Draíocht an domhain - Magie der Welt

Mal wieder etwas Fantastisches von mir. Feedback und Kritik nehme ich gerne entgegen! Es ist ein Sammelband des o. g. Titels geplant, ich plotte aktuell für das Ende von Band I und den Anfang von Band II, die beide im Sammelband vertreten sein werden! Eventuell kommt noch ein dritter Band in diesen Sammelband. Mal sehen!

Gruß

Super Girl

Elementare Magie (Kapitel I)

Azariel war es erst beim dritten Anlauf gelungen, seinen Elementargeist zu rufen. Da dieser ihm in Form eines roten Salamanders mit schwarzen Punkten auf dem Rücken erschienen war, hatte er ihn auf den Namen Salafir getauft. Azariel wusste, dass jeder Eileamaideach, für Menschen besser bekannt als Elementarmagier, einen Elementargeist als Partner hatte. Bereits seine große Schwester Delaya, die vor zwei Jahren ihren Abschluss an der Iar-Coille-Academy gemacht hatte, war zu einer Eileamaideach zweiten Ranges aufgestiegen.

All diese Gedanken schossen Azariel durch den Kopf, während er den Unterricht bei Frau Dr. Fijorel über sich ergehen ließ. Er wusste, dass die Abschlussprüfungen an der Iar-Coille-Academy immer näher rückten. Er seufzte einmal.
«Wenn doch nur Moderne Technologien und die Naturwissenschaftsfächer nicht so kompliziert wären. Dagegen sind Zauberkünste und Bogenschießen kinderleicht. Vielleicht liegt es ja daran, dass die menschlichen Fächer einfach nichts für Elfen wie mich sind.»

Lautes Gelächter drang an Azariels Ohren. Der Lärm im Klassenzimmer riss ihn aus seinen Gedanken. Erst jetzt entdeckte er den sommersprossigen Carrick Fraser, der vor der Klasse stand und fieberhaft versuchte, seinen Elementargeist heraufzubeschwören. Carrick wiederholte die Beschwörungsformel in der alten Sprache der Elfen, doch nichts geschah. Die Jungs und Mädels lachten immer lauter.

Irgendwann wurde es der Elementarmagie-Lehrerin jedoch zu viel und sie rief in die Runde, um den Geräuschpegel zu übertönen: «Das reicht jetzt! In meinem Unterricht wird niemand ausgelacht. Haben Sie das verstanden, meine Damen und Herren? Schon gar nicht, wenn er ein Mensch ist, der sich alle Mühe gibt, unsere elfischen Kulturen zu verstehen und zu erlernen!»
Auch Carrick wurde es zu viel. Er rannte mit hochrotem Kopf zurück auf seinen Sitzplatz, direkt neben Azariel, der noch einmal seufzte.

«Der Elfen-Streber und der menschliche Loser» hatten sich die beiden während ihrer Zeit an der Academy oft anhören müssen. Da sie beide Opfer von Gemeinheiten ihrer Mitschüler geworden waren, hatten sie beschlossen, sich zusammen zu tun, um gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen.

Nun klopfte Azariel seinem Freund auf die Schulter.
«Ignorier die anderen. Die haben doch keine Ahnung, worauf es im Leben wirklich ankommt.»
«Und das wäre?»
«Nächstenliebe und Respekt. Das hat mir mein Großvater beigebracht. Er ist hart, aber gerecht.»

Azariel wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Erst jetzt erkannte Carrick, dass seinen Freund etwas bedrückte. So sprach er den Elfen darauf an.
«Hey Alter, was geht dir durch den Kopf? Du siehst so traurig aus. Dabei hast du jetzt endlich einen Elementargeist an deiner Seite. Ist es wieder mal wegen deiner großen Schwester oder was bedrückt dich? Mir kannst du es ruhig sagen!»
«Ach, ich glaube, dass ich bei Moderne Technologien durchfallen werde. Und alle anderen Fächer, die ihr Menschen euch einst ausgedacht habt. Wie Mathematik oder Physik.» Azariel seufzte abermals.
«Dafür hast du mich. Ich kann dir helfen, wie immer! Siehst du zufällig einen Elementargeist an meiner Seite? Ich habe mich vor der ganzen Klasse blamiert. Eure elfischen Fächer sind nicht einfacher. Wenn du mir bei meinem Elementargeist-Problem hilfst, gebe ich dir Nachhilfe in den Menschen-Fächern, wie du sie nennst. Eine Hand wäscht die andere, ist doch kein Problem!»
Carrick klopfte Azariel auf die Schulter und lächelte seinem traurigen Freund zu.

Dann ertönte der Schulgong, der den Unterricht in Elementarer Magie beendete. Alle stürmten hinaus, nur die beiden Freunde wurden von ihrer Lehrerin, Frau Dr. Fijorel aufgehalten.

«Es freut mich, dass ihr beide euch gut versteht. Azariel, deine Beschwörungstechnik war einwandfrei. Du hast übrigens Salafir vergessen. Er wird ab sofort dein treuer Gefährte sein und dich in allen Lebenslagen begleiten. Elementargeister sind sehr loyal ihrem Beschwörer gegenüber. Und Carrick, mach dir keine Sorgen, du bekommst noch eine Chance. In meinem Fach ist bisher noch kein Mensch durchgefallen. Du musst nur deine innere Kraft auf die Elementargeist-Beschwörung konzentrieren. Ich weiß, dass du es kannst. Jeder trägt diese Kraft in sich. Du musst nur fest daran glauben. Und jetzt beeilt euch besser, bevor der Kollege, Herr Prof. Waide, sauer wird. Ihr werdet die Academy schon schaffen, dessen bin ich mir sicher!»

Dieses Mal war es wieder Azariel, der seinem Freund auf die Schulter klopfte. Salafir legte den Kopf schief und musterte die beiden Jungs. Wenig später hörte Azariel eine unbekannte Stimme in seinem Kopf. «Du hast eure Lehrerin doch gehört, Partner. Ihr schafft das ganz bestimmt!»

Erstaunt machte Azariel einen Satz rückwärts, wobei er mit Carrick zusammenstieß. Als dieser fragte, was los sei, erklärte Azariel seinem Freund die Situation. Azariel glaubte nun, dass ihm Salafir zuzwinkerte.
«Ich glaube, mein Elementargeist hat gerade mit mir gesprochen. Er hat mich Partner genannt. Ich weiß zwar aus dem theoretischen Unterricht, dass sich Elementargeister an einen Beschwörer binden, aber dass wir Partner sein sollen ist mir neu!»

Frau Dr. Fijorel schob die Jungs nun nach draußen, da sie nach eigenen Angaben das Klassenzimmer abschließen wollte. Sie bestätigte dem verwunderten Azariel, dass Elementargeister ihre Beschwörer gerne als Partner bezeichneten, zumal sie ein lebenslanges Bündnis mit ihnen eingingen.
«Ist ja krass! Also ein echter Freund fürs Leben, so wie wir beide es sind!» Carrick lächelte.

Der Gong läutete ein zweites Mal. So mussten sich die Jungs beeilen, denn wer beim dritten Gongschlag nicht im Unterricht war, bekam eine Strafarbeit. Obwohl Rennen auf den Fluren der Academy verboten war, mussten Azariel und Carrick nun einen ordentlichen Spurt hinlegen, um rechtzeitig zum Unterricht zu erscheinen. Da Prof. Waide seine Schüler nur in der Bibliothek unterrichtete, legte er großen Wert auf die Hausregeln. Und eine davon war Pünktlichkeit.

Just in dem Moment, als der dritte Gongschlag ertönte, bogen die Freunde um die Ecke und drückten die Klinke zur Bibliothekstür herunter. Hastig riefen beide eine Entschuldigung in den Raum. Prof. Waide rückte seine Nickelbrille zurecht. Er schüttelte einmal kurz den Kopf und seufzte.
«Das ist das dritte Mal in dieser Woche, dass die Herren O‘Lain und Fraser auf den letzten Drücker zu meinem Unterricht erscheinen. Was ist Ihnen wichtiger als mein Unterricht? Moment, was sehen meine alten Augen? Ein Salamander-Elementargeist. Aha, das hat also so lange gedauert!»

Azariel entschuldigte sich abermals bei seinem Geschichtslehrer für das späte Kommen. Er stellte Herrn Prof. Waide seinen neuen Gefährten vor. Der strenge Lehrer war von dem Wesen so entzückt, dass er sogar vergaß, die Jungs zu bestrafen. Erst als sich der Lehrer wieder gefasst hatte, verwies er die beiden Schüler auf ihre Plätze. Hinter vorgehaltener Hand tuschelten einige Mädels.

Salafir nahm zu Azariels Füßen Platz. Er beschnupperte die anderen Elementargeister, die ebenfalls Tiergestalt angenommen hatten. Während er sich mit dem Seehund von Roderick anfreundete, folgten die Schüler dem Geschichtsunterricht.

«Die Kooperation der Elfen und Menschen geht weit in der Geschichte zurück. Die ersten Menschen, die mit der Natur im Einklang lebten, nannten sich Druiden. Es wird berichtet, dass die Druiden bereits im 3. Jahrhundert vor Christus gelebt haben sollen. Sie waren als Priester, Heilkundige und Wahrsager bekannt. Ihre damalige wie unsere heutige Magie wird als Draíocht an domhain, die Magie der Welt, bezeichnet.»

Carrick stöhnte, denn er hatte die Geschichte über das Elf-Mensch-Bündnis schon insgesamt drei Mal gehört. Einmal von seiner Großmutter, einmal von seinem Vater und jetzt auch noch von seinem Lehrer. Azariel hingegen machte sich Notizen. Der junge Elf war fest entschlossen, die Academy zu schaffen. So flüsterte er an Carrick gewandt, er möge besser im Unterricht aufpassen. Das würde seinem Notendurchschnitt garantiert nicht schaden.

Doch plötzlich, mitten im Geschichtsunterricht, ertönte ein lautes Geräusch durch das geöffnete Fenster. Es krachte, sodass Prof. Waide mitten in seinem Vortrag abbrechen musste. «Was hat dieser Lärm zu bedeuten? Wer stört meinen Unterricht?»

Die meisten Schülerinnen und Schüler drängten sich an die Fenster, um erkennen zu können, aus welcher Richtung der Lärm kam. Azariel blieb auf seinem Platz sitzen. Und da er sich nicht rührte, blieb auch Carrick, wo er war. Salafir kauerte sich in die unterste Ecke der Sitzbank.

«Partner, spürst du diese unglaublich starke Aura? Sie scheint von einem sehr begabten magischen Wesen zu stammen!» Diese Worte übermittelte Salafir seinem Beschwörer per Gedankenkraft. Der Angesprochene schreckte kurz auf, denn er musste sich erst daran gewöhnen, dass Salafir nur auf diese Weise mit ihm kommunizieren konnte. Azariel schickte einen eigenen Gedanken zu seinem Feuergeist. «Ja, ich spüre es auch.»

Ein weiteres Krachen ließ Azariel hochschrecken. Er hielt es auf seinem Sitzplatz nicht länger aus und stürmte zum Fenster. Carrick tat es ihm gleich.

Was die Akademieschüler dann erblickten, versetzte sie ins Staunen. Ein gigantischer Felsriese versuchte die massive Mauer, welche die Academy umgab, einzureißen. Auf seinen Schultern stand ein in dunkler Kutte gehülltes Wesen.

Azariel und Carrick wussten, dass die Academy vor magischen Angriffen geschützt war, da die Magier bereits vor vielen Jahren einen Schutzwall über die Iar-Coille-Academy gelegt hatten. Die Academy wurde seit der Kooperation der Menschen und Elfen vor siebzehnhundert Jahren gegründet. Allerdings musste der Schutzwall alle paar hundert Jahre erneuert werden.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf wurden die Akademieschüler nun Zeugen des Spektakels, das sich draußen ereignete. Mittlerweile war auch Prof. Waide ans Fenster herangetreten. Entsetzt wich er ein Stück zurück.

«Das ist eigentlich unmöglich. Das ist der gefürchtete Zauberer Merrdalf Taravel. Er beherrscht alle Elemente, was ihn beinahe unbesiegbar macht. Vor vielen Jahren ist es dem Bündnis aus Menschen- und Elfenmagiern gelungen, ihn zu vernichten. Dachten wir jedenfalls. Wie es aussieht, ist er zurückgekehrt. Allerdings kann auch ich Ihnen nicht erklären, warum er ausgerechnet unsere Academy angreift.»

Da ertönte eine Lautsprecherdurchsage. Der Leiter der Academy, Edward Coille, ließ verlautbaren, dass alle Schüler in ihren Unterrichtsräumen bleiben sollten. Denn nach draußen zu gehen sei aktuell viel zu gefährlich. Sofort stöhnten einige Mitschüler aus Azariels Jahrgang auf. Aber sie erkannten den Ernst der Lage, als der Zauberer mithilfe seines Elementargeistes, dem Felsriesen, einen erneuten Angriff auf die Academy startete.

Im nächsten Moment wurde die Tür zur Bibliothek weit aufgerissen. Es waren Frau Dr. Fijorel und Azariels große Schwester Delaya.
«Azariel! Alles in Ordnung bei dir, Bruder? Du wirst es nicht glauben, aber die Lehrer haben beschlossen, eine Truppe Magiebegabter zur Verteidigung der Academy loszuschicken. Ich werde dabei sein. Du hingegen sollst hierbleiben. Aber die Älteren haben eine wichtige Aufgabe für dich. Du sollst gemeinsam mit Frau Dr. Fijorel und anderen Magiewirkenden den Schutzwall, der auf dieser Academy liegt, erneuern. Und zwar, bevor dieser Wahnsinnige da draußen alles zerstört!»

Über die energische Ansprache seiner Schwester staunte Azariel sehr. Carrick klappte die Kinnlade herunter. Salafir hüpfte aufgeregt zwischen seinem Partner und Delaya hin und her.

«Wieso ausgerechnet ich? Ich bin doch noch nicht mal ein ausgebildeter Eileamaideach. Und ich habe heute meinen ersten Elementargeist beschworen.»
«Erstens, weil die Älteren große Stücke auf dich legen, Bruderherz. Zweitens, weil es seit jeher unsere Familientradition ist, andere zu beschützen. Drittens, weil es der Leiter der Academy so angeordnet hat. Viertens, weil wir als Elfen sehr geschickte Kämpfer sind und fünftens …»
«Schon verstanden, Schwester. Ich mach es ja. Aber nur, wenn mein bester Freund Carrick mit mir gehen darf. Ohne ihn gehe ich nirgendwohin!»

Carrick grinste breit. Delaya musterte den sommersprossigen Jungen.
«Wie bitte? Ein Mensch ohne Elementargeist soll dich begleiten?»
«Hey, dieser Mensch ist ein besserer Handwerker als so mancher Elf!», protestierte Carrick.

Draußen rumpelte es abermals. Einige Mädchen aus Azariels Klasse schrien. Der östliche Aussichtsturm der Academy war tatsächlich eingestürzt.

«Wir sollten uns beeilen, anstatt zu streiten, wer was darf und was nicht. Dieser Zauberer, von dem Professor Waide gesprochen hat, macht ernst!»

Delaya seufzte, bevor sie antwortete: «Hast ja Recht, Menschenjunge. Dann mal los und zwar schnell, bevor dieser Zauberer noch die gesamte Academy in Schutt und Asche legt!»

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