Also, ich habe nun den Sprung gewagt und mir ein PocketBook 301 zugelegt. Kein 302, erstens, weil das diversen Forumsbeiträgen nach doch noch ziemlich viele Kinderkrankheiten zu haben scheint, zweitens und vor allem aber, weil ich definitiv kein Gerät mit WiFi will. (Der Touchscreen dagegen hätte mich reizen können… Also, nach wie vor gibt es kein Gerät, das alles richtig macht! )
Technisch ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem RocketBook: Schlank, leicht, vermutlich auch ausdauernd… Aber in Sachen intuitive Bedienbarkeit müssen die heutigen Geräte erst wieder so gut werden wie das RocketBook schon mal war. Das PocketBook ist zwar deutlich weniger schlimm als so manches Gerät, das ich inzwischen schon (ratlos) in Händen hielt (ich gedenke mit Schaudern des iLiad ), aber es ist doch noch unverkennbar von Computerfreaks für Computerfreaks gebaut: Ich bin schon gespannt, wie meine Frau damit zurechtkommen wird, wenn sie es mal mit auf Reisen nimmt.
Dass so viele Formate angezeigt werden können, schien mir ein Pluspunkt zu sein: Aber leider wird keines richtig gut angezeigt. Es steht halt Text auf dem Schirm, mehr oder weniger „irgendwie“. Ich experimentiere seit gestern (als das Gerät ankam) herum, wie ich meinen neuen Roman formatieren muss, damit ich ihn darauf annähernd buchähnlich lesen kann. Meine Anforderungen an Buchähnlichkeit sind nicht übertrieben, denke ich: Eine Serifenschriftart, Blocksatz, erste Zeile von Absätzen eingerückt, keine Abstände zwischen den Absätzen und ein wenig Rand.
Das DOC-Format schafft das fast alles, verteilt den Text sehr angenehm auf dem Schirm und ist beeindruckend flexibel in Sachen Vergrößerung, aber - automatische Nummerierungen werden unterschlagen! Was extrem blöd ist, denn natürlich nummeriere ich meine Kapitel nicht von Hand durch. Und so geht ein Kapitel ohne jede Unterbrechung ins andere über…
Nun kann man DOC ja als RTF exportieren; dabei werden Nummerierungen in festen Text umgewandelt. Das funktioniert auch, bloß erstreckt sich nun die Formatierung der Kapitelnummern (fett und kursiv) auf den ganzen ersten Absatz (nur in der Anzeige im Reader, wohlgemerkt, nicht in der exportierten Datei). Außerdem fällt mir auf, dass ich nun wohl noch händisch Leerzeilen oder Seitenumbrüche (gehen die überhaupt?) einpflegen müsste…
PDF? Das ist ein Glücksspiel. Ich formatiere mir das Manuskript hübsch als Buch (in verkleinerter Darstellung mit 2 Seiten pro Blatt ausgedruckt sähe es aus wie Buchfahnen) und exportiere es als PDF. Defaultmäßig verschwindet die letzte Zeile unter der Statuszeile.
Wehe, man blättert nun nach oben oder unten! (Etwa, weil man gelernt hat, dass das in den andren Formaten Vergrößerungen auslöst) Da beginnen dann die seltsamsten Sachen. Es blättert zurück, aber nur halbseitenweise; gestrichelte Linien erscheinen… Drückt man zu lange auf den Mittelknopf, erscheint statt des Menüs der Text im Reflow, der bis zu weitgehend sinnlosen 500% Vergrößerung geht (reicht für 1 Satz pro Schirm)… Nach allerlei Gepfriemel über das Menü bin ich wieder in Normaldarstellung, und bei 80% sehe ich nun den ganzen Text, es sieht gut aus, Rand hab ich auch - bloß ein wenig klein ist es. Beim nächsten Versuch würde ich den Font (ich hatte 18 Punkt) größer wählen.
Ich könnte jetzt zwei Dutzend Personen meiner Verwandtschaft aufzählen, die an dieser Stelle das Gerät längst beiseitegelegt und gesagt hätten, „das ist mir zu kompliziert“. Man braucht schon das technische Selbstvertrauen des IT-Freaks, um weiter zu machen und sich zu sagen, „das krieg ich schon irgendwie raus“.
Ganz unbrauchbar ist übrigens der Quermodus: Da wird beim Blättern eisern nur die obere Hälfte jeder Seite angezeigt. Oder man blättert abwärts und kriegt viel Leerraum zu sehen unterwegs. Und beim Zurückschalten hatte ich einmal den Effekt, dass der Text dann plötzlich mikroskopisch im Zentrum schwebte und ich das Ding einfach nicht mehr auf lesbare Größe kriegte… Gilt bei mir jetzt erst mal als „nicht anfassen“-Funktion.
Nächster Versuch: „calibre“ downloaden, Konvertierung in epub probieren. Auch wieder nichts, was ich meiner Schwiegermutter erklären müssen möchte, aber es ging. Versuch der Anzeige: Hier ist nun alles immer 100% Vergrößerung, egal wie groß die Schrift ist (in den meisten Stufen ist sie zu groß), das Menü geht gar nicht mehr, und ich habe (völlig überflüssige) Leerzeilen zwischen den Absätzen. Da hege ich aber die Hoffnung, dass ich das durch Herumspielen an den Calibre-Einstellungen noch irgendwie hinkriege… Und der Rand könnte auch breiter sein, ein wenig zumindest.
Ich schwanke. Die PDF-Anzeige ist schöner, aber ein falscher Tastendruck, und das Chaos bricht aus. Die epub-Anzeige scheint solider, zielt aber offenbar von vornherein auf Leute mit Sehschwächen. DOC wäre auch schön, aber ich weiß nicht, wie ich Seitenumbrüche und Kapitelnummern hinkriege.
Also, vorläufiges Fazit (als Leser gesprochen, wohlgemerkt): Ich kann mir immer noch vorstellen, dass mal einer kommt, alles richtig macht und sämtliche derzeit existierenden eBook-Lösungen vom Platz fegt. (Der iPad, wer weiß?) Bis dahin bleibt das eBook für mich Spielerei, Arbeitsgerät zum Lesen langer Texte und Reisebegleiter. Und wichtige Bücher kommen nach wie vor nur in Papierform ins Haus.