Wir hatten von unserem Fantasy- und Schreibforum aus die Aufgabe eine Übung zu „Show, don’t tell“ zu machen. Ich hoffe, diese ist mir gelungen. Ich hoffe, ich habe viele „Show“-Momente eingefangen (ganz ohne Tell hat es nicht komplett funktioniert, aber ich hoffe sehr, dass sich der „Tell“-Teil in Grenzen hält).
Anbei meine Übung!
Gruß
Super Girl
PS: Feedback jeglicher Art ist gerne Willkommen!
Donner, Blitz und Regenguss (Part 1)
Schneller, immer schneller rannte ich durch den Wald, wollte nur noch entkommen. Doch die dicken Regenwolken schoben sich wie durch Zauberhand immer näher. In der Ferne begann das Donnergrollen.
Doch der Weg zum Dorf war gerade mal zur Hälfte geschafft. Mein Herz raste, ob das an dem sich nahenden Gewitter lag oder an der Anstrengung beim Rennen, wusste ich nicht.
Jedes Jahr wurde unser Dorf einmalig von einem Gewitter gigantischen Ausmaßes heimgesucht. Es hatte im Vorjahr bereits zwei Schwerverletzte gegeben, die sich beim alljährlichen Gewitter entgegen aller Warnungen im Wald herumgetrieben hatten.
Mit diesem Wissen im Hintergrund rannte ich weiter. Mein Herz hämmerte immer schneller, fast so, als wollte es aus meiner Brust springen. Ein Blitz schlug in meiner unmittelbaren Nähe ein. Er spaltete eine Fichte, die nur wenige Meter vor mir zu Boden krachte. Ich sprang vor Schreck ein Stück zurück. Der sintflutartige Regenguss setzte unmittelbar darauf ein.
Warum war ich noch mal in den Wald gegangen, obwohl Mutter es mir strengstens verboten hatte? Ach ja, um für meinen kranken Geliebten die dringend benötigten Heilpflanzen zu pflücken. Das Feenfleckenfieber war eine sehr heimtückische Krankheit, die nur mit speziellen Heilpflanzen erfolgreich behandelt werden konnte.
Doch nun musste ich erst mich selbst retten. Ich nahm Anlauf, sprang über die umgekippte Fichte und nahm den Weg zu unserem Dorf wieder auf. Im nächsten Moment musste ich an meinen geliebten Robin denken und dieser Gedanke nahm mir ein wenig die Furcht vor dem Gewitter, das immer noch über mir tobte.
Nun gesellte sich auch noch ein starker Wind zu Donner, Blitz und Regenguss, der mir das Vorankommen erschwerte. Ich kämpfte mich tapfer gegen die Windböen voran, die immer wieder versuchten mich zurückzudrängen. Fast so, als wollte eine höhere Macht, dass ich nicht Zuhause ankommen sollte. Ich betete zu unserer Göttin Ayuna, sie möge mich beschützen und umklammerte kurz mein regennasses Amulett, das ich um den Hals trug. Es leuchtete durch meine Berührung in einem hellen Orangeton auf. Ich versuchte das Seitenstechen in meiner linken Körperseite zu ignorieren und gleichzeitig meinen Atem zu beruhigen. Und obwohl das Gewitter immer noch hinter mir tobte, zwang ich mich kurz innezuhalten, um kurz zu verschnaufen. Allerdings ließ mir die Naturgewalt keine Zeit für eine große Pause. Blitze schlugen links und rechts von mir ein. Mehrere Bäume krachten zeitgleich zu Boden und versperrten mir durch ihre schiere Masse den einzigen Weg, der zu unserem Dorf führte.
«Fiona!» Der Wind flüsterte meinen Namen. Oder bildete ich mir das nur rein? Normal war dieses Gewitter nicht, soviel stand zu dem Zeitpunkt fest, als ich auch durch weitere umfallende Bäume am Weiterkommen gehindert wurde. Es kam mir so vor, als wolle der Wettergott persönlich ein Zeichen setzen, dass ich seiner Naturgewalt hilflos ausgeliefert war.
Erschöpft drehte ich mich nach hinten um, der einzige Weg, der nicht durch umgekippte Bäume versperrt wurde. Ich ahnte bereits, dass ich dem Gewitter nicht lebend entkommen konnte. Doch was mich nun erwartete, ließ mich tatsächlich vor Schreck erstarren. In der Gewitterwolkenfront formte sich eine Gestalt, die erneut meinen Namen rief: „Fiona!“
Ich musste mich beherrschen, nicht vor lauter Panik zu schreien. Angsterfüllt umklammerte ich mein Amulett, in dem meine Feenmagie gespeichert war. Dann sah ich sie: die sagenumwobene Wetterhexe!
Fortsetzung folgt!!!