Ich würde es auch gern so halten, Zeilenwechsel innerhalb von Dialogen zu vermeiden. Klappt nicht immer. Dann mache auch ich Absätze. Und ich gebe zu, manchmal verheddere ich mich beim Lesen, weil die Zeilenwechsel deutlicher sind als die »«.
Wenn du dich schon selbst verhedderst, wie soll dann der Leser durchblicken?
Ich versuche, längere Monologe zu vermeiden. Geht aber nicht immer. Mir persönlich gefällt es dann besser, wenn ein längerer Text wörtlicher Rede durch Abätze unterteilt wird. Vor allem, wenn mehrere Themen angesprochen werden. Dadurch geht manchmal der direkte Blick auf die Anführungszeichen verloren. Trotzdem halte ich es so für übersichtlicher als ohne Absätze.
Bist du dir gegenüber denn ehrlich? Du verhedderst dich und findest es gleichzeitig unübersichtlich. "Übersichtlich**er **hört sich nach Notlösung an. Schreib doch erst mal einfach so weiter, damit die Geschichte nicht an der Form “stirbt”.
Anschließend gibst du es mehreren Testlesern. Nach deren Reaktionen kannst du dich an den Feinschliff begeben. So würde ich es jedenfalls machen.
Ja, da bin ich deiner Meinung.
Mein Protagonist redet manchmal eine drittel oder sogar halbe DIN-A4-Seite lang, das will ich nicht ohne Absätze in einem einzigen großen Schriftblock darstellen.
Dann setz die Absätze dort, wo du sie für sinnvoll findest. Da spricht nichts dagegen. Wichtig ist nur, du beachtest dabei, dass dem Leser klar ist, dass es noch die gleiche Person ist, die redet.
Meinst du nun Monologe oder wörtliche Rede? Scheinst mir ein wenig ein ‚Spring-ins-Feld‘ zu sein.
Wenn ich mir gegenüber ehrlich wäre, würde ich das Schreiben einstellen und putzen gehen. Da würde ich bei gleichem Zeitaufwand sicher das hundertfache verdienen
Ich verheddere mich ja auch bei anderen. Bin ja schließlich nicht der Einzige, der so schreibt und erlebe das auch als Leser. Finde es so trotzdem unter zwei Übeln das weniger schlechte.
Ist Schreiben nicht manchmal auch ein Suchen nach Notlösungen?
Ich nutze nunmal Papyrus und das kann nicht nur schreiben, sondern bietet auch die Möglichkeit, dem Geschriebenen eine Form zu geben. Im Gegensatz zu anderen Schreibprogrammen übrigens.
Zum einen finde ich, dass es zum Einarbeiten ins Schreiben gehört, sich mit dem sinnvollen Bilden von Absätzen zu befassen. Und zum anderen macht es mir auch Freude, gelegentlich an der Optik meiner Geschichte zu arbeiten. Dadurch verstehe ich Papyrus besser und werde auch wieder zum Schreiben inspiriert.
Nun kann man natürlich sagen, dass das vertane Zeit wäre. Ich gehöre aber nicht zu denen, die glauben, dass nur produktiv verwendete Zeit gute Zeit ist.
Die Reaktionen meiner bisherigen Testleser waren sehr unterschiedlich. Und offen gestanden gab es bisher keine Kommentare zur Optik oder Absatzgestaltung. Kann aber daran liegen, dass ich dabei selbst mein größter Kritiker bin, weil ich mir mein Zeug gelegentlich auch mal auf dem Kindle ansehe und mir inzwischen selbst Vorgaben gemacht habe, die ich beim Schreiben einhalte, damit das Ergebnis eigentlich auch schon in der Entwufsphase professionell aussieht.
Das mag aber wieder daran liegen, dass ich beruflich mit der Erstellung von Websites zu tun habe, CSS beherrsche und darum einen anderen Zugang zur Darstellung meiner Geschichte auf dem Reader habe, als Leute, die auf die Vorgaben von Papyrus angewiesen sind.
Sicher - kann man als vertane Zeit bezeichnen. Ist aber doch trotzdem sinnvoller verwendete Zeit als Netflix zu schauen
Nein, ich will dich nur zu ein wenig gedanklicher Flexibilität anregen. Du weißt nämlich ganz genau, was ich meinte
Genau darum geht es ja. Wenn in einer Unterhaltung, in der zwei Personen jeweils in kurzen Sätzen miteinander sprechen, dann plötzlich jemand einen längeren Text spricht, bleibt das Auge im Modus, dass mit jedem Absatz auch der Sprecher wechselt und vermutet einen Sprecherwechsel, obwohl keiner stattfindet, weil es die Anführungszeichen überliest. Darüber stolpere ich manchmal - aber auch bei anderen Autoren. Das ist halt so und lässt sich in meine Augen nicht verbessern.
Was ich in diesem Zusammenhang schon mal gesehen habe (ich weiß leider nicht mehr wo), war ein Dialog von zwei Protagonisten mit abwechselnd rechts- und linksbündig gesetzter Rede. Das fand ich gut lesbar, ähnlich wie bei Messenger Apps.
Ich hatte das auch mit dem längeren ununterbrochenen Reden eines Einzelnen innerhalb von Dialogen. Im Grunde ist es ganz einfach. Das ist Scheiße. Unrealistisch und künstlich. In der echten Welt kann man in einem Dialog selten zwei Sätze oder mehr sagen, ohne unterbrochen zu werden. Echt? Meinst du wirklich? Sie nickt. Sie zuckt mit den Schultern. Irgendwas ist immer. Falls du nur einen Redebeitrag hast und der geht über drei Absätze, stimmt etwas nicht. Ich baue dann immer einen Gedanken ein, egal von wem, oder eine kurze Gegenfrage, ein ungeduldiges Kopfschütteln, jemanden, der dich unterbrechen will, irgendwas. Ich versuche es, zu vermeiden, dass einzelne Parts innerhalb von Dialogen zu lang werden. Das ist ähnlich wie Briefe oder Tagebücher. Kann gut sein, ist es meistens aber nicht.
Monologisierende Mitmenschen können die meisten Leute in echt schon nicht leiden, lesen wollen sie sie bestimmt auch nicht. Also ist meine Devise, es aufzulockern und nicht jedes Detail noch einmal sagen zu lassen. Ich lasse mittlerweile sehr viel weg, lauter uninteressante Sachen, die logisch sind (wer irgendwo hinfährt, steigt auch aus), so was schenkt man sich und dazu gehören auch Redundanzen in Dialogen. Ihr kennt sicher auch die Frau in eurem Freundes- oder Bekanntenkreis, die euch zwei Minuten lange Sprachis schickt, oder? Und ich kenne niemanden, der sich diese Dinger gerne anhört. Jeder schimpft über zu lange Sprachis. Und ein langer Monolog im Buch ist nichts anderes.
Ich mag deinen Schreibstil
Wir haben beide recht. Auch ich überlege mir bei längerer wörtlicher Rede, ob ich nicht ne Zwischenfrage, ne Emotion, Geste oder sonstwas einstreuen kann. Es gibt aber Ausnahmefälle, in denen das für mich aufgesetzt wirken würde. Und von diesen übriggebliebenen Stellen dieser Art rede ich.
Tatsächlich hatte ich auch darüber mal nachgedacht. Zwei Gedanken hielten mich davon ab.
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Die E-Book-Version, bei der in aufrechter Haltung mit größerer Schrift ohnehin wenig Platz ist.
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Dreier-, Vierer- und Fünferdialoge – und Secher- auch.
Wenn eine Figur eine längere Rede hält, kann man das mit Absätzen unterteilen. Bei drei, vier Sätzen finde ich es überflüssig.
Wie @Unbefleckte anmerkte, muss man unterscheiden zwischen einem Gespräch mit kurzen Sätzen und längeren Reden oder Vorträge.
Hilfreich ist es, sich die optische Struktur eines Textes anzuschauen. Färbt mal bei Dialogen die Zeilen jeder Figur mit einer Farbe ein. Wenns schöne Kästchen untereinander gibt, ist es richtig.
Ich finde, das gilt eher im Englischen, wo sagte (said) einsilbig ist. Im Deutschen stört mich die Wiederholung weitaus mehr, weil ein zweisilbiges Wort mehr hervorsticht …
Das Wort stört einen nicht, wenn es einem hilft – nämlich, zu verstehen, wer da gerade spricht. Ist das dagegen sowieso klar, dann meckert ein Stimmchen im Hintergrund “also, das war jetzt echt überflüssig zu erwähnen, hält der/die mich für blöd??”.