Ich hatte da so einen mordsmässig erfolgreichen Schweinehund namens später. Der hat die Eigenschaft, dass ich voll zufrieden war und mich auf **später **gefreut habe. Vorfreude ist ja die schönste Freude, sagt man. Hatte ich jede Menge, kann ich euch versichern!
Irgendwann (Jahrzehnte später…) habe ich mir Schweinehund **später **mal genauer angeschaut und versucht, ihn irgendwohin zu schicken, wo er mich nicht weiter aufhält. Das war aber ein ganz schlauer Schweinehund, kann ich euch sagen! Der kam ständig wieder zurück, wenn ich grad nicht aufgepasst habe!
Letztlich, vor bald 2 Jahren, habe ich mir professionelle Hilfe geholt. Nein, keinen Metzger sondern einen Schreibcoach. Der wollte nämlich was sehen nach 14 Tagen. Auch da war **später **eifrig mit von der Partie. Statt 14 Tage brauchte ich 4 Monate für eine Übung, die ich dann innert 3 Tagen hatte. Nachdem ich vom Schreibcoach einen (gerechtfertigten) Rüffel kassiert hatte, war ich - zufällig - an einem Kurs zum Thema Produktivität. Kam gerade recht, der Kurs. Und da habe ich ein gutes Mittel gefunden, um **später **auf etwas anderes zu hetzen.
Hier kurz zusammengefasst, wann es geklickt hat:
Was sind meine Rollen im Leben, beruflich und privat?
Falls Du mehr als 7 Rollen hast, hast Du zu viele!
Welche Rollen sind Dir wirklich wichtig?
Was sind Deine nächsten Ziele, was ist Dir wichtig in dieser Rolle?
Tja. Seither erlaube ich mir, eine Rolle als Autorin zu leben. Das habe ich mir bisher nicht erlaubt. Ich wollte ja nur ein wenig schreiben, Bücher. Aber ich war ja keine Schriftstellerin. Meine grosse Erkenntnis: Ich habe dem Schreiben im Leben die Priorität eingeräumt, die es auch in meinem Herzen hat.
Ich kenne natürlich diverse Varianten von Schweinehunden, die ihr alle schon aufgezählt habt. Ergänzend noch: “ich kucke noch kurz auf youtube ein Interview George R. Martin oder Donna Tartt oder …”
Den **später **habe ich auch noch zur Verfügung. Ich setze ihn jetzt zugunsten des Schreibens ein und hetze ihn auf Tätigkeiten wie aufräumen, Wäsche waschen (oh je!) und andere nicht lebensnotwendige Dinge.
Ich glaube das schlimmste Übel ist die AUFSCHIEBERIETIS und wenn man es schafft dagegen anzukommen, indem man sich kleine erfüllbare Ziele setzt, dann lässt sich jeder Schweinehund besiegen. Stephan Westphal hat das mal gut erläutert, am besten das Schreiben in den Terminkalender eintragen! Ich kann ihm nur zustimmen, dass das ungemein hilft.
Auch das “Ich schreib in 30 Tagen eine Rohfassung” funktioniert bei mir wunderbar.
Nur bei der Umschreibung und Korrektur, darf man sich nicht Ablenken lassen und das ist brandgefährlich. Also liebe Autoren weg mit den Selbstzweifeln und weg mit unnötigen Recherchen… legt los… einschließlich mir:)
Der Ich mag was anderes schreiben-Schweinehund.
Seit Anfang April sitze ich jetzt an der Geschichte, ich habe mir selbst eine Deadline bis zum 5. Juli gesetzt und bis vor zwei Tagen sah es echt super aus, die Deadline einzuhalten.
Dann kam eine Ausschreibung dazwischen – das Thema passt zu meiner Fantasy-Geschichte (bzw. dem dort aufgebauten Universum) und aaah, so reizvoll … es fehlen doch nicht einmal zwei vollständige Kapitel in der anderen Geschichte, kann der nicht einfach verschwinden, mich fertig machen lassen und gut ist?
ich kenne den inneren Schweinehund auch nur zu gut und mein Tempo ist das einer Schnecke. Ich habe eine Frage an dich, Füchsli, kannst du mir deinen Schreibcoach auch empfehlen?
Wenn ja, würde ich mich freuen, wenn du mir seinen Namen mitteilst. Aber auch für andere Empfehlungen bin ich offen.
Der Schreibcoach soll zu Dir passen. Wenn ich mit ihm gut vorwärtskomme, muss das nicht heissen, dass er für dich auch passt. (Sorry für die vielen Doppel-s; ich habe kein scharfes s auf der Schweizer Tastatur!)
Google doch einfach mal und schau, wen Du da alles findest und wer Dir sympathisch ist.
Ich schicke Dir eine PN mit dem Namen meines Schreibcoachs.
Vor zehn Tagen noch gejammert, dass man was anderes schreiben will – eigene Deadline eingehalten, nun wäre Zeit für das neue Projekt, aber schon ist seit zwei Tagen der “Ich finde keinen Anfang”-Schweinehund da
oh ja, den kenne ich auch, der ist ziemlich übel. Man kann ihn aber ganz gut austricksen, indem man den Anfang einfach erstmal weglässt und mittendrinne anfängt zu schreiben, halt an der Stelle einsetzt, ab der einem was einfällt.
Den eigentlichen Anfang kann man dann später schreiben.
Prinzipiell auch mein Vorgehen =)
Aber da es wieder eine Ausschreibung bis Anfang August ist, existiert ein gewisser Zeitdruck. Mit den vermeintlich spaßigen Sachen aus Kapitel 15 muss ich da nicht anfangen für den Einstieg, wenn x-tausend Wörter vom Anfang an gefordert sind :-/
Ich hoffe einfach mal, dass mir im Lauf des Tages wenigstens zu einer der drei Szenen des ersten Kapitels etwas Zündendes einfällt …
Es gibt noch weitere Methoden, einen Einstieg zu finden. Es muss ja auch nicht Kapitel 15 sein. Vielleicht fängst du mit Seite 2 an?
Ich hab auch irgendwo den irren Ratschlag gelesen, einfach ein Stück aus einen Lieblingsbuch (oder irgendeinem Buch) abzuschreiben, bis man selbst in den Schreibfluss kommt. Dann streicht man hinterher den abgeschriebenen Teil wieder weg. So, wie man Stützräder irgendwann vom Fahrrad abmontiert.
Du kannst es auch mit einer Mindmap versuchen. Hab ich neulich angefangen für ein neues Romanprojekt. Das war ergiebiger, als ich je gedacht hätte.
Du setzt Dich auch zusätzlich unter Druck. Auch wenn Du Anfang August abgeben musst, hast Du immer noch Zeit, eine kleine Planung aufzustellen (und seien es nur ein paar Stichworte), an der Du Dich dann entlanghangeln kannst.
Und was ist, wenn Du erstmal einen doofen, aber überhaupt einen Anfang schreibst?? Verbessern ist immer leichter als neu schreiben …
Wenn ich nicht weiter weiss, sei es mit dem Anfang oder nach einer Szene, schreibe ich einfach drauflos: “Ich weiss jetzt grad nicht weiter. Max hat das Pferd gestohlen und Eva hat den Job geschmissen. Irgendwie müssen sie zusammenkommen. Was wäre denn möglich? Vielleicht haut Max mit dem gestohlenen Gaul ab und versteckt sich…”
Hat bisher erstaunlich gut funktioniert. Das Blabla entwickelt sich wie von alleine in die Story.
Wenn der Bäckermeister keinen Teig verarbeitet, weil er seinen Schweinehund nicht überwinden kann, dann stehen wir am Morgen ohne Brot und Brötchen da.
Im Prinzip hast Du recht. Allerdings dürfen die meisten Bäcker ihre Tätigkeit wohl als einzigen Beruf betrachten, während die meisten Autoren ihre Schreibaktivität zusätzlich zu ihrem Brotberuf absolvieren müssen, wenn sie je ein Buch fertigstellen wollen. Da ist es eher verständlich, wenn man sich gelegentlich nicht so leicht motivieren kann.
Eine sehr wichtige Funktion des Schweinehundes dürfen wir nicht vergessen: Er schützt uns vor Überlastung. Ohne Schweinehunde gäbe es sicher jede Menge Burnouts auf der Welt. Was gut funktionieren kann: Redet mit Eurem Schweinehund und handelt Kompromisse mit ihm aus. Normalerweise sind Schweinehunde in kleine Häppchen aufgeteilten, überschaubaren Aufgaben gegenüber nicht abgeneigt.
Ich erlebe das, wenn ich bei nasskaltem Wetter gar keine Lust auf einen Hundespaziergang habe. Ich handele mit meinem Schweinehund die kleinste Runde aus (mein echter Hund diskutiert eh nicht) und wenn ich erstmal unterwegs bin, hat der Schweinehund meist nichts dagegen, auf eine etwas größere Runde abzubiegen.
Das größte Problem am ganzen Schweinehund-Thema ist, dass viele glauben, Lust und Spaß an einer Sache kämen, bevor man sich damit beschäftigt. Das stimmt aber nur selten. Meistens kommt der Spaß erst, nachdem man angefangen hat.
Deshalb empfehle ich immer, die 15-Minuten-Regel auszuprobieren.
Stellt alles bereit, was Ihr für die Aufgabe braucht.
Stellt einen Timer auf 15 Minuten.
Macht mit Eurem Schweinehund aus, dass Ihr die Aufgabe beenden dürft, wenn es klingelt.
In 90 % der Fälle ist man nach 15 Minuten so in die Aufgabe eingearbeitet, dass man sie auch zu Ende macht.
Das klappt natürlich am besten bei Aufgaben, die man freiwillig macht, wie z. B. Schreiben, weil man nicht denkt, dass man es ja später ohnehin erledigen muss, auch wenn man beim Klingeln abbricht, aber bei mir funktioniert es auch mit Pflichtaufgaben wie Putzen oder Hundespaziergang. (Mein Hund scheint bei echtem Sauwetter auch einen Schweinehund in sich zu haben. Er schaut mich dann an, als sei es eine Zumutung, jetzt rauszugehen …)
Und wenn es gar nicht geht, nimmt der Schweinehund vielleicht wirklich gerade seine Schutzfunktion wahr …
Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. SIehe die Vorschreiberin.
Was ich noch anmerken möchte, ist die Tatsache, dass es mich keinerlei Überwindung kostet, mich ans Schreiben zu setzen, wenn ich weiß, was ich schreiben will, wenn die Idee schon da ist. Mein Schweinehund kommt nur dann zum Tragen, wenn ich unschlüssig bin, wie der Satz, der Absatz, das Kapitel oder die Geschichte weitergehen soll! In diesem Sinn habe ich auch keine Schreibblockade. Die gibt es nicht. Wenn man eine hat, fällt einem nur nichts ein. So einfach ist das. Schreibblockade klingt nur ein bisschen gebildeter.
Mein persönlicher Schweinehund heißt “Neue Idee, die sofort angegangen werden muss”. Er taucht vorzugsweise dann auf, wenn ich ein Projekt fast fertiggestellt habe und mich mit so “langweiligem” Kram befasse wie Korrekturlesen, Abstimmung des Covers, Einarbeiten der Lektoratsvorschläge.
Der neuste Schweinehund – “Ich weiß nicht, womit ich weitermachen soll”-Schweinehund.
Ausschreibung eingereicht. Anderen Kram erledigt. Nun könnte ich Ende August eigentlich das machen, was ich April für Anfang August geplant hatte, aber irgendwie geht die Motivation gerade gegen Null. Der Plan zum Umschreiben/Überarbeiten klang im April noch so toll, nun klingt er eher so meh, die ersten Sachen sind nur so kleine Sätze, aber die gefallen mir so und arghll … ganz anderes Projekt vorziehen? Wie besiege ich diesen Schweinehund?
@Scherbengericht Das geht mir gerade ähnlich. Mein aktuelles Projekt muss noch mal überarbeitet werden. Das nächste spukt aber schon in meinem Kopf umher.
Ich versuche mich jetzt erst mal auf meine aktuelle Geschichte zu konzentrieren. Ich setze mich dran, auch wenn ich so gar keine Lust habe. Und wenn ich nur lese und hier und da eine Kleinigkeit ändere, habe ich dann doch das Gefühl, wieder einen Schritt weiter zu sein.
Es sind Drillinge. Ich habe den auch gerade. Aber heute hatte er frei so konnte ich immerhin etwas korrigieren und noch 1000 Wörter dazuhauen. Aber gerade die Überarbeitung ist schwer, und das Expose soll noch schlimmer werden? Hilfe…
Aber wenn ich jeden Tag ein bisschen was mache kommt ein Tag wo ich viel schaffe. Auf Regen erfolgt Sonnenschein.
@Pferdefrau Glücklicherweise (?) spukt mir nichts Neues im Kopf herum, nur der Gedanke, dass ich eben jeden Tag irgendwas machen sollte.
Da schwankt man nun eben zwischen der Überarbeitung und der Wiederaufnahme eines alten, kleinen Projekts, aber beides ist aktuell nicht das Wahre für die Schreiberseele. Wenigstens habe ich mich heute früh aufgerafft, die schönen Sätzchen aus dem Kapitel rauszunehmen … bleibt die Frage, ob der Auftritt einer weiteren Person nicht auch raus sollte, um Platz für ein paar Sätze zum Fish ‘n’ Chips zu machen.
*Immer diese Entscheidungen *… blöder "Ich kann mich nicht entscheiden"-Schweinehund.