Aber wenn es sich um einen Kurs an der VHS handeln würde, könnte ich den auch nicht einfach so spontan verschieben. Ich könnte ihn zwar ausfallen lassen, aber dann müsste ich mich fragen, wozu ich das Geld für diesen Kurs bezahlt habe und ob ich ihn überhaupt noch machen möchte. Warum sollte es beim Schreiben anders sein, nur weil ich das ohne Kurs mache?
Ich finde das falsch ausgedrückt. So würde ich es nie darstellen.
Ich würde eher in den Terminkalender schauen und sagen, sorry, aber da steht schon ein Termin drin. Das kann der Kirchenchor sein, der Schwimmverein oder meine Schreibsession. Dann ist dieser Termin eben schon vergeben.
Wenn ich Zeit habe, kann ich natürlich zusagen.
Ganz gleich, was es konkret ist. Eine Partnerschaft, bei der mein Partner einen Termin buchen muss, geht für mich nicht.
Gefühlskälte durch und durch und vielleicht schon wieder die nächste Romanidee? Zwei smarte Kühlschränke treffen auf eine nervige Mikrowelle … hiiiihhhhaaaahaaa
Das Beispiel im von AndreasW war, nicht an einem Wochenendurlaub in den Bergen teilzunehmen.
Meiner Meinung nach kann man für so einen Urlaub sogar einen VHS-Kurs ausfallen lassen, erst recht das Schreiben auf andere Zeiten verschieben.
Wahrscheinlich bin ich in dem Punkt überempfindlich, weil ich als Kind immer dachte, mein Vater hätte den Fernseher lieber als mich. Die geheiligte Tagesschau oder Sportschau einmal nicht zu gucken (damals hatten wir keinen Videorekorder), war für ihn nie in Frage gekommen. Und wehe, wenn wir Kinder im großen Wohnzimmer spielen wollten, während im Fernsehen ein Fußballspiel lief…
Nö. Ich sehe das auch so. Zwischenmenschliches hat oberste Priorität.
Nirgendwo habe ich von einer Garantie gesprochen. Allerdings frage ich mich, von welchen Personen dann Hobbys, Vereine und Sportclubs betrieben werden. Wenn Dein Job Deine Priorität war und Du 20 Jahre brauchtest, dass zu korrigieren, tut mir das leid.
Ein Angestelltenverhältnis kann (im Normalfall) finanzielle Rückendeckung bieten, um z.B. Leistungssport zu betreiben. Oder Spaß am Schreiben zu haben.
Bei meiner nichtselbständigen Arbeit hatte ich eine 41,5-Stunden-Woche und drei Stunden Pendelfahrten pro Tag, wenn alles glatt ging. Vier Stunden pendeln pro Tag war nicht selten. Da hätte ich weder Zeit noch Kraft für ein zeitraubendes Hobby gehabt, auch ohne Überstunden nicht.
Ja. Es hat eine Weile gedauert bis ich wach geworden bin. Das Erwachen war umso schöner.
Mal ein anderer Aspekt:
Für die meisten Menschen haben Hobbys Anderer unterschiedliche Wertigkeiten. Je nach dem werden sie als Grund für eine Ablehnung bspw. akzeptiert oder auch nicht. Schreiben fällt da gerne in die Rubrik exzentrisch/esoterisch/nicht ernstzunehmen.
Fall 1:
Person A: “Kommst du morgen mit in die Stadt?”
Person B: “Nee, geht nicht, wir spielen Fußball.”
Person A: "Ach so. Gegen wen spielt ihr denn?
Fall 2:
Person A: “Kommst du morgen mit in die Stadt?”
Person B: “Nee, ich wollte an meinem Roman weiterschreiben.”
Person A: “Ach, komm, du und deine Spielereien. Das kannst du doch auch ein andermal machen.”
Im Allgemeinen (Ausnahmen gibt’s ja immer) scheinen zu den “ernsthaften” Hobbys Sport, Gartenarbeit, Heimwerker-Projekte und Kuchen backen zu zählen, Schreiben, Computerspiele oder meinetwegen Horoskope erstellen gelten eher als “minderwertig”.
Habt ihr solche Erfahrungen auch schon gemacht?
In den Ferien finden VHS-Kurse nicht statt. Und außerhalb der Ferien kann ich nicht weg. So flexibel ist mein Job nicht.
Das heißt, du lässt sofort alles stehen und liegen, wenn dein Partner ruft?
Ich fand die Idee von Qualitätszeit vor Quantität immer eine ganz gute Lösung …
Es ging doch um einen Wochenendausflug oder nicht. Das Wochenende benötigt keine Ferien. Es geht von Freitag nachmittag bis Sonntag Nacht.
Je nachdem, womit er mich lockt …
Es müsste halt besser sein als Schreiben …
Vor einiger Zeit habe ich einen Bericht über eine Frau gelesen, die ihre Familie aufgegeben hat, weil ihr das Schreiben wichtiger war. Engel töten nannte sie das.
Mich hat das traurig gestimmt. Vor allem wegen der Kinder.
Auch wenn es sich banal anhört: Alles hat seinen Preis. Was man opfern will muss jeder für sich entscheiden.
Kommt immer drauf an, mit wem man spricht.
Den Sport, den ich jahrelang ausgeübt hatte, hatten viele Bekannte nicht ernstgenommen und mir gegenüber als “Spielerei” bezeichnet.
Wenn ich in deinen Beispielen Person A wäre, würde ich beim Fußballspiel denken: “Okay, fester Termin, seine Mannschaft verlässt sich auf ihn, das kann er nicht verschieben.” Beim Romanschreiben genau wie beim Heimwerken oder Kuchenbacken würde ich denken “Da kann er sich die Zeiten doch frei aussuchen, das ist nur ein Vorwand, weil er nicht mit mir in die Stadt will.”
Es ist ein Irrglaube, dass man als Selbstständige mehr Freizeit hat. Das Gegenteil ist der Fall. Man kann nicht einfach was „sausen“ lassen, weil man grad keinen Bock hat.
Man hat Verantwortung den Mitarbeitern und Kunden gegenüber. Und natürlich ist es auch eine finanzielle Frage.
Mein Mann und ich sind selbst und ständig. Alles unter einen Hut zu bekommen ist oft nicht einfach.
Das gibt es aber auch aus anderen (beruflichen) Gründen, nicht nur wegen des Schreibens. Und was die Kinder angeht - irgendwie scheinen wir immer noch zu glauben, Kinder seien bei der Mutter besser aufgehoben als beim Vater. Aber das muss von Fall zu Fall entschieden werden. Wenn ein Mann die Familie verlässt (nicht mal wegen des Schreibens, sondern “nur” wegen einer neuen Partnerin oder aus anderen Gründen), wird das von der Gesellschaft oft nicht als so schlimm wahrgenommen, wie wenn die Frau geht. Die ist dann gleich eine Rabenmutter.
Annalena Baerbock überlässt ihre Kinder auch weitgehend ihrem Mann. Auch wenn die beiden noch zusammen sind, dürften die Kinder ihre Mutter hauptsächlich auf dem Fernsehbildschirm zu Gesicht bekommen. Heißt das jetzt, dass Frauen keine Karriere machen dürfen? Ich würde über die Frau aus dem Bericht jedenfalls nicht vorschnell urteilen wollen. Die Kinder können immer noch Kontakt zu ihrer Mutter haben. Und die Wortwahl aus dem Bericht würde ich auch gerne hinterfragen wollen. Was heißt “aufgeben”? In den Medien wird so etwas gerne hochgepuscht, um Emotionen zu erzeugen. Fair ist das nicht immer.
Völlig richtig @Pamina22
Die Gründe sind vollkommen unerheblich.
Die Frau hatte keine Lust mehr, mit den Kindern zu spielen. Das hat mich traurig gestimmt. Und sie verlässt ja auch ihren Partner.
Na ja, man gründet eine Familie und dann hat man keine Lust mehr?
Ich will die Frau nicht verurteilen und kenne ihre Hintergründe nicht, trotzdem finde ich es schade.
Ich habe echt Glück mit meinem Partner. Da klingt das so: „Was machst du denn da? Lass den Abwasch, das mache ich. Du gehst jetzt schreiben! Willst du einen Tee?“
Ansonsten sage ich auch schon mal was ab mit „Geht leider nicht, habe schon was vor“. Ich muss das ja nicht erklären. Hingegen muss ich immer wieder erklären, wann denn nun mein Buch erscheint.