Der Antagonist - Ein muss von Anfang an... oder?

Das fasst ehrlich gesagt ziemlich gut zusammen, was passiert!
Ich würd dir jetzt so gern die komplett Zusammenfassung hierhin klatschen, haha :smiley:

Nein, aber in dem Schema in etwa läuft es ab und hierbei ist es eben einfach so, dass meine Prota bis zu einem bestimmt Zeitpunkt einfach noch nicht ahnt, dass sie einen echten Gegenspieler hat, der ihre Welt auf den Kopf stellen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt schlägt sie sich mit kleineren Problemen und Konflikten herum, die dann natürlich im Gegensatz zu dem, was der Antagonist tut, nichtig und klein erscheinen.

Ich sprudele gerade so über vor Ideen und habe gestern den ersten Teil so gut wie fertig geschrieben. Mal sehen, wie weit ich es heute schaffe :slight_smile:

3 „Gefällt mir“

Also, man kann von Dan Brown halten, was man will, aber den Red Hering, den er in Sakrileg pflanzt, wo einem gleich klar ist: da! der Bischof ist´s!
Das ist schon gut gemacht. Nein, man muss den Antagonisten nicht gleich zeigen. Man kann ihn auch erstmal überhaupt nicht zeigen. Oder man zeigt: das ist der Bösewicht, aber der isses eben gar nicht.
Aber: die Heldin braucht immer irgendwas, woran sie wachsen kann und sich reiben kann. Und das muss eben nicht direkt mit dem Antagonisten geschehen. Das kann auch das Setting sein. Conflict bedeutet ja nicht immer Action.
Das was du schreibst passt doch. Wichtig ist dabei, dass die kleineren Probleme und Konflikte sie so formen, dass sie die Prota unweigerlich auf den Antagonisten zutreiben :wink: Und ihr die Fähigkeiten geben, gegen ihn zu bestehen.

2 „Gefällt mir“

Wenn der Fokus auf der Entwicklung der Heldin liegt, reicht es, wenn der Spannungsbogen zu ihrer Entwicklung passt, und alles andere ist zweitrangig.

Wenn man den Leser ködert mit:
“Na, willst du wissen, ob die Heldin das Rätsel lösen kann?”

Dann sollten von Anfang an regelmäßig sinnvolle Indizien eingestreut sein, dass man als Leser zumindest das Gefühl hat: Boa! Das hätte ich ahnen können!

Ich bin mittlerweile misstrauisch gegenüber Büchern, über die geschrieben wird: “Tausend unvorhersehbare Wendungen! Den Schluss hätte ich NIE erraten!”

Wenn das so ist, weil Infos einfach fehlten und dann am Ende “Ätsch-Bätsch! Alles ganz anders!” oder sogar vom Erzähler “gelogen” wird,
—- dann ist das nicht raffiniert, sondern nur sinnlos, da zu lesen und mitzufiebern.

4 „Gefällt mir“

Oh ich weiß genau was du meinst. So etwas finde ich super schade.
Ich möchte mitraten können und am Ende entweder ein „Ha, wusst ich’s doch“ oder ein „Whoah, krass, das habe ich irgendwie nicht geahnt, obwohl eigentlich Indizien da waren!“ die man dann bei einem zweiten Durchlesen alle findet und sich freut, sie zu entdecken. So etwas mag ich.

Finde gerade in Serien wird oft zu krampfhaft versucht, krasse Plottwists einzustreuen, die im Endeffekt aber nur Murks sind und keine wirklichen Twists. Es muss stimmig und sinnig wirken und irgendeiner Logik folgen.

5 „Gefällt mir“

Und, @Linchen1991, denk daran, dass ein Antagonist nicht immer der klassische Bösewicht sein muss wie Voldemort oder Sauron.
Es kann auch die besorgte Mutter sein, die ihrer Tochter verbieten will, auf eine Party zu gehen, weil ihre Tochter morgen eine Klassenarbeit schreibt und ausgeruht sein soll. Und die Tochter findet das gar nicht so toll.
Ein Antagonist muss auch nicht den ganzen Roman über Antagonist sein. Er kann es - wie im Beispiel mit Mutter und Tochter - auch nur mal für eine Szene sein.

Oder zwei Verliebte können auch Antagonisten sein, vor allem, wenn sie noch nicht so genau wissen, dass sie ineinander verliebt sind. Das ist z.B. so in Star Wars Episode IV, wo Han Solo und Prinzessin Leia sich gegenseitig kabbeln und so tun, als würden sie sich doof finden. Aber man merkt, dass sie eigentlich genau das Gegenteil empfinden.
Auch sie sind hier Antagonisten, zumindest in ihrem Subplot, auch wenn sie eigentlich auf derselben Seite stehen und gegen das Imperium kämpfen.

1 „Gefällt mir“

Yes - mir waren schon immer die tiefschichtigen Antagonisten die liebsten. Ein Bösewicht, der einfach nur böse ist, weil er eben böse ist, hat für mich wenig Reiz - selbst dann, wenn es sich um einen echten Gegenspieler und nicht um einen Antagonisten wie in deinem Mutter-Tochter-Beispiel handelt.

Generell liebe ich es, Antagonisten zu kreieren, deren Standpunkt nachvollziehbar wirkt und mit dem sich der eine oder andere Leser gar identifizieren könnte.

1 „Gefällt mir“

Ein Antagonist muss nicht per se eine Person sein. Es kann auch ein System sein, oder wie in deinem Fall die neue Umgebung mit neuen Gegebenheiten, etc.
Alles und jeder, der/die dem Protagonisten das Leben schwer macht, kann als Antagonist angesehen werden.

Tiefschichtig… :thinking:

Nachdem Karlchen asiatisch essen war und im Nachhinein bemerkte, dass es ihm nicht gut bekam, eilte er schnurstracks auf die Toilette. In Windeseile befreite er sich seiner Beinkleider und dankte dem Herrgott für die Erleichterung, die er darauf erfuhr. Doch da war etwas, dass bereitete ihm Sorgen. Etwas stimmte hier nicht, so ganz und gar nicht. Tief in seinem Innern fühlte er es. Längst verdrängte Gedanken gruben sich an die Oberfläche, um ihn erneut zu peinigen.
Karlchen erinnerte sich an diese dunklen Tage, die er voller Furcht verbrachte. An die Schlachten, die er geschlagen hatte, bis der Krieg sein Ende fand. Nicht immer war er erfolgreich, doch er hatte überlebt. Er hatte seinem ärgsten Feind wieder und wieder Paroli geboten. Aber jetzt, nach all der Zeit? Er blickte hinab, und da war er wieder. Wie konnte er ihn hier finden? Jetzt, wo dieser elende Krieg doch vorbei war. Ein leichtes Gefühl von Panik breitete sich aus, als er sich umsah. Nichts in der Nähe, womit er sich hätte retten können. Karlchen holte tief Luft. Er wollte schon, den Tränen nah, resignieren, doch da klopfte es plötzlich an Tür. Eine freundliche Stimme stellte sich kurz vor und bot Hilfe an. Es dauerte einen Moment, bis Karlchen sich wieder gefasst hat, aber dann nahm er die Hilfe dankend an.
Wieder blickte er nach unten, zu seinem Feind, und erinnerte sich an die schlimmen Dinge, die er dereinst hierfür tun musste. Ein kurzer, geübter Griff, und die Rollen waren gewechselt. Langsam führte er sich die abgezogene Papprolle vor die Augen, und ein Seufzen entfuhr ihm. Ein weiteres Mal hatte Karlchen seinen Feind bezwungen, wenn auch nur mit Glück. Und so verabschiedete er sich von diesem. Nicht mit Stolz oder Hochmut, nicht mit einem Lachen. Sondern in Demut. „Nie wieder.“ flüsterte er, und ging.

1 „Gefällt mir“

Ganz. Genau.
Es muss für den Leser möglich sein, das zu erspähen.
Ich habe vor, Brotkrumen zu verteilen. Die Twists sollen schon reinhauen, aber auch nicht vollkommen ein Hä? auslösen.
Was ich auch noch mache, sind Brotkrumen für die späteren Teile. Die Idee: wer es nochmals liest, entdeckt mehr.
Klingt schwierig? Ist es auch. Aber, lieber etwas schreiben und grandios scheitern, als etwas nie geschrieben zu haben :wink:

Was denkt ihr hierzu?

2 „Gefällt mir“

Find ich auch. In beiden Punkten.
:slight_smile: geht gar nicht anders!