Hallo,
diese Kurzgeschichte entstand für Seitenwind. Es würde mich interessieren, wie ihr sie einschätzt und an welcher Stelle ihre Optimierungspotential seht.
Der Autor
Es raschelt, auf einmal ist es gleißend hell. „Oh, Ein EBook-Reader! Das ist lieb, Kinder.“ Sie freut sich und dreht und wendet mich in den Händen hin und her. Die nächsten Tage bin ich voll beschäftigt. Viele verschiedene Hände greifen nach mir und zeigen der guten Frau, wie ich benutzt werden kann. Es ist anstrengend, häufig bin ich geschafft, doch sie sorgen immer dafür, dass ich bald wieder voller Energie bin. Zu tun habe ich auf jeden Fall genug. Immer wieder streichelt mich jemand anders. Ich finde es richtig toll! Nach einigen Tagen wird es ruhiger, dann ich bin mit der alten Dame ganz allein. Jetzt verbringen nur noch wir beide Zeit miteinander. Doch so schön es ist, gebraucht und umsorgt zu werden, so sehr nervt es mich, dass wir nur noch zu zweit sind. Ich bin nur noch Mittel zum Zweck. Lieber will ich zurück in die Zeit der vielen Hände: kräftig, sanft, liebevoll, ruppig. Jetzt sind es die immer gleichen, rauen, schwachen Finger. Wenn ich das doch nur ändern könnte … Moment! Warum eigentlich nicht?
Am nächsten Tag mische ich unter die Bücher eine von mir erstellte Buchstabensammlung als eigenes, neues Buch. Kaum hat sie sie entdeckt, greift sie zum Telefon. Sicherlich will sie es den damaligen Besuchern zeigen. Ich freu mich auf die Gesellschaft. „Du, der Reader ist kaputt. Der zeigt nur noch Müll an. … Und das soll helfen? Ok, ich probiers mal.“ Was hat sie vor? Sie nimmt mich in die Hand und - patsch! knall! Schwarz, alles dunkel!
So ein Neustart ist wirklich unangenehm! Als ich mich davon erholt habe, grübel ich: Es hatte ihr nicht gefallen. Was war falsch? Sollte ich es noch mal probieren? Ich hätte so gern wieder Gesellschaft, doch soll ich das Risiko noch mal eingehen? Die nächsten Tage verhalte ich mich unauffällig und schau mir die Bücher, die sie liest genauer an. Nach einiger Zeit bin ich mir sicher das System herausgefunden zu haben. Diesmal versuche ich es mit einem kurzem Wortknäul in einem neu erstelltem Buch:
‚Ein Marsrover schaute traurig über die Ebene. Er war viel zu schwach um weiterzufahren. Seine Bodenstation hatte ihn fast aufgegeben. Plötzlich tanzte ein Staubteufel in seiner Nähe, kam näher und putzte ihm die Solarzellen sauber. Oh, das war nett! Der Rover freute sich und fühlt sich wieder voller Energie. Er stellte fest, dass er schon ein ganzes Jahr hier war. Leise fing er an zu summen: Happy Birthday to me…‘
Ich bin sehr unsicher, als sie meinen Wortsalat entdeckt. Ich möchte nicht noch einen Neustart haben. Sie liest es, lächelt und liest es nochmal. Oh, ihr gefällt es! Einen Tag später unternehme ich den zweiten Versuch. Er ist nicht viel länger als der erste, aber ich möchte auf Nummer Sicher gehen.
‚Die Stricknadel - Gewohnt, einfache Muster in Socken und Schals zu knoten, sehnte sie sich nach einem eigenen Meisterwerk. Eines Nachts, im sanften Schein des Mondlicht, begann sie eine Strickjacke mit einem wundervollen Muster aus Sternbildern zu schaffen, die sich wie eine Sternenhimmelkarte über die ganze Jacke erstreckten.‘
Diesmal greift sie wieder zum Telefon und ruft ihre Kinder an. Sie erzählt Ihnen begeistert von diesen neuen Büchern, allerdings kann sie Ihnen nicht sagen, von welchem Autor diese Bücher sind.
Was ist ein Autor, grübele ich. Ich durchsuche meinen gesamten Speicher, ob ich dazu etwas finde. Irgendwann verstehe ich, was damit gemeint ist und suche mir nach langem überlegen einen Namen aus: Libro-Tronic Lector
Meine Bücher schreibe ich weiter, sie werden immer ein bisschen länger. Und ich treffe immer besser ihren Geschmack. Sie erzählt es ihren Freundinnen, ihren Kindern und anderen. Immer öfter kommen Leute zu Besuch und ich werde herumgereicht, bin wieder viel beschäftigt und gehe wieder durch viele Hände: kräftig, sanft, liebevoll, ruppig, …
Jippie! Wir sind nicht mehr allein!