Dein Kommentar bedeutet mir viel. Danke für deine freundliche Meinung. Positive Rückmeldungen kann man ja auch manchmal gebrauchen .
Guten Abend H.,
vielen Dank fürs Teilen.
Mich stört der Stil absolut nicht, mich stören auch die Adjektive nicht, für meinen Geschmack passt das alles so zusammen. Ich habe Deine Geschichte gern gelesen, denn nein, Du hast das Rad hier natürlich nicht neu erfunden, aber für manche Geschichten ist das auch in keiner Weise notwendig. Lese ich eine Schauergeschichte, möchte ich genau so einen Handlungsverlauf in am besten einem solchen oder ähnlichen Stil.
Für das Auge der Lesenden in der heutigen Zeit wäre ich an Deiner Stelle aber hier und da ein paar Kompromisse eingegangen, dass sich Dein Text etwas flüssiger liest. Ich habe Dir ein paar Beispiele angehängt, wie ich das meine - minimale Veränderungen, wie gesagt, und nur mein persönlicher Geschmack, wenn es um das Textgefühl geht. Vielleicht ist etwas davon für Dich von Interesse.
Vielen Dank, liebe Grüße, Arletta
Hell blitzte es auf und die Landschaft, welche mich umgab und bis eben noch in völlige Finsternis gehüllt, wurde mir für einen Moment deutlich erkennbar:
Im nächsten Augenblick allerdings war das Blitzlicht wieder erloschen und Dunkelheit kehrte erneut zurück, doch es war nicht mehr dieselbe wie zuvor, denn die Ruhe, ihr gewöhnlich zueigen, war von ihr gewichen.
Ich sah an die Stelle, wo er eben gestanden und sein schwarzer Schemen sich am Ende des Pfades abgezeichnet hatte.
Dann ist die Welt ja in Ordnung.
Ich hab im letzten Jahr eine Kurzgeschichte geschrieben, deren erstes Drittel getrost weg könnte, ohne dass die Story darunter leiden würde. Sie bleibt genau so, wie sie ist, weil sie eine Hommage an eine bestimmte Stilrichtung (in dem Fall Lovecraft und Co) ist. Sie ist nicht für die große Bühne geschrieben.
Wenn Du hinter Deinem Text stehst, ist er für Dich gut so.
Dann ist meine Meinung, mein Leseempfinden nur ein Randereignis.
Das Eindrücklichste ist für mich der Sprachstil. Den empfinde ich noch nicht überall als rund und homogen, aber insgesamt doch als Genuss. Dass deine Sprache reich an Adjektiven ist, entspricht meinem Geschmack - mein Geschmack ist da anders als der von anderen Forianern. [An einzelnen Adjektiven herummäkeln könnte ich natürlich trotzdem, beispielsweise finde ich „unförmig“ und „wahnwitzig“ in den jeweiligen Zusammenhängen nicht passend, und mich stören ein paar Wiederholungen, wie im letzten Absatz zweimal „tödlich“ und zweimal „betäubt“.]
Was mir erst nach mehrmaligem Lesen und Nachdenken bewusst geworden ist, ist meine emotionale Distanz als Leser. Ich dachte nach dem ersten Lesen, dass das einfach daran lag, dass das Schwelgen in Sprache meine Aufmerksamkeit und Konzentration vom Inhalt abgezogen hatte.
Aber nach mehrmaligem Lesen denke ich, dass ich auch durch anderes emotional auf Distanz gehalten werde. Ich versuche das mal aufzulisten:
- Ich erfahre nicht, wo ich mich befinde, die Landschaft könnte überall sein. → Das finde ich als Stilmittel gelungen, um Angst und eine gewisse Orientierungslosigkeit, eine albtraumartige Stimmung zu transportieren
- die „dringendste Angelegenheit“. → Gefällt mir nicht. Während ich beim Gefühl der Orientierungslosigkeit noch denken kann, dass ich die mit dem Erzähler teile, sagt mir der Erzähler jetzt quasi direkt ins Gesicht: „es geht dich nichts an, warum ich hier bin“, damit schubst er mich sozusagen von sich weg.
- Der nächste Absatz beginnt mit Emotionen und holt mich dadurch wieder näher heran, aber durch „nun wusste ich“ und „Die Zeit des Fliehens war vorüber“ wird der Erzähler sachlicher und selber distanzierter von seinen eigenen Emotionen.
- „Die Bedrohung, der man direkt ins Auge sieht, vermag niemals …“ → Der kleine philosophische Exkurs verschafft dem Erzähler mehr Distanz von seiner Furcht, aber mir als Leser auch Distanz von der unmittelbaren Handlung. Deshalb wird zwar in dem Absatz dreimal das Wort „Furcht“ betont, die Furcht selbst kommt aber nicht bei mir als Leser an.
- Im letzten Absatz wird meine Distanz zum Erzähler für mich wieder verringert, aber der Erzähler distanziert sich durch längere Beschreibungen („der mich meines Bewusstseins berauben würde, noch bevor ich seiner bewusst geworden“) wieder mehrmals selbst vom unmittelbaren Erleben.
Sprachlich find ich es „schön“ geschrieben und vor 20 Jahren hätte ich es genossen. Mein Job hat mich dazu gebracht, nicht mehr am Abend denken zu können, sondern nicht mehr denken zu wollen. Spannung und gute Handlung sticht für mich jede sprachliche Brillanz, daran kann ich mich nicht ergötzen - hier bin ich eher auf der Musikseite. Und von daher holen mich leider solche Texte nicht mehr ab.
Dass du dich auszudrücken vermagst, kann man nicht abstreiten, ob dich jeder versteht, steht dann auf einem anderen Blatt , für mich war die Länge an Text schon an der Grenze meiner Konzentrationsfähigkeit (ja, wahrscheinlich bin ich schon sehr abgestumpft ^^)
Und das ist mMn ein Problem in einem Forum wie diesem. Hier tummeln sich alle unterschiedlichen Geschmäcker. Die einen lieben Gruselgeschichten (ich), die anderen kitschige Fantasy, andere gesellschaftskritisches usw. Bei Youtube etc „hilft“ der Algo - je nachdem ob man das nun gut findet - und in der Bücherei oder in einer Buchhandlung geht man in „seine“ Abteilung - hier weiß man im Vorfeld nicht, was man bekommt.
Für einen Wettbewerb mit dem Thema Wortgewandtheit war es sicherlich der richtige Text, für jemanden, der um zehn am Abend noch ein paar Seite ablesen will, eher nicht Aber so wie die Geschmäcker unterschiedlich sind, sind auch die Gründe, warum man zum Buch greift, bei jedem andere. Und so wie es wichtig ist, dass man überhaupt liest - egal was - ist es auch wichtig, dass man das Geschriebene nicht in Schubladen versauern lässt, sondern die Texte und seine Gedanken mit anderen teilt.
Und so wie ich immer wieder für meine Freundin koche, obwohl die Kritik in Richtung „du solltest endlich mal lernen, wie man richtig würzt“ geht, hoffe ich, dass du genauso stur wieder mal etwas hier reinstellst, und ich werde auch das gerne lesen.
PS: Ich denke, mein Text ist ein wenig wirr und ich hab mich ein paar Mal wiederholt, aber ich bin immer wieder und wieder unterbrochen worden und hab mehrfach den Faden verloren -.-
Edit: Auf was ich hinauswollte: Für dich ist - das bekommt man mit - Literatur eine Kunstform, die du mit Hochgenuss aufsaugst, für mich hingegen pure Unterhaltung. Zum Glück ist die Auswahl an beidem groß genug.
Hier nur ein kleiner Ausschnitt in einer leicht veränderten Version – einfach als Idee, falls du sehen möchtest, wie es auch klingen könnte. Natürlich will ich damit nichts an deinem Text kritisieren oder in Frage stellen. Bitte nimm es nicht persönlich.
Ein Blitz erhellte die Landschaft, die zuvor in völliger Finsternis umhüllt gewesen war, ließ sie mir für einen Moment deutlich erkennbar werden: die Bäume, Felsklüfte, sowie der Himmel, in dem sich die Wolken auftürmten. Der Sturm, der mich hinausgetrieben hatte, tobte mit Wut und er heulte gespenstisch durch die Nachtluft.
Auch dir vielen Dank @Arletta für Deinen freundlichen Kommentar und für die Vorschläge, die ich auf jeden Fall in Erwägung ziehen werde. Auch dir Lanan2007 - ich würde den Text noch etwas umschreiben, aber diese Satzkomposition ist auf jedenfall ein ernstzunehmender Verbesserungsvorschlag.
Ihr könnt gern weiterschreiben, aber seit mir nicht böse, wenn ich nicht mehr alles lese. Ich muss mich jetzt wirklich verabschieden, denn ich möchte den letzten Abend des Wochenendes noch etwas genießen, und meine Texte zerrupfen zu lassen, sei die Kritik auch noch so konstruktiv, gehört nicht unbedingt zu meinen liebsten Sonntagsbeschäftigungen. Die Schuld liegt selbstverständlich allein bei mir, weil ich einen Text zur Kritik freigab, wobei ich gerade gar keine Energie dafür hatte.
Ich hätte eigentlich das Vorwort von Hoffmanns „Die Lebensansichten des Katers Murr“ davorsetzen sollen:
„Schüchtern – mit bebender Brust, übergebe ich der Welt einige Blätter des Lebens, des Leidens, der Hoffnung, der Sehnsucht, die in süßen Stunden der Muße, der dichterischen Begeisterung meinem innersten Wesen entströmten.
Werde, kann ich bestehen vor dem strengen Richterstuhl der Kritik? Doch ihr seid es, ihr fühlenden Seelen, ihr rein kindlichen Gemüter, ihr mir verwandten treuen Herzen, ja, ihr seid es, für die ich schrieb, und eine einzige schöne Träne in eurem Auge wird mich trösten, wird die Wunde heilen, die der kalte Tadel unempfindlicher Rezensenten mir schlug!“
Verzeiht, dass konnte ich mir jetzt nicht verkneiffen. Ich finde das Buch einfach ungeheuer witzig - gleich auf dieses Vorwort folgt ein im Gegensatz sehr selbstsicheres, dass „ausversehen“ gedruckt wurde. Hoffmann hat einfach köstliche Einfälle.
PS: Warnung: Der dritte Band ist nie erschienen und der zweite Band hat einen ganz, ganz bösen Cliffhänger.
Ein klaustrophobischer Spannungsbogen, der sich auf den finalen Konfrontationsmoment zuspitzt – mit retrospektiver Fehde („seit Jahren gefürchtet“) nicht ohne unfreiwilligen Humor.
Die Natur als anthropomorphisierte Antagonistin. Well, warum nicht. Ein Plot, der von Außen einwirkt in synästhetischer Bedrohungsatmosphäre.
Die Hell-Dunkel-Elemente als Dialektik von Erkenntnis und Ungewissheit. Auch das geht formal in diesem Genre.
Ich erkenne reflektiert existenzialistische Angstkonzepte. Damn, hast Du Kierkegaard gelesen? Das Ding mit der „Angst als Schwindel der Freiheit“.
Wenn Du es schaffst, den philosophischen Subtext im Unterfutter einzuarbeiten, erhebt sich der Text über genretypische Schauerliteratur.
Ich gehe davon aus, dass die Natur der Spiegel der Psyche des Protagonisten ist – Landschaft und Atmosphärisches als externalisierte innere Zerrissenheit.
Ich habe Fragen:
Ist die finale Vernichtung des Feindes durch Naturgewalt (Blitz) inszeniert ein fatalistisches Weltbild? Weil der Protagonist passiv bleibt, ist die Rettung extern determiniert. Wenn nicht, trenne dich bitte von diesem „Deus ex machina“, es sei denn, es geschieht in voller Absicht als absurdes Element (in der Tradition von Ionesco, Beckett usw.).
Zur Aufwertung:
Es gibt einige redundante Adjektive („dunkel“, „Finsternis“, „Schwärze“).
Des Weiteren gibt es Schachtelstrukturen. Wenn Du sie auflöst, wird der innere Konflikt pointierter transportiert.
Der Blitztod des Antagonisten wirkt willkürlich („Deus ex machina“).
Zur Psychologie der Figuren:
Ich bin kein Freund von Rückblenden, aber um die emotionale Tiefe der Rivalität zu verdeutlichen („alte Fehde“), wäre etwas Greifbares sinnvoll.
Die räumliche Relation zwischen Protagonist und Antagonist ist vage („Ende des Pfades“). Eine genauere Ortsangabe würde den klaustrophobischen Effekt verstärken (am Findling, am Schild, an der Biegung des Flusses, dort, wo sie früher immer die schlechten Autoren und Schauspieler erschlagen und begraben haben - welches zum Ende hin nur Shakespeare überlebt hat – Scherzo).
Finaly:
Rate zu einer stärkeren Verankerung an Schlüsselstellen bezüglich Logik und Figurenzeichnung. Dann hat es Potential zum Einstieg in eine Novelle.
LG
Ludovic
Ich bin mir nicht einmal sicher, ob meine Vorschläge wirklich richtige Vorschläge sind. Wie gesagt, mir gefällt Deine Geschichte samt Stil gut (wobei ich es tatsächlich inhaltlich gut fände, die „dringendsten Angelegenheiten“ zu erfahren). Du hast Deinen Stil gefunden und findest Leser, die diesen Stil mögen.
Natürlich kann man nie alle Geschmäcker gleichzeitig treffen, ist ja auch absolut nicht Dein Ziel. Es war eher eine Überlegung von mir, ob Du nicht durch minimale Kompromisse eine etwas breitere Leserschaft ansprechen könntest. Die Betonung liegt hier auf etwas, denn Dein Stil ist ja absolut beabsichtigt und wird durch kleine Kompromissen sicherlich auch nicht „mainstreamtauglich“. Soll er ja auch gar nicht werden. Verzeihung, ich merke, ich gerate ins Schwafeln. Versteht man ein bisschen, was ich meine?
Es tut mir Leid, wenn ich das oben etwas missverständlich geschrieben habe. Meine Vorschläge waren eher als Beispiele gedacht, grammatikalisch einen Tick moderner zu schreiben, um das Lesen etwas zu vereinfachen für Leute, nicht unbedingt Klassiker lesen und deshalb den Stil nicht gewohnt sind. Aber ich habe hier im Thema auch herausgelesen, dass mancher sich mehr an den vielen Adjektiven stört, als an der „altmodischen“ Grammatik. Daher lag ich mit meiner Überlegung vielleicht auch völlig daneben.
Edit: ich habe das überhaupt nur deshalb angemerkt, weil Du in Deiner Vorstellung geschrieben hattest, dass Du Leser suchst.
Ich finde den Text sehr schön und eindringlich.
Allerdings würde ich ein ganzes Buch in diesem Stil wohl nicht schaffen.
Ich bin eher einfach gestrickt.
Nichtsdestotrotz gefällt mir es sehr gut
Es ist eine Kunst, sich so auszudrücken, also weiter so!
Gern gelesen horo
Ich finde den Text sehr schön und Mysteriös. Allerdings müsste ich mich meinen Vorredner anschließen. Ein kleiner Text ist in Ordnung, ein ganzes Buch auch für mich zu viel.
Keine Sorge, das ist schon richtig rübergekommen. Ich meinte nur, dass Deine Beispiele hilfreich waren.
Vielen Dank Euch, @Ho.Ro und @Rey für die positiven Kommentare. Ja, ganz klar - ein ganzer Roman wäre mir da auch zu viel. Der Text ist ja bewusst als Kurzgeschichte konzipiert. In meinen Romanen (und auch allgemein in anderen Werken) behalte ich zwar durchgehend einen klassischen Stil bei, das ist da aber nicht so intensiv, oft auch gemütlich und es gibt ja selbstverständlich Dialoge etc.
Das ist sehr aufbauend und ermutigend! Vielen lieben Dank.
Ich habe die Kurzgeschichte entfernt, da ich nicht möchte, dass sie zu lange öffentlich zugänglich im Internet herumfliegt. Das führt zu verschiedenen Problemen, wie ich erst kürzlich von Sachverständigen erfuhr. Denke, ich habe genug Meinungen eingeholt. Sollte jemand sie (nochmal) lesen wollen, kann ich sie gern privat (über Papyrus) zusenden. Danke.
Klär mich doch bitte auf. Ich kann meine eigene Geschichte doch wo und so oft und so lange veröffentlichen, wie ich möchte.
Ich denke in dem Fall geht es darum, dass Verläge etc. Keine Manuskripte annehmen, die eine gewisse Zeit online kostenlos verfügbar waren. Da der Copy-Paste Button wohl zu leicht gedrückt werden kann.
Ach so. Danke.
Danke für die Erklärung, Rey.