Deutschsprachige Autoren hier, die in einer anderen Sprache schreiben?

Gleich vorweg, ich möchte keine Diskussion führen über Sinn oder Unsinn in einer anderen als der eigenen Muttersprache zu schreiben. Ich kann natürlich niemandem verbieten, das anzusprechen, aber ich gehe dann nicht darauf ein :slight_smile:

Verschiedene Erlebnisse haben mich über die Jahre dahin geführt, dass ich inzwischen meine Romane auf Englisch schreibe. Teils mit dem Hintergedanken, sie anschließend ins Deutsche zu übersetzen, aber das ist kein Muss. Nun ergeben sich aus dieser Entscheidung ganz eigene Hürden und Konsequenzen, über die ich mich gerne mit anderen austauschen möchte, die auch diesen Weg gehen.

Hoffnungsvolle Grüße
Joey

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Ich schreibe persönlich primär auf Englisch (weswegen ich von Scrivener auf Papyrus gewechselt habe - ich habe nach einem Schreibprogramm auf Englisch gesucht, und wurde mit Scrivener fündig. Jedoch war ich nie ganz glücklich mit Scrivener (Es ist ein Gutes Programm, ja, aber es ist mehr eine Sammelstelle als das man da den ganzen kreativen Prozess machen kann, Papyrus ist in der Hinsicht (Ich liebe das Denkbrett, welches dann auch für mich einer der ausschlagenden Gründe zum Kauf war, kein Nutzen einer externen Software notwendig! Wenn da nur noch eine App wäre…) besser).

Zugegeben, mit deutscher Benutzeroberfläche auf Englisch zu schreiben hat so seine Tücken (aber auch einen großen Vorteil: Ich tendiere mich an den deutschen Namen der Funktion zu errinnern, macht die Suche nach dieser sehr viel einfacher, wenn man die richtige Sprache nutzt, und praktisch alle Hilfeseiten auch in dieser sind :slight_smile: ), aber am Ende funktioniert es sehr gut. Man kann ja Papyrus Autokorrektur auf Englisch stellen (ich nehme an, es nutzt dann die vom Betriebssystem? Ich weiß das nicht :slight_smile: ).

Der Grund wieso ich auf Englisch schreibe ist ziemlich simpel: Ich lese viel auf einer englischsprachigen „Internetbuchseite“, wo (Hobby)-Autoren frei Bücher für alle zur Verfügung stellen. Und wollte da mal auch was hin fabrizieren :slight_smile:. Dafür ist auf Englisch schreiben natürlich notwendig.

Die großen Probleme sind die Wortsuche, weil man weiß, dass es da ein Wort gibt, aber es fällt einem nicht ein. Immer ärgerlich. Aber auch kleine Grammatikdetails fallen mir immer wieder auf. Ich jage meinen Text durch zwei verschiedene Grammatik/Wörterbuch Überprüfungsprogramme, nachdem ich mit dem Schreiben fertig bin, das hilft. Die, welche ich nutze, machen das sehr klar, dass ihre Vorschläge auch nur Vorschläge sind, das ist gut. In der Regel, für 1.000 Wörter Text, ist das 10 - 15 Minuten Nacharbeit, je nachdem wie viel Mist ich gebaut habe (oder wie viel Mist die Programme denken, dass ich gebaut habe. Die haben nämlich nicht immer Recht :slight_smile:. Das endgültige Resultat in Papyrus einfügen, sodass die Meisterkopie auf meinem Ende aktuell ist, und dann hochladen.

Oh, und mir gerade Eingefallen: Datumssysteme und Zahlensysteme sind im Englischen ja verschieden. Das ist nervig. Bei Datum gehe ich da einfach normalerweise auf das ISO 8601 Format (International, sehr nützlich wenn man Dateien, welche zu Beginn mit dem Datum nach dem Format benannt wurden, sortieren möchte (JJJJ-MM-TT)), weil sich da niemand beschweren kann, dass er es nicht versteht, und ich da nicht durcheinander komme. Ich weigere mich nämlich komplett das MM-TT-JJJJ System zu nutzen, was zumindest in Amerika typisch ist.

Zahlen und Trennzeichen, meine aktuelle Standardlösung ist entweder kein Trennzeichen, oder aber Leerzeichen als Trennzeichen. Das eine Billion eigentlich eine Milliarde und keine Billionen ist, naja, das ist halt Übersetzungskunst :slight_smile:

Im großen und ganzen funktioniert es ganz gut. Und einen großen Vorteil hat es mir zumindest schon mal gebracht: Mein geschriebenes Englisch ist, zumindest im Fließtext, inzwischen ziemlich gut :slight_smile: (Ignorieren wir mal meinen starken Akzent, wenn ich die Sprache versuche zu Sprechen - aber auch da, vom Akzent mal abgesehen, bin ich recht gut, und ich weiß, dass das Schreiben auf Englisch mir da sehr geholfen habe.

Ich Hoffe, dass dies hier ungefähr das ist, was du hören wolltest? Weil ich wurde nicht ganz Schlau aus deiner Einführung :slight_smile:

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Hallo @Monitor ,

klasse, da sind wir also schon zu zweit :slight_smile:
So wie du habe ich auch angefangen, dann kam Papyrus Author, die englisch-sprachige Variante meiner Lieblings-Schreibsoftware. Vielleicht wäre das auch was für dich? Die gibt es auch als Freeware, mit gewissen Einschränkungen im Umfang der Nutzung, jedoch praktisch nicht in der eigentlichen Funktionalität. Zur Not kann man da auch eine Art Hybrid-Arbeitsweise schaffen, indem man zwischen beiden Programmen pendelt, obwohl ich zugegebenermaßen die Bezahlversion von Papyrus Author für mich schon praktischer finde.

Die war bewusst offen, weil ich mich über jede Art von Input freue. Romaneschreiben ist ja an sich schon oft eine einsame Angelegenheit, und das wird nicht einfacher, wenn man in einer anderen Sprache schreibt als die meisten anderen im Forum. Umgekehrt haben Muttersprachler in internationalen Foren nicht mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen bei Grammatik und Wortwahl wie jemand, für den die gewählte Sprache „nur“ die zweite Sprache ist. Ich habe zwar im Lauf der Zeit wie du viel dazugelernt, aber ein letzter Rest Unsicherheit bleibt immer.

Arbeitest du mit englisch-sprachigen Testlesern oder Lektoren zusammen?

Abomodell ist für mich ein automatisches Nein, außer es ist so etwas wie ein Cloud-Dienst…

Weswegen ich die Englische Version von Papyrus nicht anfassen werde…

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Und jetzt zu „dritt“? Ich schreib’ auch auf Englisch und habe mir auch schon das Pendant „Papyrus Author“ angeschaut. Leider gibt es aber keine Version zu kaufen, sondern nur das Abo-Modell, welches ich nicht so sehr mag. Also versuche ich mir mit anderen Mitteln zu helfen. Ist zwar manchmal etwas kompliziert, aber irgendwie wird’s schon klappen! :sweat_smile:

Vielleicht werden es beizeiten vier. Ich hadere schon seit ein, zwei Jahren mit mir den Sprung zu wagen, habe mich aber aus den hier schon angesprochenen Gründen des eingeschränkten Wortschatzes nicht so ganz getraut. Ich denke auch ein großes Problem, das man als Autor quasi gar nicht sehen kann, ist es viel weniger Wörter nachschlagen zu müssen, als schlicht die Optionen nicht zu kennen. Auch mit einem begrenzten Wortschatz lassen sich schöne Texte schreiben, aber jemandem mit einem ungleich größeren Wortschatz (wie z.B. einem Muttersprachler) wird oft auffallen, dass etwas fehlt, oder der Text sich zu simpel anfühlt.

Ich habe bis letzten Herbst nur sehr vereinzelt tatsächlich geschrieben und viel geplant und geplottet.
Jetzt bin ich im aktiven Schreibprozess und merke, dass viele Sätze oder ganze Absätze in ihrem Aufbau für mich nicht so funktionieren wie ich sie im Kopf habe, weil es entsprechende Satzstrukturen oder Worte nicht im Deutschen gibt. Ursache ist, dass ich seit Jahren beinahe ausschließlich englische Literatur konsumiere und mein Alltag zu mindestens 50% in dieser Sprache stattfindet.
Nun ist guter Rat teuer. Nutze ich meine zusehends verkümmernde Muttersprache oder lerne ich massiv Englisch um die Defizite in meinem Wortschatz auszugleichen…

Immerhin; seit ich wieder aktiver schreibe, fällt es mir zumindest leichter auch komplexere Dinge ansehnlich auf Deutsch zu formulieren.

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Ich denke Du solltest beide Sprachen „ausprobieren“! Es muss ja nicht gleich das ganze Projekt sein. Aber einfach mal ein Kapitel in English und das nächste in Deutsch. Versuche für Dich selbst herauszufinden, wo Du Dich wohler fühlst beim Schreiben.
Ich persönlich finde English für’s Schreiben einfacher. Ich kann direkter ausdrücken, was ich sagen will, es gibt genügend Möglichkeiten für Metaphern, Vergleiche, Umschreibungen und auch Synonyme und Antonyme. Der Satzbau ist einfacher und man kann Sätze auch viel besser kurz halten.

Deutsch ist eine Wahnsinns tolle und grandiose Sprache, keine Frage. Aber umso schwerer finde ich es für’s Schreiben. Meine Sätze werden oft zu lang, es gibt so einen überdimensionalen Wortschatz und wenn es ein Wort nicht gibt - na, dann einfach aus anderen zusammensetzen und schon ist es da. Dennoch ist unsere Deutsche Grammatik und die 1000 verschiedenen Möglichkeiten sich auszudrücken, schon nicht ganz so einfach. Und wenn man dann auch noch die ganzen „im eigenen Kopf“ schwirrenden und fliegenden Ideen auf’s „Papier“ bringen will - oh weh, da wird’s manchmal kompliziert.

Aber bei welcher Sprache Du Dich selber wohler und sicherer fühlst, dass kannst Du nur dann herausfinden, wenn Du es ausprobierst. Wie es so schön heißt: „Learning by Doing!“

In diesem Sinne noch viel Spaß und viel Erfolg beim Schreiben!
Vielleicht sieht man sich ja ab und zu „hier“ für einen kleinen Austausch… :wink:

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Was Du über Scrivener schreibst kann ich nur bestätigen! Habe auch damit angefangen…

Hi, ich habe die eine oder andere Kurzgeschichte auf Englisch geschrieben. Ob ich mich an einen Roman auf Englisch rantrauen würde, weiß ich nicht. Davor habe ich sehr großen Respekt, obwohl es mich schon in den Fingern juckt. Habt ihr denn schon Feedback von Muttersprachlern zu euren englischen Texten einsammeln können?

Nur für einen kurzen Abschnitt, aber die Sprache scheint da nicht das Problem gewesen zu sein. Eher solche allgemeinen Dinge wie Infodump und show, don’t tell :sweat:

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Hab’ auch nur kurze Abschnitte bisher für ein Feedback herausgegeben. Bei einem Teil war das Feedback gar nicht mal so schlecht. Aber bei einem anderen Teil ging es mir so ähnlich wie JoeySL. Es wurde zwar nicht so direkt gesagt, aber „es fehlte Spannung, es war zu langatmig, sie lasen es langsam, weil es sie nicht wirklich fesselte“! :roll_eyes: :upside_down_face:
Fazit: Dran bleiben – weiter üben – weiter schreiben! :stuck_out_tongue_winking_eye:

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Spannde Sache…
Meine erste Veröffentlichung verkaufe ich geschätzt fast zur Hälfte ins Ausland. Die Käufer können meist eher schlecht bis gar kein deutsch, wollen sich aber durchschlagen. (Ist ein sehr spezielles Thema und hat viele Bilder - da is das durchaus machbar.)
Ursprünglich (schon vor der Veröffentlichung) war eine Übersetzung ins Russiche angedacht - ein Freund würde das machen. Aber dahin kann man aktuell nicht so wirklich verkaufen - gibt ja nichtmal einen richtigen Postweg.
Mittlerweile habe ich eher die Idee entwickelt selbst eine Übersetzung ins Englische zu machen und diese dann als reines e-Book über die üblichen Verdächtigen anzubieten. Die deutsche Version gibt es nur als gedruckte Version und (abgesehen von einem Spezialanbieter, der zu vernachlässigen ist) nur über mich zu kaufen - mit den entsprechend niedrigen Verkaufszahlen.

Aber direkt auf Englisch schreiben… ich weiß nicht. Reizvoll - aber auch sinnvoll? Vermutlich würde ich da ganz andere Themen angehen. Schon allein deshalb ist es wohl eine Überlegung wert. Wobei ich jetzt schon ernste Probleme habe meine 100 Millionen Projektideen in eine machbare Reihenfolge der Verwirklichung zu bringen.

Ja, darüber denke ich auch nach. Ich fürchte nur, dass man am Ende doch native speaker sein muss, um es wirklich gut hinzubekommen. schließlich reicht es ja nicht, nur die Sprache einigermaßen anständig zu beherrschen, sonst könnte ja auch jeder, der Deutsch spricht gut lesbare Bücher auf Deutsch produzieren. Ich denke, wenn man das selbst macht, braucht man wenigsten noch einen guten Prüfer/Korrekor, der native ist.

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Ja, das denke ich auch. Einfach mal machen ist sicherlich im Normalfall nix. Bei einem Roman gilt das sicher noch mehr als bei meinem Büchlein. Aber selbst da würde ich jemanden bitten wollen, dass mal zu lesen.
Habe gerade erst ein Buch (auf deutsch) gelesen, das wirkte wie eine mittelmäßig überarbeitete Googleübersetzung.
Gerade muss ich da an meine US-Austauschschülerin denken, die in den 90ern von einem Freund von mir mit einer total versehentlichen Bemerkung ziemlich heftig sexuell angegangen wurde. Einfach weil er (und auch sonst keiner von uns) wusste, das seine Aussage eben das bedeutet. Sie hat das locker genommen, war aber im ersten Moment durchaus geschockt. Und es klang so harmlos für uns Ahnungslose :wink:

Wer in einer anderen Sprache als der eigenen Muttersprache schreibt, ist sicher zweisprachig aufgewachsen oder zumindest topfit in der zweitsprachigen Kultur und in deren Wortschatz bewandert. Schließlich soll mir ja niemand „einen Strick aus meinen Texten drehen“ können.

Denn, wenn wir bereits im relativ beschränkten deutschsprachigen Leserraum darauf achten, möglichst fehlerfreie und sprachlich interessante Texte zu produzieren, dann gilt das sicher im globalen englischsprachigen Raum umso mehr. Als Deutscher und Leser deutscher Literatur lege ich nämlich recht schnell ein Buch beiseite, wenn es sprachliche oder inhaltliche Unstimmigkeiten enthält. Und das ist wohl überall auf der Welt gleich.

Ansonsten ähneln die fremdsprachlichen Probleme denen, die uns auch in der Papyrus-Community quälen. Das Beste wäre es, mit einem/einer MuttersprachlerIn zusammenzuarbeiten. Und noch besser wäre es, ihr würdet einen festen Papyrus-Schreibzirkel bilden, in welchem ihr ständig miteinander Austausch haltet.

Hi :slight_smile:

Ich hab bisher immer auf Deutsch geschrieben. Allerdings lebe ich nun in einem englischsprachigen Land und mein Partner versteht leider auch kein Deutsch. Das war der erste Anstoß, mein derzeitiges Projekt in beiden Sprachen zu verfassen.

Einerseits finde ich Englisch als Sprache viel schöner und melodischer. Manche Dinge lassen sich einfach schöner formulieren. Andererseits gibt es Dinge, die man eben nicht ins Englische übersetzen kann. Das Problem hatte ich kürzlich, als ich ein bekanntes Kindergebet übersetzen wollte, das es so im Englischen nicht gibt. Es war eine Szene mit viel Witz und Humor, der natürlich so nun nicht funktioniert.
Zudem gibt es gerade im Englischen viele Abwandlungen, Dialekte, teils sogar anderes Vokabular, ganz zu schweigen vom Slang, den man sich erstmal aneignen muss.

Es gibt also durchaus einige Hürden. Für mich persönlich ist eine der größten tatsächlich die Unsicherheit, was Fehler und Grammatik angeht, weil es nicht die eigene Muttersprache ist.
Das Schreiben an sich ist schon eine Kunst. Diese Kunst auch noch in einer Fremdsprache zu verfassen, ist meines Erachtens sehr beeindruckend.

Fehlerfrei, ja. Sprachlich ‚interessant‘ ist so eine Sache. Das hängt ein bisschen davon ab, welche Lesergruppe man ansprechen will. Um auf dem anglo-amerikanischen Markt zu bestehen, darf der Text von muttersprachlichen nicht zu unterscheiden sein, das stimmt sicher. Aber es gibt einen großen und womöglich wachsenden Kreis von Lesern in Europa, Asien oder Afrika, für die Englisch eine Zweitsprache ist, die aber gern oder sogar bevorzugt auf Englisch lesen. Für die ist ein weniger umfangreicher Wortschatz vielleicht sogar besser verständlich. Mich hat seinerzeit mein portugiesischer Schwager darauf angesprochen, ob ich nicht lieber auf Englisch schreiben könnte, damit er es auch lesen kann. Man kann natürlich auch den Weg der Übersetzung gehen, aber ich formuliere tatsächlich lieber auf Englisch inzwischen.

Das Zweitbeste ist, einem internationalen Autorenforum beizutreten, in dem englisch-sprachige Autoren sich austauschen und einander auf die Sprünge helfen, von Anfängern bis Vollprofis. So eines habe ich gefunden :slight_smile:

Welches denn, wenn man hier fragen darf?

Du hast eine PN :slight_smile:

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Du schreibst - sozusagen - einen Easy Reader für ein Leserpublikum auf sprachlichem B-Niveau? Interessant.

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