Eine Frage zur Erzählform

Ich schreibe gerade einer längere Geschichte (vielleicht wird ja ein Buch draus) und habe mal eine Frage an etwas erfahrene Autoren

Bei folgenden Text wechsel ich von der Erzählform in die “Ich” Form und wieder zurück.

Das kommt in meiner Erzählung öfters vor. Ist das korrekt so im Text dargestellt, oder mache ich hier einen Fehler?

“Ich habe ein Problem”, bemerkte Nori und lief in seiner Kabine hin und her. Ab und zu blieb er stehen, und sah die kleine Schachtel in seiner Hand an. Ich brauche sie nur aufzumachen, und eine von diesen Tabletten nehmen, hinterher geht es mir besser. Und wenn ich sie überhaupt nicht mehr benutze? Komm ich zurecht? Oder wird es wie früher, als ich kurz davor stand, mich in eine psychiatrische Klinik einweisen zulassen. Geplagt von Panikattacken, fast unfähig wissenschaftlich zu arbeiten, ging es ihm noch schlechter. Ich hätte nicht mitkommen dürfen, wieso es nicht in meinen Papieren stand, ist mir rätselhaft. Er hatte es einfach versucht, in das Team zu kommen. Überraschenderweise bekam er die positive Nachricht, als Planetologe mit im Expeditionsteam zu sein. Und er hoffte, niemand bemerkt seinen Panik Attacken. Er fürchtete sich vor der Situation, wenn Jenny und die anderen es merken würden. Wie werden sie reagieren? 50 Tabletten hatte er noch. Das konnte nur schiefgehen. Was mache ich nur? Nori blieb stehen, öffnete die Schublade eines kleinen Schrankes, und legte die Schachtel entschlossen hinein. Er nahm sich vor eine Tablette zu nehmen, wenn sie den ersten Ausstieg machten. Er setzte sich auf einen Stuhl. Er hatte kein gutes Gefühl und beschloss schlafen zu gehen.

Vielen Dank fürs drauf schauen.

Aw: Eine Frage zur Erzählform

Hallo Amateurschreibling

Prinzipiell geht das und dient dann - richtig eingesetzt einer besonderen Fokussierung, Spannungserhöhung, ähnlich einem Zeitenwechsel aus dem Präteritum ins Präsens. Was Du hier aber vorlegst, ist etwas Anderes, als Du beschreibst:

Hier beschreibt ein Außenstehender, dass Nori etwas bemerkt, nämlich, dass er ein Problem hat. Es ist also keineswegs ein Wechsel in die Ich-Erzähler-Form. Das hieße dann: Ich hatte ein Problem und lief in meiner Kabine hin und her.

Das geht dann so durch den ganzen Text, wenn ich das recht beurteile.

Die korrekte Ausführung hat sicher mehrere Varianten: “Ich habe ein Problem”, bemerkte Nori und lief in seiner Kabine hin und her. Das mag gehen, aber bemerkte der das im Sinne von fühlen? oder sagte der das? Beides beißt sich irgendwie.

Ich habe ein Problem! Nori lief in seiner Kabine hin und her. Innerer Gedanke kursiv herausgestellt. Da ist ja sonst niemand zugegen bisher. Laute wörtliche Rede in Anführungszeichen.

Das ist eine gefällige Weise, dies darzustellen. Sicher gibt es auch noch mehr Wege, aber ich würde diesen wählen und konsequent - das ist wichtig - in dem Text durchziehen. Auch, wenn Du den Weg mit Anführungszeichen wählst, musst Du ihn durchziehen!

Vielleicht reicht das ja für ein paar weiterführende Gedanken zur Textgestaltung.

Aw: Eine Frage zur Erzählform

Hallo Amateurschreibling,

dem was McVail geschrieben hat, ist zunächst kaum etwas hinzuzufügen.

Aber wahrscheinlich würde es dich schon weiterbringen, wenn du regelmäßige Absätze einfügst. So wird der Text strukturierter und du bemerkst schneller, wo es hakt. So wie jetzt, ist alles zu unübersichtlich und man muss manchmal zweimal hinschauen, um zu wissen, was du ansprichst. Auf diese Weise ist es leichter, Fehler in den Zeiten (und natürlich auch anderes) herauszufinden.

Aw: Eine Frage zur Erzählform

Vielen Dank

Das hilft mir schon weiter. Werde mich da mal weiter mit beschäftigen.

Gruß

Karl-Heinz

Aw: Eine Frage zur Erzählform

@Amateurschreibling :

Die Erzählform, die du in deinem Text gewählt hast, ist eine auktoriale Erzählform. Nur weil du im Dialog das „Ich" verwendest, hat es noch lange nichts mit der „Ich-Form" zu tun. Du musst dir den auktorialen Erzähler vorstellen. Der erzählt die Geschichte, nicht du. Der Erzähler kann nur in der 3. Person im Präteritum (Vergangenheit) berichten. Die Dialoge hingegen werden (daher die Anführungsstriche) im Präsens (Gegenwart) zitiert/angeführt, was nicht heißt, dass dort nicht jemand in der Vergangenheitsform reden kann. Die Dialoge werden im Originalton angeführt.

Bei dir müsstest du also etwas ändern. Natürlich steht es dir frei, die Ich-Form zu wählen, aber gerade Anfängern wird dringend davon abgeraten. Also solltest du deinen Text außerhalb der Dialoge in die 3. Person Präteritum bringen:

Natürlich kennt die Erzählung des Erzählers auch noch das Futur, das du bitte auch anwenden solltest, wenn es dahin gehört.

Aw: Eine Frage zur Erzählform

Vielen dank Geronimo

Prima. Sehr schön erklärt. Ich hatte dauernd das Gefühl, irgendwas ist da bei meiner Geschichte nicht ok. Aber wie das so ist, das offensichtlichste sieht man nicht.

Gruß

Karl-Heinz