht so nahe beieinander. Er schob seinen Rucksack behutsam zwischen zwei von ihnen und zog sich in eine weitere Nische zurück. Dazu bemühte er sich, seinen Atem unter Kontrolle zu behalten und seinen Fokus nicht auf einen der Angreifer zu richten. Wenn er ganz ruhig hier ausharrte, würden sie ihn kaum finden. Sie müssten schon mit Fackeln das Lager durchforsten, sagte er sich.
Ein leises Knirschen verriet ihm, dass die Luke geöffnet wurde. „Reich mir eine Fackel“, flüsterte es oben. Wenig später landete etwas neben dem Einstieg. Es zischte kurz, dann hielt der Mann eine brennende Fackel in den Schuppen. Nishta konnte erkennen, wie groß die Halle war, wo noch Kisten standen und wo Ballen von Stoffen lagen. Der Attentäter oben in der Luke schwenkte das Licht hin und her.
„Siehst du was?“, flüsterte es an der Seite. „Lauter Zeugs liegt hier und etliche Holzkisten sind aufgestapelt.“
„Kannst du reinspringen und nachsehen?“
„Wenn ich hier herunterspringe, dann komme ich nicht wieder heraus. Der Abstand zu den Kisten ist zu groß. Ich müsste ein Seil herunterlassen, um herauszuklettern.“
„Lass es gut sein, das kostet nur Zeit. Wir hätten längst etwas gehört, falls er dort wäre. Kaum jemand kann da die Nerven behalten, wenn der Feind so nahe ist.“
„Irgendwo muss er aber stecken, und wir haben fast alles durchsucht“, flüsterte der Mann oben an der Luke. Nishtavar sah, wie der Lichtschein kleiner wurde. Dann hörte er, wie der Einstieg verschlossen wurde und der Attentäter leise herunterkletterte.
„Wir haben sämtliche Winkel des Hafens abgesucht, der kann nicht einfach weg sein.“
„Es gibt hier unzählige Schlupfwinkel. Vermutlich müssen wir Geduld haben, bis das Schiff ankommt, auf das er wartet. Dann verstecken wir uns und fangen ihn ab, wenn er es betreten will.“
„Du willst ihn tagsüber offen im Hafen erwischen?“
„Haben wir eine Wahl? Wir suchen ihn nun schon seit sechzehn Tagen. Erst hat er täglich die Herberge gewechselt, und nachdem wir überall Posten aufgestellt haben, hat er sich dort gar nicht mehr blicken lassen. Der ist ziemlich gerissen für sein Alter.“
„Vielleicht sollten wir ihm ein Angebot machen, statt ihn zu meucheln“, flüsterte ein Mann mit rauer Stimme.
„Du kennst die Regeln, das geht nicht. Wir müssen ihm den Dolch abnehmen und ihn erledigen.“
„Was ist mit den anderen, die bei ihm waren? Wir haben keinen von ihnen bisher entdeckt.“
„Er hatte den Dolch. Verdammt. Wäre Rugashin nur nicht in die Falle gelaufen. Wir wissen immer noch nicht, wer ihn und seine Begleiter umgebracht hat. Das Weib hatte doch keine Ahnung, was sie da beim Händler gesehen hat. Auf freiem Feld getötet zu werden, ohne einen Gegner mitzunehmen. Wenn ich mir das Verhalten des Jungen betrachte, sind das keine gewöhnlichen Leute, mit denen wir es zu tun haben.“
„Es gab in dem Ort, wo wir unsere Männer gefunden haben Gerüchte, dass es in der Nähe ein Lager der Kriegermönche geben soll. Vielleicht ist er von dort?“
…