Das ist wiederum eine sehr gute Beschreibung.
Die “Wucht des Eintritts” – um mal eine andere Ebene zu betreten – fällt in die Rubrik “Show don’t tell”.
jetzt mal konkret: Es gibt keine “Wucht des Eintritts”. Vielleicht noch einen “wuchtigen Eintritt”, aber auch da würd ich jeden, egal ob Volontär, Redakteur, Chefredakteur oder Korrektor fragen, ob er die wenigen Tassen im Schrank noch in der richtigen Reihenfolge hat.
Aber wie gesagt. Gehört eigentlich nicht hierher. Und ich möchte niemanden zu nahe, geschweige denn auf die Füße treten.
Durch die Wucht ist ja eigentlich nichts anderes als die Intensivität gemeint, mit der jemand in einen Raum hineintritt.
Nur ein Beispiel aus der Schule: Wenn ich als Lehrer das erste Mal eine neue Klasse betrete, dann nehmen mich die Schülerinnen und Schüler so wahr, wie ich den Raum betrete.
Das kann ich selbstbewusst oder eher verhuscht tun, entweder ich komme rein und nehme direkt Kontakt mit den Schülern auf, auf die Weise, dass sie merken, ich bin jetzt der neue Lehrer, also klar und selbstbewusst. Oder ich komme so, dass ich einen unsicheren Eindruck erwecke.
Wenn ich dann noch mit Schwung die Tür öffne, würde das die Präsenz noch unterstreichen.
Dann würde ich von einer Wucht sprechen, einem wuchtigen Eintritt in den Raum.
Hm, ich verstehe nicht, was an der Wucht des Eintritts nicht in Ordnung ist.
Maradin ist verflucht und wird ab und zu von Dämonen heimgesucht. Er ist am Morgen sehr schwach, schickt Lunara aber doch in ihr Zimmer zum Lernen, weil er in Ruhe in der Bibliothek seiner Arbeit nachgehen will.
Irgendwann bekommt Lunara so schreckliche Angst um ihn (gut, sie merkt auch, dass etwas anders ist als sonst, aber das führt hier zu weit), sie rennt durch das Schloss und reißt die schwere Tür der Bibliothek auf (und wenn so eine Tür mal in Fahrt ist …). Ich habe schon das ganze Buch lang beschrieben, dass die Geräusche dieser Tür sehr laut sind, und sich Lunara immer bemüht, sie leise aufzumachen (was unmöglich ist). Hier ist ihr das vollkommen egal. Sie sorgt sich nur um ihren Meister (genaue Fortsetzung nach obigem Zitat):
»Es geht dir gut?«, keuche ich außer Atem.
»Natürlich. Ich habe dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen machen musst.«
»Es geht dir gut.« Meine Lippen verziehen sich zu einem erleichterten Lächeln, während sich meine Augen mit Tränen füllen. »Es geht dir wirklich gut?«
»Aber ja!« Er legt das Buch auf den Schreibtisch, kommt zu mir und nimmt mich in die Arme. »Es geht mir wirklich gut.«
Die Dämonen sind halt immer auf dem Sprung. Aber Maradin hat sie mit seinen Hausmittelchen (Würzwein und heiße Ingwerbäder) eigentlich ganz gut im Griff.
Ich geb dir recht, wenn ich nur diesen Satz geschrieben hätte. Aber sie ist vorher schon durch das halbe Schloss gerannt und hat die schwere Tür der Bibliothek geöffnet. Das kann ich aber nicht ganz so jugendfrei hier wiedergeben, weil sie noch ein paar, ähm, Anmerkungen dazwischen wirft, während sie durch das Schloss eilt.
Wenn du der Meinung bist dass du genug Show betrieben hast, ist die Begründung warum er zusammenschrickt unnötig (durch die Wucht meines Eintritts). Dann kann der Satz auch direkt mit “Er schrickt zusammen” anfangen.
Da hast du auch wieder recht. Aber ich finde, dass es sich dann nicht so flüssig liest. Ich schreib mir mal ne Bemerkung an den Rand und guck bei der Revision nochmal.
…
Jetzt „schrickt“ er wieder Es ist wirklich nicht einfach mit der deutschen Sprache
Was ist das Problem bei “Wucht des Eintritts”?
Für mich ist es einfach die Genitivform und das andere die Adjektiv-Form. Beides kann ich nehmen, ich finde, hier kommt es ganz auf den Geschmack an, welcher Form ich den Vorzug gebe. Wir können natürlich aus jeder Formulierung erstmal eine Doktorarbeit machen, aber dann kämen wir nie an ein Ende, geschweige denn zum Abschluss eines Buches.
ich fürchte, das ist auch so ein Thema, bei dem du fünf Leute fragst und acht verschiedene Meinungen bekommst ;).
Angenehmer oder auch einprägsamer, je nach dem, was man gerade vorhat, Lesefluß steht für mich in vielen Fällen vor den diversen Schreibgesetzen, die man imho eh nicht als in Ewigkeitsbeton zementiert betrachten sollte. Wenn sich der Satz für dich so am besten anhört - und die Grammatik in Ordnung ist - dann pfeif auf Show don’t Tell und laß ihn so.
ich muss und möchte mich für meine Formulierung entschuldigen, aber ganz ehrlich - einen “wuchtigen Eintritt” gibt es einfach nicht. Natürlich weiß ich, was du meinst. Aber die Formulierung ist derart unglücklich und steht in jeder Zeitungsredaktion auf dem Index. Und nur, weil sie in einem Roman gebraucht werden soll, wird sie - tut mir leid - nicht besser.
Das gilt übrigens für viele andere Formulierungen ebenfalls. Lasst euch mal in einer Redaktion eine Unwortliste zeigen. Davon kann man als Autor durchaus profitieren.
Immerhin sollte man als Schriftsteller durchaus auch die Pflege der Sprache als ein Ziel vor Augen haben.
Hallo Ben Vart,
ich vergleiche gerade den wuchtigen Eintritt, wobei wir jetzt wohl alle wissen was wir meinen;), mit einer scharfen Flanke im Fußball. Da stellt sich mir die Frage, ob der Spieler kurz bevor er den Ball schießt noch schnell etwas Pfeffer oder Cillipulver draufgestreut hat, um die Flanke scharf zu machen.
Ich glaube, beides fällt in die gleiche Kategorie des Schreibens.
Das ist wohl was dran. Aber über Sportreporter will ich mich gar nicht erst auslassen.
Ben, du hast zwar eigentlich recht, trotzdem zeichnet ein ‘wuchtiger Eintritt’ die Situation hier recht gut. Das Kopfkino springt an und man kann sich eine Menge drunter vorstellen, deswegen hat er hier seine Berechtigung (finde ich).
Ein Roman soll ja schließlich in erster Linie unterhalten, da hat man bei den Kunstgriffen auch mehr Spielraum als beim Journalismus.
Nee, lassen wir lieber, da fällt mir manchmal auch wirklich nichts mehr zu ein.
Ja, da hast du recht. Und ich werde es noch ein paarmal revidieren, so wie ich mich kenne …
Ich habe wirklich vor, das Ding jetzt zu Ende zu schreiben. Das wäre dann das erste Buch, unter das ich ein ENDE setze Und da freu ich mich schon drauf Auch wenn ich es gar nicht preisgeben und eigentlich nur unter Pseudonym veröffentlichen kann… hust
Aber mittlerweile sind mir die beiden Protagonisten so ans Herz gewachsen, dass es mir schon gar nichts mehr ausmacht in diesem Genre zu schreiben.
Oh, nur immer her mit der Unwortliste Das ist mal gut, dass jemand von der Zeitung sich noch Mühe macht, ordentlichen Text zu fabrizieren. Was ich manchmal in unserem Lokal-Blättl lesen muss, lässt mich oft genug erschauern. Da ist „Die Wucht meines Eintritts“ noch das kleinere Übel.
Und es ist so wie @Yoro es sagt: Frag 5 Leute und du bekommst 8 Meinungen. Manchmal liegt es auch am Gefallen oder Nicht-Gefallen und da hat jeder einen anderen Geschmack. Noch ist es ja ein Draft. Und ich hoffe, ich finde einen Verlag mit angeschlossenem Lektorat. Da kommt ja alles auf jeden Fall noch einmal auf den Prüfstand.
Joa, gerade aus dem Lektorat kommend kann ich sagen, dass zumindest mein Lektor solche unnötigen Erklärungen anmoniert hat. Alle.
Man soll dem Leser nicht alles vorkauen. Ist es nötig, war man zu faul, ist es nicht nötig, kann es weg. Genauso wie 95% aller Partizipien und Relativsätze.
Wow! Glückwunsch für’s Lektorat! Wann erscheint dein Buch? Wie wird es heißen? Und wo bist du untergekommen?
Ich hab mir einen selbstständigen Lektor gesucht. Als jemand außerhalb des Metiers ohne Referenzen halte ich es für unwahrscheinlich dass ich tatsächlich verlegt werde, aber das bedeutet ja nicht, dass ich nicht trotzdem mein bestes geben kann und da gehört mMn ein Lektor dazu.
Ui! Im Lotto gewonnen? Einen freien Lektor kann man sich doch als Autor nur sehr schwer leisten. Respekt!
Nachdem ich die Preise von Lektoren studiert habe, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass Selfpublishing für mich erst in der zweiten Liga spielt. Denn ein Lektorat will ich auf jeden Fall. Ich versuche erst einmal, bei Kleinverlagen zu landen und werde deshalb dieses Jahr wahrscheinlich auf meine geliebte Samstag-Reise zur Frankfurter Buchmesse verzichten und das erste Mal auf die BuCon ( http://buchmessecon.info/ ) gehen Außerdem hoffe ich, dort ein paar Schreiberling-Bekanntschaften mal in real life zu sehen, die ich durch das Internet kennengelernt habe.
Besser meiner Meinung nach: ‘fährt er erschrocken zusammen’
Denn: ‘er ist erschrocken und er fährt zusammen’
Also der Inifnitiv ist: zusammenschrecken. Daraus ergibt sich dann die Form, die für dich am besten klingt (da ja wohl -regional unterschiedlich empfunden - beides möglich ist).