Klar, Rohfassung kennt und schreibt jeder, mich würde aber sehr interessieren, wie ihr damit umgeht.
Ich hab nämlich das Problem, dass ich vor jeder neuen Schreibsitzung erstmal das Geschriebene vom letzten Tag durchlese und anfange, drinne rumzuverbessern.
Nee, der Satz gefällt mir so nicht, für das Wort hätte ich gerne ein Synonym, dort fehlt noch eine Erklärung, da drüben die Formulierung könnte man besser auf den Punkt bringen, Tippfehler und Dubletten schmeiß ich auch gleich raus, wenn ich schon dabei bin und so weiter. Scheiß Perfektionismus!
Das Ganze hat den (ziemlich kleinen) Vorteil, dass ich damit schon einige Vorarbeit erledigt habe, wenns wirklich ans Überarbeiten geht, es schadet ja auch nicht direkt, aber es frisst unheimlich viel Zeit.
Weiß ich alles, ich arbeite ja auch an mir und hab mich schon ein bisschen gebessert, aber so ganz komme ich einfach nicht von dieser Schiene runter.
Deshalb wollte ich mal ganz schüchtern anfragen, ob ich hier die einzige mit dieser Marotte bin? Wie geht ihr an die Sache heran, schreibt ihr ohne Rücksicht auf alles euer Tagespensum in einem Rutsch durch und erledigt sämtliche Überarbeitungen wirklich erst dann, wenn die erste Fassung komplett steht?
Oder ganz kurz gefragt, wie ‘roh’ sieht bei euch die Rohfassung aus?
Also ich bin von Roh auf Cookie Dough gewechselt. So halbroher Keksteig halt. Ich habe mir ja vorgenommen jeden Tag was zu tun. Bloß fällt mir nicht jeden Tag was ein, also verbessere ich dann ein wenig. Dann habe ich ja auch etwas getan. Aber manchmal mache ich auch mit meinem Kartentool rum oder starre Gedankenverloren auf das Denkbrett. Das mit dem jeden Tag etwas tun klappt schon ganz gut. Ich bin halt der einzige der mir da Druck macht. Aber ich habe auch festgestellt das es nicht schlimm ist wenn nichts kommt, oder ich irgendwo hänge, früher oder später kommt es wieder.
Ich lese meistens die letzten zwei Seiten durch und korrigiere ein bißchen darin herum, aber nicht, um in der Überarbeitungsphase weniger zu tun zu haben (da ändere ich die Änderungen meistens nochmal), sondern, weil mich das wieder in Kontakt mit dem Text bringt und in Stimmung, daran weiterzuschreiben.
Generell ist die Vorstellung, es sei irgendwie wichtig, daß die erste Fassung makellos ist, eins der größten Hindernisse beim Schreiben. Die Handlung sollte stimmen – aber die Worte müssen noch nicht stimmen.
Vielleicht ist es auch einfach deine Art zu schreiben. Wir sind alle Individuen und trotz aller Vorschläge und Regeln wird jeder seinen ganz eigenen Weg finden müssen, mit dem Schreiben umzugehen.
Ich ändere auch in der ersten Fassung, ich sehe auch nicht ein, warum ich Sachen stehen lassen sollte, die mir beim Durchlesen nicht mehr gefallen. Diese oft gelesene Trennung von “Flow” und “Korrektur” kann ich für mich nicht nachvollziehen. Dann müsste mich ja jedes Klingeln an der Tür, jede Frage von Familiemitgliedern völlig “aus dem Flow” bringen und ich dürfte in den Schreibpausen keine Sudokus lösen, da das wahrscheinlich auch die andere Hirnhälfte stimuliert?
(Irgendwie erinnern mich einige der Schreibratgeber ein bisschen an diese Diätbücher - mag ja alles klappen, aber sicher nicht bei jedem ;))
Versuch einfach den Weg für dich zu finden, bei dem DU dich wohlfühlst.
Ich halte es wie AndreasE, wenn es an das Schreiben geht - die letzten Sachen noch einmal lesen, die Augen verdrehen, alles ignorieren und dann weitermachen.
Ansonsten habe ich bei den letzten Projekten immer am Abend ein eBook erzeugt und es am Abend/am Morgen in der KindleApp bisschen überflogen, Fehler (Grammatik/Rechtschreibung/Zeichensetzung) markiere ich mir dann da drin und pflege sie dann beim nächsten Mal Arbeit am Text ein.
Und es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Dativfehler trotzdem noch drin sind …
Auch ich lese nochmal drüber und ändere dabei Kleinigkeiten, die mir ins Auge fallen. Ich muss wissen und spüren, was die Figur als letztes erlebt hat, damit ich dort fortsetzen kann.
Manchmal fällt es mir dann schwer, nicht zu viel zu ändern. Dann mache ich einen Notizzettel für später an die Stelle. Meistens lösche ich die dann doch unerledigt, wenn ich nochmal draufschaue.
Ich konnte dieses zwanghafte Verhalten reduzieren, indem ich mir, bevor ich mich tatsächlich ans Schreiben setze, grob überlege, was ich schreiben werde. Das geht z. B. auch auf dem Weg nach Hause (wenn man Abends schreibt) oder beim Abendessen kochen oder auch beim Zähne putzen. Dabei geht es gar nicht so sehr um effektive Plotplanung, sondern einfach nur um ein in-den-Kopf holen. Wo war ich stehen geblieben, wo will ich jetzt damit hin.
Damit freue ich mich schon auf das weiterschreiben und hänge nur so lange am zuletzt geschriebenem, bis ich wieder in der Geschichte bin und will auch effektiv weiter.
Was ich aber mache, wenn ich mich schon nicht verbessere, also den Text meine ich : Kommentare. wie Ausbauen, ändern in, schick ihn dahin. Wenn ich dann mal soweit bin und in den Feinschliff gehe arbeite ich die Kommentare ab und lösche sie dann nach getaner Arbeit. Entweder weil ich es geändert habe, oder weil es so stehen bleibt. Wenn ich nicht weiss wie, bleibt er stehen.
Einen großen Teil meiner Angewohnheiten habe ich im übrigen aus diesem Blogpost. https://thinkwritten.com/how-i-write-over-2500-words-a-day/
Mein Ziel war zwar nicht zwingend der Post-Titel, jedoch führt das eine fast automatisch zum anderen.
Ich habe leider einen ganz abscheulichen Hang zum Perfektionismus.
Das lässt mich manchmal die kurze Zeitspanne, die ich ohnehin nur zum Schreiben habe, noch damit verplempern, dass ich erst einmal das bereits Geschriebene überarbeite. Mehrfach manchmal. Und dann muss ich nach einer Stunde feststellen, dass ich jetzt keine Zeit mehr habe zu schreiben, dafür aber alles sehr schön korrigiert habe. Bei unveränderter Wortzahl
… und das kann ich beim nächsten Mal auch noch mindestens ein bis dreimal wiederholen, bis ich es mag.
Mir ist schleierhaft, wie manche Autoren 12 Bücher im Jahr raushauen. Als Fachliteratur: kein Problem, das ist keine Kreativität, sondern Wissen sinnvoll strukturieren und präsentieren, das kann ich abspulen.
Zeit, die man mit Überarbeitung verbringt, ist niemals verplemperte Zeit.
Zeit, die man im Internet herumhängt, auf Twitter, Facebook und wie die Klowände dort alle heißen – das ist (fast immer) verplemperte Zeit!
Bei mir ist es ähnlich. Ich versuche zumindest zu wissen, wie die nächste Szene aussehen soll. Springt er über die Hürde oder reißt er sie herunter. Wenn ich das weiß, dann kann ich weiter schreiben. Ich habe mir das überarbeiten der vorherigen Seiten abgewöhnt, irgendwie habe ich für mich das Gefühl, dass lohnt sich nicht. Ich bin aber auch niemand, der seine Gerschichten großartig plant.
Ich weiß also auch noch nicht konkret wie das Ende aussieht. Was mittendrin überarbeiten eher schwierig macht.
Vorherige Szene lesen, nochmal reinfühlen und im besten Fall vorher schon wissen, wie man die Szene, die man jetzt dann gleich schreiben wird, umreißt. Man muss halt irgendwie “die Mood setten” und das fängt bei mir schon an, bevor ich den PC hochfahre. Sobald man mal angefangen hat, schwimmt der Aal von alleine und am Ende kommt man in der Szene vielleicht wo ganz anders raus, als man antizipiert hatte.
Ich merke, dass Papyrus mich soweit gebracht hat, dass ich schon beim Schreiben viele Fehler vermeide, die ich früher gemacht habe. Auch den Perfektionismus kenne ich .
Normalerweise mache ich es immer so, dass ich Kapitelweise arbeite. Also wenn ich eins fertig habe, überarbeite ich es.
Das hat für mich persönlich auch den Vorteil, dass ich zum Schluss nicht ewig am Überarbeiten sitze.
Denn wenn ich denke, dass ich mit Pap fertig bin, lass ich den Text durch Word vorlesen. Und da merke ich dann, wenn ein Text holprig ist oder hier und da Fehler sind, die Papyrus nicht erkannt hat.
Danach lass ich den gesamten Text durch Duden Mentor laufen. Da werden immer noch Fehler gefunden. Erst dann gehe ich an den letzten Schliff. Da merzel ich dann die Stellen weg, die keinen Sinn ergeben oder doppeltgemoppelt sind. Davon gibt es nicht viele in dem Stadium, aber das ist der Brillantschliff sozusagen.
Aber ich denke jeder Autor macht das so, wie es für ihn am besten ist.
Ein gesamtes Werk durchschreiben, um es hinterher zu Korregieren, dafür bin ich viel zu faul.
Das mit dem Lesen der zwei letzten Seiten vom Vortag (oder der Vorwoche) wollte ich mir auch mal angewöhnen. Allerdings auch eher dafür, um wieder in den Schreibfluss zu kommen. Da ich meine Version 1 händisch verfasse, geschieht das erste Überarbeiten dann beim Abtippen. Vorher befasse ich mich mit diesen Problemen eher nicht.
Fertig. Die ist quasi fertig. Da ich mental und physisch nicht in der Lage bin, mein komplettes Buch zu überarbeiten, muss ich es immer sofort machen, bis der Absatz, der Satz, das Kapitel sitzt. Ich lese mehr beim Schreiben, als dass ich schreibe.