Eine Fantasy-Nebengeschichte neben der Fantasy-Geschichte :)

Ich poste mal einen langen Ausschnitt aus meinem Fantasyroman, der mich offen gestanden schon jahrelang beschäftigt.

Es ist eine Seitenstory, die etwa ein halbes Jahr vor dem offiziellen Beginn der Geschichte startet. Sie befand sich eine Weile ganz am Anfang als eine Art Prolog. Nun kommt sie nach 82 Seiten – nachdem der Leser in etwa ein Bild von ersten wichtigsten Rollen und der Welt hat.

Weil dieser Abschnitt fast für sich allein stehen kann und ich hier vor einiger Zeit einmal wichtiges Feedback zu meiner Mafia-Geschichte erhalten habe, stelle ich sie einfach mal hier hinein.

Der Abschnitt hatte mal 68 Seiten. Dann hab ich ihn gekürzt auf 31 –nun war er knackig, aber blutleer. Inzwischen hat er wieder 47 und enthält die relativ lange Kindergeschichte von König Wandûn. Speziell dieser Teil nervt mich – aber das muss nach tausend Mal lesen kein Disqualifizierungsmerkmal sein :slight_smile:

Technisch sollte man noch wissen, dass sich im Roman gelegentlich ein durchgeknallter Historiker zu Wort meldet, der die Geschichte der Schattenkriege recherchiert hat und immer wieder erklärende Anmerkungen macht. So erklärt sich, dass die Geschichte Briefe enthält, denn der Typ verwendet alles, was er finden kann.

Wichtig an diesem Abschnitt ist:

  • Wandûn, Lasita und auch Riban werden bis zum Schluss wichtige Nebenrollen sein.
  • Der Umzug nach Burg Schwingenfels ist ein unverzichtbarer Teil des Plots von Band 1 meines fünfteiligen Dreiteilers (hä?).
  • Direkt im Anschluss an diese Geschichte gibt es ein Krisentreffen aller Monarchen der freien Welt, weil ebendieses Land Aragnar von den Bösen überfallen wird. Die Berichte erstattet Lasita, die mit den beiden Königen und ihrem Lover in Kontakt steht. Die Position des Textes ist also so gewählt, dass sie zwar die laufende Handlung unterbricht, aber die Basis für die 60 Folgeseiten legt.

Einige meiner Fragen wären:

  • Würde euch diese Geschichte hineinziehen, wenn sie am Anfang des Buches stände?
  • Ist die Geschichte zu langatmig oder fehlt euch etwas?
  • Ich persönlich habe mich inzwischen an die unnatürlich langen Riban-Briefe zum Schluss gewöhnt – wie hoch ist der Störgefühlfaktor.

Ich bin so ziemlich für jeden Hinweis danbar.

aragnar.pdf (201 KB)

Hallo, @tomP,

kannst du nicht eine pap-Datei einstellen?

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Für dich gern, Pamina, weil du dir das letzte Mal so viel Mühe gegeben hast.

Aber beschwer dich dann nicht, dass du die Schrift nicht auf dem Rechner hast :slight_smile:
Download the Atkinson Hyperlegible Font | Braille Institute

aragnar.pap (686 KB)

Vielen Dank!
Die Schrift ist mir ziemlich egal. Ich habe alles durch Arial ersetzen lassen. Ich will ja keine Schrift kaufen, sondern eine spannende Geschichte …

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Bei Douglas Adams hieß es “Der fünfte Band der intergalaktischen Trilogie”. Das hat mehr Klang und Stil, wenn auch nicht mehr Logik. :wink:

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Ich schau dann heute Abend mal rein.

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so, ich bin die die ersten Seiten durchgegangen. Mein Fazit:

Es könnte durchaus etwas werden, aber …
du neigst hier dazu, Informationen zu wiederholen, die viel zu früh kommen, und im Gegenzug wichtige Dinge, die man als Leser braucht, um in eine Story einzutauchen, wegzulassen.
Dann, ganz wichtig: Du versäumst es, einen Protagonisten vorzustellen, für den und an dem man Interesse hat. Wenn das ausbleibt, können deine Ideen noch so gut sein (und das hier könnte sich richtig gut entwickeln), der Leser wird beizeiten das Handtuch schmeißen.
Dazu kommt dein Hang zu einer etwas umständlichen Ausdrucksweise und häufigen Wiederholungen, insgesamt konnte mich der Einstieg also noch nicht überzeugen.
Macht aber nichts, ich würde sagen, für eine erste Rohfassung hast du schon eine gute Basis gelegt, jetzt gehts ans Überarbeiten, wo du den Anfang komplett neu gestalten kannst – und solltest.

Einzelheiten siehst du im Anhang, und bitte nicht entmutigen lassen!

aragnar2.pap (579 KB)

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Hallo Yoro,

es gibt da ein Missverständnis, glaube ich. Die Geschichte hat bereits um die 1500 Seiten.

Was du gelesen hast, ist eine Seitenstory, die mich nicht wirklich glücklich macht (deswegen hab ich sie hier eingestellt). Wenn der gepostete Abschnitt kommt, hat der Leser bereits 80 Seiten gelesen und seine Lieblinge vor Augen. Es kommt nun halt etwas anderes. Stell dir vor, du warst bis eben im Auenland und jetzt gehts nach Isengard.

Tatsächlich hatte ich den Teil auch mal ganz nach vorne sortiert. Aber er hatte mir zu wenig Wumms. Entweder war er zu schnell und bot zu wenige “Seele”, um sich damit zu identifizieren. Oder er war mir zu langatmig - wie auch jetzt gerade.

Was ich zumindest mal feststelle ist, dass die Entscheidung richtig war, diesen Abschnitt in die Mitte zu verlegen, wo der Leser sich schon mal orientiert hat. Dieser Rückenwind aus der Hauptstory fehlt dir nun natürlich, wenn ich dir diesen Auszug einfach so vorsetze.

Ich danke dir jedenfalls schon mal sehr herzlich (wie auch Pamina) für die vielen Anmerkungen. Ich ballere mich da am Wochenende mal sorgfältig durch. Irgendwie ahne ich, dass dort etwas ganz anderes hin muss. Aber vielleicht lässt sich doch noch etwas machen.

Vorweg: Ich habe nur bis Seite 15 gelesen, ich bin definitiv nicht die Zielgruppe. Ich mag gern heitere gefühlvolle Romane, keine düsteren politischen Intrigen. Ich habe zu deinem Romanauszug keinen Zugang gefunden.

Was mir hier an deinen Erklärungen auffällt, ist, dass du offenbar gedanklich darauf ausgerichtet bist, ***kürzen ***als die Problemlösung anzusehen. So ungefähr: “Ist ja nur eine Seitenstory, wenn die nicht gut gefällt, dann muss sie kürzer werden, damit der Störgefühlfaktor niedriger wird.”

Meine Idee wäre ein völlig anderer Denkansatz: “Diese Geschichte ist mir wichtig genug, um sie zu erzählen, also geh ich da jetzt mit Herzblut dran, baue die Personen aus, nehme die Leser total mit hinein und aus der kleinen Seitenstory wird ein bedeutender Teil meines Buches.”

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Wenn du heiter und gefühlvoll magst, liebe Corinna, dann hier ein Auszug von Seite 29:

[INDENT]»Ich ließ mir berichten, wenn meine Tochter ausbüchste. Und ich sah in ihre strahlenden Augen, wenn sie wieder zurückkam. – Wenn Ihr möchtet, Riban, könnt Ihr Euch als verlobt ansehen.«

Das traf mich wie ein Blitz. »Ihr wollt … mir Eure Tochter versprechen? Eine Prinzessin?!«

»Nun ja«, antwortete der König und zuckte mit den Schultern. »Wer heimlich mit einer Prinzessin ausgeht, spielt mit dem Risiko, des Königs Schwiegersohn zu werden. Oder nicht?«[/INDENT]

So weit bist du ja nicht gekommen. Das liegt aber weniger an dir, sondern am Text insgesamt.

Ich verstehe den Denkansatz, aber die Figuren werden ausgebaut - nur eben später im Text oder wenn die Handlung dorthin verzweigt. Allerdings die Haupthandlung. Und das beginnt unmittelbar hinter diesem Abschnitt.

Ich sehe aber, dass es euch leider genauso geht wie mir. Ein Kumpel las letzten auch den ersten Band, bat um den zweiten, aber sagte: “Die beiden Könige sind irgendwie komisch.”

Es ist auch nicht so, dass mir diese Seitenstory egal ist. Deshalb habe ich sie ja hier reingestellt. Diese paar Seiten müssen aber leider eine ganze Menge Anforderungen erfüllen und es muss dann zügig weitergehen mit dem, was eigentlich Handlung dieses Bandes ist.

Wenn man hier so erfolgreich mit seinem Text scheitert, nervt das zwar, aber das Gehirn wird durchgeschüttelt und kommt auf neue Lösungsansätze. Ich werde mich der Sache mal die nächsten Tage oder Wochen annehmen. Ist zwar noch unkonkret, aber im Groben entsteht gerade eine Idee am Horizont :slight_smile:

Vielleicht kannst du den Lesern die Könige und deren Kindheitsgeschichte innerhalb der Haupthandlung durch die Augen der Protagonisten zeigen?

Lass die Protagonisten vielleicht auf diesen Ritter Pjoktor stoßen, Erlebnisse mit ihm haben und nach und nach durchschauen, was das eigentlich für einer ist und was der eigentlich bezweckt. Dann liest der Leser keinen extrem kurzgefassten Konflikt des Königs (“Soll ich meinen Bruder übervorteilen?”), sondern erlebt hautnah die Konflikte der Protagonisten mit (“Wie können wir mehr herausfinden? Auf die Seite welches Königs sollen wir uns stellen? Wie könnten wir eingreifen?”).

Oder lass die Protagonisten die Bauernfamilie kennenlernen, die den Prinzen damals aufgenommen hatte. Da können Freundschaften entstehen, die Protagonisten erfahren alles über die Ereignisse von damals und begegnen vielleicht dem König, wenn er auf Besuch kommt.
Ich fand es unrealistisch, dass ein König, der mit seinem Pluralis Majestatis dermaßen auf Distanz bedacht ist, diese gefühlvolle Kindheitsgeschichte selbst erzählt, vor allem diesem Ritter Pjoktor, dem er erst zweimal begegnet ist und über dessen Motive er gar nichts weiß.
Lass vielleicht statt dessen deine Protagonisten am Lagerfeuer diese Kindheitsgeschichte durchsprechen. Jeder Protagonist kennt durch Hörensagen eine andere Version, jeder bringt seine eigenen Meinungen und seine Sicht der Dinge ein, so kann sich der Leser in die Protagonisten hereinversetzen und durch sie langsam einen Zugang zu den komischen Königen finden.

Vielen Dank, Corinna, dass du dich so ausführlich mit der Story beschäftigst.

Das Problem liegt darin, dass die beschriebenen Vorkommnisse im Jahr vor dem offiziellen Buchbeginn geschehen sind.

Mein Held hat Pjoktor und Sanjok bereits kennengelernt (im Buch vor diesem Text, aber zeitlich nach dem Text). Sanjok ist nun tot und es ist bekannt, dass er von einem Schattengeist befallen war. Was das ist, weiß der Leser noch nicht. Nur, dass die beiden sonderbare Dinge vollbracht haben.

Die Bauerngeschichte ist eigentlich völlig unwichtig und sollte nur etwas über Wanduns Charakter offenbaren. Denn der wird bald danach ein wichtiger Teil der Haupthandlung werden. Wahrscheinlich gehört dieser Teil in die Kiste “Tötet eure Lieblinge”.

Ich habe jetzt mal folgendes entschieden: Alles kommt komplett auf den Prüfstand. Ich mache eine Liste, was wirklich in dem Abschnitt vermittelt werden muss. Und dann gibt es genau das - und nur das - und das sehr knackig.

Neuer Beginn dieser Untergeschichte wird wahrscheinlich der Briefinhalt von Seite 26-34. Nur halt nicht als Brief, sondern normal erzählt. Denn dies ist wirklich originell. Nachdem dann klar ist, dass es einen Krieg geben wird, lass ich mir was für Sanjok und Pjoktor einfallen. Dieser peinliche Bruderkonflikt ist nur so ausführlich beschrieben worden, weil die Texte sehr weit zu Beginn geschrieben wurden (als ich meine Welt noch selbst erkundete).

Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, dazu mehr zu posten. Der erste Band hat 321 Seiten und es geschieht bei mir ohnehin so viel, dass ich niemals ein vollständiges Bild zeichnen könnte. Unmittelbar vor dem geposteten Text sind vier meiner wichtigsten Helden zu einer Konferenz aufgebrochen. Und die findet unmittelbar danach statt. Hier ein Auszug, der vielleicht ein bisschen mehr beschreibt, worum es geht - nicht zum bewerten, sondern mehr, um aufzuzeigen, worum es eigentlich geht. Darauf wartet der Leser und hier wird die Haupthandlung vorangetrieben. Ist aber auch nur ein Auszug, aus der Mitte der Sitzung.

Es macht sicher Sinn, den oben geposteten Text vor dem Hintergrund neu zu bewerten, dass er nur Aragnar, Wandun, Lasita und Riban einzuführen hat und den Link zu Sanjok und Pjoktor herstellt. Es muss an dieser Stelle stromlinienförmiger und nicht ausführlicher werden, damit man nicht das Gefühl hat, ausgebremst zu werden.

völkerrat.pap (583 KB)

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Vorhaben.

Nun, da du die ursprüngliche Geschichte komplett umwerfen willst, erübrigen sich Detailanalysen. Aber vielleicht einige allgemeinere Dinge, die mir bei der Lektüre so in den Sinn kamen, die vielleicht für künftige Versionen hilfreich sein könnten.

Mir war nicht recht klar, wer eigentlich die Geschichte erzählt.

  • ein auktorialer Erzähler (dafür spricht die Allwissenheit und die “Zwischenüberschriften”, die sich teilweise mehr wie Regieanweisungen lasen (*Graf Ottwang bat um ein Gespräch) *
    und m. E. Brüche im Lesefluss und der Kontinuität der Geschichte darstellen. Allerdings ist dein zweiter Text in der Ich-Perspektive. - ein außenstehender Protagonist, der mit den damaligen Vorgängen nichts zu tun hatte, wie bspw. den von dir oben genannten durchgeknallten Historiker? Dagegen spricht aber die Menge an Details, die ein Außenstehender gar nicht wissen kann. Abgesehen davon, Historiker kommen üblicherweise erst mit größerem zeitlichen Abstand ins Spiel. Diese Vorgeschichte hat aber erst ein halbes Jahr vor dem Konflikt stattgefunden und alle Beteiligten sind noch in Amt und Würden. Und da würde die Prinzessin ihre privaten Briefe einem Historiker zur Verfügung stellen, aus denen hervorgeht, dass sie völlig unstandesgemäß Schäferstündchen mit einem gemeinen Soldaten hat?
  • ein beteiligter Protagonist, wie einer der Könige oder der Bauer? Das würde die Detailkenntnisse erklären, aber die Allwissenheit spricht dagegen. König A in Schloß A kann nicht wissen, was König B in Schloss B treibt. Auch würde die persönlich eingefärbte Sicht auf die Dinge fehlen, dafür ist der Text zu neutral geschrieben.

Von der Erzählweise her hatte ich zuerst vermutet, es soll durch einen Weisen eine lang zurückliegende Legende erzählt werden, a la Es war einmal ein weiser König, der hatte zwei Söhne. Weil er beide gleich liebte und keinen bevorzugen wollte, teilte er sein Reich unter ihnen auf. Der ältere Bruder grollte, weil er sich ungerecht behandelt fühlte, doch er unternahm nichts gegen seinen Bruder. Seine Unzufriedenheit wuchs jedoch und ein böser Geist suchte ihn heim.
Aber da kamen plötzlich wieder Details ins Spiel, die dagegen sprachen. Andererseits ist es für mich auch keine “normal” erzählte Geschichte, da wesentliches fehlte, z. B. Beschreibung der Umwelt oder auch schlicht ein Protagonist, mit dem man sich identifizieren, zu dem man eine emotionale Bindung aufbauen kann. Dazu hat aber schon @Yoro in ihrem Beitrag einiges gesagt.
Aus diesen Gründen bin ich mit dem Text nicht richtig warmgeworden, für mich war er nicht Fisch, nicht Fleisch.

Daneben bin ich über Logikprobleme gestolpert. Eines hat @Yoro schon angesprochen: Der König steht allem “Zwielichtigen” ablehnend und skeptisch gegenüber, gewährt aber einem Wildfremden eine Privataudienz unter vier Augen, weil ihm ein magischer Spiegel versichert hat, dass es sich dabei um einen netten Kerl handelt?
Das andere sind die seitenlangen Briefe, die durch Brieftauben befördert werden. Die arme Taube hebt sich ja einen Bruch.

Und noch ein letzter Punkt: Mach deine Protas nicht zu Papageien, die ständig Statements ihrer Vorredner wiederholen. Der König macht das relativ zu Anfang, Rebin in seinem Brief ab S. 26 ebenso. So etwas kann man dosiert als Stilmittel einsetzen oder als persönlichen Tick eines Protas, aber gehäuft ist es nervig.
Hier die Passage, die ich meine:
[INDENT]*…] Eine Person namens Pjoktor wird Euch aufsuchen.«

»Pjoktor?«

»Pjoktor.«

»Ein ungewöhnlicher Name. Aber – warum berichtet Ihr Uns nicht selbst, um was es geht?«

»Ich bin nicht von Eurer Art«, antwortete der Spiegel. »Eure berüchtigte Angst vor allem Zwielichtigen macht es nötig, einen Vertrauten zu schicken.«

»Einen Vertrauten?«

»Ja. Einen Menschen wie Ihr.«

»Und dieser Vertraute wird Pjoktor heißen.«
*[/INDENT]
Gerade nach diesem letzten Satz fragt man sich, ob der Spiegel den König für grenzdebil hält oder der Autor den Leser.
[INDENT]**[/INDENT]
So, das waren meine 2 Cents, wie immer, es ist meine subjektive Meinung und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Klingt jetzt alles etwas harsch, aber ist konstruktiv gemeint. Nimm dir, was du brauchst und ignoriere, was nicht passt.

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Interessiert mich alles. Vielen Dank, Ralf, dass du etwas dazu schreibst.

Es gibt eine Figur, die alles aus der Ich-Perspektive erzählt. Mein $DURCHGEKNALLTER_HISTORIKER stellt sich nach einer Weile vor und beschreibt, dass er die Ich-Berichte als Grundlage nimmt und sie mit Erkenntnissen aus seinen Befragungen anreichert. Er schreibt auch, dass er kein langweiliges Geschichtsbuch schreiben will.

Ich habe mich mit mir selbst darauf verständigt, dass er Dinge lebendig beschreibt - allerdings nur das, was er beschrieben bekommen haben kann.

Ich liebe Luft im Text. Und tatsächlich gibt es bei mir eine Überschriftenart für sehr kurze Einschübe.

Ich kenne das Argument mit dem Lesefluss. Darüber setze ich mich einfach mal kontrolliert hinweg, weil ich es anders erlebe.

Ich habe mir große Mühe gegeben, dass nichts sachliches erzählt wird, das dieser Historiker nicht wissen kann. Wenn er sich an manchen Stellen die Freiheit nimmt, etwas ein wenig auszuschmücken, komme ich damit klar.

Nein. Wir befinden uns einige Jahre nach diesen Schattenkriegen. Die Geschichte wird quasi nacherzählt. Der Abschnitt oben aus Aragnar ereignete sich allerdings etwa 1 Jahr vor der drumherum erzählten Handlung.

Sie wird im Lauf der Geschichte noch häufiger ihren Dickkopf durchsetzen. Das ist ihre Stärke und gleichzeitig ihre Schwäche. Um Seite 1100 herum wird sie sich damit zu beschäftigen haben.

Die beiden sind später keine Feinde mehr, sondern Verbündete.

Weil eigentlich beide das Opfer sind.

Es gibt hier auch noch keinen Protagonisten. Um den ging es bis vor diesem Abschnitt. Dieser Abschnitt ist “Umwelt” - allerdings nicht die der beiden Könige, sondern die der eigentlich Handelnden, also der Hauptstory.

Im späteren Verlauf der Hauptstory werden sich allerdings drei der beschriebenen Charaktere zu wichtigen Nebenrollen entwickeln.

Der Spiegel hätte den König erwürgen können, tat es aber nicht. Da kann man schon mal zuhören, was er zu sagen hat. Aber - gute Nachricht - wahrscheinlich fliegt das alles raus.

Ja, das ist tatsächlich unschön. Und dies ist durchaus ein Logikproblem, von dem ich nicht weiß, ob ich es auflösen kann. Wobei ich bereits 15 Seiten Brief in normalen Handlungstext umgeschrieben habe (die Geschichte vom Möwenturm).

Ich leider auch nicht. Der Text war halt da und hat auch ein paar “Momente”. Ist manchmal sonderbar schwer, sowas aufzugeben.

Ja, offenbar mag ich das. Ich werde mir darüber mal Gedanken machen.

Nein, alles super. Ich hab den Text ja nicht hier reingestellt, um euch zu zeigen, was ich für ein geiler Typ bin, sondern weil ich selbst unzufrieden bin.

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Mir ist vorhin noch ein Gedanke gekommen.
Und zwar habe ich irgendwann mal in der Schule gelernt, dass es bestimmte Stilmittel gibt, mit denen ein Autor erreichen will und erreichen kann, dass der Leser emotional distanziert bleibt und sich mehr intellektuell mit dem Inhalt beschäftigt. Das Beispiel, das mir im Gedächtnis geblieben ist, ist Bertold Brecht, der einen Darsteller des Theaterstücks aus der Rolle fallen und das Publikum ansprechen ließ: “Glotzt nicht so romantisch!”

Ich habe nur 14 Seiten vom ersten Text und dazu hier die Beiträge in diesem Thread gelesen, davon kann ich dein Buch natürlich nicht beurteilen.
Mein oberflächlicher erster Eindruck ist jedenfalls, dass du extrem viele Stilmittel nutzt, die den Leser auf Distanz bringen.

  • Das Genre Fantasy, Spiegelgeister, Könige etc. sind weit weg von meiner Lebenswirklichkeit
  • Der Sprachstil und viele Ausdrücke sind in meinem Alltag nicht gebräuchlich
  • Überschriften und Erklärungen, die mich aus der Geschichte herausholen und darauf stoßen, dass ich gerade ein Buch lese
  • Der durchgeknallte Historiker ist mir nicht begegnet, so eine Figur ist aber bestimmt ein Stilmittel, das Distanz zur Geschichte schafft.
  • etwas anhand von Briefen erzählen, statt es die Protagonisten unmittelbar erleben lassen
  • Wechsel der Perspektive, Wechsel der Schauplätze
  • Wechsel der Handlungsstränge, von der Haupthandlung zu einer Nebenhandlung
  • Rückblenden, die Geschichte nicht in chronologischer Reihenfolge erzählen
  • Informationen geheimnisvoll im Dunkeln lassen (Wer ist Pjoktor und was beabsichtigt er?)
  • eine Nebenhandlung so kurz zusammengefasst erzählen, dass der Leser sich nicht in die Personen hineinversetzen kann

Danke für deine Hinweise, Corinna. Ich gehe mal davon aus, dass der Text in der hochgeladenen Form schlecht ist. Ihr beschreibt andere Probleme als ich. Aber im Prinzip wäre es schön, wenn der Text auch aus dem Zusammenhang gerissen funktionieren würde - jedenfalls größtenteils.

Mir fehlt möglicherweise ein Sinn, den einige Leseratten zu haben scheinen: Dass ihr völlig in so einem Text aufgeht und die Welt um euch herum vergesst. Das kenne ich nicht. Ich bin mir immer bewusst, ein Buch zu lesen. Dementsprechend bin ich wohl auch immer vom Text distanziert. Ich glaube aber trotzdem zu verstehen, was du meinst.

Dieser “Historiker” mag genau das erreichen, was du beschreibst. Er war auch ein Konstrukt und wird sehr selten eingesetzt. Meistens zu Beginn eines Bandes, am Ende und sehr selten dazwischen, wenn etwas unerklärt nicht stehengelassen werden kann.

Ich versuche jetzt trotzdem mal auf deine Punkte einzugehen, auch wenn wir uns nicht kennen und ich mir nicht sicher bin, ob ich alles richtig verstehe.

Dann ist Fantasy nicht dein Ding. Wenn es dir damit so geht, wie es mir mit einem Liebesroman gehen würde, verstehe ich natürlich, dass du da Schwierigkeiten hast.

Ich habe versucht, ein Wording zu finden, dass zumindest meine Fantasie beim Lesen beflügelt.

Siehst du, und ich mag diese Leitplanken beim Lesen sehr.

Da gebe ich dir recht. Denn er tut ja genau das, was du bemängelst: Erklären, dass es nur eine Geschichte ist :slight_smile:

Ich hab jetzt gerade kein Beispiel im Kopf. Aber sowas hab ich schon gelesen.

Darüber lese ich hier aber häufig im Forum. Und Papyrus bietet Möglichkeiten, die Perspektive im Blick zu behalten. Das scheint also nicht nur in meiner Geschichte zu geschehen.

Wir sind noch am Anfang, aber später verzweigt die Geschichte immer in mehrere Handlungsstränge. Das ist doch aber nicht unnormal.

Das lese ich auch immer wieder im Forum: Der Zeitstrahl zeigt wie sich die Geschichte zeitlich einordnet. Im Navigator sieht du sie in der Reihenfolge, in der sie erzählt wird.

Vor 20 Jahren hab ich Herr der Ringe häufiger gelesen. Leider jetzt schon lange nicht mehr. Aber wird bei den Nasgul-Reitern wirklich von Anfang an erklärt, was sie genau vorhaben? Wäre das nicht langweilig? Was dieser Typ ist und was er im Schilde führt, erfährt der Leser mit den handelnden Figuren - die wissen ja auch nicht mehr.

Das ist eine Schwäche dieses Textes. Ich werde die nächsten Tage versuchen, genau das zu verändern. Es gibt solche Abschnitte im Text, aber so weit wolltet ihr alle nicht lesen. Also werde ich den Berg zum Propheten bringen: Die guten Texte kommen nach vorne und jetzige Quatsch vorne kommt weg. Im Prinzip fehlt die Seele. Ich vermute, der jetzige Text ist ein riesiger Haufen getarnter Infodump. Dies scheint Teil des Problems zu sein.

Niemand interessiert sich für Wanduns Kindergeschichte. Und auch das Hadern der beiden Könige muss man vielleicht nicht beschreiben.

Ah, alles klar, dann vergiss das mit dem fehlenden Lokalkolorit, ein Protagonist bzw. eine Identifikationsfigur fehlt mir aber irgendwie trotzdem. Und an der Ausdrucksweise würde ich echt noch arbeiten, ganz besonders an der ständigen ‘Nachplapperei’.

Hau rein in die Tasten, das wird schon!

Ich hab verstanden :slight_smile:

Aktuelle Version. Nur noch 26 Seiten. Der Abschnitt beginnt ohne weitere Erklärungen mit Lasitas Liebesbrief. Dann kommt direkt die Story mit dem Möwenturm. Auf diese Weise hat der Leser gleich drei Identifikationsfiguren und sitzt mittendrin im Schlamassel.

Mein $DURCHGEKNALLTER_HISTORIKER meldet sich erst danach, erklärt, dass wir uns ein Jahr in der Vergangenheit befinden und beantwortet die Frage, was eigentlich passiert ist mit ein paar Dialogen dieses blöden Bruderstreits.

Und bevor man sich versieht, kommt auch schon die Schlacht um Burg Drachenblick. Alle langen Briefe sind auf normalen Text umgeschrieben. Nur Lasitas Brief musste bleiben, weil irgendjemand erklären muss, wie das mit den Brieftauben in meiner Welt funktioniert.

Ist ein bisschen blöd, was ich hier schreibe, weil soweit keiner von euch gelesen hat. Rede ich halt ein bisschen mit mir selbst :slight_smile:

Die Nachplapperei finde ich grundsätzlich gut. Aber keiner dieser Texte hat überlebt :slight_smile: