Guten Abend liebe Community,
kaum da - schon habe ich die erste Frage an Euch!
Ich habe gerade begonnen, Geschichten aus der Kindheit aufzuschreiben. Die Handlung findet in einem Dorf statt, dessen Namen ich nicht nennen werde. Aber was mache ich mit den Personen, die in die Handlung einfließen? Kann ich da echte Namen verwenden, oder muss ich allen ein Pseudonym geben? Was meint ihr? Freue mich auf Eure Meinung. Habt einen schönen Abend, Grüße Linchen
Ich würde erfundene Namen nehmen. Da kann gar nichts schief gehen. Es gibt eine schöne Namensdatenbank mit populären Namen aus den einzelnen Jahrgängen, sortiert nach Jungen- und Mädchennamen.
Die echten Namen würde ich nicht verwenden, damit wären diese Personen bestimmt nicht alle einverstanden. Eventuell könnte man ähnliche Namen nehmen, z. B. Hannah Müller statt Anna Möller oder Horst Reiter statt Hans Ritter…
Liebe Linchen-K,
ich empfehle dir, andere Namen zu erfinden.
Es kann viel Freude bereiten, Namen entsprechend der vordergründigen Auffälligkeiten der Figur zu kreieren. Ich denke da an Schillers Wurm und Kalb in „Kabale und Liebe“.
Hangel dich an typischen Auffälligkeiten hoch: Jemand schmatzt beim Essen. So gib ihm den Namen Schmatzer. Ein ängstlicher Mensch könnte Haase heißen usw.
Generell rate ich dir davon ab, reale Namen des realen Umfeldes zu nehmen.
Lieben Gruß Leah
Du hättest eins fix drei eine Klage von einer streitsüchtigen Nachbarsperson an der Backe, wenn du erkennbar diese reale Person beschreibst und ähnlich benennst, wie sie wirklich heißt. Es gibt aber schöne Namen, die die bewusste Person erkennbar machen, ohne dass man dir böswillige Worte nachsagen kann.
Also wenn ich Hans Ritter wäre, würde ich bestimmt nicht vor Gericht gehen mit der Begründung: „Der schreckliche schmatzende Horst Reiter in einem Roman, das bin ganz eindeutig ich, deshalb verklage ich die Autorin wegen Beleidigung.“
Der Streisand-Effekt lässt grüßen.
fantasynamegenerators (mit einer „com“ Endung - moderiert von Ulli, bitte keine klar lesbaren URLs auf Nicht-de-Adressen, der Foreninhaberhaftung wegen).
Da gibt es auch einen Teil „Real Names“. Und dann der übliche Zusatz „alle Namen sind frei erfunden, jegliche Ähnlichkeit blablabla“.
Aber ich bin natürlich kein Rechtsanwalt, und der gesunde Menschenverstand reicht bei juristischen Dingen leider nicht unbedingt aus.
Zunächst: Willkommen!
Vorab: Rechtsberatungen sind Anwälten vorbehalten, daher ist meine Antwort auch nicht beratend, sondern gibt nur wieder, was ich so gehört habe.
Nun zu Deiner Frage: Du kannst Personen des öffentlichen Lebens beim Namen nennen. Dabei musst Du aber darauf achten, ihnen nichts zu unterstellen (also nur Dinge schreiben, die auch öffentlich bekannt sind), und mit Beleidigungen wäre ich auch sehr vorsichtig.
Dito bei Privatpersonen. Die kannst Du nennen, wenn diese damit einverstanden sind (Erlaubnis vorab und schriftlich einholen!). Risiko für den Autor: Sie wollen vermutlich vorher wissen, was Du da über sie schreiben willst und eventuell mitreden.
Für beide Fälle gilt außerdem, dass Du keine Persönlichkeitsrechte verletzen darfst.
Trotzdem bist Du damit immer auf dünnem Eis. Selbst, wenn Du alles richtig machst, gerätst Du vielleicht an jemanden, der per se streitlustig ist. Manche Nachbarn verklagen einander, bloß weil der Schatten eines Apfels zur Mittagszeit ungünstig über den Zaun fällt …
Du kannst die Geschichte aber auch fiktiv gestalten und sie an die Personen aus Deiner Kindheit anlehnen, diese aber so verfremden, dass eine eindeutige Folgerung „Das muss Nachbar Müller sein!“ nicht möglich ist.
Gruß,
misc
Ich habe das so gelöst, dass ich frei erfundene Namen gewählt habe und den dahinterstehenden Personen, wo nötig, eine ähnliche aber nicht identische Beschreibung gegeben habe. Manche der Ereignisse in meinem ersten Buch sind tatsächlich geschehen, wenn ich diese auch ein bisschen verfremdet habe. Orte und Lokationen, die öffentlich zugänglich sind darf man wohl nennen. Eine Rolle spielt in diesem Buch auch eines der bekannten SOS-Kinderdörfer, dort habe ich um Erlaubnis gefragt, den Namen verwenden zu dürfen - ging problemlos. Dennoch habe ich darauf geachtet, keine abfälligen Bezeichnungen zu verwenden - für nichts und niemand.
Damit sollte man auf der sicheren Seite sein
nolimit
Für wen schreibst du das denn? Willst du das veröffentlichen oder schreibst du es für dich? Oder schreibst du es vielleicht für diese Personen als Erinnerung an die Zeit von damals und es soll gar nicht veröffentlicht werden, sondern geht nur an sie? Dann wären echte Namen sicher ok.
Ich denke, prominente Personen, die jeder kennt, kann man benennen. Alles andere ist privat. Selbst Sachbuchautoren nehmen Synonyme für echte Figuren, wenn die nicht bekannt sind.
Ich kann auch ehrlich gesagt den Sinn an echten Namen nicht erkennen. Ein Roman ist doch eigentlich immer eine fiktive Geschichte. Wenn es eine reale 1:1 Nacherzählung ist, ist es in meinen Augen kein Roman mehr, sondern eine Art Sachbuch, das in Romanform geschrieben ist. Davon ausgenommen sind vielleicht Geschichten nach wahren Geschehnissen, die sich um ganz bestimmte Figuren drehen. Diese Figuren behalten dann ihre echten Namen, aber alles drumherum eher nicht. Aber auch solche Geschichten bekommen im Film bzw. Roman dann oft fiktive Veränderungen der Dramaturgie wegen und sind somit keine 1:1 Wiedergabe.
Ich stimme dir zu, abgesehen von dem Punkt, das eine 1:1-Nacherzählung automatisch zu einem Sachbuch (oder einer Art Sachbuch) wird. Wenn ich 1:1 die Erlebnisse aus meinen ehemaligen Reitstall aufschreibe, wie wir alle zusammen an der Theke gesessen haben, über die Pferde des jeweils anderen, der vielleicht gerade im Urlaub war, gelästert wurde usw. ist das doch kein Sachbuch in Romanform. Es handelt sich dabei zwar nicht um Fiktion, aber auch nicht um sachliche Fakten / Erklärungen sondern immer noch um persönliche Erlebnisse, ganz gleich, ob die Namen nun erfunden sind oder nicht.
Es ist ein Roman und die Ereignisse, die tatsächlich passiert sind.
- betreffen zu einem großen Teil mich selbst (auch mir selbst habe ich einen fiktiven Namen gegeben)
- werden in gerade mal 2 von 33 Kapiteln beschrieben
- sind wichtig, um die komplette Story zu verstehen
Das Buch ist bereits veröffentlicht, echte Namen habe ich nie in Erwägung gezogen, nicht jeder sieht sich so, wie ich ihn sehe (oder gesehen habe).
@Suse
Es ist ja nicht 1:1 nacherzählt, 2 aus 33 Kapiteln oder 60 aus knapp 450 Seiten
nolimit
Der ist aber lau. Meistens werden einem immer wieder dieselben Namen vorgeschlagen.
Ich weiß, es geht hier nicht um Fantasynamen. Aber wenn jemand wirklich Fantasynamen generieren will, sollte er sich das Programm „Wortgenerator“ von Stefan Trost herunterladen. Die Software ist kostenlos und bietet eine Fülle an Möglichkeiten. Ich habe schon jede Menge Fantasynamen und -wörter damit generiert. Schön ist, dass man in der Software einstellen kann, ob man Wert darauf legt, dass die Wörter aussprechbar sind.
Ich weiß nicht, ob es überhaupt noch Telefonbücher gibt! Aber die sind eine gute Quelle für Realnamen. Außerdem nutze ich gerne folgende Bücher:
Duden. Lexikon der Vornamen
Duden. Lexikon der Nachnamen
Die schönsten nordischen Vornamen für Mädchen und Jungen von Birgit Adam
A dictionary of First Names von Patrick Hanks et al.
Natürlich kann man auch ins Internet schauen. Aber da ist meistens Werbung und jede Menge Ablenkung …
In allen diesen Büchern wird auch auf die Bedeutung der Namen eingegangen, sodass man Namen heraussuchen kann, die zum Charakter oder Hintergrund der jeweiligen Figur passen.
Außerdem nutze ich für Antagonisten auch gerne das Buch „Ernst beiseite! 500 Namen, die Sie Ihrem Kind besser nicht geben sollten“ von William Wahl.
Für Antagonisten ist das eine sehr gute Fundgrube …
Hab ich auch gar nicht angenommen. Meine Aussage bezog sich darauf, dass eine 1:1 Nacherzählung kein Sachbuch in Romanform ist.
Guten Abend zusammen,
vielen lieben Dank für Eure Meinungen. Es hat mir sehr geholfen, mich nun endlich festzulegen.
Ich werde fiktive Namen verwenden und die Bemerkung vorausschicken, dass Ähnlichkeiten mit verstorbenen oder lebenden Personen rein zufällig sind.
Dann mache ich mich mal ans Werk…
Einen schönen Abend allen!!!
Die Bemerkung solltest du dir schenken, das wird in Gerichtsurteilen regelmäßig so ausgelegt, dass du wusstest, etwas Verbotenes zu schreiben, und dich mit dem Satz freikaufen wolltest. Heinrich Böll hat es elegant gelöst. Er schrieb:
Aber er hat den Sturm dann auch ausgehalten, obwohl man ihn als RAF-Sympathisanten hinzustellen versuchte. Also dein Satz nützt nix. Schreib so, dass du keinen beleidigst, dann ist alles in Butter. Und wenn du Leute beleidigen willst, ändere alles. Andere Stadt, Namen, Alter, oder mach es wie andere berühmte Leute in Diktaturen, verleg die Handlung ins Tierreich.
Zum (Er-)finden von Namen:
Ich habe mir gerade bei Nebenfiguren ein zentrales Attribut der Person herausgesucht (Beruf, Alter, Funktion für die Geschichte …) und dieses Wort dann im Polnisch-Lexikon nachgeschlagen. Zunächst hatte ich Latein oder Altgriechisch nehmen wollen, aber das ist für mein Gefühl zu geläufig.
Das Polnische Wort habe ich dann leicht verändert, bis es halbwegs annehmbar klang. So wurde beispielsweise aus „jezowiec“ (Igelfisch) der „Graf Jezowek“. Außerdem kann man, wenn man für jedes (Fantasy-)Volk/Land eine eigene Fremdsprache als Basis nimmt, für eine gewisse Klangähnlichkeit sorgen. Beim Nachbarland ist es eben nicht Polnisch, sondern Finnisch …
Das ist wohl wahr, ein Sachbuch ist das nicht. Ich würde es wie eine Autobiografie wahrnehmen (wenn es auch keine ist, weil es nur einen Moment beschreibt). Sind Autobiografien bzw. persönliche Erlebnisse Sachbücher oder Romane? Kommt wohl drauf an, wie man es schreibt und auch, um was für eine Szene es konkret geht.
Aber sehr interessant zu sehen, dass hier ein fließender Übergang ist. Persönliche Erlebnisse können Sacherzählungen oder Romane sein.
@Jan
Ich konnte in diesem Buch die fraglichen 2 Kapitel nur aus Sicht der Protagonisten schreiben. Ich glaube, eine andere Sicht (3. Person, was auch immer) wäre zu weit entfernt von den Ereignissen