Also, ich finde es schrecklich, wenn vom Betriebssystem her schon hunderte Shortcuts vergeben sind, von denen ich dann maximal 5% auch nutze. Denn was jemand braucht und was nicht, ist sehr individuell. Ich brauche z.B. die Funktion Datum und Uhrzeit einfügen überhaupt nicht und würde sie entsprechend auch nicht nutzen. Ich kann mich noch nicht einmal daran erinnern, jemals irgendwo eine aktuelle Uhrzeit eingefügt zu haben (kann mir ehrlich gesagt neben einer Protokollführung auch kein Anwendungsbeispiel vorstellen). Wäre dafür ein Shortcut OS-seitig vorbelegt, könnte ich diesen schon nicht problemlos nutzen, um eine Funktion auszuführen, die ich tatsächlich brauche. Shortcuts und Mausfunktionen sollte jeder individuell für sich einstellen.
Und das ist ja auch beinahe für alles möglich. Mit AppleScripts sind ja praktisch kaum Grenzen gesetzt und mit dem Automator ist auch für Laien eine einfache Nutzungsmöglichkeit gegeben.
Ein Betriebssystem muss nicht jede erdenkliche Funktion, allen Benutzern auf die Nase binden. Das führt zu einer unübersichtlichen Funktionsfülle, die die Gesamtnutzbarkeit beeinträchtigt. Wenn ich eine spezielle Funktion brauche - und selbst wenn sie in diesem Fall nicht so exotisch sein sollte, wie ich denke, ist sie jedenfalls speziell - dann muss ich mir diese eben einrichten.
Ich habe z.B. hier Spark installiert. Da kann ich mir jederzeit einen Shortcut einrichten, der mir Datum und Uhrzeit einfügt (sogar mit einem Tastendruck). Ich habe aber der Funktion eben keinen Shortcut zugewiesen, weil ich sie nicht benötige. Dafür habe ich z.B. einen, der meine Kontaktdaten gesamt und einzeln ausgibt, so dass ich mit einem Tastendruck meine Signatur überall anfügen kann oder Kontaktformulare ausfüllen kann.
Wer solche Funktionen benötigt, kann sich die jederzeit für sich einrichten, etwa mit Hilfe von Zusatzsoftware (z.B. Spark für Mac oder AutoHotKey für Windows).
Und dem allgemeinen Argument, ein Computer solle auch immer das tun, was er könne, würde ich auch nicht zustimmen. Es sollte immer dem Menschen überlassen sein, was er selber tun will und was er den Computer übernehmen lassen möchte. Und oft ist es durchaus sinnvoll, Dinge selbst zu tun, die der Computer eigentlich automatisch könnte. In Bezug auf Textverarbeitung finde ich etwa, dass AutoKorrektur- und AutoVervollständigen-Funktionen grausam sind. Ein langes Wort nicht selbst zu Ende zu tippen, sondern mit Eingabe zu bestätigen, hindert meinen Schreibfluss und bereits die Anzeige des vollständigen Wortes auf dem Bildschirm stört mich ungemein, weil ich in diesem Moment unterbewusst für eine Sekunde vom Schreib- in der Korrekturmodus wechsle. Und deswegen sage ich umgekehrt: Nicht alles was ein Computer kann, sollte man auch von diesem tun lassen. Wenn ein Mensch etwas tut, was auch der Computer tun könnte, wird er nicht automatisch zum Diener des Computers, er dient sich selbst. Der Computer umgekehrt sollte Diener des Menschen sein, welcher am Ende immer selbst entscheidet, ob er sich gerade dienen lassen möchte oder nicht.