Die Vampirhochzeit

Hallo an alle,

ich bin doch noch heute mit meinem neuen Geschichtenanfang fertig geworden.
Leider ist er etwas länger geworden. Ich hoffe, das stört euch nicht!
Feedback nehme ich gerne entgegen!

MfG

Super Girl

1. Akt: Die Vampirhochzeit

Ich erinnere mich daran, dass die Hochzeit am Mittwoch, den 13. Oktober 1909 stattgefunden hat. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich meinen ersten Tagebucheintrag geschrieben. Er lautete: „Meine Eltern, meine Geschwister und ich waren auf der Hochzeit von Mathilda und Wolfram eingeladen. Wir waren nicht die einzigen Gäste, denn auch andere Familien aus unserem Heimatdorf kamen zur Vermählung. Mathilda Grashorn sollte sich durch die Heirat eines adeligen Sprösslings einen besseren Platz in unserer Gesellschaft sichern. Das hatte mir zuvor mein Vater erklärt. Meine kleine Schwester Krystina war sehr aufgeregt, da sie zum ersten Mal auf einer Hochzeit dabei war. Ro’Kuni, mein großer Bruder, blieb gelassen. Und ich kritzelte alles, was mir spontan einfiel, in mein neues Tagebuch!“

Mir fiel zum Beispiel auf, dass an diesem Tag unzählige Kerzen vor der Haustür unserer Nachbarn brannten. Ein riesiger Kronleuchter in der Eingangshalle erregte meine Aufmerksamkeit, gleich nachdem wir hereingebeten wurden. Alle Jungs und Männer durften die Braut vor der Hochzeit nicht sehen. Allerdings hörte ich meine Mutter nach der offiziellen Begrüßung in einem Nebenzimmer mit den anderen Frauen reden. Ich konnte meine Neugier nicht zügeln und lauschte, was es denn so Wichtiges zu besprechen gab.

„Das Kammerorchester soll auf jeden Fall die Musik aus der Oper „Der goldene Hahn“ spielen!“, betonte Mathilda. „Meine zukünftige Schwiegermutter liebt diese Oper über alles. Ich will ihr damit mein Wohlwollen zeigen, Ihre Wünsche zu akzeptieren. Also bitte, erfüllt mir und somit ihr diesen Wunsch!“ „Gewiss doch, Mylady!“ Diese Stimme gehörte zu Agnes, der Haushälterin der Vanheckers.

Mehr konnte ich nicht erfahren, denn ich wurde unsanft von hinten gepackt. Mein Vater ermahnte mich, dass ich mein Tagebuch weglegen und das Spionieren lassen sollte. Ich sollte mich lieber nützlich machen. Denn es gab noch einige Hochzeitsvorbereitungen zu treffen, wie die Auswahl der Getränke. Was die Erwachsenen trinken sollten, war bereits festgelegt: der teuerste Champagner aus Frankreich. Doch für Ro’Kuni, Krystina und mich, die einzigen Kinder auf der Hochzeitsfeier, wusste niemand ein passendes Getränk.

Ich wollte meinen Vater mit kaltem Leitungswasser zufriedenstellen, doch er blieb hartnäckig. „Nichts da, Stefanus! Auf einer offiziellen Feier wird etwas anderes getrunken. Wir sind hier nicht Zuhause! Benimm dich bitte! Was sollen denn da die Nachbarn von uns denken?“
Ich überlegte kurz. Doch Ro’Kuni kam mir mit einem eigenen Gedanken zuvor.
„Dann trinken wir eben irgendeinen Saft. Orangen- oder Apfelsaft werden unsere Nachbarn sicher vorrätig haben, oder Vater?“
Vater stöhnte, doch er gab sich geschlagen.
„Ladys und Gentlemen, die Kinder bekommen den besten Apfelsaft, den diese Villa zu bieten hat!“
Das ließen sich die Küchengehilfen nicht zweimal sagen und rannten sofort in den Keller.

Nachdem alle mit Getränken versorgt waren, stand eine Rede von Eduard Vanhecker auf dem Plan. Von Krystina, die sich heimlich das Programmheft unseres Nachbarn Kieran Fels stibitzt hatte, erfuhr ich, dass wir bis Mitternacht auf die Hochzeit warten mussten. Nach der langen (und für mich langweiligen) Rede des Hausherrn, durften wir endlich den großen Salon betreten. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn der Salon war mit unzähligen Kerzen bestückt. Alles war in Schwarz gehalten, nur ein roter Vorhang symbolisierte, dass dort etwas geschehen sollte.

Zu unserer Unterhaltung wurde ein Theaterstück mit dem Kennenlernen von Mathilda und Wolfram aufgeführt. Natürlich schlüpften hierzu andere Darsteller in die Rollen der beiden Hauptfiguren. Übrigens fand ich zwischenzeitlich auch Gelegenheit, meinen ersten Tagebucheintrag zu vervollständigen. Da zum Beispiel alle wie gebannt auf die vor uns aufgebaute Bühne starrten, bemerkte niemand mein Kritzeln auf dem weißen Papier in Ledereinband.

Tosender Applaus beendete das Theaterstück nach einer halbstündigen Vorführung. Die Vanheckers hatten sogar einen echten Narren aufgetrieben, der lustige Sketche aufführte. Schallendes Gelächter erfüllte den Raum. So wurde uns bis Mitternacht nicht langweilig. Zudem eilten immer wieder Dienstboten herbei, die unsere Getränke nachschenkten. Allerdings machte Detmond einen Fehler und schenkte mir aus Versehen etwas Champagner ein. Ich wurde zwar nicht sofort betrunken, merkte jedoch sofort den Unterschied. Als ich Detmond darauf aufmerksam machte, entschuldigte er sich mehrmals bei mir.

Dann war es endlich soweit. Die Musik aus der Oper „Der goldene Hahn“ ertönte. Ich erkannte die Klänge des Kammerorchesters, da mich meine Eltern gezwungen hatten, mit ihnen in besagte Oper zu gehen. Als die große Wanduhr zwölfmal läutete, ertönte ein lautes Rumpeln. Der Vorhang wurde wie durch Zauberhand beiseitegeschoben, dahinter kam ein verborgener Gang zum Vorschein. Aus diesem Gang trat eine Vampirdame hervor. Bildhübsch in ihrem roten Kleid hob sie sich unter den schwarz gekleideten Herren hervor.

Nur wenige Sekunden später trat aus der Menschenmenge ein in schwarzem Anzug gekleideter Mann hervor. Er zog an einem Kerzenleuchter, der an der Wand befestigt war und aktivierte damit einen geheimen Mechanismus. Mit einem weiteren Rumpeln erhob sich plötzlich aus dem Marmorboden ein Altar. Darüber staunten viele. Ich mit eingeschlossen. Dann eilte der Mann, ich erkannte ihn als Wolfram, zum Altar.
Unser ortsansässiger Pfarrer wurde nach vorne gebeten. Er hielt eine recht kurze Rede, ehe er Mathilda und Wolfram miteinander vermählte. So wie es der Brauch verlangte, tauschten die beiden miteinander Blut aus, indem sie sich gegenseitig in die Kehlen bissen, ohne sich dabei ernsthaft zu verletzen. Es wurde applaudiert und geklatscht. Ich war zuvor bereits auf drei Hochzeiten gewesen, aber diese fand ich mit Abstand am besten!

Nach dem offiziellen Teil der Hochzeitszeremonie wurde das Hochzeitsbuffet eröffnet. Doch noch bevor wir uns auf die Speisen stürzen konnten, ertönte Lärm von draußen. Ein Stein zerschlug eines der Fenster im ersten Stock, ausgerechnet in dem Zimmer, in dem wir uns nun befanden. Sofort sprangen einige der Hochzeitsgäste auf, darunter mein Vater und der Bräutigam. Eine Fackel wurde hinterhergeworfen. Laute Stimmen ertönten. Einer rief: „Schnappt euch diese Vampirbrut!“ Und ich ließ vor Schreck mein Tagebuch fallen …

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Hallo SuperGirl,

vorweg muss ich schicken, dass ich mich mit Vampiren nicht auskenne, insofern kann ich nichts zu Bräuchen o.ä. sagen, aber ich empfinde den Einstieg in die Geschichte als gelungen oder anders formuliert: ich würde sie weiter gelesen. Für mich als Nicht-Vampir-Leser ist es ein glaubwürdiges Setting, ich kann mir vorstellen, auf einer Vampirhochzeit zu Gast zu sein. Auch wirft der Einstieg einige Fragen auf (Warum ist ein Pfarrer anwesend? Was für ein Drache ist die Schwiegermutter? Wie stehen diese sehr aristokratischen Vampire in der Gesellschaft und warum werden sie angegriffen?), deren Beantwortung spannend sein wird.

Nach meinem Empfinden könnte an ein paar Stellen gekürzt werden. Aus

würde ich zum Beispiel den Erklärsatz: „Ich will ihr damit mein Wohlwollen zeigen, Ihre Wünsche zu akzeptieren.“ streichen. Der wirft mich als Leser eher raus, weil ich dachte: hier will mir die Autorin etwas über das Verhältnis der Figuren sagen. „Ich will ihr damit mein Wohlwollen zeigen“ wäre als Aussage zudem sehr unterwürfig, was mit dem folgenden Imperativ im Kontrast steht.

Das klingt danach, als müsste es mehr offene Aufgaben geben. Die Auswahl der Getränke müsste m. E. zudem kurz vor der Zeremonie abgeschlossen sein. Bei mir kam in dem Zusammenhang auch die Frage auf, warum nur drei Kinder teilnehmen und warum an sie nicht in Form von Getränken gedacht wird. Sind Kinder etwas so besonderes und seltenes in der Vampir Welt? Müssten sie dann nicht eher hofiert werden? Lehnt man Kinder dagegen (generell oder auf Hochzeiten) ab, müssten sie das dann nicht zu spüren bekommen? Das muss nicht an der Stelle erklärt werden, aber das ohne Hintergrund an keine Getränke für Kinder gedacht wurde, erscheint mir unwahrscheinlich bei einer pompös mit Kammerorchester vorbereiteten Hochzeit.

Als Streichgedanken würde ich auch die Worte „zum Beispiel“ reinbringen :wink:

Es steckt insgesamt viel drin, was mir gefallen hat. Ich finde, dass die Atmosphäre einer geheimnisvollen, dennoch aristokratischen Hochzeit getroffen wird, die Protagonistin ist glaubwürdig ein Kind und es passt, dass ihr diese Welt genauso fremd ist, wie mir als Leser. Das könnte eine spannende, interessante Welt sein, die sich hinter dem Einstieg verbirgt und das ist für einen Anfang aus meiner Sicht das Wichtigste. Schreib unbedingt weiter. :blush:

Auch von meiner Seite - gut gemacht! Gefällt mir. Wie Du weißt ist dies leider auch gar nicht mein Genre - ich bin da „klassischer“ orientiert. Vielleicht werd ich alt. Die Beschreibung der Szene find ich gut. An dem Priester störe ich mich auch etwas - sein Job wäre in meiner Welt anders. Die Darstellung der Gesellschaft finde ich gelungen. Wenn ich das richtig verstehe, siehst Du Vampire eher wie eine „Rasse“, also wie in der Fantasy Elfen, Zwerge, etc.? So wäre es logisch, dass es ganze „Gesellschaften“ davon gibt. Dann kann man auch einen Priester haben…
Banal stört mich: der Orangensaft. Um 1900 sicherlich nicht so einfach verfügbar, auch wegen Verderblichkeit. Und das „Mylady“. Es sei denn die Handlung wäre in England.
Oder es ist einfach so in Deiner Welt. Dann ist alles in Ordnung.
Also: gut gemacht und gefällt mir. Ich mag auch den Stil und reibe mich nicht an jedem Adverb oder so…
Auf jeden Fall am Schreiben dran bleiben!

Danke für das Feedback! Mein Protagonist ist übrigens ein „er“ (Stefanus-Rufus).
Gruß
Super Girl

Danke fürs Feedback!
Über die Stelle mit den Getränken für die Kinder bin ich beim zweiten Mal durchlesen auch gestolpert. Das ändere ich noch einmal.
Mein Vampir „Stefanus-Rufus“ beschreibt seinen Alltag aus seiner Sicht. Für ihn ist es ganz normal in einer Gesellschaft zu leben, in der es „vampirische Priester“ gibt. (Also keinen menschlichen Priester, sondern einen Vampir-Priester)
Es freut mich, dass es dir gefällt. Ich werde auf jeden Fall weiter schreiben!

Gruß

Super Girl
PS: den zweiten Teil gibt’s zwar schon hier im Forum, aber ich ändere den
2. Akt (in neuer Version: „Jäger und Gejagte“) noch mal ab. Da sind Stefanus-Rufus und alle seine Vampir-Bekannten auf der Flucht vor Vampirjägern!
Kurzum, es bleibt weiterhin spannend!

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