Eine persönliche Weihnachtsgeschichte

Hallo Zusammen
Wer hat Lust meine persönliche Weihnachtsgeschichte zu lesen und eine konstruktive Kritik abzugeben.
Bin neu im Forum und auch als Schreiberling.
Ich plane derzeit einen biografischen Roman zu schreiben.
Herzlichen Dank für eine Rückmeldung zu folgenden Fragen:

  • Konnte man den Text flüssig lesen?
  • Sind die Geschehnisse, Handlungen und Rückblenden nachvollziehbar?
  • Ist der Text inhaltlich interessant, mag man am Anfang weiterlesen?
  • sonstige Bemerkungen
    Mir ist klar, dass der Text sehr viel lokales Umfeld beschreibt.

Hier der Text:
Weihnachten 1969
…Er auf dem Weg zur Bushaltestelle um zu Oma und Opa nach Unna zu fahren und um die Weihnachtszeit dort zu verbringen…

Der Bus von Wickede ist in Unna angekommen. Zur Gartenstadt, eine Wohnsiedlung aus drei Hochhäusern mit 10 Stockwerken und Bungalows dazwischen, waren es noch zehn Minuten Fußweg. Detlef freute sich auf die Weihnachtszeit bei Oma Lisbet und Opa Walter und das Weihnachtsgeschenk…

…Nun lag er in der Badewanne mit Fichtennadelduft im Wasser und träumte vor sich hin. „mok man to mien jung, dat essen is gliek torecht. We toeven al” hörte er Opa Walter an der Tür rufen. Wie gut, dass Detlef das Plattdeutsch verstehen konnte. Denn Opa sprach nur auf platt mit ihm. Schnell kletterte er aus der Badewanne „Ich komme“!
Vom Balkon im sechsten Stock hatte man einen weiten Blick über die Gartenstadt. In der Ferne konnte Detlef die anderen zwei Hochhäuser sehen. Zwischen den Hochhäusern lagen die Bungalows. Die Verbindungswege zwischen den Bungalows sahen von oben aus wie Wege in einem Labyrinth. Wie oft ist er schon in diesem Labyrinth herumgelaufen uns hatte von dort auf das Hochhaus geschaut. Es war ein strahlend blauer Himmel, heute am Heiligabend. Der Schneefall vom Vortag hatte alles in ein weißes Kleid gehüllt. Detlef konnte stundenlang hier stehen und in die weite Aussicht träumen. Egal, zu welcher Jahreszeit. Nun war es Nachmittag. Pünktlich um drei Uhr war Kaffeetrinken. Ein Ritual, das Opa liebte, seine „Gode Tass Kaffe“ und danach eine Zigarre, Marke Handelsgold. Es war muckelig warm in der Wohnung, der Weihnachtsbaum leuchtete und Oma Lisbet hatte eine Weihnachtsplatte aufgelegt. „Go noher mit dem jung mal rut spaziern. Ick heff wat to erledigen“ sagte Oma zu Opa während sie den selbstgebackenen Marmorkuchen anschnitt. Opa zwinkerte Detlef mit einem Auge zu. „Goot, dat mok wi“. Opa und Oma sprachen nur auf plattdeutsch miteinander. Sie flüchteten mit ihren Kindern nach dem Krieg vor den Russen aus Wismar an der Ostsee nach Unna. Dort wo sie herkamen, in Mecklenburg, sprach man plattdeutsch. Detlef verstand alles, sprechen konnte er es aber nicht gut. Doch er konnte damit glänzen, jede Zahlenkombination auf plattdeutsch zu nennen: sössundörich gleich sechunddreißig, tweiunsöstich gleich zweiundsechzig usw. Es war wunderbar heimelig bei Oma und Opa. Und heute Abend gab es das Geschenk. Zuerst aber, musste er mit Opa einen Spaziergang machen. Sicher würde Opa mit ihm zu seinem nahegelegenen Garten gehen um nach dem Rechten zu schauen.
Opa hatte sich draußen die obligatorische Zigarre angesteckt. „komm, wi goan to’n Goorn. Ick will mol kieken, ob allens in Ordnung is “. Sagte Opa mit der qualmenden Zigarre zwischen den Zähnen. Also doch zum Garten. Es waren nur Zehn Minuten Fußweg. Opas Gartenparzelle war an der Kreuzung alte Bundesstraße 1 und der Hertinger Straße. Diesen Weg sind sie schon oft gemeinsam gegangen. Am Gartentor angekommen knurrte Opa „Wat is dat? Do is jemand in mien Goorn.“ Das Schloß am Gartentor war aufgebrochen. Als sie in den Garten eintraten sahen sie schemenhaftes Licht im Gartenhaus. „Wat mok die do. Dat gifft dat nich“? knurrte Opa mit der Zigarre zwischen den Zähnen. Entlang der zugeschneiten Beete stapfte er durch den hohen Schnee zielsicher auf das Gartenhaus zu. „Opmmmpff . . . . Jemand packte Detlef von hinten und hielt ihm den Mund zu, gerade als er Opa etwas zurufen wollte. Dann sah er, wie zwei Männer aus dem Gartenhaus traten und Opa ebenfalls packten. Da saßen sie nun, im Gartenhaus. „Verdammt, wo kommen die denn her? Was machen wir mit ihnen?“ fragte einer der Männer in die Runde. „Ick heff noch Krusenkohl und Paalarften ausm Goorn, dat köönt aehr hebben“ mischte sich Opa furchtlos ein. Trotz seiner Angst musste Detlef schmunzeln. Er hatte verstanden was Opa sagte. „Halt die Klappe Opa. Und was gibt es das zu lachen?“ wandte sich einer der Männer an Detlef. „Was hat dein Opa gesagt? Los Antworte!“ Detlef schaute zu seinem Opa hinüber. Der nickte, immer noch seine Zigarre im Mund. „Er hat gesagt, er hätte noch Wirsing und frische Erbsen aus dem Garten. Das können sie haben.“ übersetzte Detlef ängstlich. „Opa, du scheinst nicht zu wissen, in welcher Lage du dich mit deinem Enkel befindest. Das ist doch dein Enkel, oder?“ Opa sagte nichts. Seine Zigarre qualmte.
„Wir sollten den Plan verschieben. Das bringt nichts. Oder wollt ihr die beiden umbringen? Da mache ich nicht mit, da bin ich raus“. sagte einer in die Runde. „Heute ist die Gelegenheit. Es ist Heiligabend. Alle sind zu Hause. Die Geschäfte sind geschlossen. Niemand ist mehr auf der Straße und dunkel ist es auch schon.“ kam prompt die Antwort. Ein vierter Mann sagte aus einer dunklen Ecke im Gartenhaus: „Wir nehmen sie mit. Sie könnten uns noch nützlich sein.“ „Das geht nicht. Du weißt was wir vorhaben. Da können wir die beiden nicht gebrauchen. Und überhaupt, ein Kind dabei haben. Das geht nicht.“ erwiderte einer aufgeregt. „Wir fesseln sie und lassen sie hier.“ „Sollen die hier erfrieren? Ein Mord und schon gar nicht an einem Kind gehört nicht zum Plan.“ Die Männer waren sich nicht einig.
Vier Männer also. Was hatten die vor? Und wieso waren die ausgerechnet in Opas Gartenhaus? Sie fluchten und diskutierten, was denn nun werden sollte. Opa paffte an seiner Zigarre, die inzwischen nur noch ein Stumpen war. Er war erstaunlich ruhig und gelassen. „Dörf ick juuch een vörslag maken“? Einer der Männer schaute fragend zu Detlef. „Opa möchte ihnen einen Vorschlag machen.“ übersetzte Detlef wieder. „Und was ist das für ein Vorschlag, Opa“ „passt opp, aehr lettst den jung loopen un nehmt mi dorför.“ schlug Opa vor. Wieder musste Detlef übersetzen. „Kein guter Vorschlag. Wir können auch euch beide Vögel mitnehmen“. machte sich einer lustig. „kommt lasst uns abhauen. Unser Plan wird aufgehen.“ Meldete sich der vierte Mann aus dem Halbdunkeln wieder. „Die haben keine Ahnung und können uns nicht gefährlich werden. Ein alter Tattergreis und ein kleiner Junge, los kommt, machen wir, dass wir wegkommen.“ „Und ihr zwei Vögel, ihr wartet 10 Minuten. Dann könnt ihr gehen, ist das klar“? Opa nickte. Seine Zigarre war inzwischen erloschen, aber immer noch zwischen seinen Lippen. Die Männer machten sich davon. Draußen hörten sie zwei Autos wegfahren. „verdorrich nomool, do heff wi Dusel gehabt“. Opa steckte sich eine neue Zigarre an. „Nu dallig torüch. Wi mööt de Polizei anropen.“ Sie gingen eilig zurück. Opa Walter war noch gut zu Fuss. Um seine Rente aufzubessern, trug er morgens mit seiner Mofa Zeitungen aus. Und sein Garten war sein ganzer Stolz und hielt ihn auf den Beinen. Schnell waren sie wieder zu Hause angekommen.
Oma konnte nicht glauben, was den beiden passiert ist. Inzwischen hatte Opa die Polizei angerufen und war mit den Beamten zum Garten gefahren – Spuren sichern. Mitterweile war es ein Uhr Nachts. Detlef war bei seiner Oma geblieben. So hatte er sich den Heiligen Abend nicht vorgestellt. Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen. Opa kam herein. Während er seinen Mantel auszog sagte er ungläubig „Ju glööv nit watt de rutklamüstert heff. De heff allens afsöökt un achtern vom Goornhuus Geld ruut holt. Aha, die Männer hatten hinterm Gartenhaus Geld aus einem Banküberfall versteckt. Das wollten sie später abholen, im Glauben im Winter und überhaupt über Weihnachten geht keiner in seinen Garten. Eine Weile saßen sie noch zusammen und erzählten sich vom Ereigniss am Abend. Oma meldete sich zu Wort: „So, wir gehen jetzt alle zu Bett. Morgen ist auch noch ein Tag und der erste Weihnachtstag. Du liebe Güte, und das alles ausgerechnet zu Weihnachten.“
Detlef lag zwischen Oma und Opa im Bett in der Besucherritze. Oma und Opa schnarchten bereits. Er konnte nicht einschlafen. Er musste immer noch an die Ereignisse vor ein paar Stunden denken. Man, was hatte er alles zu erzählen, wenn er wieder nach Hause war. Jetzt fiel es ihm wieder ein, er hatte ja noch gar nicht sein Weihnachtsgeschenk bekommen. Ein großes Paket lag gut sichtbar unter dem Weihnachtsbaum. Das war bestimmt für ihn. Und für Oma und Opa hatte er auch ein Geschenk dabei. Morgen war ja auch noch ein Tag. Endlich schlief er ein.
Es ist erster Weihnachtstag. Endlich konnten die Geschenke verteilt werden. Detlef dachte nicht an die Ereignisse von gestern. Jetzt wollte er unbedingt wissen was für ein Geschenk er von Oma und Opa bekommen würde. Nach dem Frühstück war es dann endlich so weit. „Oma, Opa, für euch habe ich auch etwas mitgebracht“. Detlef wollte seine Geschenke zuerst übergeben. Oma bekam die obligatorische Flasche Parfum, Tosca von 4711, Opa seine obligatorischen Zigarren, Marke Handelsgold. So, nun war Detlef an der Reihe. So ein großes Paket hatte er noch nie bekommen . Als er das Geschenkpapier auseinanderriss konnte er es kaum glauben. Auf dem Karton war ein Kofferradio mit Kassettenrekorder abgebildet. Schnell holte er das Kofferradio aus dem Karton. Ja, der Kassettenrekorder hatte die rote Aufnahmetaste. Er war überglücklich. Nun konnte er die Songs aus seinen beiden Lieblingssendungen im Radio aufnehmen. Mittwochs Mal Sundock’s Hitparade und Samstags Frank Elstners RTL-Hitparade. Die Jungs in der Siedlung würden Augen machen.

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Lieber @Delle56,
Herzlich Willkommen im Forum! Und danke, dass du uns alle teilhaben lässt an deiner Geschichte. Es gehört ja schon eine Portion Mut dazu, als Anfänger eine Leseprobe zu posten, aber ich bin mir sicher, dass du von den Rückmeldungen sehr profitieren wirst!

Nun zu deinen Fragen:

Ich bin ehrlich gesagt ein wenig über das Plattdeutsch gestolpert. Die Szene mit den Räubern wäre spannender, wenn das, was der Opa sagt, den Verbrechern nicht erst noch übersetzt werden müsste.
Zu Beginn habe ich nicht verstanden, dass hier aus der Sicht eines kleinen Jungen geschrieben wird. Vielleicht sollte das anhand der Bezeichnung “Oma” und “Opa” deutlich werden? Ich allerdings habe meine Großmutter immer “Oma” genannt, auch, als ich längst erwachsen war.

Hier sollte meines Erachtens ein Plusquamperfekt hin, denn die Flucht der Großeltern fand ja noch vor deiner Erzählzeit statt.

Ja, ich kann das alles nachvollziehen

Kommt drauf an. Interessant wäre es für mich zu wissen, ob die Räuber denn nun das Geld gefunden und mitgenommen haben? Oder liegt es dort noch und der Handlungsstrang geht irgendwie weiter?

Gruß,
Claudia

Liebe ClaCla
Herzlichen Dank für die wertvollen Hinweise. Leider musste ich den Text wegen der max. Zeichenanzahl kürzen. Daher war wohl einiges unklar.
Na ja, ich dachte mit diesem Hinweis wäre das mit dem Geld geklärt: Während er seinen Mantel auszog sagte er ungläubig „Ju glööv nit watt de rutklamüstert heff. De heff allens afsöökt un achtern vom Goornhuus Geld ruut holt. Aha, die Männer hatten hinterm Gartenhaus Geld aus einem Banküberfall versteckt. Das wollten sie später abholen, im Glauben im Winter und überhaupt über Weihnachten geht keiner in seinen Garten.
Ich hatte nicht wörtlich übersetzt. Opa sagt: Ihr glaubt nicht was die (die Polizei) herausgefunden haben. Die haben alles abgesucht und hinterm Gartenhaus Geld rausgeholt.
Herzlichen Dank nochmals!
Liebe Grüße
Detlef

Dann schreib doch die Fortsetzung in einen neuen Thread oder häng gleich eine Papyrus-Datei an. Wenn es jetzt nicht gleich 10 Seiten oder mehr werden, geht das. Aber die Kürzungen sind ja nicht mehr authentisch.

LG
Pamina

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Hallo Pamina
Ja, Du hast recht mit Fortsetzungen. Ich hätte den Text aufteilen können.
Ich bin neu im Forum und will das übliche Vorgehen bezüglich Textveröffentlichungen erst einmal ausloten.
Im übrigen habe ich mit so schnellen Reaktionen nicht gerechnet.
LG
Detlef

Hallo Detlef,

das ist wirklich ein außergewöhnliches Weihnachtserlebnis und somit mit Sicherheit auch eine Geschichte, die in deinem biographischen Roman einen Platz verdient.

Man merkt beim Lesen, dass du ein klares Bild vor Augen hast und du nimmst mich beim Lesen mit ins weihnachtliche Wohnzimmer der Großeltern. Das gelingt dir gut, wie ich finde.

Mir selber geht es ähnlich wie dir (oder zumindest dem Detlef aus deiner Geschichte), ich verstehe Platt, spreche es aber selber nicht wirklich. Insofern habe ich auch keine Probleme, der Sprache des Großvaters zu folgen und fand das nicht störend. Zumal ja meistens auch eine Übersetzung folgt oder aus dem Zusammenhang klar wird, was gesagt wurde.

Besser lesbar würde der Text wahrscheinlich durch ein paar formale Änderungen. Ich weiß, so etwas klingt immer ein bisschen kleinlich, aber im Endeffekt sind es gerade solche optischen Kleinigkeiten, die den Leser durch einen Text lenken. Zum einen: was sollen die vielen Punkte in den ersten beiden Absätzen? Falls sie eine Auslassung anzeigen sollen, genügen drei davon. Und zwar am Besten nicht drei einzelne Punkte, sondern eine Ellipse (das ist tatsächlich ein eigenes Schriftzeichen).

Außerdem solltest du bei Dialogen bei jedem Sprecherwechsel eine neue Zeile bzw. eine neuen Absatz beginnen. Dann wird es übersichtlicher. Sonst ist der Text beim Lesen sehr monolithisch und man verliert schnell den Überblick. Greif dir einmal ein beliebiges Buch aus deinem Bücherschrank und sieh dir eine Seite an, in der Dialog vorkommt, dann wirst du schnell sehen, was ich meine.

An einigen Stellen fällst du grammatikalisch aus der Zeit. Z.B. bei dem Satz “Diesen Weg sind sie schon oft gemeinsam gegangen.” Hier muss es “waren sie schon oft gemeinsam gegangen” heißen. Ähnlich weiter unten: “Oma konnte nicht glauben, was den beiden passiert ist. Inzwischen hatte Opa die Polizei angerufen und war mit den Beamten zum Garten gefahren – Spuren sichern. Mittlerweile war es ein Uhr Nachts. Detlef war bei seiner Oma geblieben.” Hier gehen die Zeiten ziemlich durcheinander. Besser wäre “Oma konnte nicht glauben, was den beiden passiert war.” (Plusquamperfekt, denn zu dem Zeitpunkt, wo die Oma davon erfährt, liegt das Ereignis selbst ja bereits in der Vergangenheit) Die nächsten beiden Sätze nutzt du dann den Plusquamperfekt, was nicht unbedingt falsch, aber hier auch nicht zwingend nötig ist. Du könntest ebenso gut schreiben: “Opa rief (inzwischen) die Polizei und fuhr mit den Beamten zum Garten - Spuren sichern. Detlef blieb derweil bei seiner Oma. Als sein Opa zurückkam war es bereits ein Uhr nachts.” oder so ähnlich. Dann erzählst du die Dinge in der Reihenfolge, in der sie passieren und brauchst nicht in den Zeiten hin und her zu springen. Wie gesagt, das ist nicht wirklich falsch, aber es macht das Lesen komplizierter und trägt hier meiner Meinung nach nicht wirklich etwas zum Verständnis bei.

Eine Stelle, über die ich gestolpert bin, ist die, wo Detlef und sein Opa von den Männern gegriffen werden. Das ist ja eigentlich der (im reinsten Wortsinne) packendste Moment der Geschichte, der Moment, wo sich alles wendet. Und dann geht es weiter mit “Da saßen sie nun, im Gartenhaus.” Äh, was? Wie sind die denn dahin gekommen? Ich kann das verstehen. Wir haben beim Schreiben oft die Tendenz, unangenehmes, ja traumatisches, so ein bisschen huschhusch zu erzählen oder sogar zu überspringen (übrigens nicht nur bei autobiographischen Texten, sondern auch bei fiktionalen, wahrscheinlich, weil man ja trotzdem immer irgendwie in seinen Figuren drinsteckt). Aber der Leser war ja nicht dabei. Den solltest du an dieser Stelle ein bisschen besser mitnehmen. Falls die tatsächlichen Ereignisse dabei für dich in der Erinnerung zu beängstigend oder schmerzhaft sind (was völlig okay und verständlich wäre, niemand fühlt sich gerne hilflos und ausgeliefert), dann darfst du das auch ganz anders beschreiben, als es tatsächlich für dich war. Auch im biographischen Roman darfst du die Wahrheit verbiegen, wenn dabei eine bessere Geschichte herauskommt. Und hier braucht der Leser irgendwie etwas zwischen dem gepackt werden und dem im Gartenhaus sitzen, finde ich. Oder, wenn es gar nicht sein soll, dann fang zumindest einen neuen Absatz an, damit klar ist, hier ist zwischendurch noch etwas passiert und wir sind jetzt an einem anderen Ort.

So, ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel Kritik auf einmal. Wie gesagt, ich finde, es ist eine erzählenswerte und spannende Geschichte. Lass dich also von dem von mir geschriebenen nicht entmutigen, es geht mir wirklich eher darum zu zeigen, wie sie aus meiner Sicht noch besser werden könnte.

Liebe Grüße,
Capella

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Liebe Capella,

vielen herzlichen Dank für die umfangreiche und konstruktive Kritik. Und die Mut machenden Worte.
Ich habe bereits über 40 Seiten meines biografischen Romans verfasst. Mittlerweile bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich merke, dass das “Schreiben” auch ein Handwerk ist. In der Tat setze ich mich gerade intensiver mit der grammatikalischen Umsetzung auseinander. Dabei helfen mir deine Anmerkungen sehr. Als Vorlage dient außerdem der Roman von Eva Völler, “Ein Gefühl von Hoffnung”. Es ist das zweite Buch einer Ruhrpottsaga. Das dritte und letzte Buch soll im März dieses Jahr herauskommen. In diesen Romanen finde ich meine Anregungen, für den Aufbau von Dialogen, Zeitsprüngen aber auch Themen der Zeit.
Nochmals herzlichen Dank dafür, dass du dir die Zeit genommen hast meinen Text so umfangreich zu analysieren.

LG
Detlef

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