Ich überlege, ob ein E-Book-Reader zum Testlesen geeignet ist, zumindest einer mit Notiz- und Markierfunktion. In Anbetracht der Tonerkosten könnte so eine Anschaffung im Vergleich zum x-maligen Ausdrucken 500-seitiger Werke sogar wirtschaftlich sein.
Die Frage ist nur - und leider konnte man mir das im Geschäft auch nicht ad-hoc beantworten: Wie bekomme ich die Notizen / Markierungen dort wieder raus z.B. auf den PC, um darauf aufbauend mein Buch zu überarbeiten?
Es bringt mir ja wenig, die Notiz als Textdatei zu haben, wenn kein adäquater Bezug zum Originaltext vorhanden ist, ohne den ich jedesmal die zu überarbeitende Stelle umständlich suchen muss. Und bei bloßen Markierungen ohne Notiz gibt es gar keinen Text - was dann?
Vielleicht hat der ein oder andere von euch einen E-Book-Reader und wäre bereit, obiges mal auf seinem Gerät zu testen und seine Erfahrungen mitzuteilen.
Oder fallen euch Alternativen ein? (Tablets sind mW entweder recht teuer oder zum längeren Lesen nur bedingt geeignet.)
Ich probelese auf meinem Kindle Touch. Ich markiere Passagen, an denen etwas nicht stimmt; mache bisweilen Notizen, meistens direkt in der Datei, manchmal auch auf einem Notizblock. Und dann …
… lege ich den Reader einfach neben die Tastatur meines Computers, gehe alles der Reihe nach durch und überarbeite mein Manuskript entsprechend. Ich habe kein allzu gutes Gedächtnis, aber in der Regel erinnere ich mich immer daran, warum ich eine Passage markiert habe (d.h. ob ich das Wort streichen wollte, ein anderes suchen oder es an eine andere Stelle setzen wollte); das ist in der Praxis gar kein Problem. (Und sollte es mir mal nicht mehr einfallen, kann es so entscheidend nicht gewesen sein.)
Mit anderen Worten: Der “Rücktransport” ist nicht wirklich nötig.
@AndreasE: Klar, man kann den Reader prinzipiell neben den PC legen und auf beiden Geräten Schritt für Schritt den Text durchgehen. Aber dann hat ein E-Reader vom Handling her keine Vorteile:
Das Anfertigen der Notizen ist umständlicher (Bildschirmtastatur vs. Stift auf Papier)*] Der Abgleich mit dem Dokument auf dem PC ist umständlicher (wg. anderem Seitenlayout abweichende Seitenzahlen)
@Andreas: Wie ist denn bei der vom Kindle exportierten Datei der Bezug zum Originaltext realisiert? Oder enthält der Export nur die Notizen “pur”?
Doch, hat er. Du kannst bei fast jedem Reader die Anmerkungen mit Notizen separat durchgehen. Anders als Andreas mache ich mir IMMER eine kleine Notiz dazu, was ich ändern will, da läßt mein Gedächtnis nach bei zu vielen Stellen. Und dann hat sich die Suchfunktion im Papyrus sehr bewährt. Fenster bleibt immer auf und Seitenzahlen interessieren mich nicht. Mit einer kurzen Wendung oder einem Wort bin ich sofort an der zu ändernden Stelle.
Selbst wenn Du im Text selbst die Anmerkungen machst, musst Du scrollen bis zur nächsten und bist nicht schneller. (ausprobiert - zwar nicht doppelblind aber immerhin )
Ich spare Ausdrucke. Dabei geht es weniger um das dafür nötige Papier (wobei das auch eine Rolle spielt), sondern auch um die Zeit und den Aufwand, einen ganzen Roman auszudrucken. Die geraten mir ja bisweilen etwas länglich, und 700-1000 Manuskriptseiten ausdrucken, da sind gleich ein paar Stunden weg. Kein Vergleich damit, einfach eine Datei zu erzeugen und an den Kindle zu schicken: Also macht
man das auch häufiger, nicht zum Schaden des Textes!] Seinen Text auf dem eReader zu lesen lässt ihn einfach gleich “buchiger” aussehen, was zur Folge hat, dass man ihn anders sieht als auf dem Computerschirm. Und in der Folge andere Verbesserungsmöglichkeiten entdeckt.] Die Notizen per Bildschirmtastatur einzugeben ist umständlich, da beisst die Maus keinen Faden ab. (Unvorstellbar, dass manche angeblich ganze Romane auf dem iPad schreiben …) Deswegen würde mich ein Tablet mit echtem Digitalstift in Versuchung führen. Bloß funktionieren die, die ich in Läden anteste, bei mir immer nie so, wie ich mir das vorstelle. Also kommt oft auch einfach der Notizblock zum Einsatz. *] Dass es umständlicher ist, die Seiten durchzuscrollen und von Hand ins Manuskript zu übertragen, ist klar, und ginge es nur darum, Informationen von einer Datei in die andere zu übertragen, wäre es indiskutabel. Aber tatsächlich geht es ja darum, den Text zu überarbeiten (=verbessern), und in der Praxis ist dieser Schritt der “Rückübertragung” in Wirklichkeit gleich ein weiterer Überarbeitungsschritt. Das heißt, die Änderungen, die ich am Text im Kindle vermerkt habe, landen nicht zwangsläufig genau so auch im Manuskript, weil mir während des Übertragens oft noch eine bessere Variante einfällt. Und die würde mir nicht einfallen, ginge es per Mausklick.
Wie immer gilt auch hier: Man muss das einfach ausprobieren. Keine Methode funktioniert für jeden Autor.
Ich konvertiere das Ganze nach pdf und lade es auf meinem Note 8 in Papyrus mit pdf-Editier-Filter. (die App heißt tatsächlich so, hat aber - vermute ich mal - nichts mit “unserem” Papyrus zu tun). Mit dem Wacom-Stift kann ich nun darin rumschreiben wie auf echtem Papier (also auch in dem Detailgrad). Davon bin ich absolut begeistert!
EInc Displays haben gegenüber dem Tablet den Nachteil eines sehr trägen Bildschirms. Zum lesen super, aber zum Notizenmachen nervig. Zuvor hatte ich es mit meinem Sony T1 versucht (das Korrekturlesen). Dieses hat Touchscreen und ebenfalls eine recht gute Stiftfunktion. Allerdings nervt das beim Vorlesen ziemlich eine Notiz zu machen, da es halt etwas dauert, bis das System reagiert.
Jedenfalls drucke ich seit dem ich das Note habe tatsächlich keine Probeexemplare zum (vor)lesen mehr aus.
Ich hab Papyrus auf meinem Windows 8- Tablet laufen. Sobald die Handschrifteingabe für Papyrus funktioniert (ist angekündigt), kann man nach Belieben lesen, korrigieren und schreiben - direkt im Papyrus-Dokument - auf der Terrasse, am Strand und Sonntags in der Kirche.
Mmh. Das Argument von AndreasE mit dem “buchigen” Lesegefühl hat natürlich was. Ich habe auch schon festgestellt, dass ein Dokument sich in Abhängigkeit von Medium und Layout anders liest, und so ein E-Book-Reader ist in der Tat die einfachste Möglichkeit, nahe an das “fertige” Buch heranzukommen.
Ich denke, ich werde es mal mit einem E-Book-Reader probieren.
So, ich habe mir nun letztes Wochenende einen Tolino Vision zugelegt. Da es evtl. hier im Forum noch den ein oder anderen gibt, den es interessiert, hier meine ersten Erfahrungen mit der Notizen-Funktion:
Der Tolino legt Notizen als Text-Datei ab (“notes.txt”, im Hauptverzeichnis zu finden). Diese Datei kann ohne Konvertierung direkt geöffnet werden. Der Inhalt sieht dann z.B. so aus:
Die Notizen enthalten also einen Verweis auf das Buch, die Seite sowie ein Zitat des markierten Textes. Für mich ist das alles, was ich brauche, um im Dokument in Papyrus zügig zur entsprechenden Stelle zu finden - und sei es durch simples Kopieren des zitierten Textes und Einfügen im Suchen-Feld von Papyrus.
Der Tolino verwaltet Notizen übrigens zusammen mit Lesezeichen, sodass man im Tolino selbst auch sofort von Notiz zu Notiz springen kann bzw. sich diese als separate Liste anzeigen lassen kann.
Nichtsdestotroz scheint es da noch einen Bug zu geben:
Die Zeilenwechsel in der Text-Datei werden von Windows Notepad (das Standard-Programm für Textdateien) nicht korrekt dargestellt.
WordPad, Papyrus und OpenOffice stellen sie korrekt dar, verstruwweln aber Umlaute und Sonderzeichen.
Wie der Zufall es will, verwende ich aber für Textdateien normalerweise sowieso SciTE (Freeware). Wenn man nach dem Öffnen der Datei unter File | Encoding manuell “UTF-16 Big Endian” einstellt, läuft alles korrekt.
In Papyrus kann man in den Optionen / Einstellungen die Codepage einstellen, anhand derer ein Text importiert werden soll (und dann eben die Umlaute auch korrekt darstellt). Das sollte für das Tolino-Textimport-Problem helfen.