Der Lebkuchen Mörder

Auszug aus „Der Lebkuchen Mörder“ ein Frankenkrimi.
Ich experimentiere immer noch mit meinen Drehbüchern.

Nach dem Rauswurf ihres Mannes, der eigentlich kein richtiger Rauswurf war, denn Herr Melk ist freiwillig gegangen, fühlte sich Claudia erst so richtig frei.

Vor 10 Jahren schon hatte es ihr Mann heraus bekommen, dass Claudia fremd ging und obwohl er wusste, dass sie ihn nicht liebt, konnte er es nicht lassen sie eines Tages damit zu konfrontieren, dass er es weiß. Eine vermeintliche Genugtuung, der Schuss ging aber nach hinten los.
Er hätte es besser wissen müssen und es für sich behalten sollen, denn diese Gewissheit veranlasste Claudia dazu, dass sie es ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verheimlichte. Ihr Mann hatte sich damit sprichwörtlich, selbst ins Knie geschossen.

Auch Freunden gegenüber hat sie sich gerechtfertigt, dass ihre Ehe ein reiner Zweckverbund sei, um die Firma zu halten.

Ihr Sohn Rudi war ein Unfall, sie wusste nicht, wie das passieren konnte, in einem Anfall von Geilheit war es ihr egal gewesen, wer über sie stieg, es hätte auch in diesem Augenblick ein Penner von der Straße sein können.

Solche oder ähnliche Ausbrüche von Gemeinheiten schrie sie ihrem Mann entgegen, wenn es einmal wieder so weit war und es richtig zur Sache ging.

Claudia war enttäuscht vom Leben und wollte nicht wahrhaben, dass sie daran nicht ganz unschuldig war.

Ihren Sohn mochte sie nie und hat ihm alles verweigert, was eine Mutter ihrem Kind eigentlich nicht verweigern sollte, und der Vater hatte dann versucht, das auszugleichen und ihm alles gegeben, was anscheinend aber auch nicht das Richtige war.

Irgendwann war es dann so weit, dass Rudi seine Eltern verabscheute. Er fühlte sich der Punkszene zugehörig und nahm Drogen. Er wollte mit den Geldsäcken, die seine Eltern waren, nichts mehr zu tun haben.

Seiner Mutter war das egal seinem Vater nicht. Er sah seinen Sohn als Erfüllung seiner Liebe zu Claudia aber Rudi tat alles, um ihn auch noch diese letzte Illusion zu nehmen.

Diese Familie war so verkorkst, wie es schlimmer nicht sein konnte, aber nach Außen strahle Claudia wie ein Engel, sie hat es verstanden, alles von sich abzuschütteln, sie genoss ihre Freiheit und auch Annehmlichkeiten, die ihr einiges an Geld kosteten.

Rudi war schon mal wieder hier und wollte seine Mutter um Geld bitten, jetzt auf einmal erinnert er sich, dass man Geldsäcke auch anpumpen könnte. Aber Rudi fehlt es an Diplomatie, es artet sofort in einen riesen Streit aus und mit Brüllen hat man noch nie etwas erreicht.

Claudia hat ihren Sohn komplett abgeschrieben im Hausverbot gegeben, ihm eine Abmahnung angedroht, wenn er noch einmal erscheinen sollte.
Aber Rudi stand unter Druck, er konnte nicht anderes. Nicht zu fassen, Rudi, der Revoluzzer, hängt an der Kandare einer Frau. Lena, seine Freundin hat ihn geschickt, sie nötigte ihn dazu, seine Mutter anzubetteln.

Gibt’s doch nicht, wenn Rudi so vor einem steht, kann man das Fürchten kriegen. Irokesenschnitt rotgrün gefärbt, schwarz geschminkte Augen und Lippen, grün lackierte Fingernägel, Springerstiefel und komplett in Leder gekleidet vergammelt und mit Löcher drin. Nieten wohin das Auge sieht, vom Geruch ganz zu schweigen. So kann man kein Vertrauen aufbauen, aber woher sollte er es wissen, er hat es nicht gelernt, sich zu benehmen.

Rudi und Lena haben durch Zufall Claudia vor einem Autohaus entdeckt. Claudia war in Begleitung eines jungen Mannes und war augenscheinlich in Begriff, sich ein neues Auto zu kaufen. Dass Claudia Probleme mit ihrem Alter hat und pausenlos fremdgeht, wusste Lena ja schon von Rudi aber dass sie es mit jungen Männern treibt, das war ihr neu. Rudi meinte, es sei doch schließlich scheißegal, mit wem sie es treibt. Lena war da ganz anderer Meinung, die Alten bekommt sie umsonst und die Jungen kosten ihr Kohle. Das Lena damit den Nagel auf den Kopf getroffen hat, folgte auf dem Fuß. Sie musste nämlich schockiert mit ansehen, dass Claudia das Auto nicht für sich gekauft hat.
>>Diese scheiß Karre kostet mehr als wir für unser Tattoostudio brauchen.<< brüllt sie Rudi an und haut ihm auf den Kopf.
>>Ich war doch erst bei ihr<< erwidert Rudi eingeschüchtert.
>>Ich war doch erst bei ihr<< äfft Lena Rudi nach.
>>und? Was hast du erreicht? Brüllt sie weiter und holt wieder zum Schlag aus, sag`s mir, was hast du erreicht?..<< Rudi zuckt, weil Lena immer wieder zum Schlag ausholt.
>>nothing hast du erreicht Nada, Arschloch. Du gehst noch mal hin und sagst ihr, dass wir sie dabei gesehen haben, wie sie ihrem Lover ein Auto gekauft hat.<<

Rudi ging noch mal zu seiner Mutter, das war am Samstag und am Sonntag war sie tot.

Ich habe keine Fragen zum Text. Du hast ja auch mal wieder keine.

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Zumindest hast du ihn nicht zerrissen, was für mich positiv ist. Drehbücher in Prosa umzuschreiben, ist für mich eine große Herausforderung. Ich versuche einen Schreib Stiel zu finden. Er sollte locker und ein wenig witzig sein und die Sprache ungezwungen herüberkommen, um vom trockenen Drehbuchschreiben wegzukommen.

Penthouse: Dachterrassenwohnung Frau Speckstein.
Im engen Hausflur vor dem Aufzug kämpften die Bestatter Hermann und Karl mit ihrem Fiberglas-Sarg, der immer wieder laut an die Wände stieß und den Raum unangenehm mit Lärm füllte.
„Warum müssen diese verdammten Aufzüge immer so klein sein?“ Schimpfte Hermann und versuchte, den widerspenstigen Sarg in den Aufzug zu quetschen.
„Pass auf, dass du nicht die Wand erwischst. Die Hausverwaltung in der Winzergasse hat den Aufzug erst kürzlich renovieren lassen, nur wegen ein paar Kratzern, die bestimmt nicht von uns waren", sagte Karl und zog den Sarg weiter.
„Zahlt ja eh die Versicherung", grummelte Hermann, doch Karl schüttelte nur den Kopf.
„Der Chef sieht das aber anders", entgegnete er und stemmte sich gegen den Sarg, um ihn weiter zu schieben.
„Wie nehmen wir ihn denn jetzt?“ Fragte Hermann, während er sich einen besseren Griff verschaffte.
„Hochkant, wie denn sonst?“ Sagte Karl mit einem leichten Grinsen.
„Hast du die Spanngurte dabei?“ Fragte Hermann, als er versuchte, den Sarg in eine sichere Position zu bringen.
„Die wirst du nicht brauchen, der ist so steif, der steht von allein", antwortete Karl, ohne dabei seine Bemühungen zu verlangsamen.
In diesem Moment betraten Sven Evers, Andreas Kreuzer und Simone Berglein den Flur und blieben kurz vor dem Aufzug stehen.
„Dauert’s noch lange, meine Herren?“ Fragte Andreas, die Ungeduld in seiner Stimme kaum verbergend.
„Wir haben’s gleich, kann sich nur noch um Stunden handeln", sagte Hermann, ohne seinen Blick von seiner Aufgabe abzuwenden.
„Wir müssen nach oben", sagte Sven, zückte seinen Ausweis und trat vor.
„Und was meinst du, was wir hier machen?“ Fuhr Hermann ihn scharf an.
„Bringt nichts, wir nehmen die Treppe", sagte Sven entschieden und drehte sich zu den Stufen.
„Das sind sieben Stockwerke!“ Murrte Andreas und folgte ihm widerwillig.
„Wenn ich das schaffe, wirst du es auch können", sagte Sven, als er mit langen Schritten die Stufen hinaufstieg.
„Du hast leicht reden, du wirst schön umsorgt und gepflegt, ich werde noch gefordert", stöhnte Andreas, der hinterherhinkte.
„Hast du gehört, Simone? Unser Kollege wird noch gefordert. Wer nachts um die Häuser zieht, kann Tags auch arbeiten", rief Sven über die Schulter.
„Danke, Mama", gab Andreas trocken zurück.
Nach ein paar Minuten, die Andreas mehr als nur anstrengend fand, erreichten sie die Wohnung. Der Anblick des Raumes ließ ihn kurz vergessen, warum er eigentlich hier war. Die Leiche war ihm im Moment fast nebensächlich.
„Diese Bude gehört einer Frau Speckstein aus Hamburg", sagte Andreas und schaute sich fasziniert um.
„Wie alt?“ Fragte Sven, während er die Wohnung inspizierte.
„55, meinte der Hausmeister. Die Wiesbergerin war in einem ähnlichen Alter", sagte Andreas grinsend. „Der Hausmeister meinte, sie sieht echt gut aus.“
Er zeigte auf das Fenster. „Ist diese Wohnung nicht der Wahnsinn? Hast du die Aussicht gesehen? Glaubst du, man könnte einen Preisnachlass aushandeln, jetzt, wo hier jemand ermordet wurde?“
„Wie meinst du das?“ Fragte Sven, während er weiter durch den Raum ging.
„Na, hier wird eine Wohnung frei", sagte Andreas und zuckte mit den Schultern.
„Findest du das angemessen?“ Fragte Sven, während er sich das Bild der Wohnung einprägte.
„Vielleicht nicht, aber es ändert nichts an der Tatsache", antwortete Andreas.
„Ich sehe in Frau Speckstein eigentlich eine Verdächtige", sagte Sven und blickte auf eine Notiz, die er sich gemacht hatte.
„Wie jetzt?“ Andreas zog eine Augenbraue hoch.
„Mord aus Eifersucht, zum Beispiel", meinte Sven ruhig.
„Mit nem Hammer? Frauen morden anders", entgegnete Andreas skeptisch.
„War nur ein Versuch, dich wieder auf deine Aufgaben zu fokussieren. Einige Fragen wird uns diese Frau wohl oder übel beantworten müssen", sagte Sven und ging weiter.
„Ich habe den Hausmeister schon nach der Adresse gefragt. Er wird sie mir noch besorgen. Wo ist unsere Neue?“ Andreas sah sich um.
„Sie schaut sich, glaube ich, das Schlafzimmer an", antwortete Sven.
Als der Hausmeister zurückkam, hielt er ein Blatt Papier in der Hand und gab es Sven und Andreas.
„Hier ist die Adresse, von Frau Speckstein, sie wird nicht erfreut sein", sagte er, mit einem besorgten Blick.
„Denke ich auch nicht, aber sie muss da durch", sagte Andreas und nahm das Blatt entgegen.
„Aber seien Sie ein wenig sensibel, wenn Sie ihr die traurige Nachricht überbringen", fügte er hinzu.
„Keine Sorge, ich werde mich zusammenreißen und nicht in Tränen ausbrechen", versprach Andreas und grinste dabei.
Der Hausmeister nickte leicht, warf einen letzten Blick auf die Kommissare und zog sich dann zurück.
„Hatte sie eine Freundin?“ Fragte Simone, als sie wieder auftauchte.
„Die Wohnung gehört einer, sagen wir mal, ‘reiferen Dame’„, sagte Andreas und wühlte weiter in einer Schublade.
„Also doch ein Professioneller“
„War von Anfang an meine Vermutung", gab Andreas zurück, ohne aufzublicken.
„Hier gibt es nichts. Es scheint sich alles nur im Wohnzimmer abgespielt zu haben", sagte Simone, während sie raus, auf die Terrasse trat. „Die Terrassentür war weit offen, als der Hausmeister die Wohnung öffnete. Einbruchsspuren gibt es keine, haben mir die Kollegen versichert.“
„Also nichts, was uns weiterbringt", schloss Sven und blickte auf die Kollegen, die akribisch ihrer Arbeit nachgingen.