Ein ungewollter Liebesbrief

Eigentlich war meine Sehnsucht nach Zärtlichkeit schon lange erloschen. Frustration und Resignation paarten sich mit der zunehmenden Schwere des anrückenden Alters. Wer nichts erwartet hat nichts zu befürchten. Kein Schmerz mehr. Kein Kampf mehr zwischen der Angst vor Nähe, genährt aus dem Schmerz der Kindheit, und der Sehnsucht nach einer Berührung, die stets nur ein unerfüllter Kindertraum war.
All` das lag schon lange hinter mir. Ich brauche das nicht mehr!

Die Jahre haben mich milder gemacht. Ich haderte nicht mehr mit dem Schicksal. Wieder einmal Silvester. Wieder einmal allein zuhause. Egal, ich mache es mir gemütlich, koche mir was Leckeres und öffne eine Flasche Wein. Nehme mir einen Block zur Hand, und schreibe eine schöne Geschichte, zur Begrüßung des neuen Jahres. Ich weiß nicht, ob es der Wein war, oder was mich ritt, als ich diese Zeilen schrieb. Den ich habe nie wirklich geliebt. Liebe ist Nähe, Nähe ist Bedrohung. Ich kenne, die Liebe nicht! Was soll das? Ich lese diese Zeilen ins neue Jahr geschrieben. Voll Sehnsucht, wie ein verliebter Jüngling. Schwanke zwischen Entzücken und Ratlosigkeit. Was ist geschehen? Ich wollte nur das neue Jahr begrüßen freundlich, nicht mehr!

Ein Hauch von Zärtlichkeit

Ich gehe auf diesem Wege - schon ewig in meiner Zeit.
Ich steh auf diesem Ufer, schon für eine Ewigkeit! Verlorene Träume fallen wie Wolken aus dem Licht. Ich stand so tief im Schatten und sah` die Sterne nicht!

Du kamst wie ein Versehen,
hab` mir nichts dabei gedacht.
Du bliebst ganz einfach stehen,
warfst Sterne in die Nacht!

Du hieltst mich fest mit deinen Trieben - gabst mir von deiner Zeit,
bist im ungefähren geblieben, ungefähr eine Ewigkeit.

Im Ozean deiner Gefühle flutest du mich mit Leichtigkeit,
spülst mich vom sicheren Ufer, treibst mich rein in deine Zärtlichkeit!
Keine Spuren mehr im Gestern, hab mein Herz neu lackiert. Ich stieg aus meinen Schatten, hab mich mit dir verziert!

Zartes Rot am Horizont,
feuchtes Gras blüht auf sanftem Hügel.
Hab` bei dir gewohnt,
schlief ein in deinem Flügel.

Veilchen blühen auf Asphalt, tragen deinen Duft zu mir,
Ich fühl in diesen Moment, der Morgen trägt ein Kleid von dir! ….

6 „Gefällt mir“

Gefällt mir sehr. Deinen Fließtext kann ich gut nachvollziehen, dein „Eigentlich“ zu Anfang macht es erschreckend ehrlich. Auch das Gedicht erzeugt eine schöne Stimmung. Es hat etwas melancholisches, das mag ich.
Irgendwie freue ich mich gerade wieder auf mein „einsames“ Silvester.

Kleine technische Hinweise:
Ich hadere, statt haderte
Denn ich habe
Jahr begrüßen, freundlich,
Bei dem Gedicht sind einige Zeilen grau unterlegt und in anderer Schrift. Ist das Absicht? Auch fehlt da der Zeilenumbruch.
Irgendwie will ich einfach, dass es fehlerlos ist, weil es mir so gut gefällt. :slightly_smiling_face:

@NoName Der Titel - Ein ungewollter Liebesbrief - da hattest du mich schon.
Ein Brief an die Liebe, die Sehnsucht - und die Hoffnung.
Gefällt mir sehr!

Das Gedicht ist technisch ungeschliffen. Aber erzeugen diese „Stolperer“ nicht vielleicht genau das, was bewegt? Aus der Emotion und dem speziellen Abend (Sylvester) entstand etwas für den Autor selbst völlig Überraschendes.
Nur ein Gedanke von mir.

@Pütchen [quote=„Pütchen, post:3, topic:24735“]
diese „Stolperer“[/quote]
Das Gedicht selbst ist prima, daran will ich nicht rumdoktern.
Mir geht es um diese grau unterlegten Sätze. Das habe ich auch schon in anderen Texten gesehen und ich weiß nicht, wie man die macht/ob das Absicht ist.

@Anachronica , ich verstehe, was du meinst. Da müssen wir den Autor fragen. Nach dem warum,
und nach dem wie dieser grau unterlegten Sätze. Ich weiß es nämlich auch nicht wie man das macht.

1 „Gefällt mir“

Das grau Hinterlegte, evtl. auch mit einer anderen Schriftart, entsteht oft, wenn man einen Text irgendwo herauskopiert und dann wieder in ein anderes Programm einfügt.

1 „Gefällt mir“

Mir gefällt Deine Geschichte sehr gut :heartbeat:, Könnte fast meine Eigene sein.

Anachronica: Also das mit den grau unterlegten Zeilen ist weder gewollt, noch weiß ich wie es Zustande kam. Ich schreibe meine Texte in der Regel offline, und kopiere sie dann hier in das entsprechende Feld. Manchmal werden sich die Technik und Ich danicht ganz einig! :wink:

1 „Gefällt mir“

Richtig, ich schreibe meine Texte offline!

1 „Gefällt mir“

Das Gedicht ist technisch ungeschliffen…! < Ich habe da gerade einen Gedanken von Satiago Kavadloff im Kopf : >Konsens ist eine Geste der Unterwerfung heißt es da. Der Dichter weigert sich einen solchen mitzutragen.< für mich heißt dass, das nur durch den Regelbruch neues entsteht!
Was meine gramatische Fehlerhaftigkeit betrifft, fürchte ich das ich diese nicht mehr ganz los werde auf meine alten Tage.

Wenn du mit Word arbeitest, kannst du über den Formatpinsel alles in das gleiche Format bringen. Dann sind die Ungleichheiten verschwunden. Evtl. einfach in Word kurz so bearbeiten und dann weiter.
In Papyrus gibt es die Funktion meines Wissens (noch) nicht???

Der Regelbruch kann Neues entstehen lassen. Aber das mit der Fehlerhaftigkeit kann einen Autor auch auf seine „alten“ Tage nicht gänzlich entschuldigen.
Allerdings finde ich es hier - in diesem Gedicht - gerade richtig.
Es zeigt Improvisation. Etwas schreiben, von dem der Autor selbst überrascht ist. Ein Produkt des Empfindens - nicht der korrekten Rechtschreibung.
Wie gesagt - es funktioniert - in diesem Gedicht - sehr gut.

1 „Gefällt mir“

Manchmal spricht das Herz seine eigene Sprache, da mag es den Deutschlehrer noch so schaudern!

1 „Gefällt mir“

LibreOffice war das Format damals. Da hatte ich Papyrus Autor auch noch nicht. Aus tiefster Seele geschrieben, um mit den Herzen gelesen zu werden.

1 „Gefällt mir“

Ein Format?